rum befleisset sich eine künfftige Braut Christi auch schon im Stand der Natur zu seyn nach dem Gesetz unträflich a; mithin sich durch un- vernünfftiges, boßhafftes Thun nicht zu beflecken, noch durch jemands Beleydigung Schuld auf sich zu laden, wer unterm Gesetz ge- treu ist, wird desto eher ins Gnaden-Reich befördert, wie Corne- lius sich in allem Guten ernstlich übete, darauf empfienge er durchs Evangelium den Heil. Geist, denn in allerley Völckern, wer GOtt förchtet und Gerechtigkeit thut, ist ihm angenehm b. Woran es in diesen Zeiten manchem Schein-Frommen fehlet, die auch wol lü- stern werden über die Güter des Himmelreichs, werden aber nur mit dem Glast empfindlicher Süßigkeiten abgespeiset, eben wie sie JE- sus mit dem äusseren Schein des Lesens, Betens, Singens abspei- sen wollen, und ihme dadurch die Schätze seiner Liebe abzustehlen gedencken, wann sie etwa an einer Rebecca etwelche wesentliche Stück des Braut-Schmucks sehen; so ist auch die Liebe, die sie ge- gen die Boten Christi zu beweisen scheinen, nicht aus der lautern Quell des Heil. Geistes geschöpfft wie hell und klar Wasser, sondern sie ist sehr trüb und quillet aus einem eigenliebigen, vortheilhaffti- gen, eigennützigen, falschen Hertzen; wo sie nicht Ruhm, Gegen- Lieb, Nutz, Vergeltung, Lohn findet, da ist man undienstbar, man verbirget sich vor seinem Fleisch und haltet die Gaabe zurück: Man steiget nicht hinab ins dunckele der Selbst-Verlaugnung wie die künff- tige Braut des Lamms thut (zumalen Gold, Edelgestein und Per- len, woraus das neu Jerusalem als das Weib des Lamms Apoc. 21. bestehet, in tieffen Oertern gefunden werden) sie vernichtiget und er- niedriget sich, wird mit Christo begraben Rom. 6. und der Welt unsichtbar und unbekannt, wie ein Hinabsteigender den Menschen, die auf Erden wohnen, aus den Augen kommt: Trifft sie nun den Brunnen an, so nimmet sie nicht nur etwa ein Tröpffgen, sondern füllet den Krug; Sie haltet an und ob sie ein wenig in andern Ge- schäfften ruhet, so setzt sie immer aufs frische an, biß sie voll Glau- ben, Liebe und Heil. Geistes ist. Alsdann steigt sie mit Freuden herauf. Sie erscheinet als ein untadelich und unsträfflich Kind GOt- tes unter dem ungeschlachten und verkehrten Geschlecht, und lasset
das
aPhil. III.
bAct. X. 35.
mit ſeiner Braut der Kirche.
rum befleiſſet ſich eine kuͤnfftige Braut Chriſti auch ſchon im Stand der Natur zu ſeyn nach dem Geſetz untraͤflich a; mithin ſich durch un- vernuͤnfftiges, boßhafftes Thun nicht zu beflecken, noch durch jemands Beleydigung Schuld auf ſich zu laden, wer unterm Geſetz ge- treu iſt, wird deſto eher ins Gnaden-Reich befoͤrdert, wie Corne- lius ſich in allem Guten ernſtlich uͤbete, darauf empfienge er durchs Evangelium den Heil. Geiſt, denn in allerley Voͤlckern, wer GOtt foͤrchtet und Gerechtigkeit thut, iſt ihm angenehm b. Woran es in dieſen Zeiten manchem Schein-Frommen fehlet, die auch wol luͤ- ſtern werden uͤber die Guͤter des Himmelreichs, werden aber nur mit dem Glaſt empfindlicher Suͤßigkeiten abgeſpeiſet, eben wie ſie JE- ſus mit dem aͤuſſeren Schein des Leſens, Betens, Singens abſpei- ſen wollen, und ihme dadurch die Schaͤtze ſeiner Liebe abzuſtehlen gedencken, wann ſie etwa an einer Rebecca etwelche weſentliche Stuͤck des Braut-Schmucks ſehen; ſo iſt auch die Liebe, die ſie ge- gen die Boten Chriſti zu beweiſen ſcheinen, nicht aus der lautern Quell des Heil. Geiſtes geſchoͤpfft wie hell und klar Waſſer, ſondern ſie iſt ſehr truͤb und quillet aus einem eigenliebigen, vortheilhaffti- gen, eigennuͤtzigen, falſchen Hertzen; wo ſie nicht Ruhm, Gegen- Lieb, Nutz, Vergeltung, Lohn findet, da iſt man undienſtbar, man verbirget ſich vor ſeinem Fleiſch und haltet die Gaabe zuruͤck: Man ſteiget nicht hinab ins dunckele der Selbſt-Verlaugnung wie die kuͤnff- tige Braut des Lamms thut (zumalen Gold, Edelgeſtein und Per- len, woraus das neu Jeruſalem als das Weib des Lamms Apoc. 21. beſtehet, in tieffen Oertern gefunden werden) ſie vernichtiget und er- niedriget ſich, wird mit Chriſto begraben Rom. 6. und der Welt unſichtbar und unbekannt, wie ein Hinabſteigender den Menſchen, die auf Erden wohnen, aus den Augen kommt: Trifft ſie nun den Brunnen an, ſo nimmet ſie nicht nur etwa ein Troͤpffgen, ſondern fuͤllet den Krug; Sie haltet an und ob ſie ein wenig in andern Ge- ſchaͤfften ruhet, ſo ſetzt ſie immer aufs friſche an, biß ſie voll Glau- ben, Liebe und Heil. Geiſtes iſt. Alsdann ſteigt ſie mit Freuden herauf. Sie erſcheinet als ein untadelich und unſtraͤfflich Kind GOt- tes unter dem ungeſchlachten und verkehrten Geſchlecht, und laſſet
das
aPhil. III.
bAct. X. 35.
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[1231/1327]
mit ſeiner Braut der Kirche.
rum befleiſſet ſich eine kuͤnfftige Braut Chriſti auch ſchon im Stand der
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vernuͤnfftiges, boßhafftes Thun nicht zu beflecken, noch durch jemands
Beleydigung Schuld auf ſich zu laden, wer unterm Geſetz ge-
treu iſt, wird deſto eher ins Gnaden-Reich befoͤrdert, wie Corne-
lius ſich in allem Guten ernſtlich uͤbete, darauf empfienge er durchs
Evangelium den Heil. Geiſt, denn in allerley Voͤlckern, wer GOtt
foͤrchtet und Gerechtigkeit thut, iſt ihm angenehm b. Woran es
in dieſen Zeiten manchem Schein-Frommen fehlet, die auch wol luͤ-
ſtern werden uͤber die Guͤter des Himmelreichs, werden aber nur mit
dem Glaſt empfindlicher Suͤßigkeiten abgeſpeiſet, eben wie ſie JE-
ſus mit dem aͤuſſeren Schein des Leſens, Betens, Singens abſpei-
ſen wollen, und ihme dadurch die Schaͤtze ſeiner Liebe abzuſtehlen
gedencken, wann ſie etwa an einer Rebecca etwelche weſentliche
Stuͤck des Braut-Schmucks ſehen; ſo iſt auch die Liebe, die ſie ge-
gen die Boten Chriſti zu beweiſen ſcheinen, nicht aus der lautern
Quell des Heil. Geiſtes geſchoͤpfft wie hell und klar Waſſer, ſondern
ſie iſt ſehr truͤb und quillet aus einem eigenliebigen, vortheilhaffti-
gen, eigennuͤtzigen, falſchen Hertzen; wo ſie nicht Ruhm, Gegen-
Lieb, Nutz, Vergeltung, Lohn findet, da iſt man undienſtbar, man
verbirget ſich vor ſeinem Fleiſch und haltet die Gaabe zuruͤck: Man
ſteiget nicht hinab ins dunckele der Selbſt-Verlaugnung wie die kuͤnff-
tige Braut des Lamms thut (zumalen Gold, Edelgeſtein und Per-
len, woraus das neu Jeruſalem als das Weib des Lamms Apoc. 21.
beſtehet, in tieffen Oertern gefunden werden) ſie vernichtiget und er-
niedriget ſich, wird mit Chriſto begraben Rom. 6. und der Welt
unſichtbar und unbekannt, wie ein Hinabſteigender den Menſchen,
die auf Erden wohnen, aus den Augen kommt: Trifft ſie nun den
Brunnen an, ſo nimmet ſie nicht nur etwa ein Troͤpffgen, ſondern
fuͤllet den Krug; Sie haltet an und ob ſie ein wenig in andern Ge-
ſchaͤfften ruhet, ſo ſetzt ſie immer aufs friſche an, biß ſie voll Glau-
ben, Liebe und Heil. Geiſtes iſt. Alsdann ſteigt ſie mit Freuden
herauf. Sie erſcheinet als ein untadelich und unſtraͤfflich Kind GOt-
tes unter dem ungeſchlachten und verkehrten Geſchlecht, und laſſet
das
a Phil. III.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1327>, abgerufen am 22.11.2024.
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