unüberwindlichsten, allerdurchläuchtigsten Beherrscher und Monar- chen der gantzen Welt aufzuwarten und Beförderungen an seinem himmlischen Hofe zu hoffen, und in eine Familien von so hohem Stande zu heurathen; demnach wird Christi Geist nicht immerdar klagen müssen: O Jerusalem, Jerusalem, wie offt habe ich um dei- ne Kinder Anwerbung thun lassen um sie bey mir zu haben, unter meiner Regierung und ihnen zu geben die Herrlichkeit die mir mein Vatter gegeben hat, aber ihr Elteren, Geschwisterte, Freund und Verwandte habt nicht gewollt. Nein! dann es wird die Zeit kom- men daß man die Propositionen und Anträgen von Göttlicher Freund- schafft günstig und mit tieffem Respect annehmen wird; wohl weit anders als jetz, da mans zwar mit etwelcher Belustigung anhöret, den Gehorsam des Glaubens aber aufschiebet biß auf gelegnere Zeit, nachdem man sich fein brav mit denen Welt-Trebern gesättiget ha- be: Denn ob man schon eine Evangelische Bottschafft mit allen Um- ständen höret, wie hier Laban und Bethuel, so will man dennoch nicht erkennen daß es vom HErren komme wie 1 Thes. 2, 13. sondern man schreibts menschlichen Zufällen, Geschicklichkeit, Paßionen und Affecten zu; es muß alles so ohngeferd geschehen, geredt, gethan seyn; ihrem Beduncken nach hat GOTT seine Hand nirgend inn, und kommt weder Böses noch Gutes vom HErren; Daher bringet ihre Vernunfft tausend Bedencklichkeiten dargegen auf: wie ruhig aber ihr Gewissen solches Abschlags oder welches eben so schlimm ist, Aufschubs halben seyn werde; erfähret mancher mit Ach und Wehe beym Abschied und im Gericht; alsdann siehet man wider wen man geredt habe und daß die Sache, der Zuspruch und Ermahnung, Warnung, Anerbietung, Einladung vom HErren hergekommen; wann irrdische Absichten das Gemüth nicht mehr also benebeln kön- nen, nach dem die Schatten der Welt vor ihren Augen verschwun- den. O dann seliges Filadelfia; da das Wort von Christi Liebe mehr giltet!
Das
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
unuͤberwindlichſten, allerdurchlaͤuchtigſten Beherrſcher und Monar- chen der gantzen Welt aufzuwarten und Befoͤrderungen an ſeinem himmliſchen Hofe zu hoffen, und in eine Familien von ſo hohem Stande zu heurathen; demnach wird Chriſti Geiſt nicht immerdar klagen muͤſſen: O Jeruſalem, Jeruſalem, wie offt habe ich um dei- ne Kinder Anwerbung thun laſſen um ſie bey mir zu haben, unter meiner Regierung und ihnen zu geben die Herrlichkeit die mir mein Vatter gegeben hat, aber ihr Elteren, Geſchwiſterte, Freund und Verwandte habt nicht gewollt. Nein! dann es wird die Zeit kom- men daß man die Propoſitionen und Antraͤgen von Goͤttlicher Freund- ſchafft guͤnſtig und mit tieffem Reſpect annehmen wird; wohl weit anders als jetz, da mans zwar mit etwelcher Beluſtigung anhoͤret, den Gehorſam des Glaubens aber aufſchiebet biß auf gelegnere Zeit, nachdem man ſich fein brav mit denen Welt-Trebern geſaͤttiget ha- be: Denn ob man ſchon eine Evangeliſche Bottſchafft mit allen Um- ſtaͤnden hoͤret, wie hier Laban und Bethuel, ſo will man dennoch nicht erkennen daß es vom HErren komme wie 1 Theſ. 2, 13. ſondern man ſchreibts menſchlichen Zufaͤllen, Geſchicklichkeit, Paßionen und Affecten zu; es muß alles ſo ohngeferd geſchehen, geredt, gethan ſeyn; ihrem Beduncken nach hat GOTT ſeine Hand nirgend inn, und kommt weder Boͤſes noch Gutes vom HErren; Daher bringet ihre Vernunfft tauſend Bedencklichkeiten dargegen auf: wie ruhig aber ihr Gewiſſen ſolches Abſchlags oder welches eben ſo ſchlimm iſt, Aufſchubs halben ſeyn werde; erfaͤhret mancher mit Ach und Wehe beym Abſchied und im Gericht; alsdann ſiehet man wider wen man geredt habe und daß die Sache, der Zuſpruch und Ermahnung, Warnung, Anerbietung, Einladung vom HErren hergekommen; wann irrdiſche Abſichten das Gemuͤth nicht mehr alſo benebeln koͤn- nen, nach dem die Schatten der Welt vor ihren Augen verſchwun- den. O dann ſeliges Filadelfia; da das Wort von Chriſti Liebe mehr giltet!
Das
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
unuͤberwindlichſten, allerdurchlaͤuchtigſten Beherrſcher und Monar-
chen der gantzen Welt aufzuwarten und Befoͤrderungen an ſeinem
himmliſchen Hofe zu hoffen, und in eine Familien von ſo hohem
Stande zu heurathen; demnach wird Chriſti Geiſt nicht immerdar
klagen muͤſſen: O Jeruſalem, Jeruſalem, wie offt habe ich um dei-
ne Kinder Anwerbung thun laſſen um ſie bey mir zu haben, unter
meiner Regierung und ihnen zu geben die Herrlichkeit die mir mein
Vatter gegeben hat, aber ihr Elteren, Geſchwiſterte, Freund und
Verwandte habt nicht gewollt. Nein! dann es wird die Zeit kom-
men daß man die Propoſitionen und Antraͤgen von Goͤttlicher Freund-
ſchafft guͤnſtig und mit tieffem Reſpect annehmen wird; wohl weit
anders als jetz, da mans zwar mit etwelcher Beluſtigung anhoͤret,
den Gehorſam des Glaubens aber aufſchiebet biß auf gelegnere Zeit,
nachdem man ſich fein brav mit denen Welt-Trebern geſaͤttiget ha-
be: Denn ob man ſchon eine Evangeliſche Bottſchafft mit allen Um-
ſtaͤnden hoͤret, wie hier Laban und Bethuel, ſo will man dennoch
nicht erkennen daß es vom HErren komme wie 1 Theſ. 2, 13. ſondern
man ſchreibts menſchlichen Zufaͤllen, Geſchicklichkeit, Paßionen und
Affecten zu; es muß alles ſo ohngeferd geſchehen, geredt, gethan
ſeyn; ihrem Beduncken nach hat GOTT ſeine Hand nirgend inn,
und kommt weder Boͤſes noch Gutes vom HErren; Daher bringet
ihre Vernunfft tauſend Bedencklichkeiten dargegen auf: wie ruhig
aber ihr Gewiſſen ſolches Abſchlags oder welches eben ſo ſchlimm iſt,
Aufſchubs halben ſeyn werde; erfaͤhret mancher mit Ach und Wehe
beym Abſchied und im Gericht; alsdann ſiehet man wider wen man
geredt habe und daß die Sache, der Zuſpruch und Ermahnung,
Warnung, Anerbietung, Einladung vom HErren hergekommen;
wann irrdiſche Abſichten das Gemuͤth nicht mehr alſo benebeln koͤn-
nen, nach dem die Schatten der Welt vor ihren Augen verſchwun-
den. O dann ſeliges Filadelfia; da das Wort von Chriſti Liebe mehr
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1310>, abgerufen am 21.11.2024.
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