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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
gen angenehm seyn wie er: so wirst du selig und GOttes Wunder
an dir und den Deinigen erfahren; wie sich Abraham erfreuet den
Tag Christi zu sehen, und wie genau GOTT auf ihn acht habe, an
sich und den Seinen erfahren; wovon Jsaacs Heurath eine ausneh-
mend herrliche Prob ist, so wohl als es auch dein eigene Heurath seyn
wird; ja dein gantzes Leben wird ein aneinander hangendes Wun-
der seyn und Zeugniß daß nicht zu Schanden werden alle, die
auf den HERREN harren, und seinen Nahmen anruffen. Hal-
lelujah!

§. 2. Bißweilen gehets also, daß der Ehestand ein Wehestand ist,Ehestand
Wehe-
stand.

(zumahlen es wenig Jsaac und Rebecca auf der weiten Erden hat)
in dem ein Ehegatt dem andern nichts als Sorge und Hertzenleid
macht, wenn der Mann an statt eines Weinstocks, einen Dorn-
busch, oder wenn das Weib für einen Feigenbaum eine herben, sau-
ren, wilden Aepfelbaum bekommt und sich betrübt, wenn sie ihres
Hauses Spitze wieder siehet, darinn sie die Hölle miteinander bauen.
Hievon muß ich im Vorbeygang einen kleinen Bericht ertheilen,
wie sich zu verhalten mit Lehr-Gedichten und Exempeln.

Manches, wenn es nach Wunsch verehlichet und in Uberfluß ge-
setzt ist, wird arm an Demuth, Gottsforcht, Andacht, Keusch-
heit, Glauben, Gebet, Liebe GOttes und des Nächsten, und
gehet ewig zu Grund; Da hingegen ein gutes Hauß-Creutz das Chri-
stenthum mächtig bessert. Der geplagte und gedruckte Ehegatt su-
chet den Frieden im Hertzen, wo es im Hause keinen haben kan;
ich meine die Vergnügung in GOtt, den Frieden deß Willens mit
der täglichen Plag; es vermählet sich mit dem Creutz, freuet sich des-
selben, so gut es kan, ja es umfasset das Creutz als seine liebe
Braut; allermassen kein Unglück in der Stadt ist, das der HErr
nicht thue a. Jn dem es dieser ruhigen, seligen Zufriedenheit in
allen Widerlichkeiten nachjagt, so jagt es gleich mit der Heiligung
nach und findet die Pforte zum Anschauen GOttes b. Wann er jeNutz des
Creutzes
im Ehe-
stand er-
läutert mit
einem
Beyspiel.

den freundlichen Christum kennet, ihm glaubet und folget, und bey
ihme Rath und Trost suchet, auch ihm höchstens gefallen will.

§. 3. Man erzehlt, da JESUS unser HERR auf der Stras-
se gewandert, seyen ein paar seiner Jüngern voraus gangen und

haben
a Amos III. 6. Thren. III. 38.
b Hebr. XII. 14.
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mit ſeiner Braut der Kirche.
gen angenehm ſeyn wie er: ſo wirſt du ſelig und GOttes Wunder
an dir und den Deinigen erfahren; wie ſich Abraham erfreuet den
Tag Chriſti zu ſehen, und wie genau GOTT auf ihn acht habe, an
ſich und den Seinen erfahren; wovon Jſaacs Heurath eine ausneh-
mend herrliche Prob iſt, ſo wohl als es auch dein eigene Heurath ſeyn
wird; ja dein gantzes Leben wird ein aneinander hangendes Wun-
der ſeyn und Zeugniß daß nicht zu Schanden werden alle, die
auf den HERREN harren, und ſeinen Nahmen anruffen. Hal-
lelujah!

§. 2. Bißweilen gehets alſo, daß der Eheſtand ein Weheſtand iſt,Eheſtand
Wehe-
ſtand.

(zumahlen es wenig Jſaac und Rebecca auf der weiten Erden hat)
in dem ein Ehegatt dem andern nichts als Sorge und Hertzenleid
macht, wenn der Mann an ſtatt eines Weinſtocks, einen Dorn-
buſch, oder wenn das Weib fuͤr einen Feigenbaum eine herben, ſau-
ren, wilden Aepfelbaum bekommt und ſich betruͤbt, wenn ſie ihres
Hauſes Spitze wieder ſiehet, darinn ſie die Hoͤlle miteinander bauen.
Hievon muß ich im Vorbeygang einen kleinen Bericht ertheilen,
wie ſich zu verhalten mit Lehr-Gedichten und Exempeln.

Manches, wenn es nach Wunſch verehlichet und in Uberfluß ge-
ſetzt iſt, wird arm an Demuth, Gottsforcht, Andacht, Keuſch-
heit, Glauben, Gebet, Liebe GOttes und des Naͤchſten, und
gehet ewig zu Grund; Da hingegen ein gutes Hauß-Creutz das Chri-
ſtenthum maͤchtig beſſert. Der geplagte und gedruckte Ehegatt ſu-
chet den Frieden im Hertzen, wo es im Hauſe keinen haben kan;
ich meine die Vergnuͤgung in GOtt, den Frieden deß Willens mit
der taͤglichen Plag; es vermaͤhlet ſich mit dem Creutz, freuet ſich deſ-
ſelben, ſo gut es kan, ja es umfaſſet das Creutz als ſeine liebe
Braut; allermaſſen kein Ungluͤck in der Stadt iſt, das der HErr
nicht thue a. Jn dem es dieſer ruhigen, ſeligen Zufriedenheit in
allen Widerlichkeiten nachjagt, ſo jagt es gleich mit der Heiligung
nach und findet die Pforte zum Anſchauen GOttes b. Wann er jeNutz des
Creutzes
im Ehe-
ſtand er-
laͤutert mit
einem
Beyſpiel.

den freundlichen Chriſtum kennet, ihm glaubet und folget, und bey
ihme Rath und Troſt ſuchet, auch ihm hoͤchſtens gefallen will.

§. 3. Man erzehlt, da JESUS unſer HERR auf der Straſ-
ſe gewandert, ſeyen ein paar ſeiner Juͤngern voraus gangen und

haben
a Amos III. 6. Thren. III. 38.
b Hebr. XII. 14.
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[1185/1281] mit ſeiner Braut der Kirche. gen angenehm ſeyn wie er: ſo wirſt du ſelig und GOttes Wunder an dir und den Deinigen erfahren; wie ſich Abraham erfreuet den Tag Chriſti zu ſehen, und wie genau GOTT auf ihn acht habe, an ſich und den Seinen erfahren; wovon Jſaacs Heurath eine ausneh- mend herrliche Prob iſt, ſo wohl als es auch dein eigene Heurath ſeyn wird; ja dein gantzes Leben wird ein aneinander hangendes Wun- der ſeyn und Zeugniß daß nicht zu Schanden werden alle, die auf den HERREN harren, und ſeinen Nahmen anruffen. Hal- lelujah! §. 2. Bißweilen gehets alſo, daß der Eheſtand ein Weheſtand iſt, (zumahlen es wenig Jſaac und Rebecca auf der weiten Erden hat) in dem ein Ehegatt dem andern nichts als Sorge und Hertzenleid macht, wenn der Mann an ſtatt eines Weinſtocks, einen Dorn- buſch, oder wenn das Weib fuͤr einen Feigenbaum eine herben, ſau- ren, wilden Aepfelbaum bekommt und ſich betruͤbt, wenn ſie ihres Hauſes Spitze wieder ſiehet, darinn ſie die Hoͤlle miteinander bauen. Hievon muß ich im Vorbeygang einen kleinen Bericht ertheilen, wie ſich zu verhalten mit Lehr-Gedichten und Exempeln. Eheſtand Wehe- ſtand. Manches, wenn es nach Wunſch verehlichet und in Uberfluß ge- ſetzt iſt, wird arm an Demuth, Gottsforcht, Andacht, Keuſch- heit, Glauben, Gebet, Liebe GOttes und des Naͤchſten, und gehet ewig zu Grund; Da hingegen ein gutes Hauß-Creutz das Chri- ſtenthum maͤchtig beſſert. Der geplagte und gedruckte Ehegatt ſu- chet den Frieden im Hertzen, wo es im Hauſe keinen haben kan; ich meine die Vergnuͤgung in GOtt, den Frieden deß Willens mit der taͤglichen Plag; es vermaͤhlet ſich mit dem Creutz, freuet ſich deſ- ſelben, ſo gut es kan, ja es umfaſſet das Creutz als ſeine liebe Braut; allermaſſen kein Ungluͤck in der Stadt iſt, das der HErr nicht thue a. Jn dem es dieſer ruhigen, ſeligen Zufriedenheit in allen Widerlichkeiten nachjagt, ſo jagt es gleich mit der Heiligung nach und findet die Pforte zum Anſchauen GOttes b. Wann er je den freundlichen Chriſtum kennet, ihm glaubet und folget, und bey ihme Rath und Troſt ſuchet, auch ihm hoͤchſtens gefallen will. Nutz des Creutzes im Ehe- ſtand er- laͤutert mit einem Beyſpiel. §. 3. Man erzehlt, da JESUS unſer HERR auf der Straſ- ſe gewandert, ſeyen ein paar ſeiner Juͤngern voraus gangen und haben a Amos III. 6. Thren. III. 38. b Hebr. XII. 14. L l l l l l l

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1281>, abgerufen am 20.05.2024.