her: GOTTES Güte, Krafft, Weißheit ist in seinen Wunder- Würckungen unendlich, unergründlich, unausforschlich, und uner- schöpfflich. Schließlich tröstet uns eigentlich zu reden, keine Crea- tur aus sich selbst, sondern GOTT thuts bald durch diese, bald durch jene Creatur; Heute durch Sara, morgen durch Rebecca: Jst aber GOTT nicht dabey, so vermag weder diese noch jene zu trösten; ja es führen endlich alle diese stücklichte Tröstungen die Seel in GOT- TES Weite, wie die Bächlein ins grosse Meer und wie alle so wohl fröliche als heilige Geburten der Voreltern des Messias endlich in JESU sich endigten, und in seiner Göttlichen Geburt verschlungen wurden, also verschwinden alle Trost-Sternlein, wo die Sonn selbst aufgehet.
Den Trost kan sich selbst niemand geben, nehmlich den rechten, der Mensch muß leidender Weise sich darzu lassen von GOTT geschickt machen [fremdsprachliches Material - fehlt]in forma passiva der Glaub ist ein Auslähren und le- diges Empfahen: Die erste Tröstung gehet voran, und wann diese vorbey so folget eine andere hinnach; so gehets im Heyls-Weg, die erstere Freud, Stärcke, Liecht, Blum, Frucht muß hinwegsterben, erschwachen, erlöschen, verwelcken, abfallen, so kommt denn immer anders und anders, herrlichers, reineres, innigeres: Wer das erste nicht verliehren will, kan das folgende, bessere auch nicht haben; O wie gut ists alles in GOTT verliehren! findet man gleich wohl im Liebewillen GOTTES allbereit vorab unaussprechliche Ersatzung alles dessen biß zum bestimmten Ziel, da GOtt alle Thränen abwi- schen wird! Er hat gar ein schön sanfft Schnuptuch: Rebecca ein Bild der ewigen Weißheit Sophia wischet dem Glaubens-Kind Jsaac die Thränen ab über Sara der grossen und Fürstlichen Erhabenheit im Himmelreich, obschon wir nicht in so Majestättische Vorrechte hineingesetzt werden als etwa die Braut-Geister und Erstgebohrne des Lamms.
§. 3. Nach seiner Mutter. Das Wort Tod ist nicht imSara le- bete in der Rebecca. Grund-Text. Denn Sara lebete auf Erden in Segen-reichem Ge- dächtniß aller Heiligen, und im Himmel in GOtt. Die Heimfahrt der Gläubigen ist, wie Luther zu sagen pflegte, nur ein gemahleter Tod, nur ein Tödlein; ja ihr Geist schiene in Rebecca wiederum aufs neue aufzuleben, sie ware ein lieb-würdiges Conterfet, vom Heil. Geist
aus-
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mit ſeiner Braut der Kirche.
her: GOTTES Guͤte, Krafft, Weißheit iſt in ſeinen Wunder- Wuͤrckungen unendlich, unergruͤndlich, unausforſchlich, und uner- ſchoͤpfflich. Schließlich troͤſtet uns eigentlich zu reden, keine Crea- tur aus ſich ſelbſt, ſondern GOTT thuts bald durch dieſe, bald durch jene Creatur; Heute durch Sara, morgen durch Rebecca: Jſt aber GOTT nicht dabey, ſo vermag weder dieſe noch jene zu troͤſten; ja es fuͤhren endlich alle dieſe ſtuͤcklichte Troͤſtungen die Seel in GOT- TES Weite, wie die Baͤchlein ins groſſe Meer und wie alle ſo wohl froͤliche als heilige Geburten der Voreltern des Meſſias endlich in JESU ſich endigten, und in ſeiner Goͤttlichen Geburt verſchlungen wurden, alſo verſchwinden alle Troſt-Sternlein, wo die Sonn ſelbſt aufgehet.
Den Troſt kan ſich ſelbſt niemand geben, nehmlich den rechten, der Menſch muß leidender Weiſe ſich darzu laſſen von GOTT geſchickt machen [fremdsprachliches Material – fehlt]in formâ paſſivâ der Glaub iſt ein Auslaͤhren und le- diges Empfahen: Die erſte Troͤſtung gehet voran, und wann dieſe vorbey ſo folget eine andere hinnach; ſo gehets im Heyls-Weg, die erſtere Freud, Staͤrcke, Liecht, Blum, Frucht muß hinwegſterben, erſchwachen, erloͤſchen, verwelcken, abfallen, ſo kommt denn immer anders und anders, herrlichers, reineres, innigeres: Wer das erſte nicht verliehren will, kan das folgende, beſſere auch nicht haben; O wie gut iſts alles in GOTT verliehren! findet man gleich wohl im Liebewillen GOTTES allbereit vorab unausſprechliche Erſatzung alles deſſen biß zum beſtimmten Ziel, da GOtt alle Thraͤnen abwi- ſchen wird! Er hat gar ein ſchoͤn ſanfft Schnuptuch: Rebecca ein Bild der ewigen Weißheit Sophia wiſchet dem Glaubens-Kind Jſaac die Thraͤnen ab uͤber Sara der groſſen und Fuͤrſtlichen Erhabenheit im Himmelreich, obſchon wir nicht in ſo Majeſtaͤttiſche Vorrechte hineingeſetzt werden als etwa die Braut-Geiſter und Erſtgebohrne des Lamms.
§. 3. Nach ſeiner Mutter. Das Wort Tod iſt nicht imSara le- bete in der Rebecca. Grund-Text. Denn Sara lebete auf Erden in Segen-reichem Ge- daͤchtniß aller Heiligen, und im Himmel in GOtt. Die Heimfahrt der Glaͤubigen iſt, wie Luther zu ſagen pflegte, nur ein gemahleter Tod, nur ein Toͤdlein; ja ihr Geiſt ſchiene in Rebecca wiederum aufs neue aufzuleben, ſie ware ein lieb-wuͤrdiges Conterfet, vom Heil. Geiſt
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mit ſeiner Braut der Kirche.
her: GOTTES Guͤte, Krafft, Weißheit iſt in ſeinen Wunder-
Wuͤrckungen unendlich, unergruͤndlich, unausforſchlich, und uner-
ſchoͤpfflich. Schließlich troͤſtet uns eigentlich zu reden, keine Crea-
tur aus ſich ſelbſt, ſondern GOTT thuts bald durch dieſe, bald
durch jene Creatur; Heute durch Sara, morgen durch Rebecca: Jſt
aber GOTT nicht dabey, ſo vermag weder dieſe noch jene zu troͤſten;
ja es fuͤhren endlich alle dieſe ſtuͤcklichte Troͤſtungen die Seel in GOT-
TES Weite, wie die Baͤchlein ins groſſe Meer und wie alle ſo wohl
froͤliche als heilige Geburten der Voreltern des Meſſias endlich in
JESU ſich endigten, und in ſeiner Goͤttlichen Geburt verſchlungen
wurden, alſo verſchwinden alle Troſt-Sternlein, wo die Sonn ſelbſt
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Den Troſt kan ſich ſelbſt niemand geben, nehmlich den rechten, der
Menſch muß leidender Weiſe ſich darzu laſſen von GOTT geſchickt
machen _ in formâ paſſivâ der Glaub iſt ein Auslaͤhren und le-
diges Empfahen: Die erſte Troͤſtung gehet voran, und wann dieſe
vorbey ſo folget eine andere hinnach; ſo gehets im Heyls-Weg, die
erſtere Freud, Staͤrcke, Liecht, Blum, Frucht muß hinwegſterben,
erſchwachen, erloͤſchen, verwelcken, abfallen, ſo kommt denn immer
anders und anders, herrlichers, reineres, innigeres: Wer das erſte
nicht verliehren will, kan das folgende, beſſere auch nicht haben; O
wie gut iſts alles in GOTT verliehren! findet man gleich wohl im
Liebewillen GOTTES allbereit vorab unausſprechliche Erſatzung
alles deſſen biß zum beſtimmten Ziel, da GOtt alle Thraͤnen abwi-
ſchen wird! Er hat gar ein ſchoͤn ſanfft Schnuptuch: Rebecca ein
Bild der ewigen Weißheit Sophia wiſchet dem Glaubens-Kind Jſaac
die Thraͤnen ab uͤber Sara der groſſen und Fuͤrſtlichen Erhabenheit
im Himmelreich, obſchon wir nicht in ſo Majeſtaͤttiſche Vorrechte
hineingeſetzt werden als etwa die Braut-Geiſter und Erſtgebohrne des
Lamms.
§. 3. Nach ſeiner Mutter. Das Wort Tod iſt nicht im
Grund-Text. Denn Sara lebete auf Erden in Segen-reichem Ge-
daͤchtniß aller Heiligen, und im Himmel in GOtt. Die Heimfahrt der
Glaͤubigen iſt, wie Luther zu ſagen pflegte, nur ein gemahleter Tod,
nur ein Toͤdlein; ja ihr Geiſt ſchiene in Rebecca wiederum aufs neue
aufzuleben, ſie ware ein lieb-wuͤrdiges Conterfet, vom Heil. Geiſt
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Sara le-
bete in der
Rebecca.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1275>, abgerufen am 22.11.2024.
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