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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
hätte! Der so heilige Mann GOttes. Also kan von geringen Sa-
chen sich solch Zanck und Feindschafft erheben, das darnach grossen
Schaden bringt einem gantzen Hauß und Hauffen, denn das Blut
beginnet bald zu wallen, so schiesset der Teufel seine gifftige Pfeile
ins Hertz durch böse Zungen, daß keins vom anderen nichts Guts
redt noch denckt, blaset zu und wollte gern die Leute aneinander he-
tzen, und Jammer und Mord anrichten, daran hat der Scha-
den-Froh seinen Spaß.

§. 11. Man lieset hievon ein Exempel, das mag also erdichtetJnsonder-
heit in der
Ehe. Ein
Exempel
davon.

seyn, doch reimet sichs recht hiezu, deß Teufels Kunst zuzeigen, wie
ein paar Volcks, Mann und Weib sich so hertzlich lieb hatten, daß
sie der Teufel nicht konnte uneins machen (und doch gern gethan hät-
te) biß er zuletzt eine alte Wetter-Hur anrichtet, der verheißt er ein
roth paar Schuh, wo sie die zwey Eheleute könnte uneins machen:
Das nahm sie an und gieng erstlich hin zu dem Mann und überre-
det ihn, sein Weib seye eine Hur, hange an einem andern und trach-
te nach seinem Leben, und deß zum Wahrzeichen, sprach sie, wur-
de er im Bett unter ihrem Haupt-Küssen ein scharff Schermesser
finden, damit sie ihm deß Nachts wollte die Kähle abschneiden:
Nun der Mann schöpfet den Gifft, daß er beginnet den Argwohn
zu kriegen. Jndessen kommt die alte Hure deßgleichen auch zum
Weibe und führte eben dieselben Worte, wie er andern nachgehe
und wolle sie heimlich erwürgen, darum gibt sie ihr den Rath, daß
sie ihm vorkomme und nehme ein Scheermesser zu sich ins Bett. Da
giengs an, daß sie deß Tags kein freundlich Wort noch Zeichen ein-
ander gaben und sie das Messer mit ihr ins Bett nahm, der Mann
laustert auch darauf und da ers also findet, sticht er ihr den Hals
ab. Man sagt auch hiebey (und ist, diese Worte setzt Luther bey, da er
dieses Gedicht anziehet in seinen Commentarien oder Auslegungen
Heiliger Schrifft gläublich) daß der Teufel dem alten Weib das roth
paar Schuh an einer Stangen gelanget habe, und gesagt: Jch
komme nicht zu dir, denn du bist viel ärger als ich.

§. 12. Darum sollen wir deß Teufels Tücke wissen, und unsWie man
sich darwi-
der waff-
nen soll,

darein richten, daß wir klug seyen und uns hüten daß wir keine Lieb-
loßheit im Hertzen aufwachsen lassen, sondern wo wir zu Widerwil-
len bewegt werden, die Liebe darum nicht erlöschen lassen, und ob sich et-
was erhebt, die Freundschafft gleich wiederum erbessern.

Denn
J i i i i i i 3

mit ſeiner Braut der Kirche.
haͤtte! Der ſo heilige Mann GOttes. Alſo kan von geringen Sa-
chen ſich ſolch Zanck und Feindſchafft erheben, das darnach groſſen
Schaden bringt einem gantzen Hauß und Hauffen, denn das Blut
beginnet bald zu wallen, ſo ſchieſſet der Teufel ſeine gifftige Pfeile
ins Hertz durch boͤſe Zungen, daß keins vom anderen nichts Guts
redt noch denckt, blaſet zu und wollte gern die Leute aneinander he-
tzen, und Jammer und Mord anrichten, daran hat der Scha-
den-Froh ſeinen Spaß.

§. 11. Man lieſet hievon ein Exempel, das mag alſo erdichtetJnſonder-
heit in der
Ehe. Ein
Exempel
davon.

ſeyn, doch reimet ſichs recht hiezu, deß Teufels Kunſt zuzeigen, wie
ein paar Volcks, Mann und Weib ſich ſo hertzlich lieb hatten, daß
ſie der Teufel nicht konnte uneins machen (und doch gern gethan haͤt-
te) biß er zuletzt eine alte Wetter-Hur anrichtet, der verheißt er ein
roth paar Schuh, wo ſie die zwey Eheleute koͤnnte uneins machen:
Das nahm ſie an und gieng erſtlich hin zu dem Mann und uͤberre-
det ihn, ſein Weib ſeye eine Hur, hange an einem andern und trach-
te nach ſeinem Leben, und deß zum Wahrzeichen, ſprach ſie, wur-
de er im Bett unter ihrem Haupt-Kuͤſſen ein ſcharff Schermeſſer
finden, damit ſie ihm deß Nachts wollte die Kaͤhle abſchneiden:
Nun der Mann ſchoͤpfet den Gifft, daß er beginnet den Argwohn
zu kriegen. Jndeſſen kommt die alte Hure deßgleichen auch zum
Weibe und fuͤhrte eben dieſelben Worte, wie er andern nachgehe
und wolle ſie heimlich erwuͤrgen, darum gibt ſie ihr den Rath, daß
ſie ihm vorkomme und nehme ein Scheermeſſer zu ſich ins Bett. Da
giengs an, daß ſie deß Tags kein freundlich Wort noch Zeichen ein-
ander gaben und ſie das Meſſer mit ihr ins Bett nahm, der Mann
lauſtert auch darauf und da ers alſo findet, ſticht er ihr den Hals
ab. Man ſagt auch hiebey (und iſt, dieſe Worte ſetzt Luther bey, da er
dieſes Gedicht anziehet in ſeinen Commentarien oder Auslegungen
Heiliger Schrifft glaͤublich) daß der Teufel dem alten Weib das roth
paar Schuh an einer Stangen gelanget habe, und geſagt: Jch
komme nicht zu dir, denn du biſt viel aͤrger als ich.

§. 12. Darum ſollen wir deß Teufels Tuͤcke wiſſen, und unsWie man
ſich darwi-
der waff-
nen ſoll,

darein richten, daß wir klug ſeyen und uns huͤten daß wir keine Lieb-
loßheit im Hertzen aufwachſen laſſen, ſondern wo wir zu Widerwil-
len bewegt werden, die Liebe darum nicht erloͤſchen laſſen, und ob ſich et-
was erhebt, die Freundſchafft gleich wiederum erbeſſern.

Denn
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[1173/1269] mit ſeiner Braut der Kirche. haͤtte! Der ſo heilige Mann GOttes. Alſo kan von geringen Sa- chen ſich ſolch Zanck und Feindſchafft erheben, das darnach groſſen Schaden bringt einem gantzen Hauß und Hauffen, denn das Blut beginnet bald zu wallen, ſo ſchieſſet der Teufel ſeine gifftige Pfeile ins Hertz durch boͤſe Zungen, daß keins vom anderen nichts Guts redt noch denckt, blaſet zu und wollte gern die Leute aneinander he- tzen, und Jammer und Mord anrichten, daran hat der Scha- den-Froh ſeinen Spaß. §. 11. Man lieſet hievon ein Exempel, das mag alſo erdichtet ſeyn, doch reimet ſichs recht hiezu, deß Teufels Kunſt zuzeigen, wie ein paar Volcks, Mann und Weib ſich ſo hertzlich lieb hatten, daß ſie der Teufel nicht konnte uneins machen (und doch gern gethan haͤt- te) biß er zuletzt eine alte Wetter-Hur anrichtet, der verheißt er ein roth paar Schuh, wo ſie die zwey Eheleute koͤnnte uneins machen: Das nahm ſie an und gieng erſtlich hin zu dem Mann und uͤberre- det ihn, ſein Weib ſeye eine Hur, hange an einem andern und trach- te nach ſeinem Leben, und deß zum Wahrzeichen, ſprach ſie, wur- de er im Bett unter ihrem Haupt-Kuͤſſen ein ſcharff Schermeſſer finden, damit ſie ihm deß Nachts wollte die Kaͤhle abſchneiden: Nun der Mann ſchoͤpfet den Gifft, daß er beginnet den Argwohn zu kriegen. Jndeſſen kommt die alte Hure deßgleichen auch zum Weibe und fuͤhrte eben dieſelben Worte, wie er andern nachgehe und wolle ſie heimlich erwuͤrgen, darum gibt ſie ihr den Rath, daß ſie ihm vorkomme und nehme ein Scheermeſſer zu ſich ins Bett. Da giengs an, daß ſie deß Tags kein freundlich Wort noch Zeichen ein- ander gaben und ſie das Meſſer mit ihr ins Bett nahm, der Mann lauſtert auch darauf und da ers alſo findet, ſticht er ihr den Hals ab. Man ſagt auch hiebey (und iſt, dieſe Worte ſetzt Luther bey, da er dieſes Gedicht anziehet in ſeinen Commentarien oder Auslegungen Heiliger Schrifft glaͤublich) daß der Teufel dem alten Weib das roth paar Schuh an einer Stangen gelanget habe, und geſagt: Jch komme nicht zu dir, denn du biſt viel aͤrger als ich. Jnſonder- heit in der Ehe. Ein Exempel davon. §. 12. Darum ſollen wir deß Teufels Tuͤcke wiſſen, und uns darein richten, daß wir klug ſeyen und uns huͤten daß wir keine Lieb- loßheit im Hertzen aufwachſen laſſen, ſondern wo wir zu Widerwil- len bewegt werden, die Liebe darum nicht erloͤſchen laſſen, und ob ſich et- was erhebt, die Freundſchafft gleich wiederum erbeſſern. Wie man ſich darwi- der waff- nen ſoll, Denn J i i i i i i 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1269>, abgerufen am 22.11.2024.