Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

mit seiner Braut der Kirche.
machen. Wie dann JEsus selbst allen Ehe-Männern zum Muster
von Paulo vorgestellt wird Eph. 5. Wie schamhafftig, wie heilig und
gottsförchtig soll hiemit der Ehestand geführet werden, wann er
Christlich heissen soll: Muß nicht Christi Gnad und Geist das mei-
ste, ja alles dabey thun, balsamieren, reinigen und vollenden, da-
mit aus der Ehe die Kinder Jerusalems und die Zahl der Segens-
Genossen Christi vermehret werde. Der Text führt uns zwar voraus
auf die Pflichten der Ehe-Männer, doch macht ein fromm Weib
bißweilen auch einen frommen Mann, und hinwiederum. Luther.
sagt:

Ein jedes lern seine Lection
So wird es wohl im Hause stohn.

Wann aber Moses sagt: Er hatte sie lieb, so zeigt er dar-
mit nicht nur ihre Beständigkeit, sondern auch Vermehrung der Lie-
be; Die kluge Rebecca legte durch tägliche erneuerte Proben ihrer
tief-gegründeten Tugend immer frisch wohl-riechend Cimmet-Holtz
an, an die reine Flamme ihrer keuschen Ehe-Liebe: Eben wie ein
Gärtner ein Bäumlein anfänglich liebet wegen seiner guten Art und
köstlichen Seltenheit, Rarität, wann es aber wohl gerathet zu ei-
nem schönen Baum und der Gärtner mit theueren Früchten von Jahr
zu Jahr reichlicher erfreuet, so nimmt auch die Liebe und Hochschä-
tzung jährlich zu; so giengs hier, je besser Jsaac der Rebecca grund-
gutes Hertz kennen lernete, je mehr gewann er sie lieb.

§. 9. Es kame ihm vor: Ach das liebe Kind hat hier niemand vonauch bey
allen bö-
sen Unter-
nehmun-
gen des
Teufels,

ihrer Bekanntschafft als ihre Amme; sie hat sich aus Liebes-Treue
zu mir so sehr weit von ihres Vatters Hause, Freunden und Ver-
wandten in die Fremde weg begeben; Das arme Hertz wäre ja zu
erbarmen wann ichs hart halten wollte, zumahlen sie nicht von mir
weglaussen könnte zu den Jhrigen ihre Klage bey ihnen auszuschüt-
ten; welches eine ernste Wachsamkeit und überaus frommes Hertz in
Jsaac anzeiget, und daß er mit allem Fleiß bewahret habe das Wort
der Gedult; Jn dem je Göttlicher eine Sache ist, je mehr sie vom
Teufel angefeindet wird; Weilen nun in Jsaacs Hertz eine sehr hei-
lige Liebe wallete gegen Rebecca, so hat Satanas Zweiffels ohn heff-
tig getrachtet mit einschiessenden Gedancken als mit höllischen Mord-
Pfeilen selbe umzubringen, dann der hässige, neidige, zornige,
rachgierige Teufel kan nicht anders; er heißt Apollyon und sucht alles

Göttliche
J i i i i i i 2

mit ſeiner Braut der Kirche.
machen. Wie dann JEſus ſelbſt allen Ehe-Maͤnnern zum Muſter
von Paulo vorgeſtellt wird Eph. 5. Wie ſchamhafftig, wie heilig und
gottsfoͤrchtig ſoll hiemit der Eheſtand gefuͤhret werden, wann er
Chriſtlich heiſſen ſoll: Muß nicht Chriſti Gnad und Geiſt das mei-
ſte, ja alles dabey thun, balſamieren, reinigen und vollenden, da-
mit aus der Ehe die Kinder Jeruſalems und die Zahl der Segens-
Genoſſen Chriſti vermehret werde. Der Text fuͤhrt uns zwar voraus
auf die Pflichten der Ehe-Maͤnner, doch macht ein fromm Weib
bißweilen auch einen frommen Mann, und hinwiederum. Luther.
ſagt:

Ein jedes lern ſeine Lection
So wird es wohl im Hauſe ſtohn.

Wann aber Moſes ſagt: Er hatte ſie lieb, ſo zeigt er dar-
mit nicht nur ihre Beſtaͤndigkeit, ſondern auch Vermehrung der Lie-
be; Die kluge Rebecca legte durch taͤgliche erneuerte Proben ihrer
tief-gegruͤndeten Tugend immer friſch wohl-riechend Cimmet-Holtz
an, an die reine Flamme ihrer keuſchen Ehe-Liebe: Eben wie ein
Gaͤrtner ein Baͤumlein anfaͤnglich liebet wegen ſeiner guten Art und
koͤſtlichen Seltenheit, Raritaͤt, wann es aber wohl gerathet zu ei-
nem ſchoͤnen Baum und der Gaͤrtner mit theueren Fruͤchten von Jahr
zu Jahr reichlicher erfreuet, ſo nimmt auch die Liebe und Hochſchaͤ-
tzung jaͤhrlich zu; ſo giengs hier, je beſſer Jſaac der Rebecca grund-
gutes Hertz kennen lernete, je mehr gewann er ſie lieb.

§. 9. Es kame ihm vor: Ach das liebe Kind hat hier niemand vonauch bey
allen boͤ-
ſen Unter-
nehmun-
gen des
Teufels,

ihrer Bekanntſchafft als ihre Amme; ſie hat ſich aus Liebes-Treue
zu mir ſo ſehr weit von ihres Vatters Hauſe, Freunden und Ver-
wandten in die Fremde weg begeben; Das arme Hertz waͤre ja zu
erbarmen wann ichs hart halten wollte, zumahlen ſie nicht von mir
weglauſſen koͤnnte zu den Jhrigen ihre Klage bey ihnen auszuſchuͤt-
ten; welches eine ernſte Wachſamkeit und uͤberaus frommes Hertz in
Jſaac anzeiget, und daß er mit allem Fleiß bewahret habe das Wort
der Gedult; Jn dem je Goͤttlicher eine Sache iſt, je mehr ſie vom
Teufel angefeindet wird; Weilen nun in Jſaacs Hertz eine ſehr hei-
lige Liebe wallete gegen Rebecca, ſo hat Satanas Zweiffels ohn heff-
tig getrachtet mit einſchieſſenden Gedancken als mit hoͤlliſchen Mord-
Pfeilen ſelbe umzubringen, dann der haͤſſige, neidige, zornige,
rachgierige Teufel kan nicht anders; er heißt Apollyon und ſucht alles

Goͤttliche
J i i i i i i 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1267" n="1171"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
machen. Wie dann JE&#x017F;us &#x017F;elb&#x017F;t allen Ehe-Ma&#x0364;nnern zum Mu&#x017F;ter<lb/>
von Paulo vorge&#x017F;tellt wird Eph. 5. Wie &#x017F;chamhafftig, wie heilig und<lb/>
gottsfo&#x0364;rchtig &#x017F;oll hiemit der Ehe&#x017F;tand gefu&#x0364;hret werden, wann er<lb/>
Chri&#x017F;tlich hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll: Muß nicht Chri&#x017F;ti Gnad und Gei&#x017F;t das mei-<lb/>
&#x017F;te, ja alles dabey thun, bal&#x017F;amieren, reinigen und vollenden, da-<lb/>
mit aus der Ehe die Kinder Jeru&#x017F;alems und die Zahl der Segens-<lb/>
Geno&#x017F;&#x017F;en Chri&#x017F;ti vermehret werde. Der Text fu&#x0364;hrt uns zwar voraus<lb/>
auf die Pflichten der Ehe-Ma&#x0364;nner, doch macht ein fromm Weib<lb/>
bißweilen auch einen frommen Mann, und hinwiederum. Luther.<lb/>
&#x017F;agt:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Ein jedes lern &#x017F;eine Lection<lb/>
So wird es wohl im Hau&#x017F;e &#x017F;tohn.</hi> </p><lb/>
          <p>Wann aber Mo&#x017F;es &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Er hatte &#x017F;ie lieb,</hi> &#x017F;o zeigt er dar-<lb/>
mit nicht nur ihre Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit, &#x017F;ondern auch Vermehrung der Lie-<lb/>
be; Die kluge Rebecca legte durch ta&#x0364;gliche erneuerte Proben ihrer<lb/>
tief-gegru&#x0364;ndeten Tugend immer fri&#x017F;ch wohl-riechend Cimmet-Holtz<lb/>
an, an die reine Flamme ihrer keu&#x017F;chen Ehe-Liebe: Eben wie ein<lb/>
Ga&#x0364;rtner ein Ba&#x0364;umlein anfa&#x0364;nglich liebet wegen &#x017F;einer guten Art und<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlichen Seltenheit, Rarita&#x0364;t, wann es aber wohl gerathet zu ei-<lb/>
nem &#x017F;cho&#x0364;nen Baum und der Ga&#x0364;rtner mit theueren Fru&#x0364;chten von Jahr<lb/>
zu Jahr reichlicher erfreuet, &#x017F;o nimmt auch die Liebe und Hoch&#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
tzung ja&#x0364;hrlich zu; &#x017F;o giengs hier, je be&#x017F;&#x017F;er J&#x017F;aac der Rebecca grund-<lb/>
gutes Hertz kennen lernete, je mehr gewann er &#x017F;ie lieb.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 9. Es kame ihm vor: Ach das liebe Kind hat hier niemand von<note place="right">auch bey<lb/>
allen bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Unter-<lb/>
nehmun-<lb/>
gen des<lb/>
Teufels,</note><lb/>
ihrer Bekannt&#x017F;chafft als ihre Amme; &#x017F;ie hat &#x017F;ich aus Liebes-Treue<lb/>
zu mir &#x017F;o &#x017F;ehr weit von ihres Vatters Hau&#x017F;e, Freunden und Ver-<lb/>
wandten in die Fremde weg begeben; Das arme Hertz wa&#x0364;re ja zu<lb/>
erbarmen wann ichs hart halten wollte, zumahlen &#x017F;ie nicht von mir<lb/>
weglau&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte zu den Jhrigen ihre Klage bey ihnen auszu&#x017F;chu&#x0364;t-<lb/>
ten; welches eine ern&#x017F;te Wach&#x017F;amkeit und u&#x0364;beraus frommes Hertz in<lb/>
J&#x017F;aac anzeiget, und daß er mit allem Fleiß bewahret habe das Wort<lb/>
der Gedult; Jn dem je Go&#x0364;ttlicher eine Sache i&#x017F;t, je mehr &#x017F;ie vom<lb/>
Teufel angefeindet wird; Weilen nun in J&#x017F;aacs Hertz eine &#x017F;ehr hei-<lb/>
lige Liebe wallete gegen Rebecca, &#x017F;o hat Satanas Zweiffels ohn heff-<lb/>
tig getrachtet mit ein&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;enden Gedancken als mit ho&#x0364;lli&#x017F;chen Mord-<lb/>
Pfeilen &#x017F;elbe umzubringen, dann der ha&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige, neidige, zornige,<lb/>
rachgierige Teufel kan nicht anders; er heißt Apollyon und &#x017F;ucht alles<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i i i i i i 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Go&#x0364;ttliche</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1171/1267] mit ſeiner Braut der Kirche. machen. Wie dann JEſus ſelbſt allen Ehe-Maͤnnern zum Muſter von Paulo vorgeſtellt wird Eph. 5. Wie ſchamhafftig, wie heilig und gottsfoͤrchtig ſoll hiemit der Eheſtand gefuͤhret werden, wann er Chriſtlich heiſſen ſoll: Muß nicht Chriſti Gnad und Geiſt das mei- ſte, ja alles dabey thun, balſamieren, reinigen und vollenden, da- mit aus der Ehe die Kinder Jeruſalems und die Zahl der Segens- Genoſſen Chriſti vermehret werde. Der Text fuͤhrt uns zwar voraus auf die Pflichten der Ehe-Maͤnner, doch macht ein fromm Weib bißweilen auch einen frommen Mann, und hinwiederum. Luther. ſagt: Ein jedes lern ſeine Lection So wird es wohl im Hauſe ſtohn. Wann aber Moſes ſagt: Er hatte ſie lieb, ſo zeigt er dar- mit nicht nur ihre Beſtaͤndigkeit, ſondern auch Vermehrung der Lie- be; Die kluge Rebecca legte durch taͤgliche erneuerte Proben ihrer tief-gegruͤndeten Tugend immer friſch wohl-riechend Cimmet-Holtz an, an die reine Flamme ihrer keuſchen Ehe-Liebe: Eben wie ein Gaͤrtner ein Baͤumlein anfaͤnglich liebet wegen ſeiner guten Art und koͤſtlichen Seltenheit, Raritaͤt, wann es aber wohl gerathet zu ei- nem ſchoͤnen Baum und der Gaͤrtner mit theueren Fruͤchten von Jahr zu Jahr reichlicher erfreuet, ſo nimmt auch die Liebe und Hochſchaͤ- tzung jaͤhrlich zu; ſo giengs hier, je beſſer Jſaac der Rebecca grund- gutes Hertz kennen lernete, je mehr gewann er ſie lieb. §. 9. Es kame ihm vor: Ach das liebe Kind hat hier niemand von ihrer Bekanntſchafft als ihre Amme; ſie hat ſich aus Liebes-Treue zu mir ſo ſehr weit von ihres Vatters Hauſe, Freunden und Ver- wandten in die Fremde weg begeben; Das arme Hertz waͤre ja zu erbarmen wann ichs hart halten wollte, zumahlen ſie nicht von mir weglauſſen koͤnnte zu den Jhrigen ihre Klage bey ihnen auszuſchuͤt- ten; welches eine ernſte Wachſamkeit und uͤberaus frommes Hertz in Jſaac anzeiget, und daß er mit allem Fleiß bewahret habe das Wort der Gedult; Jn dem je Goͤttlicher eine Sache iſt, je mehr ſie vom Teufel angefeindet wird; Weilen nun in Jſaacs Hertz eine ſehr hei- lige Liebe wallete gegen Rebecca, ſo hat Satanas Zweiffels ohn heff- tig getrachtet mit einſchieſſenden Gedancken als mit hoͤlliſchen Mord- Pfeilen ſelbe umzubringen, dann der haͤſſige, neidige, zornige, rachgierige Teufel kan nicht anders; er heißt Apollyon und ſucht alles Goͤttliche auch bey allen boͤ- ſen Unter- nehmun- gen des Teufels, J i i i i i i 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1267
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1267>, abgerufen am 20.05.2024.