ware gleich einer Paradieß-Lilien; daher konnten sie nicht eins ohne das andere seyn; ihr Liebes-Spiel beysammen ware als wie die un- schuldigen Kinderlein; sie ware ihm so angenehm als ein schattichter Weinstock an der Seiten des Hauses ist im heissen Sommer.
Summa er hielte sie, wie jener Armer seine Schaaf-Lämlein so er gekaufft hatte; Jsaac wäre Armuth und Rebecca dabey weit er- sreulicher gewesen als grosser Reichthum ohne sie; er hätte alle sei- ne Haab ja sein Leben selbst gern um sie gegeben; er ernehrete sie mit der Milch himmlischer Lehre, daß sie groß wurd im Glauben, Liebe, Gedult, Hoffnung, Sanfftmuth, Weißheit, Geistes Stärcke und Tapferkeit: Sie aß von seinem Bissen, wann ihm der Heil. Geist eine Frucht vom Baum deß Lebens darreichete, so mußte sie ihren Antheil gleich auch davon haben; es dauchte ihn nichts gut oder der Rebecca Mund wäre auch erfüllet mit Lachen und ihr Hertz mit Fried und Freud im Heil. Geist; sie tranck aus seinem Becher, welches GOttes Liebe und JEsu Wunden waren: sie lag in seiner Schooß, er hielt ihr Hertz warm und wandte Fleiß an, daß ja die erste Liebe nicht erkalte; O wie grosse Sorge truge er zu diesem himmlischen Gewächs, welches ihm GOTT als der Ehestiffter hatte anvertraut, er begosse und bedüngete dasselbe mit Liebes- und Hertzens-Thränen, und damit er von keinem Sturm verletzet oder gar zerbrochen wer- de, so band er diese theure Paradiesische Pflantzen an den Pfahl deß guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willens GOTTES; Sein Glaube erhielte den Himmels-Thau reichlich, damit alles in seinem rechten Safft und Blüthe bliebe, ja er ware so gar auf der Hut, daß wann er nur von weitem merckete, daß etwa ein Käfer der Unzufriedenheit darauf zu brumsete, so schluge er ihn gleich tod; man lieset nicht ein rauhes Wörtgen von ihme, daß er jemahls mit seinem Weib sollte gebrantzet haben, auch nicht in dem Handel mit Esau, obschon ihm derselbe so empfindlich vorkommen, daß er er- zittert mit grossem Zittern über die massen sehr Gen. 27, 33
§. 8. Er konnte sie nicht einmahl sauer ansehen; er ließ nur Lie-Aus ihrer beständi- gen Einig- keit und Wachs- thum der Liebe, be walten gegen sie in Abwendung alles Bösen, und Mittheilung alles Guten, so wohl im äussern Natur-als im inneren Gnaden-Le- ben: Was ihr Verdruß machte, das schaffete er ab, (wiewohlen sie eben auch nicht so bald aufzubringen ware, daß sie gleich hätte alle Kleinigkeiten klagen und ihren Mann leichter Dingen betäuben sol-
len)
J i i i i i i
mit ſeiner Braut der Kirche.
ware gleich einer Paradieß-Lilien; daher konnten ſie nicht eins ohne das andere ſeyn; ihr Liebes-Spiel beyſammen ware als wie die un- ſchuldigen Kinderlein; ſie ware ihm ſo angenehm als ein ſchattichter Weinſtock an der Seiten des Hauſes iſt im heiſſen Sommer.
Summa er hielte ſie, wie jener Armer ſeine Schaaf-Laͤmlein ſo er gekaufft hatte; Jſaac waͤre Armuth und Rebecca dabey weit er- ſreulicher geweſen als groſſer Reichthum ohne ſie; er haͤtte alle ſei- ne Haab ja ſein Leben ſelbſt gern um ſie gegeben; er ernehrete ſie mit der Milch himmliſcher Lehre, daß ſie groß wurd im Glauben, Liebe, Gedult, Hoffnung, Sanfftmuth, Weißheit, Geiſtes Staͤrcke und Tapferkeit: Sie aß von ſeinem Biſſen, wann ihm der Heil. Geiſt eine Frucht vom Baum deß Lebens darreichete, ſo mußte ſie ihren Antheil gleich auch davon haben; es dauchte ihn nichts gut oder der Rebecca Mund waͤre auch erfuͤllet mit Lachen und ihr Hertz mit Fried und Freud im Heil. Geiſt; ſie tranck aus ſeinem Becher, welches GOttes Liebe und JEſu Wunden waren: ſie lag in ſeiner Schooß, er hielt ihr Hertz warm und wandte Fleiß an, daß ja die erſte Liebe nicht erkalte; O wie groſſe Sorge truge er zu dieſem himmliſchen Gewaͤchs, welches ihm GOTT als der Eheſtiffter hatte anvertraut, er begoſſe und beduͤngete daſſelbe mit Liebes- und Hertzens-Thraͤnen, und damit er von keinem Sturm verletzet oder gar zerbrochen wer- de, ſo band er dieſe theure Paradieſiſche Pflantzen an den Pfahl deß guten, wohlgefaͤlligen und vollkommenen Willens GOTTES; Sein Glaube erhielte den Himmels-Thau reichlich, damit alles in ſeinem rechten Safft und Bluͤthe bliebe, ja er ware ſo gar auf der Hut, daß wann er nur von weitem merckete, daß etwa ein Kaͤfer der Unzufriedenheit darauf zu brumſete, ſo ſchluge er ihn gleich tod; man lieſet nicht ein rauhes Woͤrtgen von ihme, daß er jemahls mit ſeinem Weib ſollte gebrantzet haben, auch nicht in dem Handel mit Eſau, obſchon ihm derſelbe ſo empfindlich vorkommen, daß er er- zittert mit groſſem Zittern uͤber die maſſen ſehr Gen. 27, 33
§. 8. Er konnte ſie nicht einmahl ſauer anſehen; er ließ nur Lie-Aus ihrer beſtaͤndi- gen Einig- keit und Wachs- thum der Liebe, be walten gegen ſie in Abwendung alles Boͤſen, und Mittheilung alles Guten, ſo wohl im aͤuſſern Natur-als im inneren Gnaden-Le- ben: Was ihr Verdruß machte, das ſchaffete er ab, (wiewohlen ſie eben auch nicht ſo bald aufzubringen ware, daß ſie gleich haͤtte alle Kleinigkeiten klagen und ihren Mann leichter Dingen betaͤuben ſol-
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mit ſeiner Braut der Kirche.
ware gleich einer Paradieß-Lilien; daher konnten ſie nicht eins ohne
das andere ſeyn; ihr Liebes-Spiel beyſammen ware als wie die un-
ſchuldigen Kinderlein; ſie ware ihm ſo angenehm als ein ſchattichter
Weinſtock an der Seiten des Hauſes iſt im heiſſen Sommer.
Summa er hielte ſie, wie jener Armer ſeine Schaaf-Laͤmlein ſo
er gekaufft hatte; Jſaac waͤre Armuth und Rebecca dabey weit er-
ſreulicher geweſen als groſſer Reichthum ohne ſie; er haͤtte alle ſei-
ne Haab ja ſein Leben ſelbſt gern um ſie gegeben; er ernehrete ſie mit
der Milch himmliſcher Lehre, daß ſie groß wurd im Glauben, Liebe,
Gedult, Hoffnung, Sanfftmuth, Weißheit, Geiſtes Staͤrcke und
Tapferkeit: Sie aß von ſeinem Biſſen, wann ihm der Heil. Geiſt
eine Frucht vom Baum deß Lebens darreichete, ſo mußte ſie ihren
Antheil gleich auch davon haben; es dauchte ihn nichts gut oder der
Rebecca Mund waͤre auch erfuͤllet mit Lachen und ihr Hertz mit Fried
und Freud im Heil. Geiſt; ſie tranck aus ſeinem Becher, welches
GOttes Liebe und JEſu Wunden waren: ſie lag in ſeiner Schooß,
er hielt ihr Hertz warm und wandte Fleiß an, daß ja die erſte Liebe
nicht erkalte; O wie groſſe Sorge truge er zu dieſem himmliſchen
Gewaͤchs, welches ihm GOTT als der Eheſtiffter hatte anvertraut,
er begoſſe und beduͤngete daſſelbe mit Liebes- und Hertzens-Thraͤnen,
und damit er von keinem Sturm verletzet oder gar zerbrochen wer-
de, ſo band er dieſe theure Paradieſiſche Pflantzen an den Pfahl deß
guten, wohlgefaͤlligen und vollkommenen Willens GOTTES;
Sein Glaube erhielte den Himmels-Thau reichlich, damit alles in
ſeinem rechten Safft und Bluͤthe bliebe, ja er ware ſo gar auf der
Hut, daß wann er nur von weitem merckete, daß etwa ein Kaͤfer
der Unzufriedenheit darauf zu brumſete, ſo ſchluge er ihn gleich tod;
man lieſet nicht ein rauhes Woͤrtgen von ihme, daß er jemahls mit
ſeinem Weib ſollte gebrantzet haben, auch nicht in dem Handel mit
Eſau, obſchon ihm derſelbe ſo empfindlich vorkommen, daß er er-
zittert mit groſſem Zittern uͤber die maſſen ſehr Gen. 27, 33
§. 8. Er konnte ſie nicht einmahl ſauer anſehen; er ließ nur Lie-
be walten gegen ſie in Abwendung alles Boͤſen, und Mittheilung
alles Guten, ſo wohl im aͤuſſern Natur-als im inneren Gnaden-Le-
ben: Was ihr Verdruß machte, das ſchaffete er ab, (wiewohlen
ſie eben auch nicht ſo bald aufzubringen ware, daß ſie gleich haͤtte alle
Kleinigkeiten klagen und ihren Mann leichter Dingen betaͤuben ſol-
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Aus ihrer
beſtaͤndi-
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keit und
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thum der
Liebe,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1265>, abgerufen am 22.11.2024.
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