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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.
der Arch Ruhe finden: Josua soll dich frey machen und das Erb
einraumen, daß du es mit Ruhe besitzest a.

§. 7. Einw. die Ruhe deß Gewissens, Vergebung der Sünden etc.Man solle
die allzu
hohe Ein-
bildung
bey sich
nicht auff-
kommen
lassen.

freuet mich nichts, so ich nicht kan rein seyn wie JESUS?

Antw. 1. Siehe zu, daß es nicht Hochmuth und eigen Gesuch
sey, daß du in deiner Schöne prangen, stoltzieren könnest Ezech. 16.
dich selbst spieglen, die Natur sucht stets etwas angesehen zu seyn zu
gelten, wo nicht in der Welt als das zu schlecht ist dennoch im
Reich der Gnaden, man will nicht der minste seyn.

2. Mit solcher Werckheiligkeit wird Christi Glaub und Gnade ver-
laugnet, daß man mehr auf sich selber siehet, als auf die Offenbah-
rung der Herrlichkeit Christi, der allein alles in allem werden
muß.

3. Wisse, daß GOttes Wege unausforschlich und der spitzigen
klugen Vernunfft, die alles so fein weiß abzuzirckeln, wie es auf
dem Weg der ewigen Seeligkeit zugehen soll, gar zu wider, entge-
gen aller guten Meynung, heiligem Dunckel, Gottesdienstlichkeit
und feinen Vorsätzen, Absichten etc. dann der natürliche Mensch su-
chet, ehret, meint sein eigenes in allen seinen schön-gleissenden Tu-
genden, Wercken und Leyden.

Das will ihm nun GOTT aberleiden, thut dem fromm-geachten
Menschen auf allen Seiten wehe, dann das geht nicht mit frölichen,
süssen Tagen zu, sondern mit lauter Sterben und Widerwärtigkeit
biß man so lang geübt ist, daß man feyret von allen eigenen Wer-
cken, sich selbst nicht führet, freuet, betrübet, sondern GOTT Ps.
25. "Jch will dich unterweisen und lehren, von dem Weg, den du
" wandeln sollst: Jch will dir Rath geben durch mein Aug b. Wie
Jsrael in der Wüsten, da Vernunfft, weder Weg noch Steg vor
ihr siehet, keine Speiß, Tranck noch Auffenthalt.

Da ist, lebet, würckt und redet nicht mehr der Mensch, sondern
GOTT lebt und thut alles lediglich in ihm, und da sind lauter GOt-
tes Wercke, Lust und Fried; dabey dennoch der Mensch ein arm,
niedrig, elend Geschöpff bleibt, unendlich unterscheiden von GOt-
tes ewigen Sohn, dem allein Ehre, Reich und Gewalt gebührt, denn
GOttes Titul, Nahm und Ehr kan ewig keiner Creatur gegeben

werden
a Gen. VIII. 9. Num. X. 33. Deut. XII. 9. Jos. XXIII. 1.
b Ps. XXXII. 8.
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Labſal in Truͤbſal.
der Arch Ruhe finden: Joſua ſoll dich frey machen und das Erb
einraumen, daß du es mit Ruhe beſitzeſt a.

§. 7. Einw. die Ruhe deß Gewiſſens, Vergebung der Suͤnden ꝛc.Man ſolle
die allzu
hohe Ein-
bildung
bey ſich
nicht auff-
kommen
laſſen.

freuet mich nichts, ſo ich nicht kan rein ſeyn wie JESUS?

Antw. 1. Siehe zu, daß es nicht Hochmuth und eigen Geſuch
ſey, daß du in deiner Schoͤne prangen, ſtoltzieren koͤnneſt Ezech. 16.
dich ſelbſt ſpieglen, die Natur ſucht ſtets etwas angeſehen zu ſeyn zu
gelten, wo nicht in der Welt als das zu ſchlecht iſt dennoch im
Reich der Gnaden, man will nicht der minſte ſeyn.

2. Mit ſolcher Werckheiligkeit wird Chriſti Glaub und Gnade ver-
laugnet, daß man mehr auf ſich ſelber ſiehet, als auf die Offenbah-
rung der Herrlichkeit Chriſti, der allein alles in allem werden
muß.

3. Wiſſe, daß GOttes Wege unausforſchlich und der ſpitzigen
klugen Vernunfft, die alles ſo fein weiß abzuzirckeln, wie es auf
dem Weg der ewigen Seeligkeit zugehen ſoll, gar zu wider, entge-
gen aller guten Meynung, heiligem Dunckel, Gottesdienſtlichkeit
und feinen Vorſaͤtzen, Abſichten ꝛc. dann der natuͤrliche Menſch ſu-
chet, ehret, meint ſein eigenes in allen ſeinen ſchoͤn-gleiſſenden Tu-
genden, Wercken und Leyden.

Das will ihm nun GOTT aberleiden, thut dem fromm-geachten
Menſchen auf allen Seiten wehe, dann das geht nicht mit froͤlichen,
ſuͤſſen Tagen zu, ſondern mit lauter Sterben und Widerwaͤrtigkeit
biß man ſo lang geuͤbt iſt, daß man feyret von allen eigenen Wer-
cken, ſich ſelbſt nicht fuͤhret, freuet, betruͤbet, ſondern GOTT Pſ.
25. „Jch will dich unterweiſen und lehren, von dem Weg, den du
„ wandeln ſollſt: Jch will dir Rath geben durch mein Aug b. Wie
Jſrael in der Wuͤſten, da Vernunfft, weder Weg noch Steg vor
ihr ſiehet, keine Speiß, Tranck noch Auffenthalt.

Da iſt, lebet, wuͤrckt und redet nicht mehr der Menſch, ſondern
GOTT lebt und thut alles lediglich in ihm, und da ſind lauter GOt-
tes Wercke, Luſt und Fried; dabey dennoch der Menſch ein arm,
niedrig, elend Geſchoͤpff bleibt, unendlich unterſcheiden von GOt-
tes ewigen Sohn, dem allein Ehre, Reich und Gewalt gebuͤhrt, denn
GOttes Titul, Nahm und Ehr kan ewig keiner Creatur gegeben

werden
a Gen. VIII. 9. Num. X. 33. Deut. XII. 9. Joſ. XXIII. 1.
b Pſ. XXXII. 8.
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[1145/1241] Labſal in Truͤbſal. der Arch Ruhe finden: Joſua ſoll dich frey machen und das Erb einraumen, daß du es mit Ruhe beſitzeſt a. §. 7. Einw. die Ruhe deß Gewiſſens, Vergebung der Suͤnden ꝛc. freuet mich nichts, ſo ich nicht kan rein ſeyn wie JESUS? Man ſolle die allzu hohe Ein- bildung bey ſich nicht auff- kommen laſſen. Antw. 1. Siehe zu, daß es nicht Hochmuth und eigen Geſuch ſey, daß du in deiner Schoͤne prangen, ſtoltzieren koͤnneſt Ezech. 16. dich ſelbſt ſpieglen, die Natur ſucht ſtets etwas angeſehen zu ſeyn zu gelten, wo nicht in der Welt als das zu ſchlecht iſt dennoch im Reich der Gnaden, man will nicht der minſte ſeyn. 2. Mit ſolcher Werckheiligkeit wird Chriſti Glaub und Gnade ver- laugnet, daß man mehr auf ſich ſelber ſiehet, als auf die Offenbah- rung der Herrlichkeit Chriſti, der allein alles in allem werden muß. 3. Wiſſe, daß GOttes Wege unausforſchlich und der ſpitzigen klugen Vernunfft, die alles ſo fein weiß abzuzirckeln, wie es auf dem Weg der ewigen Seeligkeit zugehen ſoll, gar zu wider, entge- gen aller guten Meynung, heiligem Dunckel, Gottesdienſtlichkeit und feinen Vorſaͤtzen, Abſichten ꝛc. dann der natuͤrliche Menſch ſu- chet, ehret, meint ſein eigenes in allen ſeinen ſchoͤn-gleiſſenden Tu- genden, Wercken und Leyden. Das will ihm nun GOTT aberleiden, thut dem fromm-geachten Menſchen auf allen Seiten wehe, dann das geht nicht mit froͤlichen, ſuͤſſen Tagen zu, ſondern mit lauter Sterben und Widerwaͤrtigkeit biß man ſo lang geuͤbt iſt, daß man feyret von allen eigenen Wer- cken, ſich ſelbſt nicht fuͤhret, freuet, betruͤbet, ſondern GOTT Pſ. 25. „Jch will dich unterweiſen und lehren, von dem Weg, den du „ wandeln ſollſt: Jch will dir Rath geben durch mein Aug b. Wie Jſrael in der Wuͤſten, da Vernunfft, weder Weg noch Steg vor ihr ſiehet, keine Speiß, Tranck noch Auffenthalt. Da iſt, lebet, wuͤrckt und redet nicht mehr der Menſch, ſondern GOTT lebt und thut alles lediglich in ihm, und da ſind lauter GOt- tes Wercke, Luſt und Fried; dabey dennoch der Menſch ein arm, niedrig, elend Geſchoͤpff bleibt, unendlich unterſcheiden von GOt- tes ewigen Sohn, dem allein Ehre, Reich und Gewalt gebuͤhrt, denn GOttes Titul, Nahm und Ehr kan ewig keiner Creatur gegeben werden a Gen. VIII. 9. Num. X. 33. Deut. XII. 9. Joſ. XXIII. 1. b Pſ. XXXII. 8. F f f f f f f

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1241>, abgerufen am 24.11.2024.