Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Labsal in Trübsal.
eine helle, klare Quell, ein vor Hunger verschmachtender einen mit
köstlichen reiffen Früchten beladenen Baum; ein von wilden Thieren
und ergrimmeten Mördern Verfolgter einen Heyland und Erretter;
eine biß auf den Tod Verliebte ihren Königlichen Bräutigam, fin-
det a.

daß er de-
nen so es
nicht an-
nehmen
wollen
seine Un-
gnade
drohet.

§. 5. Ja es ist JEsu so hart angelegen, daß er uns seine aller-
höchste Ungnad androhet, deren wir nicht entfliehen sollen, wann
wir eine so grosse Seeligkeit nicht annehmen b. Der H. Geist war-
net wie eine mitleidige Mutter c.

JESUS Christus rufft hier überlaut unter dem freyen Himmel,
und kündet selbst in seiner heiligen Menschheit als der hell-klingende-
sten Trompeten des H. Geistes solch Erlaß-Jahr und guten Sonn-
tag aus: Er hats nicht etwan nur etlichen ins Ohr gesagt und ge-
botten es heimlich zu halten.

Doch muß
man dar-
nach rin-
gen und
kämpfen.

§. 6. (4.) Daß niemand weder in dieser noch in jener Welt diese
Seeligkeit haben könne; er komme dann zu Christo mit stetem An-
halten, Ringen und Flehen Tag und Nacht Joh. 5, 40. Apoc. 22,
14. wer aus diesem Brunnen schöpffen will, muß durch das Läger
der Philister durchbrechen; wer von diesem Baum essen will, muß
das Brennen der flammenden Schwerdter nicht scheuen, noch die
Dörn zu dieser Rosen zu kommen, die Welt und alles muß verlassen
seyn; Wer faullentzet und nicht vom falschen Ruh-Bett des Wahn-
Glaubens, Sicherheit, Welt-Lieb, Fleisches-Begierd aufstehet,
wird nicht von diesem Brod essen. Paulus gebote, daß so jemand
nicht wollte arbeiten, der sollte auch nicht essen d; Wie vielmehr
giltet dieses vom innigen Genuß Christi und geistlichem Essen im
Reich GOttes, zumahlen der Natur-Mensch weder Appetit, noch
Geschicklichkeit dazu hat, weder den Mund noch die Hand der See-
len, welche Kräffte des neuen Menschen erst erkämpfet werden müs-
sen in der Wiedergeburth; Welch ein Gefecht muß da nicht vorge-
hen mit denen Cherubim, so bey dem Eingang des Gartens stehen,
ehe die Glieder des alten Adams samt allem eigenen Können, Wis-
sen und Haben überall abgehauen sind, allermassen dieses ein vest-ge-
setztes unwiederruffliches Urtheil GOttes ist, daß hier nichts vor den

alten
a Jes. LV. 6. 7.
b Hebr. II. 3.
c Hebr. III. 12. 13. und IV. 1.
d 2 Thess. III. 10.

Labſal in Truͤbſal.
eine helle, klare Quell, ein vor Hunger verſchmachtender einen mit
koͤſtlichen reiffen Fruͤchten beladenen Baum; ein von wilden Thieren
und ergrimmeten Moͤrdern Verfolgter einen Heyland und Erretter;
eine biß auf den Tod Verliebte ihren Koͤniglichen Braͤutigam, fin-
det a.

daß er de-
nen ſo es
nicht an-
nehmen
wollen
ſeine Un-
gnade
drohet.

§. 5. Ja es iſt JEſu ſo hart angelegen, daß er uns ſeine aller-
hoͤchſte Ungnad androhet, deren wir nicht entfliehen ſollen, wann
wir eine ſo groſſe Seeligkeit nicht annehmen b. Der H. Geiſt war-
net wie eine mitleidige Mutter c.

JESUS Chriſtus rufft hier uͤberlaut unter dem freyen Himmel,
und kuͤndet ſelbſt in ſeiner heiligen Menſchheit als der hell-klingende-
ſten Trompeten des H. Geiſtes ſolch Erlaß-Jahr und guten Sonn-
tag aus: Er hats nicht etwan nur etlichen ins Ohr geſagt und ge-
botten es heimlich zu halten.

Doch muß
man dar-
nach rin-
gen und
kaͤmpfen.

§. 6. (4.) Daß niemand weder in dieſer noch in jener Welt dieſe
Seeligkeit haben koͤnne; er komme dann zu Chriſto mit ſtetem An-
halten, Ringen und Flehen Tag und Nacht Joh. 5, 40. Apoc. 22,
14. wer aus dieſem Brunnen ſchoͤpffen will, muß durch das Laͤger
der Philiſter durchbrechen; wer von dieſem Baum eſſen will, muß
das Brennen der flammenden Schwerdter nicht ſcheuen, noch die
Doͤrn zu dieſer Roſen zu kommen, die Welt und alles muß verlaſſen
ſeyn; Wer faullentzet und nicht vom falſchen Ruh-Bett des Wahn-
Glaubens, Sicherheit, Welt-Lieb, Fleiſches-Begierd aufſtehet,
wird nicht von dieſem Brod eſſen. Paulus gebote, daß ſo jemand
nicht wollte arbeiten, der ſollte auch nicht eſſen d; Wie vielmehr
giltet dieſes vom innigen Genuß Chriſti und geiſtlichem Eſſen im
Reich GOttes, zumahlen der Natur-Menſch weder Appetit, noch
Geſchicklichkeit dazu hat, weder den Mund noch die Hand der See-
len, welche Kraͤffte des neuen Menſchen erſt erkaͤmpfet werden muͤſ-
ſen in der Wiedergeburth; Welch ein Gefecht muß da nicht vorge-
hen mit denen Cherubim, ſo bey dem Eingang des Gartens ſtehen,
ehe die Glieder des alten Adams ſamt allem eigenen Koͤnnen, Wiſ-
ſen und Haben uͤberall abgehauen ſind, allermaſſen dieſes ein veſt-ge-
ſetztes unwiederruffliches Urtheil GOttes iſt, daß hier nichts vor den

alten
a Jeſ. LV. 6. 7.
b Hebr. II. 3.
c Hebr. III. 12. 13. und IV. 1.
d 2 Theſſ. III. 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1210" n="1114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lab&#x017F;al in Tru&#x0364;b&#x017F;al.</hi></fw><lb/>
eine helle, klare Quell, ein vor Hunger ver&#x017F;chmachtender einen mit<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlichen reiffen Fru&#x0364;chten beladenen Baum; ein von wilden Thieren<lb/>
und ergrimmeten Mo&#x0364;rdern Verfolgter einen Heyland und Erretter;<lb/>
eine biß auf den Tod Verliebte ihren Ko&#x0364;niglichen Bra&#x0364;utigam, fin-<lb/>
det <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. LV.</hi> 6. 7.</note>.</p><lb/>
          <note place="left">daß er de-<lb/>
nen &#x017F;o es<lb/>
nicht an-<lb/>
nehmen<lb/>
wollen<lb/>
&#x017F;eine Un-<lb/>
gnade<lb/>
drohet.</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 5. Ja es i&#x017F;t JE&#x017F;u &#x017F;o hart angelegen, daß er uns &#x017F;eine aller-<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Ungnad androhet, deren wir nicht entfliehen &#x017F;ollen, wann<lb/>
wir eine &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Seeligkeit nicht annehmen <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Hebr. II.</hi> 3.</note>. Der H. Gei&#x017F;t war-<lb/>
net wie eine mitleidige Mutter <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Hebr. III.</hi> 12. 13. und <hi rendition="#aq">IV.</hi> 1.</note>.</p><lb/>
          <p>JESUS Chri&#x017F;tus rufft hier u&#x0364;berlaut unter dem freyen Himmel,<lb/>
und ku&#x0364;ndet &#x017F;elb&#x017F;t in &#x017F;einer heiligen Men&#x017F;chheit als der hell-klingende-<lb/>
&#x017F;ten Trompeten des H. Gei&#x017F;tes &#x017F;olch Erlaß-Jahr und guten Sonn-<lb/>
tag aus: Er hats nicht etwan nur etlichen ins Ohr ge&#x017F;agt und ge-<lb/>
botten es heimlich zu halten.</p><lb/>
          <note place="left">Doch muß<lb/>
man dar-<lb/>
nach rin-<lb/>
gen und<lb/>
ka&#x0364;mpfen.</note>
          <p>§. 6. (4.) Daß niemand weder in die&#x017F;er noch in jener Welt die&#x017F;e<lb/>
Seeligkeit haben ko&#x0364;nne; er komme dann zu Chri&#x017F;to mit &#x017F;tetem An-<lb/>
halten, Ringen und Flehen Tag und Nacht Joh. 5, 40. Apoc. 22,<lb/>
14. wer aus die&#x017F;em Brunnen &#x017F;cho&#x0364;pffen will, muß durch das La&#x0364;ger<lb/>
der Phili&#x017F;ter durchbrechen; wer von die&#x017F;em Baum e&#x017F;&#x017F;en will, muß<lb/>
das Brennen der flammenden Schwerdter nicht &#x017F;cheuen, noch die<lb/>
Do&#x0364;rn zu die&#x017F;er Ro&#x017F;en zu kommen, die Welt und alles muß verla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn; Wer faullentzet und nicht vom fal&#x017F;chen Ruh-Bett des Wahn-<lb/>
Glaubens, Sicherheit, Welt-Lieb, Flei&#x017F;ches-Begierd auf&#x017F;tehet,<lb/>
wird nicht von die&#x017F;em Brod e&#x017F;&#x017F;en. Paulus gebote, daß &#x017F;o jemand<lb/>
nicht wollte arbeiten, der &#x017F;ollte auch nicht e&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="d">2 <hi rendition="#aq">The&#x017F;&#x017F;. III.</hi> 10.</note>; Wie vielmehr<lb/>
giltet die&#x017F;es vom innigen Genuß Chri&#x017F;ti und gei&#x017F;tlichem E&#x017F;&#x017F;en im<lb/>
Reich GOttes, zumahlen der Natur-Men&#x017F;ch weder Appetit, noch<lb/>
Ge&#x017F;chicklichkeit dazu hat, weder den Mund noch die Hand der See-<lb/>
len, welche Kra&#x0364;ffte des neuen Men&#x017F;chen er&#x017F;t erka&#x0364;mpfet werden mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en in der Wiedergeburth; Welch ein Gefecht muß da nicht vorge-<lb/>
hen mit denen Cherubim, &#x017F;o bey dem Eingang des Gartens &#x017F;tehen,<lb/>
ehe die Glieder des alten Adams &#x017F;amt allem eigenen Ko&#x0364;nnen, Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und Haben u&#x0364;berall abgehauen &#x017F;ind, allerma&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es ein ve&#x017F;t-ge-<lb/>
&#x017F;etztes unwiederruffliches Urtheil GOttes i&#x017F;t, daß hier nichts vor den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1114/1210] Labſal in Truͤbſal. eine helle, klare Quell, ein vor Hunger verſchmachtender einen mit koͤſtlichen reiffen Fruͤchten beladenen Baum; ein von wilden Thieren und ergrimmeten Moͤrdern Verfolgter einen Heyland und Erretter; eine biß auf den Tod Verliebte ihren Koͤniglichen Braͤutigam, fin- det a. §. 5. Ja es iſt JEſu ſo hart angelegen, daß er uns ſeine aller- hoͤchſte Ungnad androhet, deren wir nicht entfliehen ſollen, wann wir eine ſo groſſe Seeligkeit nicht annehmen b. Der H. Geiſt war- net wie eine mitleidige Mutter c. JESUS Chriſtus rufft hier uͤberlaut unter dem freyen Himmel, und kuͤndet ſelbſt in ſeiner heiligen Menſchheit als der hell-klingende- ſten Trompeten des H. Geiſtes ſolch Erlaß-Jahr und guten Sonn- tag aus: Er hats nicht etwan nur etlichen ins Ohr geſagt und ge- botten es heimlich zu halten. §. 6. (4.) Daß niemand weder in dieſer noch in jener Welt dieſe Seeligkeit haben koͤnne; er komme dann zu Chriſto mit ſtetem An- halten, Ringen und Flehen Tag und Nacht Joh. 5, 40. Apoc. 22, 14. wer aus dieſem Brunnen ſchoͤpffen will, muß durch das Laͤger der Philiſter durchbrechen; wer von dieſem Baum eſſen will, muß das Brennen der flammenden Schwerdter nicht ſcheuen, noch die Doͤrn zu dieſer Roſen zu kommen, die Welt und alles muß verlaſſen ſeyn; Wer faullentzet und nicht vom falſchen Ruh-Bett des Wahn- Glaubens, Sicherheit, Welt-Lieb, Fleiſches-Begierd aufſtehet, wird nicht von dieſem Brod eſſen. Paulus gebote, daß ſo jemand nicht wollte arbeiten, der ſollte auch nicht eſſen d; Wie vielmehr giltet dieſes vom innigen Genuß Chriſti und geiſtlichem Eſſen im Reich GOttes, zumahlen der Natur-Menſch weder Appetit, noch Geſchicklichkeit dazu hat, weder den Mund noch die Hand der See- len, welche Kraͤffte des neuen Menſchen erſt erkaͤmpfet werden muͤſ- ſen in der Wiedergeburth; Welch ein Gefecht muß da nicht vorge- hen mit denen Cherubim, ſo bey dem Eingang des Gartens ſtehen, ehe die Glieder des alten Adams ſamt allem eigenen Koͤnnen, Wiſ- ſen und Haben uͤberall abgehauen ſind, allermaſſen dieſes ein veſt-ge- ſetztes unwiederruffliches Urtheil GOttes iſt, daß hier nichts vor den alten a Jeſ. LV. 6. 7. b Hebr. II. 3. c Hebr. III. 12. 13. und IV. 1. d 2 Theſſ. III. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1210
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1210>, abgerufen am 20.05.2024.