Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens-Mahlzeit.
freulichen Materien in unserem Text, sonderbahr diese zwo allhier
vor.

§. 9. Jsts augenscheinlich im Text, daß unsere Seeligmachung indaß seine
Seeligkeit
in den
Händen
seines
JESU
stehe.

den Handen GOttes ist und seinem Gesalbeten; Dann er hat das
Leben in seinen Sohn gelegt, daß das Heyl selbst genennet wird,
Luc. 2, 30. unser Glaub zeigt auch darmit klar, indem er bekennt,
er empfahe das Heyl von seiner Hand; Gewißlich ist dieses der aller-
süsseste, unvergleichliche Trost, daß GOtt unsere Seeligmachung
seinem Sohn anvertraut hat; wäre sie in unseren Händen, unser ei-
gen Werck, ach wie schwebte nicht unser Hertz stets in ängstlichen
Sorgen und Ungewißheit in so weit wir unsere Verderbnissen, Un-
beständigkeit und Unvermögen kennen! O wie Hertz-erfreulich ists
hiemit, einen solchen Vormund zu haben, der zu denen Gütern un-
sers himmlischen Erbes Sorg trage: JEsus der sie uns erworben
und es auf sich genommen hat, die Hand von seinem Werck nicht ab-
zuziehen, biß ers zur Vollkommenheit gebracht haben würde, darzu
hat sich JEsus selbst verbindlich gemacht vor GOTT seinem Vat-
ter, welcher uns zum steten Jnnebleiben mit allen Gedancken und
Begierden in Christo, auch zu einem unbeschränckten Gehorsam und
Ubergab antreiben und ermunteren soll.

§. 10. O reicher Trost! O süsse Freud! O unendliche Freude!Daß wei-
len sein
JEsus le-
bet, er ge-
wiß auch
leben
werde.

daß weil JEsus lebt, wir auch leben sollen, und zwar von seinem
selbst eigenen Leben, welches des Vatters ist, das ist das höchste
Wunder über alle Wunder, daß GOTT sein ewiges Wunder-Le-
ben durch JEsum als einen Canal in uns hinüber leitet, auf daß
wir eines seyen mit dem Vatter und seinem Sohn JESU Christo
in der Gemeinschafft des heiligen Geistes; also daß wir GOTT und
sein Reich erkennen sollen, wie sie JEsus erkennet, eben die Gedan-
cken und eben den Begriff haben von allen Sachen wie JEsus, und
sich in diesem wunderbahren Licht erfreuen, wie die Seele JEsu sich
darinn erfreuet; Es soll der neugeschaffene Mensch eben so sicher seyn
vorm Tod und Höll als JESUS selbst, eben so innig von GOTT
geliebet werden als JEsus alles um seinet willen; GOTT wills ma-
chen und den gläubigen Kämpfer dahin bringen, daß er eben so ge-
gen ihme dem höchsten Gut gesinnet seye als wie JEsus gegen dem

Vat-
X x x x x x

Lebens-Mahlzeit.
freulichen Materien in unſerem Text, ſonderbahr dieſe zwo allhier
vor.

§. 9. Jſts augenſcheinlich im Text, daß unſere Seeligmachung indaß ſeine
Seeligkeit
in den
Haͤnden
ſeines
JESU
ſtehe.

den Handen GOttes iſt und ſeinem Geſalbeten; Dann er hat das
Leben in ſeinen Sohn gelegt, daß das Heyl ſelbſt genennet wird,
Luc. 2, 30. unſer Glaub zeigt auch darmit klar, indem er bekennt,
er empfahe das Heyl von ſeiner Hand; Gewißlich iſt dieſes der aller-
ſuͤſſeſte, unvergleichliche Troſt, daß GOtt unſere Seeligmachung
ſeinem Sohn anvertraut hat; waͤre ſie in unſeren Haͤnden, unſer ei-
gen Werck, ach wie ſchwebte nicht unſer Hertz ſtets in aͤngſtlichen
Sorgen und Ungewißheit in ſo weit wir unſere Verderbniſſen, Un-
beſtaͤndigkeit und Unvermoͤgen kennen! O wie Hertz-erfreulich iſts
hiemit, einen ſolchen Vormund zu haben, der zu denen Guͤtern un-
ſers himmliſchen Erbes Sorg trage: JEſus der ſie uns erworben
und es auf ſich genommen hat, die Hand von ſeinem Werck nicht ab-
zuziehen, biß ers zur Vollkommenheit gebracht haben wuͤrde, darzu
hat ſich JEſus ſelbſt verbindlich gemacht vor GOTT ſeinem Vat-
ter, welcher uns zum ſteten Jnnebleiben mit allen Gedancken und
Begierden in Chriſto, auch zu einem unbeſchraͤnckten Gehorſam und
Ubergab antreiben und ermunteren ſoll.

§. 10. O reicher Troſt! O ſuͤſſe Freud! O unendliche Freude!Daß wei-
len ſein
JEſus le-
bet, er ge-
wiß auch
leben
werde.

daß weil JEſus lebt, wir auch leben ſollen, und zwar von ſeinem
ſelbſt eigenen Leben, welches des Vatters iſt, das iſt das hoͤchſte
Wunder uͤber alle Wunder, daß GOTT ſein ewiges Wunder-Le-
ben durch JEſum als einen Canal in uns hinuͤber leitet, auf daß
wir eines ſeyen mit dem Vatter und ſeinem Sohn JESU Chriſto
in der Gemeinſchafft des heiligen Geiſtes; alſo daß wir GOTT und
ſein Reich erkennen ſollen, wie ſie JEſus erkennet, eben die Gedan-
cken und eben den Begriff haben von allen Sachen wie JEſus, und
ſich in dieſem wunderbahren Licht erfreuen, wie die Seele JEſu ſich
darinn erfreuet; Es ſoll der neugeſchaffene Menſch eben ſo ſicher ſeyn
vorm Tod und Hoͤll als JESUS ſelbſt, eben ſo innig von GOTT
geliebet werden als JEſus alles um ſeinet willen; GOTT wills ma-
chen und den glaͤubigen Kaͤmpfer dahin bringen, daß er eben ſo ge-
gen ihme dem hoͤchſten Gut geſinnet ſeye als wie JEſus gegen dem

Vat-
X x x x x x
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1177" n="1081"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lebens-Mahlzeit.</hi></fw><lb/>
freulichen Materien in un&#x017F;erem Text, &#x017F;onderbahr die&#x017F;e zwo allhier<lb/>
vor.</p><lb/>
          <p>§. 9. J&#x017F;ts augen&#x017F;cheinlich im Text, daß un&#x017F;ere Seeligmachung in<note place="right">daß &#x017F;eine<lb/>
Seeligkeit<lb/>
in den<lb/>
Ha&#x0364;nden<lb/>
&#x017F;eines<lb/>
JESU<lb/>
&#x017F;tehe.</note><lb/>
den Handen GOttes i&#x017F;t und &#x017F;einem Ge&#x017F;albeten; Dann er hat das<lb/>
Leben in &#x017F;einen Sohn gelegt, daß das Heyl &#x017F;elb&#x017F;t genennet wird,<lb/>
Luc. 2, 30. un&#x017F;er Glaub zeigt auch darmit klar, indem er bekennt,<lb/>
er empfahe das Heyl von &#x017F;einer Hand; Gewißlich i&#x017F;t die&#x017F;es der aller-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te, unvergleichliche Tro&#x017F;t, daß GOtt un&#x017F;ere Seeligmachung<lb/>
&#x017F;einem Sohn anvertraut hat; wa&#x0364;re &#x017F;ie in un&#x017F;eren Ha&#x0364;nden, un&#x017F;er ei-<lb/>
gen Werck, ach wie &#x017F;chwebte nicht un&#x017F;er Hertz &#x017F;tets in a&#x0364;ng&#x017F;tlichen<lb/>
Sorgen und Ungewißheit in &#x017F;o weit wir un&#x017F;ere Verderbni&#x017F;&#x017F;en, Un-<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit und Unvermo&#x0364;gen kennen! O wie Hertz-erfreulich i&#x017F;ts<lb/>
hiemit, einen &#x017F;olchen Vormund zu haben, der zu denen Gu&#x0364;tern un-<lb/>
&#x017F;ers himmli&#x017F;chen Erbes Sorg trage: JE&#x017F;us der &#x017F;ie uns erworben<lb/>
und es auf &#x017F;ich genommen hat, die Hand von &#x017F;einem Werck nicht ab-<lb/>
zuziehen, biß ers zur Vollkommenheit gebracht haben wu&#x0364;rde, darzu<lb/>
hat &#x017F;ich JE&#x017F;us &#x017F;elb&#x017F;t verbindlich gemacht vor GOTT &#x017F;einem Vat-<lb/>
ter, welcher uns zum &#x017F;teten Jnnebleiben mit allen Gedancken und<lb/>
Begierden in Chri&#x017F;to, auch zu einem unbe&#x017F;chra&#x0364;nckten Gehor&#x017F;am und<lb/>
Ubergab antreiben und ermunteren &#x017F;oll.</p><lb/>
          <p>§. 10. O reicher Tro&#x017F;t! O &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Freud! O unendliche Freude!<note place="right">Daß wei-<lb/>
len &#x017F;ein<lb/>
JE&#x017F;us le-<lb/>
bet, er ge-<lb/>
wiß auch<lb/>
leben<lb/>
werde.</note><lb/>
daß weil JE&#x017F;us lebt, wir auch leben &#x017F;ollen, und zwar von &#x017F;einem<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t eigenen Leben, welches des Vatters i&#x017F;t, das i&#x017F;t das ho&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Wunder u&#x0364;ber alle Wunder, daß GOTT &#x017F;ein ewiges Wunder-Le-<lb/>
ben durch JE&#x017F;um als einen Canal in uns hinu&#x0364;ber leitet, auf daß<lb/>
wir eines &#x017F;eyen mit dem Vatter und &#x017F;einem Sohn JESU Chri&#x017F;to<lb/>
in der Gemein&#x017F;chafft des heiligen Gei&#x017F;tes; al&#x017F;o daß wir GOTT und<lb/>
&#x017F;ein Reich erkennen &#x017F;ollen, wie &#x017F;ie JE&#x017F;us erkennet, eben die Gedan-<lb/>
cken und eben den Begriff haben von allen Sachen wie JE&#x017F;us, und<lb/>
&#x017F;ich in die&#x017F;em wunderbahren Licht erfreuen, wie die Seele JE&#x017F;u &#x017F;ich<lb/>
darinn erfreuet; Es &#x017F;oll der neuge&#x017F;chaffene Men&#x017F;ch eben &#x017F;o &#x017F;icher &#x017F;eyn<lb/>
vorm Tod und Ho&#x0364;ll als JESUS &#x017F;elb&#x017F;t, eben &#x017F;o innig von GOTT<lb/>
geliebet werden als JE&#x017F;us alles um &#x017F;einet willen; GOTT wills ma-<lb/>
chen und den gla&#x0364;ubigen Ka&#x0364;mpfer dahin bringen, daß er eben &#x017F;o ge-<lb/>
gen ihme dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gut ge&#x017F;innet &#x017F;eye als wie JE&#x017F;us gegen dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x x x x x</fw><fw place="bottom" type="catch">Vat-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1081/1177] Lebens-Mahlzeit. freulichen Materien in unſerem Text, ſonderbahr dieſe zwo allhier vor. §. 9. Jſts augenſcheinlich im Text, daß unſere Seeligmachung in den Handen GOttes iſt und ſeinem Geſalbeten; Dann er hat das Leben in ſeinen Sohn gelegt, daß das Heyl ſelbſt genennet wird, Luc. 2, 30. unſer Glaub zeigt auch darmit klar, indem er bekennt, er empfahe das Heyl von ſeiner Hand; Gewißlich iſt dieſes der aller- ſuͤſſeſte, unvergleichliche Troſt, daß GOtt unſere Seeligmachung ſeinem Sohn anvertraut hat; waͤre ſie in unſeren Haͤnden, unſer ei- gen Werck, ach wie ſchwebte nicht unſer Hertz ſtets in aͤngſtlichen Sorgen und Ungewißheit in ſo weit wir unſere Verderbniſſen, Un- beſtaͤndigkeit und Unvermoͤgen kennen! O wie Hertz-erfreulich iſts hiemit, einen ſolchen Vormund zu haben, der zu denen Guͤtern un- ſers himmliſchen Erbes Sorg trage: JEſus der ſie uns erworben und es auf ſich genommen hat, die Hand von ſeinem Werck nicht ab- zuziehen, biß ers zur Vollkommenheit gebracht haben wuͤrde, darzu hat ſich JEſus ſelbſt verbindlich gemacht vor GOTT ſeinem Vat- ter, welcher uns zum ſteten Jnnebleiben mit allen Gedancken und Begierden in Chriſto, auch zu einem unbeſchraͤnckten Gehorſam und Ubergab antreiben und ermunteren ſoll. daß ſeine Seeligkeit in den Haͤnden ſeines JESU ſtehe. §. 10. O reicher Troſt! O ſuͤſſe Freud! O unendliche Freude! daß weil JEſus lebt, wir auch leben ſollen, und zwar von ſeinem ſelbſt eigenen Leben, welches des Vatters iſt, das iſt das hoͤchſte Wunder uͤber alle Wunder, daß GOTT ſein ewiges Wunder-Le- ben durch JEſum als einen Canal in uns hinuͤber leitet, auf daß wir eines ſeyen mit dem Vatter und ſeinem Sohn JESU Chriſto in der Gemeinſchafft des heiligen Geiſtes; alſo daß wir GOTT und ſein Reich erkennen ſollen, wie ſie JEſus erkennet, eben die Gedan- cken und eben den Begriff haben von allen Sachen wie JEſus, und ſich in dieſem wunderbahren Licht erfreuen, wie die Seele JEſu ſich darinn erfreuet; Es ſoll der neugeſchaffene Menſch eben ſo ſicher ſeyn vorm Tod und Hoͤll als JESUS ſelbſt, eben ſo innig von GOTT geliebet werden als JEſus alles um ſeinet willen; GOTT wills ma- chen und den glaͤubigen Kaͤmpfer dahin bringen, daß er eben ſo ge- gen ihme dem hoͤchſten Gut geſinnet ſeye als wie JEſus gegen dem Vat- Daß wei- len ſein JEſus le- bet, er ge- wiß auch leben werde. X x x x x x

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1177
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1081. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1177>, abgerufen am 01.07.2024.