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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
seinen Sohn, welchen Er auch berufft Mensch zu werden, um un-
sere Seeligkeit zu würcken, dazu erfüllt er ihn mit denen Gaaben, so
dieser Beruff erforderte, und also lebet JEsus durch den Vatter:
nachdem er aber GOtt gehorsam gewesen ist für uns, so erhöhet
er ihn sehr und gibt ihm auch lebendigmachend zu seyn, auf daß er
das Mittler-Amt biß zu völliger Wiederbringung der verlohrnen
Menschen verwalte und JEsus uns also sein Leben mittheile, zu-
malen auch der Sohn lebendig macht, welche er will a, und eben
hierinn bestehet die Wunder-Liebe GOttes zu uns, welche im ande-
ren Theil unsers Texts herrlich hervorleuchtet, da der Welt Heiland
sagt: daß wer Jhne esse, durch Jhn leben werde.

Das dritte Capitel.
Von dem Essen JEsu: von dem Leben durch Jhn: Von der Verknü-
pfung des Lebens JEsu mit dem Essen des Glaubens: Von der Haushal-
tung des Vatters gegen dem Sohn und JEsu gegen uns.

Der andere Theil des Texts ist: wie es JEsus mit uns habe, und
wie wir das Leben von Jhme empfahen; darinnen uns auch vier
Puncten vorkommen.

Was es
heisse JE-
sum essen,

§. 1. Erstlich was das seye Christum JEsum essen.

a) JEsus erkläret sich gar deutlich in dieser seiner Wunder-Red,
daß es nemlich nichts anders seye als glauben: sihe Vers 27, 28, 29.
und Vers 35, 36. und Vers 47, 48. Wer glaubt sättiget sich von
Christo; nach dem berühmten Spruch Augustini: crede & mandu-
casti;
Glaube, so hast du schon gegessen.

wie er ge-
essen wer-
de,

§. 2. b) Wie dann JEsus mangeable eßbar, so zu reden, wer-
de. Erstlich als GOTT im Fleisch geoffenbahret b, als der leut-
seeligste Menschen-Freund unter uns wohnend voller Gnad und War-
heit c. Zum anderen wird dieser GOtt-Mensch hier vorgestellt, als
das Blut von seinem Leib abgesönderet, massen es so offt heißt;
Wer mein Fleisch isset und mein Blut trincket; mithin als tod; zu-
malen, wann das Blut aus dem Leib weg ist, so ist der Mensch tod;
Nun ist der gestorbene JEsus dem Glauben eine überaus köstliche

Speise,
a Joh. V. 21.
b 1 Tim. III. 16.
c Joh. I. 14.

Lebens-Mahlzeit.
ſeinen Sohn, welchen Er auch berufft Menſch zu werden, um un-
ſere Seeligkeit zu wuͤrcken, dazu erfuͤllt er ihn mit denen Gaaben, ſo
dieſer Beruff erforderte, und alſo lebet JEſus durch den Vatter:
nachdem er aber GOtt gehorſam geweſen iſt fuͤr uns, ſo erhoͤhet
er ihn ſehr und gibt ihm auch lebendigmachend zu ſeyn, auf daß er
das Mittler-Amt biß zu voͤlliger Wiederbringung der verlohrnen
Menſchen verwalte und JEſus uns alſo ſein Leben mittheile, zu-
malen auch der Sohn lebendig macht, welche er will a, und eben
hierinn beſtehet die Wunder-Liebe GOttes zu uns, welche im ande-
ren Theil unſers Texts herrlich hervorleuchtet, da der Welt Heiland
ſagt: daß wer Jhne eſſe, durch Jhn leben werde.

Das dritte Capitel.
Von dem Eſſen JEſu: von dem Leben durch Jhn: Von der Verknuͤ-
pfung des Lebens JEſu mit dem Eſſen des Glaubens: Von der Haushal-
tung des Vatters gegen dem Sohn und JEſu gegen uns.

Der andere Theil des Texts iſt: wie es JEſus mit uns habe, und
wie wir das Leben von Jhme empfahen; darinnen uns auch vier
Puncten vorkommen.

Was es
heiſſe JE-
ſum eſſen,

§. 1. Erſtlich was das ſeye Chriſtum JEſum eſſen.

a) JEſus erklaͤret ſich gar deutlich in dieſer ſeiner Wunder-Red,
daß es nemlich nichts anders ſeye als glauben: ſihe Vers 27, 28, 29.
und Vers 35, 36. und Vers 47, 48. Wer glaubt ſaͤttiget ſich von
Chriſto; nach dem beruͤhmten Spruch Auguſtini: crede & mandu-
caſti;
Glaube, ſo haſt du ſchon gegeſſen.

wie er ge-
eſſen wer-
de,

§. 2. b) Wie dann JEſus mangeable eßbar, ſo zu reden, wer-
de. Erſtlich als GOTT im Fleiſch geoffenbahret b, als der leut-
ſeeligſte Menſchen-Freund unter uns wohnend voller Gnad und War-
heit c. Zum anderen wird dieſer GOtt-Menſch hier vorgeſtellt, als
das Blut von ſeinem Leib abgeſoͤnderet, maſſen es ſo offt heißt;
Wer mein Fleiſch iſſet und mein Blut trincket; mithin als tod; zu-
malen, wann das Blut aus dem Leib weg iſt, ſo iſt der Menſch tod;
Nun iſt der geſtorbene JEſus dem Glauben eine uͤberaus koͤſtliche

Speiſe,
a Joh. V. 21.
b 1 Tim. III. 16.
c Joh. I. 14.
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[1032/1128] Lebens-Mahlzeit. ſeinen Sohn, welchen Er auch berufft Menſch zu werden, um un- ſere Seeligkeit zu wuͤrcken, dazu erfuͤllt er ihn mit denen Gaaben, ſo dieſer Beruff erforderte, und alſo lebet JEſus durch den Vatter: nachdem er aber GOtt gehorſam geweſen iſt fuͤr uns, ſo erhoͤhet er ihn ſehr und gibt ihm auch lebendigmachend zu ſeyn, auf daß er das Mittler-Amt biß zu voͤlliger Wiederbringung der verlohrnen Menſchen verwalte und JEſus uns alſo ſein Leben mittheile, zu- malen auch der Sohn lebendig macht, welche er will a, und eben hierinn beſtehet die Wunder-Liebe GOttes zu uns, welche im ande- ren Theil unſers Texts herrlich hervorleuchtet, da der Welt Heiland ſagt: daß wer Jhne eſſe, durch Jhn leben werde. Das dritte Capitel. Von dem Eſſen JEſu: von dem Leben durch Jhn: Von der Verknuͤ- pfung des Lebens JEſu mit dem Eſſen des Glaubens: Von der Haushal- tung des Vatters gegen dem Sohn und JEſu gegen uns. Der andere Theil des Texts iſt: wie es JEſus mit uns habe, und wie wir das Leben von Jhme empfahen; darinnen uns auch vier Puncten vorkommen. §. 1. Erſtlich was das ſeye Chriſtum JEſum eſſen. a) JEſus erklaͤret ſich gar deutlich in dieſer ſeiner Wunder-Red, daß es nemlich nichts anders ſeye als glauben: ſihe Vers 27, 28, 29. und Vers 35, 36. und Vers 47, 48. Wer glaubt ſaͤttiget ſich von Chriſto; nach dem beruͤhmten Spruch Auguſtini: crede & mandu- caſti; Glaube, ſo haſt du ſchon gegeſſen. §. 2. b) Wie dann JEſus mangeable eßbar, ſo zu reden, wer- de. Erſtlich als GOTT im Fleiſch geoffenbahret b, als der leut- ſeeligſte Menſchen-Freund unter uns wohnend voller Gnad und War- heit c. Zum anderen wird dieſer GOtt-Menſch hier vorgeſtellt, als das Blut von ſeinem Leib abgeſoͤnderet, maſſen es ſo offt heißt; Wer mein Fleiſch iſſet und mein Blut trincket; mithin als tod; zu- malen, wann das Blut aus dem Leib weg iſt, ſo iſt der Menſch tod; Nun iſt der geſtorbene JEſus dem Glauben eine uͤberaus koͤſtliche Speiſe, a Joh. V. 21. b 1 Tim. III. 16. c Joh. I. 14.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1032. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1128>, abgerufen am 18.12.2024.