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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die Sonne der Gerechtigkeit.
Anderseits sehen wir bey dieser Sonne Seligkeiten des Paradieses,
und durch welchen Weg der König und Schöpfer desselben aus die-
sem Angstthal eine Reise dahin gethan; wir erkennen bey seinem Gna-
den-Schein auch seine Fußstapfen, so er uns hinterlassen, darinn
wir die Füsse unserer Begierden und gantzen Wandels steiff setzen
müssen; wollen wir anders sichere Tritte thun und nicht sehr gefähr-
lich neben aus entschlipfen: Darinn haben gewandlet alle, die end-
lich in die ewige Sonne hineingegangen, und zu so vielen kleinen Him-
mels-Sonnen im Reich des Vatters worden sind.

§. 3. Wir empfindens gar gut, daß uns der allmächtige HErrHerrli-
cher Nutze
dieses
Liechtes.

diese Sonn also gnädig scheinen lasset, und daß uns JEsus niemahls
gar zu lang in der gräßlichen, förchterlichen Nacht unserer Verirrung
und Confusion oder Gemüths-Verirrung tappen lasset. Jch ware
einmahls bey einem Welt-Weisen und berühmten Mann und redete
ihme vieles von der Herrlichkeit des Reichs GOttes in der Seelen;
und weilen wir leben in einem Untersaal waren, allda wegen der
Sonnen-Hitz alle Fenster-Läden zu waren, sagte ich ihm aus dem An-
laß: Wie doch GOtt so begierig nach unserer Seeligkeit und sich
zu uns dringe, also daß, wann nur ein Spalt offen stehe, er so bald
einige Liechts-Stralen da hineinwerffe, biß daß der Heil. Geist mit
Macht alle Widersetzlichkeit wegnehme, und alle Winckel der See-
len mit seinem Glantz und Wärme anfülle: indem solches sagte; ka-
me zur Bestättigung dessen ein starcker Windstoß, risse ein Fenster-
Laden auf, also daß die Sonne mit vollem Schein hineinfiele und al-
les im Zimmer gantz heiter und deutlich machte: Gleicher gestalten
werden wir es auch im Glauben gewahr, wann JEsus uns erscheint,
sintemahl er uns lebendig, lustig und warm macht, auf eine unaus-
sprechliche Weise. Ohne JEsu bliebe wohl alles in jämmerlicher Fin-
sternuß des ewigen Todes, auch mitten unter allerhand verbilden-
den Wahn-Liechteren, zierlichen, so genannten geistlichen Gesprä-
chen, aber ohne den Heil. Geist in bloß elementarischem Wissen des
Stern-Geists, der auch Unbekehrte zu vielem Nachsinnen der War-
heiten heiliger Schrifft antreiben kan, daß sie einen solchen Blast
der Weißheit von sich geben, daß es Unerfahrne und Ungeübte leich-
ter Dingen vor eine Göttliche Erleuchtung ansehen, da es doch
Menschen sind, die aus dem Sünden-Grab noch nicht aufgestanden,

die
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Die Sonne der Gerechtigkeit.
Anderſeits ſehen wir bey dieſer Sonne Seligkeiten des Paradieſes,
und durch welchen Weg der Koͤnig und Schoͤpfer deſſelben aus die-
ſem Angſtthal eine Reiſe dahin gethan; wir erkennen bey ſeinem Gna-
den-Schein auch ſeine Fußſtapfen, ſo er uns hinterlaſſen, darinn
wir die Fuͤſſe unſerer Begierden und gantzen Wandels ſteiff ſetzen
muͤſſen; wollen wir anders ſichere Tritte thun und nicht ſehr gefaͤhr-
lich neben aus entſchlipfen: Darinn haben gewandlet alle, die end-
lich in die ewige Sonne hineingegangen, und zu ſo vielen kleinen Him-
mels-Sonnen im Reich des Vatters worden ſind.

§. 3. Wir empfindens gar gut, daß uns der allmaͤchtige HErrHerrli-
cher Nutze
dieſes
Liechtes.

dieſe Sonn alſo gnaͤdig ſcheinen laſſet, und daß uns JEſus niemahls
gar zu lang in der graͤßlichen, foͤrchterlichen Nacht unſerer Verirrung
und Confuſion oder Gemuͤths-Verirrung tappen laſſet. Jch ware
einmahls bey einem Welt-Weiſen und beruͤhmten Mann und redete
ihme vieles von der Herrlichkeit des Reichs GOttes in der Seelen;
und weilen wir leben in einem Unterſaal waren, allda wegen der
Sonnen-Hitz alle Fenſter-Laͤden zu waren, ſagte ich ihm aus dem An-
laß: Wie doch GOtt ſo begierig nach unſerer Seeligkeit und ſich
zu uns dringe, alſo daß, wann nur ein Spalt offen ſtehe, er ſo bald
einige Liechts-Stralen da hineinwerffe, biß daß der Heil. Geiſt mit
Macht alle Widerſetzlichkeit wegnehme, und alle Winckel der See-
len mit ſeinem Glantz und Waͤrme anfuͤlle: indem ſolches ſagte; ka-
me zur Beſtaͤttigung deſſen ein ſtarcker Windſtoß, riſſe ein Fenſter-
Laden auf, alſo daß die Sonne mit vollem Schein hineinfiele und al-
les im Zimmer gantz heiter und deutlich machte: Gleicher geſtalten
werden wir es auch im Glauben gewahr, wann JEſus uns erſcheint,
ſintemahl er uns lebendig, luſtig und warm macht, auf eine unaus-
ſprechliche Weiſe. Ohne JEſu bliebe wohl alles in jaͤmmerlicher Fin-
ſternuß des ewigen Todes, auch mitten unter allerhand verbilden-
den Wahn-Liechteren, zierlichen, ſo genannten geiſtlichen Geſpraͤ-
chen, aber ohne den Heil. Geiſt in bloß elementariſchem Wiſſen des
Stern-Geiſts, der auch Unbekehrte zu vielem Nachſinnen der War-
heiten heiliger Schrifft antreiben kan, daß ſie einen ſolchen Blaſt
der Weißheit von ſich geben, daß es Unerfahrne und Ungeuͤbte leich-
ter Dingen vor eine Goͤttliche Erleuchtung anſehen, da es doch
Menſchen ſind, die aus dem Suͤnden-Grab noch nicht aufgeſtanden,

die
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[997/1093] Die Sonne der Gerechtigkeit. Anderſeits ſehen wir bey dieſer Sonne Seligkeiten des Paradieſes, und durch welchen Weg der Koͤnig und Schoͤpfer deſſelben aus die- ſem Angſtthal eine Reiſe dahin gethan; wir erkennen bey ſeinem Gna- den-Schein auch ſeine Fußſtapfen, ſo er uns hinterlaſſen, darinn wir die Fuͤſſe unſerer Begierden und gantzen Wandels ſteiff ſetzen muͤſſen; wollen wir anders ſichere Tritte thun und nicht ſehr gefaͤhr- lich neben aus entſchlipfen: Darinn haben gewandlet alle, die end- lich in die ewige Sonne hineingegangen, und zu ſo vielen kleinen Him- mels-Sonnen im Reich des Vatters worden ſind. §. 3. Wir empfindens gar gut, daß uns der allmaͤchtige HErr dieſe Sonn alſo gnaͤdig ſcheinen laſſet, und daß uns JEſus niemahls gar zu lang in der graͤßlichen, foͤrchterlichen Nacht unſerer Verirrung und Confuſion oder Gemuͤths-Verirrung tappen laſſet. Jch ware einmahls bey einem Welt-Weiſen und beruͤhmten Mann und redete ihme vieles von der Herrlichkeit des Reichs GOttes in der Seelen; und weilen wir leben in einem Unterſaal waren, allda wegen der Sonnen-Hitz alle Fenſter-Laͤden zu waren, ſagte ich ihm aus dem An- laß: Wie doch GOtt ſo begierig nach unſerer Seeligkeit und ſich zu uns dringe, alſo daß, wann nur ein Spalt offen ſtehe, er ſo bald einige Liechts-Stralen da hineinwerffe, biß daß der Heil. Geiſt mit Macht alle Widerſetzlichkeit wegnehme, und alle Winckel der See- len mit ſeinem Glantz und Waͤrme anfuͤlle: indem ſolches ſagte; ka- me zur Beſtaͤttigung deſſen ein ſtarcker Windſtoß, riſſe ein Fenſter- Laden auf, alſo daß die Sonne mit vollem Schein hineinfiele und al- les im Zimmer gantz heiter und deutlich machte: Gleicher geſtalten werden wir es auch im Glauben gewahr, wann JEſus uns erſcheint, ſintemahl er uns lebendig, luſtig und warm macht, auf eine unaus- ſprechliche Weiſe. Ohne JEſu bliebe wohl alles in jaͤmmerlicher Fin- ſternuß des ewigen Todes, auch mitten unter allerhand verbilden- den Wahn-Liechteren, zierlichen, ſo genannten geiſtlichen Geſpraͤ- chen, aber ohne den Heil. Geiſt in bloß elementariſchem Wiſſen des Stern-Geiſts, der auch Unbekehrte zu vielem Nachſinnen der War- heiten heiliger Schrifft antreiben kan, daß ſie einen ſolchen Blaſt der Weißheit von ſich geben, daß es Unerfahrne und Ungeuͤbte leich- ter Dingen vor eine Goͤttliche Erleuchtung anſehen, da es doch Menſchen ſind, die aus dem Suͤnden-Grab noch nicht aufgeſtanden, die Herrli- cher Nutze dieſes Liechtes. K k k k k k 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1093>, abgerufen am 22.11.2024.