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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Evangelii JESU.
seyn lassen mit seinem Christenthum. Jndessen nimmt man sich die
Freyheit, auf dem Bette der fleischlichen Sicherheit, in Faulkeit
noch ein wenig zu schlummern a; Und dieses, noch ein wenig, wäh-
ret so lang, biß die Nacht einbricht, da niemand mehr würcken
lan. Man läßt sich traumen, wie man doch zu der und der Zeit,
so eiferig, seyn wolle, und die vorhandene Zeit verschlendert man so
immer fort. Jnzwischen phantasiret der Mensch, wann man sichs
nur fest einbilde, daß JEsus uns erlöset, und hiemit selig machen
werde, so werde dieser dem Namen nach wohl, aber dem Wesen
und Krafft nach unbekannte Christus, die aus dem Leibe fahrende
Seele, eben um dieser falschen Einbildung willen, in sein Himmel-
reich einnehmen, und selig machen; Und solte einer kommen, der
ihme diese falsche und von dem Satan eingeblasene Einbildung aus
Liebe und Erbärmde gegen seine so arme verblendete Seele wolte
aus dem Wort GOttes zerstreuen, und über einen Hauffen werffen,
würde er kein angenehmer Gast seyn, sondern als ein Verführer
fortgewiesen werden, und zur Antwort bekommen, was der seinem
JESU nachfolgende Petrus; Und du bist einer von denen die es
mit JESU halten, dann deine Sprach verräht dich.

§. 13. Sehet! mit dergleichen argen Räncken haltet der Seelen-Sonder-
lich junge
Leut.

Mörder die Menschen von dem Kommen zu JESU ab. Dann
wer wolte ernstlich kämpffen und ringen, dem Himmelreich Gewalt
anthun, sich durch alle Hindernussen hindurch reissen, wann es mit
einem todten Maul-Glaube ausgerichtet wäre? Sonderlich bey jun-
gen Leuten erwecket Satanas gar wunderliche Gedancken, weilen
der listige Fuchs wohl weißt, was für eine unaussprechliche Klar-
heit, Weißheit, Heiligkeit, Reichthum, Seligkeit, Engels-Kro-
nen sie von JESU zu empfahen hätten, darum verbösert er ihnen
JESUM, bildet Jhnen ein, es seye weder Ehr noch Gut, noch
Lust, noch einiges Vergnügen bey JESU anzutreffen, sie seyen
noch junge Leute, warum sie so geschwind wolten melancholisiren, es
seye doch gar zu lustig, auf dem Schau-Platz und Narren-Prüge der
Welt mitzumachen, warum sie sich vor der Zeit selbst quälen wolten,
sie könnten wohl von dem Leben JESU und des Heiligen Geistes
kranck werden, in Verachtung kommen, ja dörfften sich wohl selb-
sten auf diese Weise an einem kommlichen und ansehnlichen Heyrath

hinderlich
a Prov. VI. 9-11.
B 3

Evangelii JESU.
ſeyn laſſen mit ſeinem Chriſtenthum. Jndeſſen nimmt man ſich die
Freyheit, auf dem Bette der fleiſchlichen Sicherheit, in Faulkeit
noch ein wenig zu ſchlummern a; Und dieſes, noch ein wenig, waͤh-
ret ſo lang, biß die Nacht einbricht, da niemand mehr wuͤrcken
lan. Man laͤßt ſich traumen, wie man doch zu der und der Zeit,
ſo eiferig, ſeyn wolle, und die vorhandene Zeit verſchlendert man ſo
immer fort. Jnzwiſchen phantaſiret der Menſch, wann man ſichs
nur feſt einbilde, daß JEſus uns erloͤſet, und hiemit ſelig machen
werde, ſo werde dieſer dem Namen nach wohl, aber dem Weſen
und Krafft nach unbekannte Chriſtus, die aus dem Leibe fahrende
Seele, eben um dieſer falſchen Einbildung willen, in ſein Himmel-
reich einnehmen, und ſelig machen; Und ſolte einer kommen, der
ihme dieſe falſche und von dem Satan eingeblaſene Einbildung aus
Liebe und Erbaͤrmde gegen ſeine ſo arme verblendete Seele wolte
aus dem Wort GOttes zerſtreuen, und uͤber einen Hauffen werffen,
wuͤrde er kein angenehmer Gaſt ſeyn, ſondern als ein Verfuͤhrer
fortgewieſen werden, und zur Antwort bekommen, was der ſeinem
JESU nachfolgende Petrus; Und du biſt einer von denen die es
mit JESU halten, dann deine Sprach verraͤht dich.

§. 13. Sehet! mit dergleichen argen Raͤncken haltet der Seelen-Sonder-
lich junge
Leut.

Moͤrder die Menſchen von dem Kommen zu JESU ab. Dann
wer wolte ernſtlich kaͤmpffen und ringen, dem Himmelreich Gewalt
anthun, ſich durch alle Hindernuſſen hindurch reiſſen, wann es mit
einem todten Maul-Glaube ausgerichtet waͤre? Sonderlich bey jun-
gen Leuten erwecket Satanas gar wunderliche Gedancken, weilen
der liſtige Fuchs wohl weißt, was fuͤr eine unausſprechliche Klar-
heit, Weißheit, Heiligkeit, Reichthum, Seligkeit, Engels-Kro-
nen ſie von JESU zu empfahen haͤtten, darum verboͤſert er ihnen
JESUM, bildet Jhnen ein, es ſeye weder Ehr noch Gut, noch
Luſt, noch einiges Vergnuͤgen bey JESU anzutreffen, ſie ſeyen
noch junge Leute, warum ſie ſo geſchwind wolten melancholiſiren, es
ſeye doch gar zu luſtig, auf dem Schau-Platz und Narren-Pruͤge der
Welt mitzumachen, warum ſie ſich vor der Zeit ſelbſt quaͤlen wolten,
ſie koͤnnten wohl von dem Leben JESU und des Heiligen Geiſtes
kranck werden, in Verachtung kommen, ja doͤrfften ſich wohl ſelb-
ſten auf dieſe Weiſe an einem kommlichen und anſehnlichen Heyrath

hinderlich
a Prov. VI. 9-11.
B 3
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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/109>, abgerufen am 04.05.2024.