GOttes sind; ein schimmerend Sand-Körnlein heisset er ein Stern, und ein gläntzender Stern muß nur ein armes Sand-Körnlein seyn; ja die Welt kan einen wohl *celeberrimum Ecclesiae sidus nennen, der vielleicht sein Lebtag nicht einen einigen Menschen GOTT zu- geführet hat, sondern ein geistloser, unnützer Schwätzer gewesen ist, ein kothiger aus der entzündeten Lufft herabfallender Stern. Ach unselige vom Ort der Herrlichkeit und von der Sonnen der Gerechtigkeit unsäglich weit entfernete Lufft-Gespünst, von denen der Himmel nichts weißt und die nichts sind, als ein gläntzender Schleim, die kein Fond noch Grund-Quell des ewigen Liechts und Feuers der himmlischen Weißheit und Liebe in sich haben, sondern mit dem Schein ihrer Natur-Gaben eine schnell-vorbeygehende Au- gen- oder Ohren-Weyde, Belustigung und Verwunderung verursa- chen allen Unverständigen, JESU aber und seinen Heiligen ein Eckel sind.
Comet-Sternen, denen ihr eigen Gewissen nicht viel Gutes pro- phezeyet.
§. 11. Wie wenig findet man gesinnet, wie Abraham, derenMan fra- get nichts nach dem Bund GOttes und den Schätzen des Glau- bens. höchste Sorge seye, daß sie und ihre Kinder in GOttes Bund ste- hen, und ihm treu bleiben, himmlisch geartet seyen und wandeln wie JESUS gewandelt hat. Es ist zu förchten, daß, in dem wir hievon reden, viele Eltern samt ihren Kindern in finstern Oer- tern sitzen; zu denen Abraham sagen muß, gedencket Söhne! und ihr Töchtern, erinnert euch! es ist noch nicht so lang, ihr möget euch noch wohl besinnen, so gedencket nun, daß ihr euer Gutes empfangen habt in euerem Leben, jetzt aber werdet ihr gepeiniget; ihr fragtet wenig nach denen Schätzen des Glaubens, nach dem Braut-Schmuck deß Heil. Geistes, mit welchem er die mit dem himmlischen König verlobte Seelen anthut, und sie auf die Hoch- zeit Christi auszieret, ihr hattet schlechte Begierd nach der Seel- erquickenden und ermunterenden Gegenwart JESU, und nach der Himmels-süssen Kost seiner Paradiesischen Lebens-Früchten, die ihr umsonst hättet haben können; ihr verzehrtet lieber Zeit und Krafft, Leib und Leben, auch viel Geld und Gut in Hoffart, Wol- lust, Uppigkeit, fleischliche Kurtzweil zu unwiederbringlichem Scha-
den
* Siehe das Frantzösische Buch: Charlattanerie des savants.
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ewige Sternen-Himmel.
GOttes ſind; ein ſchimmerend Sand-Koͤrnlein heiſſet er ein Stern, und ein glaͤntzender Stern muß nur ein armes Sand-Koͤrnlein ſeyn; ja die Welt kan einen wohl *celeberrimum Eccleſiæ ſidus nennen, der vielleicht ſein Lebtag nicht einen einigen Menſchen GOTT zu- gefuͤhret hat, ſondern ein geiſtloſer, unnuͤtzer Schwaͤtzer geweſen iſt, ein kothiger aus der entzuͤndeten Lufft herabfallender Stern. Ach unſelige vom Ort der Herrlichkeit und von der Sonnen der Gerechtigkeit unſaͤglich weit entfernete Lufft-Geſpuͤnſt, von denen der Himmel nichts weißt und die nichts ſind, als ein glaͤntzender Schleim, die kein Fond noch Grund-Quell des ewigen Liechts und Feuers der himmliſchen Weißheit und Liebe in ſich haben, ſondern mit dem Schein ihrer Natur-Gaben eine ſchnell-vorbeygehende Au- gen- oder Ohren-Weyde, Beluſtigung und Verwunderung verurſa- chen allen Unverſtaͤndigen, JESU aber und ſeinen Heiligen ein Eckel ſind.
Comet-Sternen, denen ihr eigen Gewiſſen nicht viel Gutes pro- phezeyet.
§. 11. Wie wenig findet man geſinnet, wie Abraham, derenMan fra- get nichts nach dem Bund GOttes und den Schaͤtzen des Glau- bens. hoͤchſte Sorge ſeye, daß ſie und ihre Kinder in GOttes Bund ſte- hen, und ihm treu bleiben, himmliſch geartet ſeyen und wandeln wie JESUS gewandelt hat. Es iſt zu foͤrchten, daß, in dem wir hievon reden, viele Eltern ſamt ihren Kindern in finſtern Oer- tern ſitzen; zu denen Abraham ſagen muß, gedencket Soͤhne! und ihr Toͤchtern, erinnert euch! es iſt noch nicht ſo lang, ihr moͤget euch noch wohl beſinnen, ſo gedencket nun, daß ihr euer Gutes empfangen habt in euerem Leben, jetzt aber werdet ihr gepeiniget; ihr fragtet wenig nach denen Schaͤtzen des Glaubens, nach dem Braut-Schmuck deß Heil. Geiſtes, mit welchem er die mit dem himmliſchen Koͤnig verlobte Seelen anthut, und ſie auf die Hoch- zeit Chriſti auszieret, ihr hattet ſchlechte Begierd nach der Seel- erquickenden und ermunterenden Gegenwart JESU, und nach der Himmels-ſuͤſſen Koſt ſeiner Paradieſiſchen Lebens-Fruͤchten, die ihr umſonſt haͤttet haben koͤnnen; ihr verzehrtet lieber Zeit und Krafft, Leib und Leben, auch viel Geld und Gut in Hoffart, Wol- luſt, Uppigkeit, fleiſchliche Kurtzweil zu unwiederbringlichem Scha-
den
* Siehe das Frantzoͤſiſche Buch: Charlattanerie des ſavants.
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ewige Sternen-Himmel.
GOttes ſind; ein ſchimmerend Sand-Koͤrnlein heiſſet er ein Stern,
und ein glaͤntzender Stern muß nur ein armes Sand-Koͤrnlein ſeyn;
ja die Welt kan einen wohl * celeberrimum Eccleſiæ ſidus nennen,
der vielleicht ſein Lebtag nicht einen einigen Menſchen GOTT zu-
gefuͤhret hat, ſondern ein geiſtloſer, unnuͤtzer Schwaͤtzer geweſen
iſt, ein kothiger aus der entzuͤndeten Lufft herabfallender Stern.
Ach unſelige vom Ort der Herrlichkeit und von der Sonnen der
Gerechtigkeit unſaͤglich weit entfernete Lufft-Geſpuͤnſt, von denen
der Himmel nichts weißt und die nichts ſind, als ein glaͤntzender
Schleim, die kein Fond noch Grund-Quell des ewigen Liechts und
Feuers der himmliſchen Weißheit und Liebe in ſich haben, ſondern
mit dem Schein ihrer Natur-Gaben eine ſchnell-vorbeygehende Au-
gen- oder Ohren-Weyde, Beluſtigung und Verwunderung verurſa-
chen allen Unverſtaͤndigen, JESU aber und ſeinen Heiligen ein
Eckel ſind.
Comet-Sternen, denen ihr eigen Gewiſſen nicht viel Gutes pro-
phezeyet.
§. 11. Wie wenig findet man geſinnet, wie Abraham, deren
hoͤchſte Sorge ſeye, daß ſie und ihre Kinder in GOttes Bund ſte-
hen, und ihm treu bleiben, himmliſch geartet ſeyen und wandeln
wie JESUS gewandelt hat. Es iſt zu foͤrchten, daß, in dem
wir hievon reden, viele Eltern ſamt ihren Kindern in finſtern Oer-
tern ſitzen; zu denen Abraham ſagen muß, gedencket Soͤhne! und
ihr Toͤchtern, erinnert euch! es iſt noch nicht ſo lang, ihr moͤget
euch noch wohl beſinnen, ſo gedencket nun, daß ihr euer Gutes
empfangen habt in euerem Leben, jetzt aber werdet ihr gepeiniget;
ihr fragtet wenig nach denen Schaͤtzen des Glaubens, nach dem
Braut-Schmuck deß Heil. Geiſtes, mit welchem er die mit dem
himmliſchen Koͤnig verlobte Seelen anthut, und ſie auf die Hoch-
zeit Chriſti auszieret, ihr hattet ſchlechte Begierd nach der Seel-
erquickenden und ermunterenden Gegenwart JESU, und nach
der Himmels-ſuͤſſen Koſt ſeiner Paradieſiſchen Lebens-Fruͤchten, die
ihr umſonſt haͤttet haben koͤnnen; ihr verzehrtet lieber Zeit und
Krafft, Leib und Leben, auch viel Geld und Gut in Hoffart, Wol-
luſt, Uppigkeit, fleiſchliche Kurtzweil zu unwiederbringlichem Scha-
den
Man fra-
get nichts
nach dem
Bund
GOttes
und den
Schaͤtzen
des Glau-
bens.
* Siehe das Frantzoͤſiſche Buch: Charlattanerie des ſavants.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 971. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1067>, abgerufen am 22.11.2024.
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