und kan GOttes Gericht nirgends entlauffen, welch ein Bangig- keit wird es da seyn, wann der nackete Geist in die finstere Zorn- Welt hineinblickt, und nunmehro den strengen Richter mercket. Nun gönnete der gute und getreue GOTT dem Geist schon bey Leibes-Leben seine selbst eigene Ruhe, Friede und Freude; damit, alldieweil der Leib und die vernünfftige Seel mit irrdischen Dingen sich schleppen muß, inmittelst dasjenige unbegreiffliche und edleste Wesen, so in dir a, und GOTT so nahe verwandt ist, hier unter allen äussern Geschäfften die Güter seines Königreichs würcklich und wessentlich geniessen, und eben dardurch zu einem Freuden-vollen Abscheid aus der Zeit, und triumphierenden Einzug in die Ewigkeit zubereitet werden möchte; Ach wann du nur zu bereden wärest alle Tag mit deinem Hertzen aus der unruhigen Welt-Hütten deiner tausenderley zerstreuenden Geschäfften auszugehen, und dein Hertz mit liebreichem Angedencken, der, die seligendeste, süsseste Ruhe, und den allertieffesten Frieden mittheilenden Bewürckung GOttes in Abgeschiedenheit von der Eitelkeit und stiller Zukehr zu JEsu, dar- zustellen.
Wo du es nur aufrichtig begehrest, so ist GOtt allezeit bereit und willig dich wie Abraham hinauszuführen in die Wüste, und dir durch sein allmächtig Krafft-Wort ins Hertz zu sprechen b.
§. 5. Siehe nun gen Himmel! welches das andere Haupt-Mit-Die Augen müssen auf JE- sum und die himm- lische Seeligkeit gerichtet seyn. tel ist, in einen vertrauten Umgang mit GOtt zu tretten, nehmlich die Himmlisch-Gesinntheit und stille Betrachtung der unvergleichlichen Herr- lichkeit, der unausdencklichen Ehre, Reichthum und Seeligkeit der Erstgebohrnen des Lamms, welche die Kron und das Reich dem Linsen-Muß allerhand irrdischer Vergnügungen vorgezogen haben; Ach was machte es Stephano, da er JEsum sahe, und Paulo, da er ins Paradieß verzuckt worden, und Johanni, da er so vie- ler himmlischen Gesichtern gewürdiget worden; wie nichts wür- dig, eckelhafft, abgeschmackt kame ihme nicht vor aller der gros- se Pracht des Käyserlichen Hoffs zu Rom. Siehe gen Himmel, siehe JESUM, siehe die Apostel und Propheten, waren diese nicht wohl schöne Sternen in der Ceremonialischen Schatten- Nacht, welche auch nach Christi Aufgang nicht verblichen, son-
dern
aAct. XVII.
bHos. II.
E e e e e e 2
ewige Sternen-Himmel.
und kan GOttes Gericht nirgends entlauffen, welch ein Bangig- keit wird es da ſeyn, wann der nackete Geiſt in die finſtere Zorn- Welt hineinblickt, und nunmehro den ſtrengen Richter mercket. Nun goͤnnete der gute und getreue GOTT dem Geiſt ſchon bey Leibes-Leben ſeine ſelbſt eigene Ruhe, Friede und Freude; damit, alldieweil der Leib und die vernuͤnfftige Seel mit irrdiſchen Dingen ſich ſchleppen muß, inmittelſt dasjenige unbegreiffliche und edleſte Weſen, ſo in dir a, und GOTT ſo nahe verwandt iſt, hier unter allen aͤuſſern Geſchaͤfften die Guͤter ſeines Koͤnigreichs wuͤrcklich und weſſentlich genieſſen, und eben dardurch zu einem Freuden-vollen Abſcheid aus der Zeit, und triumphierenden Einzug in die Ewigkeit zubereitet werden moͤchte; Ach wann du nur zu bereden waͤreſt alle Tag mit deinem Hertzen aus der unruhigen Welt-Huͤtten deiner tauſenderley zerſtreuenden Geſchaͤfften auszugehen, und dein Hertz mit liebreichem Angedencken, der, die ſeligendeſte, ſuͤſſeſte Ruhe, und den allertieffeſten Frieden mittheilenden Bewuͤrckung GOttes in Abgeſchiedenheit von der Eitelkeit und ſtiller Zukehr zu JEſu, dar- zuſtellen.
Wo du es nur aufrichtig begehreſt, ſo iſt GOtt allezeit bereit und willig dich wie Abraham hinauszufuͤhren in die Wuͤſte, und dir durch ſein allmaͤchtig Krafft-Wort ins Hertz zu ſprechen b.
§. 5. Siehe nun gen Himmel! welches das andere Haupt-Mit-Die Augen muͤſſen auf JE- ſum und die himm- liſche Seeligkeit gerichtet ſeyn. tel iſt, in einen vertrauten Umgang mit GOtt zu tretten, nehmlich die Him̃liſch-Geſinntheit und ſtille Betrachtung der unvergleichlichen Herr- lichkeit, der unausdencklichen Ehre, Reichthum und Seeligkeit der Erſtgebohrnen des Lamms, welche die Kron und das Reich dem Linſen-Muß allerhand irrdiſcher Vergnuͤgungen vorgezogen haben; Ach was machte es Stephano, da er JEſum ſahe, und Paulo, da er ins Paradieß verzuckt worden, und Johanni, da er ſo vie- ler himmliſchen Geſichtern gewuͤrdiget worden; wie nichts wuͤr- dig, eckelhafft, abgeſchmackt kame ihme nicht vor aller der groſ- ſe Pracht des Kaͤyſerlichen Hoffs zu Rom. Siehe gen Himmel, ſiehe JESUM, ſiehe die Apoſtel und Propheten, waren dieſe nicht wohl ſchoͤne Sternen in der Ceremonialiſchen Schatten- Nacht, welche auch nach Chriſti Aufgang nicht verblichen, ſon-
dern
aAct. XVII.
bHoſ. II.
E e e e e e 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1051"n="955"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">ewige Sternen-Himmel.</hi></fw><lb/>
und kan GOttes Gericht nirgends entlauffen, welch ein Bangig-<lb/>
keit wird es da ſeyn, wann der nackete Geiſt in die finſtere Zorn-<lb/>
Welt hineinblickt, und nunmehro den ſtrengen Richter mercket.<lb/>
Nun goͤnnete der gute und getreue GOTT dem Geiſt ſchon bey<lb/>
Leibes-Leben ſeine ſelbſt eigene Ruhe, Friede und Freude; damit,<lb/>
alldieweil der Leib und die vernuͤnfftige Seel mit irrdiſchen Dingen<lb/>ſich ſchleppen muß, inmittelſt dasjenige unbegreiffliche und edleſte<lb/>
Weſen, ſo in dir <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Act. XVII.</hi></note>, und GOTT ſo nahe verwandt iſt, hier unter<lb/>
allen aͤuſſern Geſchaͤfften die Guͤter ſeines Koͤnigreichs wuͤrcklich und<lb/>
weſſentlich genieſſen, und eben dardurch zu einem Freuden-vollen<lb/>
Abſcheid aus der Zeit, und triumphierenden Einzug in die Ewigkeit<lb/>
zubereitet werden moͤchte; Ach wann du nur zu bereden waͤreſt alle<lb/>
Tag mit deinem Hertzen aus der unruhigen Welt-Huͤtten deiner<lb/>
tauſenderley zerſtreuenden Geſchaͤfften auszugehen, und dein Hertz<lb/>
mit liebreichem Angedencken, der, die ſeligendeſte, ſuͤſſeſte Ruhe,<lb/>
und den allertieffeſten Frieden mittheilenden Bewuͤrckung GOttes in<lb/>
Abgeſchiedenheit von der Eitelkeit und ſtiller Zukehr zu JEſu, dar-<lb/>
zuſtellen.</p><lb/><p>Wo du es nur aufrichtig begehreſt, ſo iſt GOtt allezeit bereit und<lb/>
willig dich wie Abraham hinauszufuͤhren in die Wuͤſte, und dir<lb/>
durch ſein allmaͤchtig Krafft-Wort ins Hertz zu ſprechen <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Hoſ. II.</hi></note>.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 5. Siehe nun gen Himmel! welches das andere Haupt-Mit-<noteplace="right">Die Augen<lb/>
muͤſſen<lb/>
auf JE-<lb/>ſum und<lb/>
die himm-<lb/>
liſche<lb/>
Seeligkeit<lb/>
gerichtet<lb/>ſeyn.</note><lb/>
tel iſt, in einen vertrauten Umgang mit GOtt zu tretten, nehmlich die<lb/>
Him̃liſch-Geſinntheit und ſtille Betrachtung der unvergleichlichen Herr-<lb/>
lichkeit, der unausdencklichen Ehre, Reichthum und Seeligkeit der<lb/>
Erſtgebohrnen des Lamms, welche die Kron und das Reich dem<lb/>
Linſen-Muß allerhand irrdiſcher Vergnuͤgungen vorgezogen haben;<lb/>
Ach was machte es Stephano, da er JEſum ſahe, und Paulo,<lb/>
da er ins Paradieß verzuckt worden, und Johanni, da er ſo vie-<lb/>
ler himmliſchen Geſichtern gewuͤrdiget worden; wie nichts wuͤr-<lb/>
dig, eckelhafft, abgeſchmackt kame ihme nicht vor aller der groſ-<lb/>ſe Pracht des Kaͤyſerlichen Hoffs zu Rom. Siehe gen Himmel,<lb/>ſiehe JESUM, ſiehe die Apoſtel und Propheten, waren dieſe<lb/>
nicht wohl ſchoͤne Sternen in der Ceremonialiſchen Schatten-<lb/>
Nacht, welche auch nach Chriſti Aufgang nicht verblichen, ſon-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e e e e e 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">dern</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[955/1051]
ewige Sternen-Himmel.
und kan GOttes Gericht nirgends entlauffen, welch ein Bangig-
keit wird es da ſeyn, wann der nackete Geiſt in die finſtere Zorn-
Welt hineinblickt, und nunmehro den ſtrengen Richter mercket.
Nun goͤnnete der gute und getreue GOTT dem Geiſt ſchon bey
Leibes-Leben ſeine ſelbſt eigene Ruhe, Friede und Freude; damit,
alldieweil der Leib und die vernuͤnfftige Seel mit irrdiſchen Dingen
ſich ſchleppen muß, inmittelſt dasjenige unbegreiffliche und edleſte
Weſen, ſo in dir a, und GOTT ſo nahe verwandt iſt, hier unter
allen aͤuſſern Geſchaͤfften die Guͤter ſeines Koͤnigreichs wuͤrcklich und
weſſentlich genieſſen, und eben dardurch zu einem Freuden-vollen
Abſcheid aus der Zeit, und triumphierenden Einzug in die Ewigkeit
zubereitet werden moͤchte; Ach wann du nur zu bereden waͤreſt alle
Tag mit deinem Hertzen aus der unruhigen Welt-Huͤtten deiner
tauſenderley zerſtreuenden Geſchaͤfften auszugehen, und dein Hertz
mit liebreichem Angedencken, der, die ſeligendeſte, ſuͤſſeſte Ruhe,
und den allertieffeſten Frieden mittheilenden Bewuͤrckung GOttes in
Abgeſchiedenheit von der Eitelkeit und ſtiller Zukehr zu JEſu, dar-
zuſtellen.
Wo du es nur aufrichtig begehreſt, ſo iſt GOtt allezeit bereit und
willig dich wie Abraham hinauszufuͤhren in die Wuͤſte, und dir
durch ſein allmaͤchtig Krafft-Wort ins Hertz zu ſprechen b.
§. 5. Siehe nun gen Himmel! welches das andere Haupt-Mit-
tel iſt, in einen vertrauten Umgang mit GOtt zu tretten, nehmlich die
Him̃liſch-Geſinntheit und ſtille Betrachtung der unvergleichlichen Herr-
lichkeit, der unausdencklichen Ehre, Reichthum und Seeligkeit der
Erſtgebohrnen des Lamms, welche die Kron und das Reich dem
Linſen-Muß allerhand irrdiſcher Vergnuͤgungen vorgezogen haben;
Ach was machte es Stephano, da er JEſum ſahe, und Paulo,
da er ins Paradieß verzuckt worden, und Johanni, da er ſo vie-
ler himmliſchen Geſichtern gewuͤrdiget worden; wie nichts wuͤr-
dig, eckelhafft, abgeſchmackt kame ihme nicht vor aller der groſ-
ſe Pracht des Kaͤyſerlichen Hoffs zu Rom. Siehe gen Himmel,
ſiehe JESUM, ſiehe die Apoſtel und Propheten, waren dieſe
nicht wohl ſchoͤne Sternen in der Ceremonialiſchen Schatten-
Nacht, welche auch nach Chriſti Aufgang nicht verblichen, ſon-
dern
Die Augen
muͤſſen
auf JE-
ſum und
die himm-
liſche
Seeligkeit
gerichtet
ſeyn.
a Act. XVII.
b Hoſ. II.
E e e e e e 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 955. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1051>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.