Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

ewige Sternen-Himmel.
und kan GOttes Gericht nirgends entlauffen, welch ein Bangig-
keit wird es da seyn, wann der nackete Geist in die finstere Zorn-
Welt hineinblickt, und nunmehro den strengen Richter mercket.
Nun gönnete der gute und getreue GOTT dem Geist schon bey
Leibes-Leben seine selbst eigene Ruhe, Friede und Freude; damit,
alldieweil der Leib und die vernünfftige Seel mit irrdischen Dingen
sich schleppen muß, inmittelst dasjenige unbegreiffliche und edleste
Wesen, so in dir a, und GOTT so nahe verwandt ist, hier unter
allen äussern Geschäfften die Güter seines Königreichs würcklich und
wessentlich geniessen, und eben dardurch zu einem Freuden-vollen
Abscheid aus der Zeit, und triumphierenden Einzug in die Ewigkeit
zubereitet werden möchte; Ach wann du nur zu bereden wärest alle
Tag mit deinem Hertzen aus der unruhigen Welt-Hütten deiner
tausenderley zerstreuenden Geschäfften auszugehen, und dein Hertz
mit liebreichem Angedencken, der, die seligendeste, süsseste Ruhe,
und den allertieffesten Frieden mittheilenden Bewürckung GOttes in
Abgeschiedenheit von der Eitelkeit und stiller Zukehr zu JEsu, dar-
zustellen.

Wo du es nur aufrichtig begehrest, so ist GOtt allezeit bereit und
willig dich wie Abraham hinauszuführen in die Wüste, und dir
durch sein allmächtig Krafft-Wort ins Hertz zu sprechen b.

§. 5. Siehe nun gen Himmel! welches das andere Haupt-Mit-Die Augen
müssen
auf JE-
sum und
die himm-
lische
Seeligkeit
gerichtet
seyn.

tel ist, in einen vertrauten Umgang mit GOtt zu tretten, nehmlich die
Himmlisch-Gesinntheit und stille Betrachtung der unvergleichlichen Herr-
lichkeit, der unausdencklichen Ehre, Reichthum und Seeligkeit der
Erstgebohrnen des Lamms, welche die Kron und das Reich dem
Linsen-Muß allerhand irrdischer Vergnügungen vorgezogen haben;
Ach was machte es Stephano, da er JEsum sahe, und Paulo,
da er ins Paradieß verzuckt worden, und Johanni, da er so vie-
ler himmlischen Gesichtern gewürdiget worden; wie nichts wür-
dig, eckelhafft, abgeschmackt kame ihme nicht vor aller der gros-
se Pracht des Käyserlichen Hoffs zu Rom. Siehe gen Himmel,
siehe JESUM, siehe die Apostel und Propheten, waren diese
nicht wohl schöne Sternen in der Ceremonialischen Schatten-
Nacht, welche auch nach Christi Aufgang nicht verblichen, son-

dern
a Act. XVII.
b Hos. II.
E e e e e e 2

ewige Sternen-Himmel.
und kan GOttes Gericht nirgends entlauffen, welch ein Bangig-
keit wird es da ſeyn, wann der nackete Geiſt in die finſtere Zorn-
Welt hineinblickt, und nunmehro den ſtrengen Richter mercket.
Nun goͤnnete der gute und getreue GOTT dem Geiſt ſchon bey
Leibes-Leben ſeine ſelbſt eigene Ruhe, Friede und Freude; damit,
alldieweil der Leib und die vernuͤnfftige Seel mit irrdiſchen Dingen
ſich ſchleppen muß, inmittelſt dasjenige unbegreiffliche und edleſte
Weſen, ſo in dir a, und GOTT ſo nahe verwandt iſt, hier unter
allen aͤuſſern Geſchaͤfften die Guͤter ſeines Koͤnigreichs wuͤrcklich und
weſſentlich genieſſen, und eben dardurch zu einem Freuden-vollen
Abſcheid aus der Zeit, und triumphierenden Einzug in die Ewigkeit
zubereitet werden moͤchte; Ach wann du nur zu bereden waͤreſt alle
Tag mit deinem Hertzen aus der unruhigen Welt-Huͤtten deiner
tauſenderley zerſtreuenden Geſchaͤfften auszugehen, und dein Hertz
mit liebreichem Angedencken, der, die ſeligendeſte, ſuͤſſeſte Ruhe,
und den allertieffeſten Frieden mittheilenden Bewuͤrckung GOttes in
Abgeſchiedenheit von der Eitelkeit und ſtiller Zukehr zu JEſu, dar-
zuſtellen.

Wo du es nur aufrichtig begehreſt, ſo iſt GOtt allezeit bereit und
willig dich wie Abraham hinauszufuͤhren in die Wuͤſte, und dir
durch ſein allmaͤchtig Krafft-Wort ins Hertz zu ſprechen b.

§. 5. Siehe nun gen Himmel! welches das andere Haupt-Mit-Die Augen
muͤſſen
auf JE-
ſum und
die himm-
liſche
Seeligkeit
gerichtet
ſeyn.

tel iſt, in einen vertrauten Umgang mit GOtt zu tretten, nehmlich die
Him̃liſch-Geſinntheit und ſtille Betrachtung der unvergleichlichen Herr-
lichkeit, der unausdencklichen Ehre, Reichthum und Seeligkeit der
Erſtgebohrnen des Lamms, welche die Kron und das Reich dem
Linſen-Muß allerhand irrdiſcher Vergnuͤgungen vorgezogen haben;
Ach was machte es Stephano, da er JEſum ſahe, und Paulo,
da er ins Paradieß verzuckt worden, und Johanni, da er ſo vie-
ler himmliſchen Geſichtern gewuͤrdiget worden; wie nichts wuͤr-
dig, eckelhafft, abgeſchmackt kame ihme nicht vor aller der groſ-
ſe Pracht des Kaͤyſerlichen Hoffs zu Rom. Siehe gen Himmel,
ſiehe JESUM, ſiehe die Apoſtel und Propheten, waren dieſe
nicht wohl ſchoͤne Sternen in der Ceremonialiſchen Schatten-
Nacht, welche auch nach Chriſti Aufgang nicht verblichen, ſon-

dern
a Act. XVII.
b Hoſ. II.
E e e e e e 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1051" n="955"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ewige Sternen-Himmel.</hi></fw><lb/>
und kan GOttes Gericht nirgends entlauffen, welch ein Bangig-<lb/>
keit wird es da &#x017F;eyn, wann der nackete Gei&#x017F;t in die fin&#x017F;tere Zorn-<lb/>
Welt hineinblickt, und nunmehro den &#x017F;trengen Richter mercket.<lb/>
Nun go&#x0364;nnete der gute und getreue GOTT dem Gei&#x017F;t &#x017F;chon bey<lb/>
Leibes-Leben &#x017F;eine &#x017F;elb&#x017F;t eigene Ruhe, Friede und Freude; damit,<lb/>
alldieweil der Leib und die vernu&#x0364;nfftige Seel mit irrdi&#x017F;chen Dingen<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chleppen muß, inmittel&#x017F;t dasjenige unbegreiffliche und edle&#x017F;te<lb/>
We&#x017F;en, &#x017F;o in dir <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Act. XVII.</hi></note>, und GOTT &#x017F;o nahe verwandt i&#x017F;t, hier unter<lb/>
allen a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Ge&#x017F;cha&#x0364;fften die Gu&#x0364;ter &#x017F;eines Ko&#x0364;nigreichs wu&#x0364;rcklich und<lb/>
we&#x017F;&#x017F;entlich genie&#x017F;&#x017F;en, und eben dardurch zu einem Freuden-vollen<lb/>
Ab&#x017F;cheid aus der Zeit, und triumphierenden Einzug in die Ewigkeit<lb/>
zubereitet werden mo&#x0364;chte; Ach wann du nur zu bereden wa&#x0364;re&#x017F;t alle<lb/>
Tag mit deinem Hertzen aus der unruhigen Welt-Hu&#x0364;tten deiner<lb/>
tau&#x017F;enderley zer&#x017F;treuenden Ge&#x017F;cha&#x0364;fften auszugehen, und dein Hertz<lb/>
mit liebreichem Angedencken, der, die &#x017F;eligende&#x017F;te, &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Ruhe,<lb/>
und den allertieffe&#x017F;ten Frieden mittheilenden Bewu&#x0364;rckung GOttes in<lb/>
Abge&#x017F;chiedenheit von der Eitelkeit und &#x017F;tiller Zukehr zu JE&#x017F;u, dar-<lb/>
zu&#x017F;tellen.</p><lb/>
          <p>Wo du es nur aufrichtig begehre&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t GOtt allezeit bereit und<lb/>
willig dich wie Abraham hinauszufu&#x0364;hren in die Wu&#x0364;&#x017F;te, und dir<lb/>
durch &#x017F;ein allma&#x0364;chtig Krafft-Wort ins Hertz zu &#x017F;prechen <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Ho&#x017F;. II.</hi></note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 5. Siehe nun gen Himmel! welches das andere Haupt-Mit-<note place="right">Die Augen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auf JE-<lb/>
&#x017F;um und<lb/>
die himm-<lb/>
li&#x017F;che<lb/>
Seeligkeit<lb/>
gerichtet<lb/>
&#x017F;eyn.</note><lb/>
tel i&#x017F;t, in einen vertrauten Umgang mit GOtt zu tretten, nehmlich die<lb/>
Him&#x0303;li&#x017F;ch-Ge&#x017F;inntheit und &#x017F;tille Betrachtung der unvergleichlichen Herr-<lb/>
lichkeit, der unausdencklichen Ehre, Reichthum und Seeligkeit der<lb/>
Er&#x017F;tgebohrnen des Lamms, welche die Kron und das Reich dem<lb/>
Lin&#x017F;en-Muß allerhand irrdi&#x017F;cher Vergnu&#x0364;gungen vorgezogen haben;<lb/>
Ach was machte es Stephano, da er JE&#x017F;um &#x017F;ahe, und Paulo,<lb/>
da er ins Paradieß verzuckt worden, und Johanni, da er &#x017F;o vie-<lb/>
ler himmli&#x017F;chen Ge&#x017F;ichtern gewu&#x0364;rdiget worden; wie nichts wu&#x0364;r-<lb/>
dig, eckelhafft, abge&#x017F;chmackt kame ihme nicht vor aller der gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Pracht des Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen Hoffs zu Rom. Siehe gen Himmel,<lb/>
&#x017F;iehe JESUM, &#x017F;iehe die Apo&#x017F;tel und Propheten, waren die&#x017F;e<lb/>
nicht wohl &#x017F;cho&#x0364;ne Sternen in der Ceremoniali&#x017F;chen Schatten-<lb/>
Nacht, welche auch nach Chri&#x017F;ti Aufgang nicht verblichen, &#x017F;on-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e e e e e 2</fw><fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[955/1051] ewige Sternen-Himmel. und kan GOttes Gericht nirgends entlauffen, welch ein Bangig- keit wird es da ſeyn, wann der nackete Geiſt in die finſtere Zorn- Welt hineinblickt, und nunmehro den ſtrengen Richter mercket. Nun goͤnnete der gute und getreue GOTT dem Geiſt ſchon bey Leibes-Leben ſeine ſelbſt eigene Ruhe, Friede und Freude; damit, alldieweil der Leib und die vernuͤnfftige Seel mit irrdiſchen Dingen ſich ſchleppen muß, inmittelſt dasjenige unbegreiffliche und edleſte Weſen, ſo in dir a, und GOTT ſo nahe verwandt iſt, hier unter allen aͤuſſern Geſchaͤfften die Guͤter ſeines Koͤnigreichs wuͤrcklich und weſſentlich genieſſen, und eben dardurch zu einem Freuden-vollen Abſcheid aus der Zeit, und triumphierenden Einzug in die Ewigkeit zubereitet werden moͤchte; Ach wann du nur zu bereden waͤreſt alle Tag mit deinem Hertzen aus der unruhigen Welt-Huͤtten deiner tauſenderley zerſtreuenden Geſchaͤfften auszugehen, und dein Hertz mit liebreichem Angedencken, der, die ſeligendeſte, ſuͤſſeſte Ruhe, und den allertieffeſten Frieden mittheilenden Bewuͤrckung GOttes in Abgeſchiedenheit von der Eitelkeit und ſtiller Zukehr zu JEſu, dar- zuſtellen. Wo du es nur aufrichtig begehreſt, ſo iſt GOtt allezeit bereit und willig dich wie Abraham hinauszufuͤhren in die Wuͤſte, und dir durch ſein allmaͤchtig Krafft-Wort ins Hertz zu ſprechen b. §. 5. Siehe nun gen Himmel! welches das andere Haupt-Mit- tel iſt, in einen vertrauten Umgang mit GOtt zu tretten, nehmlich die Him̃liſch-Geſinntheit und ſtille Betrachtung der unvergleichlichen Herr- lichkeit, der unausdencklichen Ehre, Reichthum und Seeligkeit der Erſtgebohrnen des Lamms, welche die Kron und das Reich dem Linſen-Muß allerhand irrdiſcher Vergnuͤgungen vorgezogen haben; Ach was machte es Stephano, da er JEſum ſahe, und Paulo, da er ins Paradieß verzuckt worden, und Johanni, da er ſo vie- ler himmliſchen Geſichtern gewuͤrdiget worden; wie nichts wuͤr- dig, eckelhafft, abgeſchmackt kame ihme nicht vor aller der groſ- ſe Pracht des Kaͤyſerlichen Hoffs zu Rom. Siehe gen Himmel, ſiehe JESUM, ſiehe die Apoſtel und Propheten, waren dieſe nicht wohl ſchoͤne Sternen in der Ceremonialiſchen Schatten- Nacht, welche auch nach Chriſti Aufgang nicht verblichen, ſon- dern Die Augen muͤſſen auf JE- ſum und die himm- liſche Seeligkeit gerichtet ſeyn. a Act. XVII. b Hoſ. II. E e e e e e 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1051
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 955. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1051>, abgerufen am 26.06.2024.