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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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ewige Sternen-Himmel.
weder gebettet noch gedancket: Worüber ihne GOTT bestraffte, und
sprach: Ey! wie könntest du diesen Menschen nicht eine Stund in
deiner Hütten leyden, da es gleichwohl schon 50. Jahr verflossen sind,
daß ich ihne auf meinem Erdboden ertrage, ihn erhalte und täglich
Guts thue; Da hat diese Langmuth GOttes den Abraham sehr be-
schämt, also daß er dem Heyden nachgeeilet, ihne eingehohlet, und
mit treuhertzigen Erinnerungen zum heiligen Dienst deß lebendigen
GOttes angeführet.

§. 16. Auf diese Weise sind diese Sternen als Nachfolger GOt-Jn Anse-
hung ihres
Scheins
unter dem
unartigen
Ge-
schlecht.

tes ihrer Sonnen auch Liechter in der Welt, als untadenliche, un-
gefälschte und unsträffliche Kinder GOttes, mitten unter dem un-
geschlachten und verkehrten Geschlecht, in dem sie auch in den heisse-
sten Anfechtungen und strengesten Verfolgungen ihre Glaubens-Krafft
und Liebes-Glantz am stärcksten sehen lassen, gleich wie die Sterne
in der kältesten Nacht am hellesten funcklen: Die Gesalbeten haben
JEsum das Liecht Jerusalems in ihnen wohnend, darum sind die
Laternen denen im Finsternuß dappenden und auf der schlüpferigen
Höllen-Straß irrgehenden unbekehrten Sündern den schmalen Weg
ins Himmelreich zu zeigen, sie weisen denen auf dem Welt-Meer von
denen gräulichen Sturmwinden deß Satans umgetriebenen Hertzen
den seligen Port der wahren Seelen-Ruh in GOTT, an ihnen kan
man sehen, wie JESUS gefunden wird, welch ein ernstes Anhal-
ten und Wachbarkeit geübt werden muß, und wie die Erfüllung sei-
ner Gebotten zugehe, wie klug, vorsichtig und ernsthafft man überall
wandeln müsse, sie sind ein lebend Evangelium und ein Abschein deß
allerheiligsten Ebenbilds JEsu der aus ihnen herausscheinet, bey wel-
chem hellen Schein man die Kinder deß Liechts von denen Kindern der
Finsternuß klärlich unterscheiden kan, wie nicht weniger das Wahre
vom Falschen, Natur von der Gnad, Gold von Ertz, Silber von
Zinn, und Edelgestein von Glaß; worinnen der Betrug unter den
Frommen selbst ungemein groß ist, allermassen sie nicht nur meist keine
Sternen sind, sondern sind so gar leichtsinnig, daß sie ihr Scheinwesen
nicht entgegen halten dem Wandel deren, welche uns durchaus zei-
gen, und mit ihrem Thun und Lassen, wie es aufgeschrieben ist, deutlich ge-
wiesen haben, wie wir wandeln müssen, geziemend GOTT, der uns
beruffen hat zu seinem Reich und Herrlichkeit, ja unsere Thorheit ist
durch Satans Bezauberung so groß, daß, wann wir es schon lesen,

hören

ewige Sternen-Himmel.
weder gebettet noch gedancket: Woruͤber ihne GOTT beſtraffte, und
ſprach: Ey! wie koͤnnteſt du dieſen Menſchen nicht eine Stund in
deiner Huͤtten leyden, da es gleichwohl ſchon 50. Jahr verfloſſen ſind,
daß ich ihne auf meinem Erdboden ertrage, ihn erhalte und taͤglich
Guts thue; Da hat dieſe Langmuth GOttes den Abraham ſehr be-
ſchaͤmt, alſo daß er dem Heyden nachgeeilet, ihne eingehohlet, und
mit treuhertzigen Erinnerungen zum heiligen Dienſt deß lebendigen
GOttes angefuͤhret.

§. 16. Auf dieſe Weiſe ſind dieſe Sternen als Nachfolger GOt-Jn Anſe-
hung ihꝛes
Scheins
unter dem
unartigen
Ge-
ſchlecht.

tes ihrer Sonnen auch Liechter in der Welt, als untadenliche, un-
gefaͤlſchte und unſtraͤffliche Kinder GOttes, mitten unter dem un-
geſchlachten und verkehrten Geſchlecht, in dem ſie auch in den heiſſe-
ſten Anfechtungen und ſtrengeſten Verfolgungen ihre Glaubens-Krafft
und Liebes-Glantz am ſtaͤrckſten ſehen laſſen, gleich wie die Sterne
in der kaͤlteſten Nacht am helleſten funcklen: Die Geſalbeten haben
JEſum das Liecht Jeruſalems in ihnen wohnend, darum ſind die
Laternen denen im Finſternuß dappenden und auf der ſchluͤpferigen
Hoͤllen-Straß irrgehenden unbekehrten Suͤndern den ſchmalen Weg
ins Himmelreich zu zeigen, ſie weiſen denen auf dem Welt-Meer von
denen graͤulichen Sturmwinden deß Satans umgetriebenen Hertzen
den ſeligen Port der wahren Seelen-Ruh in GOTT, an ihnen kan
man ſehen, wie JESUS gefunden wird, welch ein ernſtes Anhal-
ten und Wachbarkeit geuͤbt werden muß, und wie die Erfuͤllung ſei-
ner Gebotten zugehe, wie klug, vorſichtig und ernſthafft man uͤberall
wandeln muͤſſe, ſie ſind ein lebend Evangelium und ein Abſchein deß
allerheiligſten Ebenbilds JEſu der aus ihnen herausſcheinet, bey wel-
chem hellen Schein man die Kinder deß Liechts von denen Kindern der
Finſternuß klaͤrlich unterſcheiden kan, wie nicht weniger das Wahre
vom Falſchen, Natur von der Gnad, Gold von Ertz, Silber von
Zinn, und Edelgeſtein von Glaß; worinnen der Betrug unter den
Frommen ſelbſt ungemein groß iſt, allermaſſen ſie nicht nur meiſt keine
Sternen ſind, ſondern ſind ſo gar leichtſinnig, daß ſie ihr Scheinweſen
nicht entgegen halten dem Wandel deren, welche uns durchaus zei-
gen, und mit ihrem Thun und Laſſen, wie es aufgeſchrieben iſt, deutlich ge-
wieſen haben, wie wir wandeln muͤſſen, geziemend GOTT, der uns
beruffen hat zu ſeinem Reich und Herrlichkeit, ja unſere Thorheit iſt
durch Satans Bezauberung ſo groß, daß, wann wir es ſchon leſen,

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[943/1039] ewige Sternen-Himmel. weder gebettet noch gedancket: Woruͤber ihne GOTT beſtraffte, und ſprach: Ey! wie koͤnnteſt du dieſen Menſchen nicht eine Stund in deiner Huͤtten leyden, da es gleichwohl ſchon 50. Jahr verfloſſen ſind, daß ich ihne auf meinem Erdboden ertrage, ihn erhalte und taͤglich Guts thue; Da hat dieſe Langmuth GOttes den Abraham ſehr be- ſchaͤmt, alſo daß er dem Heyden nachgeeilet, ihne eingehohlet, und mit treuhertzigen Erinnerungen zum heiligen Dienſt deß lebendigen GOttes angefuͤhret. §. 16. Auf dieſe Weiſe ſind dieſe Sternen als Nachfolger GOt- tes ihrer Sonnen auch Liechter in der Welt, als untadenliche, un- gefaͤlſchte und unſtraͤffliche Kinder GOttes, mitten unter dem un- geſchlachten und verkehrten Geſchlecht, in dem ſie auch in den heiſſe- ſten Anfechtungen und ſtrengeſten Verfolgungen ihre Glaubens-Krafft und Liebes-Glantz am ſtaͤrckſten ſehen laſſen, gleich wie die Sterne in der kaͤlteſten Nacht am helleſten funcklen: Die Geſalbeten haben JEſum das Liecht Jeruſalems in ihnen wohnend, darum ſind die Laternen denen im Finſternuß dappenden und auf der ſchluͤpferigen Hoͤllen-Straß irrgehenden unbekehrten Suͤndern den ſchmalen Weg ins Himmelreich zu zeigen, ſie weiſen denen auf dem Welt-Meer von denen graͤulichen Sturmwinden deß Satans umgetriebenen Hertzen den ſeligen Port der wahren Seelen-Ruh in GOTT, an ihnen kan man ſehen, wie JESUS gefunden wird, welch ein ernſtes Anhal- ten und Wachbarkeit geuͤbt werden muß, und wie die Erfuͤllung ſei- ner Gebotten zugehe, wie klug, vorſichtig und ernſthafft man uͤberall wandeln muͤſſe, ſie ſind ein lebend Evangelium und ein Abſchein deß allerheiligſten Ebenbilds JEſu der aus ihnen herausſcheinet, bey wel- chem hellen Schein man die Kinder deß Liechts von denen Kindern der Finſternuß klaͤrlich unterſcheiden kan, wie nicht weniger das Wahre vom Falſchen, Natur von der Gnad, Gold von Ertz, Silber von Zinn, und Edelgeſtein von Glaß; worinnen der Betrug unter den Frommen ſelbſt ungemein groß iſt, allermaſſen ſie nicht nur meiſt keine Sternen ſind, ſondern ſind ſo gar leichtſinnig, daß ſie ihr Scheinweſen nicht entgegen halten dem Wandel deren, welche uns durchaus zei- gen, und mit ihrem Thun und Laſſen, wie es aufgeſchrieben iſt, deutlich ge- wieſen haben, wie wir wandeln muͤſſen, geziemend GOTT, der uns beruffen hat zu ſeinem Reich und Herrlichkeit, ja unſere Thorheit iſt durch Satans Bezauberung ſo groß, daß, wann wir es ſchon leſen, hoͤren Jn Anſe- hung ihꝛes Scheins unter dem unartigen Ge- ſchlecht.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1039>, abgerufen am 22.11.2024.