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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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ewige Sternen-Himmel.
lischer Menschen sind', allermassen die Sternen wunder-hoch
erhaben
sind von der Erden.

Eben also wird eine Seele durch den Gehorsam des Glaubens
siegreich und über alles erhöhet, in dem sie alles auf GOtt hin wa-
get, nur nach seiner Seeligkeit und allerinnigsten Gemeinschafft
dürstet, dahero in stäter Verlassung und Verlaugnung irrdischer
Vergänglichkeit sich übet, biß daß JEsus im Geist in ihr offenbahr
wird und sich lebendig beweiset, zumahl er das nach ihme ohne Un-
terlaß sehnende Glaubens-Kind Abrahams mit einem reichen Aus-
guß des Heil. Geistes salbet, dadurch das zuvor ohnmächtig am
Boden liegende und in der Eitelkeit der Sinnen gefangene Erden-
stäublein in einen Stern verwandelt, folglich als ein Göttlicher Fun-
cke im verborgenen Trieb der himmlischen Liebes-Flamm, in seinem
Element, hinauffahrt, welches dem armen Stäublein ewig un-
möglich geblieben wäre; Dann wann schon irrdische Seelen ein we-
nig aufgewehet werden durch eine flüchtige Bewegung der Andacht,
so sincken sie gleich wieder in ihr vorig, kothig Elend der Leyden-
schafften, und bekleben wieder hie und da, ungeacht sie vor eine klei-
ne Weile, so lange die Bewegung währete, sich von zeitlichen Din-
gen frey und loß zu seyn haben duncken lassen.

§. 4. Wird also zu diesem beständigen Wandel im Freuden-vol-Wie man
sich bear-
beiten
müsse ein
Himmel
hoher
Sternen
zu werden.

len himmlischen Liecht, und Freyheit der Sternen des Allerhöchsten
was mehrers erfordert, als sich träge, unentschlossene Menschen je-
mahls zu erlangen getrauen, nehmlich ein genaues Aufmercken auf
sein eigen Thun, ob selbiges nach JEsu Wort und Willen sey, mit-
hin eine Zubereitung zu so gar ungemeiner Seeligkeit in GOtt, ein
tieff-gefaßter unbeweglicher Vorsatz der Gnade in keinem Ding un-
treu zu werden, weder in kleinen, noch in grossen: Daß man anbey
diesen wachbaren Gehorsam nicht anderst ansehe, als eine aus dem
Weg-Raumung alles dessen, was die Zukunfft und Erscheinung JE-
su in das Hertz hindern und aufhalten kan, man soll niemahls aus
dem Mittel die Hauptsach machen, wann man fortkommen will;
Darum muß man auch nicht gedencken, man seye schon ein Stern,
wann man aus süssem Wohlmeinen und Zuneigung zu Christo alles
Arge hasset, und allem Guten anhanget, sondern es muß dazu zum
höchsten gesucht und erwartet werden, eine überschwengliche Mit-
theilung des H. Geistes, nach Art und Weise des Neuen Testa-

ments,
B b b b b b 3

ewige Sternen-Himmel.
liſcher Menſchen ſind', allermaſſen die Sternen wunder-hoch
erhaben
ſind von der Erden.

Eben alſo wird eine Seele durch den Gehorſam des Glaubens
ſiegreich und uͤber alles erhoͤhet, in dem ſie alles auf GOtt hin wa-
get, nur nach ſeiner Seeligkeit und allerinnigſten Gemeinſchafft
duͤrſtet, dahero in ſtaͤter Verlaſſung und Verlaugnung irrdiſcher
Vergaͤnglichkeit ſich uͤbet, biß daß JEſus im Geiſt in ihr offenbahr
wird und ſich lebendig beweiſet, zumahl er das nach ihme ohne Un-
terlaß ſehnende Glaubens-Kind Abrahams mit einem reichen Aus-
guß des Heil. Geiſtes ſalbet, dadurch das zuvor ohnmaͤchtig am
Boden liegende und in der Eitelkeit der Sinnen gefangene Erden-
ſtaͤublein in einen Stern verwandelt, folglich als ein Goͤttlicher Fun-
cke im verborgenen Trieb der himmliſchen Liebes-Flamm, in ſeinem
Element, hinauffahrt, welches dem armen Staͤublein ewig un-
moͤglich geblieben waͤre; Dann wann ſchon irrdiſche Seelen ein we-
nig aufgewehet werden durch eine fluͤchtige Bewegung der Andacht,
ſo ſincken ſie gleich wieder in ihr vorig, kothig Elend der Leyden-
ſchafften, und bekleben wieder hie und da, ungeacht ſie vor eine klei-
ne Weile, ſo lange die Bewegung waͤhrete, ſich von zeitlichen Din-
gen frey und loß zu ſeyn haben duncken laſſen.

§. 4. Wird alſo zu dieſem beſtaͤndigen Wandel im Freuden-vol-Wie man
ſich bear-
beiten
muͤſſe ein
Himmel
hoher
Sternen
zu werden.

len himmliſchen Liecht, und Freyheit der Sternen des Allerhoͤchſten
was mehrers erfordert, als ſich traͤge, unentſchloſſene Menſchen je-
mahls zu erlangen getrauen, nehmlich ein genaues Aufmercken auf
ſein eigen Thun, ob ſelbiges nach JEſu Wort und Willen ſey, mit-
hin eine Zubereitung zu ſo gar ungemeiner Seeligkeit in GOtt, ein
tieff-gefaßter unbeweglicher Vorſatz der Gnade in keinem Ding un-
treu zu werden, weder in kleinen, noch in groſſen: Daß man anbey
dieſen wachbaren Gehorſam nicht anderſt anſehe, als eine aus dem
Weg-Raumung alles deſſen, was die Zukunfft und Erſcheinung JE-
ſu in das Hertz hindern und aufhalten kan, man ſoll niemahls aus
dem Mittel die Hauptſach machen, wann man fortkommen will;
Darum muß man auch nicht gedencken, man ſeye ſchon ein Stern,
wann man aus ſuͤſſem Wohlmeinen und Zuneigung zu Chriſto alles
Arge haſſet, und allem Guten anhanget, ſondern es muß dazu zum
hoͤchſten geſucht und erwartet werden, eine uͤberſchwengliche Mit-
theilung des H. Geiſtes, nach Art und Weiſe des Neuen Teſta-

ments,
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[933/1029] ewige Sternen-Himmel. liſcher Menſchen ſind', allermaſſen die Sternen wunder-hoch erhaben ſind von der Erden. Eben alſo wird eine Seele durch den Gehorſam des Glaubens ſiegreich und uͤber alles erhoͤhet, in dem ſie alles auf GOtt hin wa- get, nur nach ſeiner Seeligkeit und allerinnigſten Gemeinſchafft duͤrſtet, dahero in ſtaͤter Verlaſſung und Verlaugnung irrdiſcher Vergaͤnglichkeit ſich uͤbet, biß daß JEſus im Geiſt in ihr offenbahr wird und ſich lebendig beweiſet, zumahl er das nach ihme ohne Un- terlaß ſehnende Glaubens-Kind Abrahams mit einem reichen Aus- guß des Heil. Geiſtes ſalbet, dadurch das zuvor ohnmaͤchtig am Boden liegende und in der Eitelkeit der Sinnen gefangene Erden- ſtaͤublein in einen Stern verwandelt, folglich als ein Goͤttlicher Fun- cke im verborgenen Trieb der himmliſchen Liebes-Flamm, in ſeinem Element, hinauffahrt, welches dem armen Staͤublein ewig un- moͤglich geblieben waͤre; Dann wann ſchon irrdiſche Seelen ein we- nig aufgewehet werden durch eine fluͤchtige Bewegung der Andacht, ſo ſincken ſie gleich wieder in ihr vorig, kothig Elend der Leyden- ſchafften, und bekleben wieder hie und da, ungeacht ſie vor eine klei- ne Weile, ſo lange die Bewegung waͤhrete, ſich von zeitlichen Din- gen frey und loß zu ſeyn haben duncken laſſen. §. 4. Wird alſo zu dieſem beſtaͤndigen Wandel im Freuden-vol- len himmliſchen Liecht, und Freyheit der Sternen des Allerhoͤchſten was mehrers erfordert, als ſich traͤge, unentſchloſſene Menſchen je- mahls zu erlangen getrauen, nehmlich ein genaues Aufmercken auf ſein eigen Thun, ob ſelbiges nach JEſu Wort und Willen ſey, mit- hin eine Zubereitung zu ſo gar ungemeiner Seeligkeit in GOtt, ein tieff-gefaßter unbeweglicher Vorſatz der Gnade in keinem Ding un- treu zu werden, weder in kleinen, noch in groſſen: Daß man anbey dieſen wachbaren Gehorſam nicht anderſt anſehe, als eine aus dem Weg-Raumung alles deſſen, was die Zukunfft und Erſcheinung JE- ſu in das Hertz hindern und aufhalten kan, man ſoll niemahls aus dem Mittel die Hauptſach machen, wann man fortkommen will; Darum muß man auch nicht gedencken, man ſeye ſchon ein Stern, wann man aus ſuͤſſem Wohlmeinen und Zuneigung zu Chriſto alles Arge haſſet, und allem Guten anhanget, ſondern es muß dazu zum hoͤchſten geſucht und erwartet werden, eine uͤberſchwengliche Mit- theilung des H. Geiſtes, nach Art und Weiſe des Neuen Teſta- ments, Wie man ſich bear- beiten muͤſſe ein Himmel hoher Sternen zu werden. B b b b b b 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 933. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1029>, abgerufen am 22.11.2024.