ten; Gib daß wir doch noch jetzt so verliebt werden in dich, daß unsdas Ver- saumte wieder einzubrin- gen. keine fremde Krämer-Stimm von deinem Laden wegbringe, daß wir den Kopff und gantzen Leib da hinein stecken, und alle unsere Sinnen gefangen seyen in dir, und wir nur die Füsse den äusseren Wandel auf der Welt-Gassen haben; Ach es bietet sich uns so viel Falsches und Vermischtes an, das nicht in dein Himmelreich gehöret, und dir O theure Perl! gar nicht ähnlich siehet; Ach! Daß wir das all- bereit Verlohrne wieder einbrächten in deiner Weißheit, und uns kei- ne Minuten mehr zu schanden gienge.
Gib, daß wir dir nichts verschlagen, oder heimlich vorbehalten,§. 10. Bitte um unab- läßige Be- wahrung, der ge- nauen Zucht des Heil. Gei- stes. sondern alles hingeben, alles sicht- und hörbare, alle Regungen und Paßionen, daß uns doch nichts mehr auf Erden zu Hertzen gehe, als du und dein Reich; Ach du getreuer HErr! wo dein Aug und Hand, deine Weißheit und Allmacht uns nicht ohne Unterlaß zurecht weiset, so wird sich unsers Hertzens Falschheit so gleich offenbahren gegen dir, daß wir uns als des eigenen und unsern annehmen, was wir so vielmahlen als ein Brand-Opffer zu deinen Füssen niedergelegt; Ach süsser JESU! verhalte uns doch unser innwendiges Gemüths- Aug, mit deiner am Creutz durchbohreten Hand, daß es nicht mehr zuruck sehe nach einigem eitelen Ding; Schelte jedwede Untreu an dir, und dulde keinen Abfall in uns, hast du uns doch theur genug gekaufft und wohl bezahlt, wie unbillich wäre es dann, wann du uns nicht gantz hättest.
O Wunsch der Heyden! Du alles allein vermögende Perl! Ach§. 11. Vor- bitt vor alle, weß Stands und Alters sie seyen. werde bekannt und sehr herrlich in dem lieben Bern! schencke denen Reichen Abgescheidenheit des Hertzens und Armuth des Geistes in dei- ner Forcht, daß sie dich O JEsu! Deine Liebe und niederträchtig Le- ben, in unvergeßlichem Angedencken behalten, alles aussert Dir, als sie eigentlich nichts angehend ansehen, ihre Lust und Freud an Dir lauterlich haben, und erkennen, daß du allein gut, herrlich und aller Ehre und Liebe gar zu wohl werth seyest, die vom Heil. Geist in ihnen gegen Dir entzündete Liebe regiere sie, daß sie rein und frey von al- lem Geitz sichs die gröste Freude machen, getreue Schaffner des An- vertrauten zu seyn, und sonderlich Nothleidende zu erquicken, wei- len sie auch von Dir, du Wunder-Perl! so viele Erquickung im Glau- ben und Demuth geniessen werden in Zeit und Ewigkeit; Ach mache sie so klein und niedrig in ihren Augen, auch also loß und bloß im Hertzen,
von
Y y y y y 3
uͤber die himmliſche Perle.
ten; Gib daß wir doch noch jetzt ſo verliebt werden in dich, daß unsdas Ver- ſaumte wieder einzubrin- gen. keine fremde Kraͤmer-Stimm von deinem Laden wegbringe, daß wir den Kopff und gantzen Leib da hinein ſtecken, und alle unſere Sinnen gefangen ſeyen in dir, und wir nur die Fuͤſſe den aͤuſſeren Wandel auf der Welt-Gaſſen haben; Ach es bietet ſich uns ſo viel Falſches und Vermiſchtes an, das nicht in dein Himmelreich gehoͤret, und dir O theure Perl! gar nicht aͤhnlich ſiehet; Ach! Daß wir das all- bereit Verlohrne wieder einbraͤchten in deiner Weißheit, und uns kei- ne Minuten mehr zu ſchanden gienge.
Gib, daß wir dir nichts verſchlagen, oder heimlich vorbehalten,§. 10. Bitte um unab- laͤßige Be- wahrung, der ge- nauen Zucht des Heil. Gei- ſtes. ſondern alles hingeben, alles ſicht- und hoͤrbare, alle Regungen und Paßionen, daß uns doch nichts mehr auf Erden zu Hertzen gehe, als du und dein Reich; Ach du getreuer HErr! wo dein Aug und Hand, deine Weißheit und Allmacht uns nicht ohne Unterlaß zurecht weiſet, ſo wird ſich unſers Hertzens Falſchheit ſo gleich offenbahren gegen dir, daß wir uns als des eigenen und unſern annehmen, was wir ſo vielmahlen als ein Brand-Opffer zu deinen Fuͤſſen niedergelegt; Ach ſuͤſſer JESU! verhalte uns doch unſer innwendiges Gemuͤths- Aug, mit deiner am Creutz durchbohreten Hand, daß es nicht mehr zuruck ſehe nach einigem eitelen Ding; Schelte jedwede Untreu an dir, und dulde keinen Abfall in uns, haſt du uns doch theur genug gekaufft und wohl bezahlt, wie unbillich waͤre es dann, wann du uns nicht gantz haͤtteſt.
O Wunſch der Heyden! Du alles allein vermoͤgende Perl! Ach§. 11. Vor- bitt vor alle, weß Stands und Alters ſie ſeyen. werde bekannt und ſehr herrlich in dem lieben Bern! ſchencke denen Reichen Abgeſcheidenheit des Hertzens und Armuth des Geiſtes in dei- ner Forcht, daß ſie dich O JEſu! Deine Liebe und niedertraͤchtig Le- ben, in unvergeßlichem Angedencken behalten, alles auſſert Dir, als ſie eigentlich nichts angehend anſehen, ihre Luſt und Freud an Dir lauterlich haben, und erkennen, daß du allein gut, herrlich und aller Ehre und Liebe gar zu wohl werth ſeyeſt, die vom Heil. Geiſt in ihnen gegen Dir entzuͤndete Liebe regiere ſie, daß ſie rein und frey von al- lem Geitz ſichs die groͤſte Freude machen, getreue Schaffner des An- vertrauten zu ſeyn, und ſonderlich Nothleidende zu erquicken, wei- len ſie auch von Dir, du Wunder-Perl! ſo viele Erquickung im Glau- ben und Demuth genieſſen werden in Zeit und Ewigkeit; Ach mache ſie ſo klein und niedrig in ihren Augen, auch alſo loß und bloß im Hertzen,
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uͤber die himmliſche Perle.
ten; Gib daß wir doch noch jetzt ſo verliebt werden in dich, daß uns
keine fremde Kraͤmer-Stimm von deinem Laden wegbringe, daß wir
den Kopff und gantzen Leib da hinein ſtecken, und alle unſere Sinnen
gefangen ſeyen in dir, und wir nur die Fuͤſſe den aͤuſſeren Wandel
auf der Welt-Gaſſen haben; Ach es bietet ſich uns ſo viel Falſches
und Vermiſchtes an, das nicht in dein Himmelreich gehoͤret, und
dir O theure Perl! gar nicht aͤhnlich ſiehet; Ach! Daß wir das all-
bereit Verlohrne wieder einbraͤchten in deiner Weißheit, und uns kei-
ne Minuten mehr zu ſchanden gienge.
das Ver-
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Gib, daß wir dir nichts verſchlagen, oder heimlich vorbehalten,
ſondern alles hingeben, alles ſicht- und hoͤrbare, alle Regungen und
Paßionen, daß uns doch nichts mehr auf Erden zu Hertzen gehe, als
du und dein Reich; Ach du getreuer HErr! wo dein Aug und Hand,
deine Weißheit und Allmacht uns nicht ohne Unterlaß zurecht weiſet,
ſo wird ſich unſers Hertzens Falſchheit ſo gleich offenbahren gegen
dir, daß wir uns als des eigenen und unſern annehmen, was wir
ſo vielmahlen als ein Brand-Opffer zu deinen Fuͤſſen niedergelegt;
Ach ſuͤſſer JESU! verhalte uns doch unſer innwendiges Gemuͤths-
Aug, mit deiner am Creutz durchbohreten Hand, daß es nicht mehr
zuruck ſehe nach einigem eitelen Ding; Schelte jedwede Untreu an dir,
und dulde keinen Abfall in uns, haſt du uns doch theur genug gekaufft
und wohl bezahlt, wie unbillich waͤre es dann, wann du uns nicht gantz
haͤtteſt.
§. 10. Bitte
um unab-
laͤßige Be-
wahrung,
der ge-
nauen
Zucht des
Heil. Gei-
ſtes.
O Wunſch der Heyden! Du alles allein vermoͤgende Perl! Ach
werde bekannt und ſehr herrlich in dem lieben Bern! ſchencke denen
Reichen Abgeſcheidenheit des Hertzens und Armuth des Geiſtes in dei-
ner Forcht, daß ſie dich O JEſu! Deine Liebe und niedertraͤchtig Le-
ben, in unvergeßlichem Angedencken behalten, alles auſſert Dir, als
ſie eigentlich nichts angehend anſehen, ihre Luſt und Freud an Dir
lauterlich haben, und erkennen, daß du allein gut, herrlich und aller
Ehre und Liebe gar zu wohl werth ſeyeſt, die vom Heil. Geiſt in ihnen
gegen Dir entzuͤndete Liebe regiere ſie, daß ſie rein und frey von al-
lem Geitz ſichs die groͤſte Freude machen, getreue Schaffner des An-
vertrauten zu ſeyn, und ſonderlich Nothleidende zu erquicken, wei-
len ſie auch von Dir, du Wunder-Perl! ſo viele Erquickung im Glau-
ben und Demuth genieſſen werden in Zeit und Ewigkeit; Ach mache ſie
ſo klein und niedrig in ihren Augen, auch alſo loß und bloß im Hertzen,
von
§. 11. Vor-
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alle, weß
Stands
und Alters
ſie ſeyen.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 909. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1005>, abgerufen am 22.11.2024.
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