Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Vorrede. hohe Gnaden und zu schwäre Pflichten, davonJEsus im Buch seiner Offenbahrung mit mir re- den lasset, wie mag ich jemals darzu gelangen. Antw. Jch bin die Wurtzel. Einw. Ja wol freylich ist aller Engel Schönheit, aller Patriar- chen Gottseligkeit, aller Propheten Erleuchtung, aller Aposteln Heiligkeit, aller Blut-Zeugen Be- ständigkeit, aller Gläubigen Gehorsam und Uber- windung aus, durch und zu GOttes Sohn; aber wie darff ich elender Sünden-Wurm gemeinsam mit einem so herrlichen GOtt umgehen, Jhm all mein Anligen im Vertrauen in seine Schoos werf- fen, ja wenn Er meines gleichen wäre, ein Mensch wie ich, so dörfft ich schon freymühtiger und offen- hertziger gegen Jhm seyn. Antw. Das Ge- schlecht Davids. Einw. Jch bin aber die Fin- sterniß selbst, es ist Nacht bey mir, stosse an Steinen meiner Hertzens-Härtigkeit, zerreisse al- le meine Vorsätz an denen Dorn-Hecken deß miß- trauischen Zweiffelmuths und mancherley Sorgen, gerathe in Pfützen der Welt-Begierden und Flei- sches-Lüsten, wenn ich nur eine Latern hätte, die mir vorleuchtete und zündete, oder daß der Tag einmal anbreche, damit ich den Weg fein deutlich sehen könnte zu so gutem Seligmacher und so leut- seligem Menschen-Freund. Antw. Jch bin der helleuchtende Morgen-Stern. Einw. Wann ich den innern Gnaden-Zug fühlete, und mir die göttliche Krafft angebotten wurde dem Licht nachzuspüren. Antw. Der Geist spricht komm. Einw. Ja wann aber auch die Braut dessen zufrie- den wäre, mirs gönnete, mich nicht schämete; Wie könnten doch die Apostel und alle Heiligen ein so heßlichen abschenlichen Sünder, als ich bin zu einen
Vorrede. hohe Gnaden und zu ſchwaͤre Pflichten, davonJEſus im Buch ſeiner Offenbahrung mit mir re- den laſſet, wie mag ich jemals darzu gelangen. Antw. Jch bin die Wurtzel. Einw. Ja wol freylich iſt aller Engel Schoͤnheit, aller Patriar- chen Gottſeligkeit, aller Propheten Erleuchtung, aller Apoſteln Heiligkeit, aller Blut-Zeugen Be- ſtaͤndigkeit, aller Glaͤubigen Gehorſam und Uber- windung aus, durch und zu GOttes Sohn; aber wie darff ich elender Suͤnden-Wurm gemeinſam mit einem ſo herrlichen GOtt umgehen, Jhm all mein Anligen im Vertrauen in ſeine Schoos werf- fen, ja wenn Er meines gleichen waͤre, ein Menſch wie ich, ſo doͤrfft ich ſchon freymuͤhtiger und offen- hertziger gegen Jhm ſeyn. Antw. Das Ge- ſchlecht Davids. Einw. Jch bin aber die Fin- ſterniß ſelbſt, es iſt Nacht bey mir, ſtoſſe an Steinen meiner Hertzens-Haͤrtigkeit, zerreiſſe al- le meine Vorſaͤtz an denen Dorn-Hecken deß miß- trauiſchen Zweiffelmuths und mancherley Sorgen, gerathe in Pfuͤtzen der Welt-Begierden und Flei- ſches-Luͤſten, wenn ich nur eine Latern haͤtte, die mir vorleuchtete und zuͤndete, oder daß der Tag einmal anbreche, damit ich den Weg fein deutlich ſehen koͤnnte zu ſo gutem Seligmacher und ſo leut- ſeligem Menſchen-Freund. Antw. Jch bin der helleuchtende Morgen-Stern. Einw. Wann ich den innern Gnaden-Zug fuͤhlete, und mir die goͤttliche Krafft angebotten wurde dem Licht nachzuſpuͤren. Antw. Der Geiſt ſpricht kom̃. Einw. Ja wann aber auch die Braut deſſen zufrie- den waͤre, mirs goͤnnete, mich nicht ſchaͤmete; Wie koͤnnten doch die Apoſtel und alle Heiligen ein ſo heßlichen abſchenlichen Suͤnder, als ich bin zu einen
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Vorrede.
hohe Gnaden und zu ſchwaͤre Pflichten, davon
JEſus im Buch ſeiner Offenbahrung mit mir re-
den laſſet, wie mag ich jemals darzu gelangen.
Antw. Jch bin die Wurtzel. Einw. Ja wol
freylich iſt aller Engel Schoͤnheit, aller Patriar-
chen Gottſeligkeit, aller Propheten Erleuchtung,
aller Apoſteln Heiligkeit, aller Blut-Zeugen Be-
ſtaͤndigkeit, aller Glaͤubigen Gehorſam und Uber-
windung aus, durch und zu GOttes Sohn; aber
wie darff ich elender Suͤnden-Wurm gemeinſam
mit einem ſo herrlichen GOtt umgehen, Jhm all
mein Anligen im Vertrauen in ſeine Schoos werf-
fen, ja wenn Er meines gleichen waͤre, ein Menſch
wie ich, ſo doͤrfft ich ſchon freymuͤhtiger und offen-
hertziger gegen Jhm ſeyn. Antw. Das Ge-
ſchlecht Davids. Einw. Jch bin aber die Fin-
ſterniß ſelbſt, es iſt Nacht bey mir, ſtoſſe an
Steinen meiner Hertzens-Haͤrtigkeit, zerreiſſe al-
le meine Vorſaͤtz an denen Dorn-Hecken deß miß-
trauiſchen Zweiffelmuths und mancherley Sorgen,
gerathe in Pfuͤtzen der Welt-Begierden und Flei-
ſches-Luͤſten, wenn ich nur eine Latern haͤtte, die
mir vorleuchtete und zuͤndete, oder daß der Tag
einmal anbreche, damit ich den Weg fein deutlich
ſehen koͤnnte zu ſo gutem Seligmacher und ſo leut-
ſeligem Menſchen-Freund. Antw. Jch bin
der helleuchtende Morgen-Stern. Einw.
Wann ich den innern Gnaden-Zug fuͤhlete, und
mir die goͤttliche Krafft angebotten wurde dem Licht
nachzuſpuͤren. Antw. Der Geiſt ſpricht kom̃.
Einw. Ja wann aber auch die Braut deſſen zufrie-
den waͤre, mirs goͤnnete, mich nicht ſchaͤmete;
Wie koͤnnten doch die Apoſtel und alle Heiligen ein
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