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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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CAP. V.
Joseph, u. die Schiffe Salomons in Ophir)
und das in kurtzen Jahren; zumalen du auf
der Weide, im Stafel, in der Stuben, im
Bett solch Himmelfahrt im Geist und Glau-
ben thun kanst: Mithin sind die Gründe so
dich zu diesem geistlichen Ausreisen bewegen
sollen.

1. Weilen es, wie gesagt, gar kommlich
geschehen kan ohne einige Ungelegenheit
und Versaumniß im Haußwesen.

2. GOtt uns einladet, nöthiget, einen
Boten über den andern schickt, und aus un-
aussprechlicher Güte und Treue so hochtheu-
re Gnaden anbietet.

3. Wann ein Heiligungs-begieriger
Mensch so manche Stund im Gebet zu-
brächte als ein Säumer auf der Straß ist
nach Bern, Sitten, Vivis, so könte er wohl
einen Blick ins himmlische Jerusalem thun,
und etwas von denen Kräfften der künffti-
gen Welt schmecken. Mit was verwunderli-
cher Lieblichkeit kan nicht ein junger Knab
eingenommen werden, wann er seine erste
Reise auf Vivis thut, und von dem Gebirg
hinunter, deß anmuthigen Sees und der da-
ran liegenden Lust-vollen Revier, Städten
und Dörffern einsmals ansichtig wird; wie
vielmehr wird ein Jerusalems-Burger
gleich entzuckt, wann sich ihme das Meer
Göttlicher Liebe in seiner höchsterfreulichen

Weite

CAP. V.
Joſeph, u. die Schiffe Salomons in Ophir)
und das in kurtzen Jahren; zumalen du auf
der Weide, im Stafel, in der Stuben, im
Bett ſolch Him̃elfahrt im Geiſt und Glau-
ben thun kanſt: Mithin ſind die Gruͤnde ſo
dich zu dieſem geiſtlichen Ausreiſen bewegen
ſollen.

1. Weilen es, wie geſagt, gar kommlich
geſchehen kan ohne einige Ungelegenheit
und Verſaumniß im Haußweſen.

2. GOtt uns einladet, noͤthiget, einen
Boten uͤber den andern ſchickt, und aus un-
ausſprechlicher Guͤte und Treue ſo hochtheu-
re Gnaden anbietet.

3. Wann ein Heiligungs-begieriger
Menſch ſo manche Stund im Gebet zu-
braͤchte als ein Saͤumer auf der Straß iſt
nach Bern, Sitten, Vivis, ſo koͤnte er wohl
einen Blick ins himmliſche Jeruſalem thun,
und etwas von denen Kraͤfften der kuͤnffti-
gen Welt ſchmecken. Mit was verwunderli-
cher Lieblichkeit kan nicht ein junger Knab
eingenommen werden, wann er ſeine erſte
Reiſe auf Vivis thut, und von dem Gebirg
hinunter, deß anmuthigen Sees und der da-
ran liegenden Luſt-vollen Revier, Staͤdten
und Doͤrffern einsmals anſichtig wird; wie
vielmehr wird ein Jeruſalems-Burger
gleich entzuckt, wann ſich ihme das Meer
Goͤttlicher Liebe in ſeiner hoͤchſterfreulichen

Weite
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[127/0195] CAP. V. Joſeph, u. die Schiffe Salomons in Ophir) und das in kurtzen Jahren; zumalen du auf der Weide, im Stafel, in der Stuben, im Bett ſolch Him̃elfahrt im Geiſt und Glau- ben thun kanſt: Mithin ſind die Gruͤnde ſo dich zu dieſem geiſtlichen Ausreiſen bewegen ſollen. 1. Weilen es, wie geſagt, gar kommlich geſchehen kan ohne einige Ungelegenheit und Verſaumniß im Haußweſen. 2. GOtt uns einladet, noͤthiget, einen Boten uͤber den andern ſchickt, und aus un- ausſprechlicher Guͤte und Treue ſo hochtheu- re Gnaden anbietet. 3. Wann ein Heiligungs-begieriger Menſch ſo manche Stund im Gebet zu- braͤchte als ein Saͤumer auf der Straß iſt nach Bern, Sitten, Vivis, ſo koͤnte er wohl einen Blick ins himmliſche Jeruſalem thun, und etwas von denen Kraͤfften der kuͤnffti- gen Welt ſchmecken. Mit was verwunderli- cher Lieblichkeit kan nicht ein junger Knab eingenommen werden, wann er ſeine erſte Reiſe auf Vivis thut, und von dem Gebirg hinunter, deß anmuthigen Sees und der da- ran liegenden Luſt-vollen Revier, Staͤdten und Doͤrffern einsmals anſichtig wird; wie vielmehr wird ein Jeruſalems-Burger gleich entzuckt, wann ſich ihme das Meer Goͤttlicher Liebe in ſeiner hoͤchſterfreulichen Weite

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/195>, abgerufen am 23.11.2024.