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Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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als Bewerber um mich zu empfangen, habe ich die Ehe gebrochen, bevor sie noch geschlossen war. Nie mehr Leo's redliche Augen auf mir ruhen zu sehen, vor denen ich in Scham versinken müßte, ist das Einzige, wofür ich noch zu sorgen habe.

Sie wendete sich von dem wie erstarrt stehenden Manne ab, um den Salon zu verlassen, kehrte aber noch einmal zurück.

Eine einzige Wohlthat, sagte sie, erflehe ich von dir und vom Schicksal: Niemand wisse, wie tief ich gefallen, wie sehr ich gesündigt. Das Schamgefühl vor dem Geliebten bleibe mir erspart, während ich an dem nagenden Bewußtsein zu Grunde gehen werde. Dich, mein Vater, wird eigene Scheu zwingen, Thurn den von dir beabsichtigten Wort- und Treubruch zu verschweigen, und die Welt hat kein Mittel, die Wahrheit zu errathen, weil Graf Lothar Ursache hat, von seinem Besuche nicht zu sprechen. So wird der Geliebte nichts von meiner Schuld erfahren und mag es immerhin für Wahnsinn halten, daß ich mich weigere, ihn jemals wieder zu sehen.

Ein Thränenstrom brach aus ihren Augen, als sie den Vater verließ, um sich in ihr Gemach zurückzuziehen.

Dies begab sich an demselben Tage, als Leo Thurn auf der Station kein Reitpferd bekam, weil ein Cava-

als Bewerber um mich zu empfangen, habe ich die Ehe gebrochen, bevor sie noch geschlossen war. Nie mehr Leo's redliche Augen auf mir ruhen zu sehen, vor denen ich in Scham versinken müßte, ist das Einzige, wofür ich noch zu sorgen habe.

Sie wendete sich von dem wie erstarrt stehenden Manne ab, um den Salon zu verlassen, kehrte aber noch einmal zurück.

Eine einzige Wohlthat, sagte sie, erflehe ich von dir und vom Schicksal: Niemand wisse, wie tief ich gefallen, wie sehr ich gesündigt. Das Schamgefühl vor dem Geliebten bleibe mir erspart, während ich an dem nagenden Bewußtsein zu Grunde gehen werde. Dich, mein Vater, wird eigene Scheu zwingen, Thurn den von dir beabsichtigten Wort- und Treubruch zu verschweigen, und die Welt hat kein Mittel, die Wahrheit zu errathen, weil Graf Lothar Ursache hat, von seinem Besuche nicht zu sprechen. So wird der Geliebte nichts von meiner Schuld erfahren und mag es immerhin für Wahnsinn halten, daß ich mich weigere, ihn jemals wieder zu sehen.

Ein Thränenstrom brach aus ihren Augen, als sie den Vater verließ, um sich in ihr Gemach zurückzuziehen.

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[0050] als Bewerber um mich zu empfangen, habe ich die Ehe gebrochen, bevor sie noch geschlossen war. Nie mehr Leo's redliche Augen auf mir ruhen zu sehen, vor denen ich in Scham versinken müßte, ist das Einzige, wofür ich noch zu sorgen habe. Sie wendete sich von dem wie erstarrt stehenden Manne ab, um den Salon zu verlassen, kehrte aber noch einmal zurück. Eine einzige Wohlthat, sagte sie, erflehe ich von dir und vom Schicksal: Niemand wisse, wie tief ich gefallen, wie sehr ich gesündigt. Das Schamgefühl vor dem Geliebten bleibe mir erspart, während ich an dem nagenden Bewußtsein zu Grunde gehen werde. Dich, mein Vater, wird eigene Scheu zwingen, Thurn den von dir beabsichtigten Wort- und Treubruch zu verschweigen, und die Welt hat kein Mittel, die Wahrheit zu errathen, weil Graf Lothar Ursache hat, von seinem Besuche nicht zu sprechen. So wird der Geliebte nichts von meiner Schuld erfahren und mag es immerhin für Wahnsinn halten, daß ich mich weigere, ihn jemals wieder zu sehen. Ein Thränenstrom brach aus ihren Augen, als sie den Vater verließ, um sich in ihr Gemach zurückzuziehen. Dies begab sich an demselben Tage, als Leo Thurn auf der Station kein Reitpferd bekam, weil ein Cava-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:30:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:30:32Z)

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Zitationshilfe: Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lorm_fraeulein_1910/50>, abgerufen am 27.11.2024.