Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.gehen sollten. Man hält das Haus Thurn und Comp. für meinen Banquier. Das stach dem gräflichen Don Quixote in die Augen. Ich mußte der Täuschung rasch ein Ende machen, nachdem ich über seine Verhältnisse ebenfalls enttäuscht worden. So hat sich Alles friedlich in Nichts aufgelös't. Der Besuch des Grafen und seine Absichten werden von ihm wie von uns verschwiegen werden. So ist der ganze Zwischenfall wie non avenue. Es ist nur gut, daß uns eine Ressource bleibt. Welche Ressource? fragte das Fräulein, auf welches der Bericht von der ganz unerwarteten Wendung des Falles nicht den geringsten Eindruck gemacht zu haben schien. Nun, erwiderte der Baron mit einiger Veränderung, da Alles bleibt, wie es vor dem Besuch des Grafen gewesen, so erlebe ich doch noch und zum Aerger und zur Beschämung der Verwandtschaft die Wiederherstellung meines äußern Glanzes, wenn auch durch bürgerliche Hände. Freilich durch einen Rudenkron-Börte wäre es erwünschter gewesen. Sollte nicht Thurn heute oder morgen kommen? Das Mädchen erhob sich jetzt, ihre frühere Spannkraft schien zurückgekehrt, flammenden Auges rief sie dem Baron zu: Zerstörer meines Lebensglücks! Wohl wird Thurn wiederkehren, aber ich werde ihn nicht mehr sehen. Könntest du denken, daß ich dem heißgeliebten Manne die treulos gewordene Hand reichen würde? Mit meiner Zustimmung, den Grafen Lothar gehen sollten. Man hält das Haus Thurn und Comp. für meinen Banquier. Das stach dem gräflichen Don Quixote in die Augen. Ich mußte der Täuschung rasch ein Ende machen, nachdem ich über seine Verhältnisse ebenfalls enttäuscht worden. So hat sich Alles friedlich in Nichts aufgelös't. Der Besuch des Grafen und seine Absichten werden von ihm wie von uns verschwiegen werden. So ist der ganze Zwischenfall wie non avenue. Es ist nur gut, daß uns eine Ressource bleibt. Welche Ressource? fragte das Fräulein, auf welches der Bericht von der ganz unerwarteten Wendung des Falles nicht den geringsten Eindruck gemacht zu haben schien. Nun, erwiderte der Baron mit einiger Veränderung, da Alles bleibt, wie es vor dem Besuch des Grafen gewesen, so erlebe ich doch noch und zum Aerger und zur Beschämung der Verwandtschaft die Wiederherstellung meines äußern Glanzes, wenn auch durch bürgerliche Hände. Freilich durch einen Rudenkron-Börte wäre es erwünschter gewesen. Sollte nicht Thurn heute oder morgen kommen? Das Mädchen erhob sich jetzt, ihre frühere Spannkraft schien zurückgekehrt, flammenden Auges rief sie dem Baron zu: Zerstörer meines Lebensglücks! Wohl wird Thurn wiederkehren, aber ich werde ihn nicht mehr sehen. Könntest du denken, daß ich dem heißgeliebten Manne die treulos gewordene Hand reichen würde? Mit meiner Zustimmung, den Grafen Lothar <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0049"/> gehen sollten. Man hält das Haus Thurn und Comp. für meinen Banquier. Das stach dem gräflichen Don Quixote in die Augen. Ich mußte der Täuschung rasch ein Ende machen, nachdem ich über seine Verhältnisse ebenfalls enttäuscht worden. So hat sich Alles friedlich in Nichts aufgelös't. Der Besuch des Grafen und seine Absichten werden von ihm wie von uns verschwiegen werden. So ist der ganze Zwischenfall wie non avenue. Es ist nur gut, daß uns eine Ressource bleibt.</p><lb/> <p>Welche Ressource? fragte das Fräulein, auf welches der Bericht von der ganz unerwarteten Wendung des Falles nicht den geringsten Eindruck gemacht zu haben schien.</p><lb/> <p>Nun, erwiderte der Baron mit einiger Veränderung, da Alles bleibt, wie es vor dem Besuch des Grafen gewesen, so erlebe ich doch noch und zum Aerger und zur Beschämung der Verwandtschaft die Wiederherstellung meines äußern Glanzes, wenn auch durch bürgerliche Hände. Freilich durch einen Rudenkron-Börte wäre es erwünschter gewesen. Sollte nicht Thurn heute oder morgen kommen?</p><lb/> <p>Das Mädchen erhob sich jetzt, ihre frühere Spannkraft schien zurückgekehrt, flammenden Auges rief sie dem Baron zu: Zerstörer meines Lebensglücks! Wohl wird Thurn wiederkehren, aber ich werde ihn nicht mehr sehen. Könntest du denken, daß ich dem heißgeliebten Manne die treulos gewordene Hand reichen würde? Mit meiner Zustimmung, den Grafen Lothar<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0049]
gehen sollten. Man hält das Haus Thurn und Comp. für meinen Banquier. Das stach dem gräflichen Don Quixote in die Augen. Ich mußte der Täuschung rasch ein Ende machen, nachdem ich über seine Verhältnisse ebenfalls enttäuscht worden. So hat sich Alles friedlich in Nichts aufgelös't. Der Besuch des Grafen und seine Absichten werden von ihm wie von uns verschwiegen werden. So ist der ganze Zwischenfall wie non avenue. Es ist nur gut, daß uns eine Ressource bleibt.
Welche Ressource? fragte das Fräulein, auf welches der Bericht von der ganz unerwarteten Wendung des Falles nicht den geringsten Eindruck gemacht zu haben schien.
Nun, erwiderte der Baron mit einiger Veränderung, da Alles bleibt, wie es vor dem Besuch des Grafen gewesen, so erlebe ich doch noch und zum Aerger und zur Beschämung der Verwandtschaft die Wiederherstellung meines äußern Glanzes, wenn auch durch bürgerliche Hände. Freilich durch einen Rudenkron-Börte wäre es erwünschter gewesen. Sollte nicht Thurn heute oder morgen kommen?
Das Mädchen erhob sich jetzt, ihre frühere Spannkraft schien zurückgekehrt, flammenden Auges rief sie dem Baron zu: Zerstörer meines Lebensglücks! Wohl wird Thurn wiederkehren, aber ich werde ihn nicht mehr sehen. Könntest du denken, daß ich dem heißgeliebten Manne die treulos gewordene Hand reichen würde? Mit meiner Zustimmung, den Grafen Lothar
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lorm_fraeulein_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lorm_fraeulein_1910/49 |
Zitationshilfe: | Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lorm_fraeulein_1910/49>, abgerufen am 22.07.2024. |