Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.die Augsburger Allgemeine Zeitung (Nr. 301) berichtet unter'm 23. October aus Preßburg: "In den nördlichen Karpathengegenden, also im eigentlichen Lande der Slowaken, gewinnen die Mäßigkeitsvereine immer größere Ausdehnung. Seelsorger und Schullehrer wetteifern gemeinschaftlich, das Volk über die furchtbare Branntweinpest aufzuklären. Hunderte von Landleuten strömen nach den Kirchen und legen das feierliche Gelübde ab: nicht blos sich selbst des Branntweingenusses zu enthalten, sondern auch in ihrem Kreise so viel als möglich diese Idee zu verbreiten. Der gute und ausdauernde Charakter dieses Volkes läßt sich am besten aus der religiösen Innigkeit erkennen, womit solche Vorsätze gefaßt, und redlich gehalten werden." Jeder Menschenfreund muß wünschen, daß die Sache aus Oberschlesien sich auch einen weiteren Weg nach Norden, besonders in's Großherzogthum Posen bahnen, und der dortige Klerus zu gleichem Eifer sich ermannen möge. Ein Anfang scheint gemacht zu sein. Ich weiß aber nur, daß in der Gegend von Krotoshin ein Pfarrer die Mission mit überraschendem Erfolge begann, nachdem er durch sechs seiner Kirchkinder, die als Wallfahrer auf unserm St. Annenberge dem Branntwein entsagt und die Gelöbnißscheine nach Hause getragen, die Kunde von der hiesigen Umwandlung mit Freuden vernommen hatte. Woher kommt es, daß die südöstlichen Slaven für die Predigt der Enthaltsamkeit viel empfänglicher als die Deutschen sind? Es heißt nicht erklären, wenn jezt vermuthet die Augsburger Allgemeine Zeitung (Nr. 301) berichtet unter’m 23. October aus Preßburg: „In den nördlichen Karpathengegenden, also im eigentlichen Lande der Slowaken, gewinnen die Mäßigkeitsvereine immer größere Ausdehnung. Seelsorger und Schullehrer wetteifern gemeinschaftlich, das Volk über die furchtbare Branntweinpest aufzuklären. Hunderte von Landleuten strömen nach den Kirchen und legen das feierliche Gelübde ab: nicht blos sich selbst des Branntweingenusses zu enthalten, sondern auch in ihrem Kreise so viel als möglich diese Idee zu verbreiten. Der gute und ausdauernde Charakter dieses Volkes läßt sich am besten aus der religiösen Innigkeit erkennen, womit solche Vorsätze gefaßt, und redlich gehalten werden." Jeder Menschenfreund muß wünschen, daß die Sache aus Oberschlesien sich auch einen weiteren Weg nach Norden, besonders in’s Großherzogthum Posen bahnen, und der dortige Klerus zu gleichem Eifer sich ermannen möge. Ein Anfang scheint gemacht zu sein. Ich weiß aber nur, daß in der Gegend von Krotoshin ein Pfarrer die Mission mit überraschendem Erfolge begann, nachdem er durch sechs seiner Kirchkinder, die als Wallfahrer auf unserm St. Annenberge dem Branntwein entsagt und die Gelöbnißscheine nach Hause getragen, die Kunde von der hiesigen Umwandlung mit Freuden vernommen hatte. Woher kommt es, daß die südöstlichen Slaven für die Predigt der Enthaltsamkeit viel empfänglicher als die Deutschen sind? Es heißt nicht erklären, wenn jezt vermuthet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="60"/> die Augsburger Allgemeine Zeitung (Nr. 301) berichtet unter’m 23. October aus Preßburg: „In den nördlichen Karpathengegenden, also im eigentlichen Lande der Slowaken, gewinnen die Mäßigkeitsvereine immer größere Ausdehnung. Seelsorger und Schullehrer wetteifern gemeinschaftlich, das Volk über die furchtbare Branntweinpest aufzuklären. Hunderte von Landleuten strömen nach den Kirchen und legen das feierliche Gelübde ab: nicht blos sich selbst des Branntweingenusses zu enthalten, sondern auch in ihrem Kreise so viel als möglich diese Idee zu verbreiten. Der gute und ausdauernde Charakter dieses Volkes läßt sich am besten aus der religiösen Innigkeit erkennen, womit solche Vorsätze gefaßt, und redlich gehalten werden."</p> <p>Jeder Menschenfreund muß wünschen, daß die Sache aus Oberschlesien sich auch einen weiteren Weg nach Norden, besonders in’s Großherzogthum Posen bahnen, und der dortige Klerus zu gleichem Eifer sich ermannen möge. Ein Anfang scheint gemacht zu sein. Ich weiß aber nur, daß in der Gegend von Krotoshin ein Pfarrer die Mission mit überraschendem Erfolge begann, nachdem er durch sechs seiner Kirchkinder, die als Wallfahrer auf unserm St. Annenberge dem Branntwein entsagt und die Gelöbnißscheine nach Hause getragen, die Kunde von der hiesigen Umwandlung mit Freuden vernommen hatte.</p> <p>Woher kommt es, daß die südöstlichen Slaven für die Predigt der Enthaltsamkeit viel empfänglicher als die Deutschen sind? Es heißt nicht erklären, wenn jezt vermuthet </p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0070]
die Augsburger Allgemeine Zeitung (Nr. 301) berichtet unter’m 23. October aus Preßburg: „In den nördlichen Karpathengegenden, also im eigentlichen Lande der Slowaken, gewinnen die Mäßigkeitsvereine immer größere Ausdehnung. Seelsorger und Schullehrer wetteifern gemeinschaftlich, das Volk über die furchtbare Branntweinpest aufzuklären. Hunderte von Landleuten strömen nach den Kirchen und legen das feierliche Gelübde ab: nicht blos sich selbst des Branntweingenusses zu enthalten, sondern auch in ihrem Kreise so viel als möglich diese Idee zu verbreiten. Der gute und ausdauernde Charakter dieses Volkes läßt sich am besten aus der religiösen Innigkeit erkennen, womit solche Vorsätze gefaßt, und redlich gehalten werden."
Jeder Menschenfreund muß wünschen, daß die Sache aus Oberschlesien sich auch einen weiteren Weg nach Norden, besonders in’s Großherzogthum Posen bahnen, und der dortige Klerus zu gleichem Eifer sich ermannen möge. Ein Anfang scheint gemacht zu sein. Ich weiß aber nur, daß in der Gegend von Krotoshin ein Pfarrer die Mission mit überraschendem Erfolge begann, nachdem er durch sechs seiner Kirchkinder, die als Wallfahrer auf unserm St. Annenberge dem Branntwein entsagt und die Gelöbnißscheine nach Hause getragen, die Kunde von der hiesigen Umwandlung mit Freuden vernommen hatte.
Woher kommt es, daß die südöstlichen Slaven für die Predigt der Enthaltsamkeit viel empfänglicher als die Deutschen sind? Es heißt nicht erklären, wenn jezt vermuthet
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