Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.jezt dort anzutreffen; das wilde Geschrei hat aufgehört; Hochzeiten haben in aller Stille und ohne Branntweingenuß stattgefunden. Arbeiter-Vereine schließen Diejenigen von ihrer Gemeinschaft aus, die nicht dem Branntwein entsagen; Hütten- und Grubenaufseher wie Gutsherren rühmen den Fleiß, die Ordnung und Folgsamkeit Derer, die das Gelöbniß abgelegt haben. Da, wo dies bereits seit Wochen oder Monaten geschehen ist, kommen die Weiber zu den Geistlichen, und danken für die Wohlthat, die ihnen und ihren Männern widerfahren, weil jezt Friede im Hause und Arbeitsamkeit eingekehrt sei. Oft genug schließen sich ihnen auch Männer an, zufrieden, daß sie jezt ihren Arbeitslohn nützlich verwenden, ihren Hausstand regeln und verbessern können; ja sie machen sogar den Geistlichen Vorwürfe darüber, daß nicht schon vor zehn Jahren Gelübde abgefordert wurden. Sogar Erzsäufer haben bisher die harte Probe und Verlockungen aller Art glücklich überstanden, ohne wieder zum Branntwein zu greifen. - Das große und folgenreiche Ereigniß hat mit Recht die Aufmerksamkeit aller Welt auf sich gezogen, und Jedermann in Erstaunen gesezt. Ja der Klerus Oberschlesiens ist von dem die kühnsten Hoffnungen weit übersteigenden Erfolge seiner Bemühungen selbst höchlich überrascht, da er sich eine solche Macht über die Gemüther des Volkes kaum zugetraut, und darum erst nach langem Zögern und mit großen Zweifeln zu den ersten Versuchen geschritten ist." jezt dort anzutreffen; das wilde Geschrei hat aufgehört; Hochzeiten haben in aller Stille und ohne Branntweingenuß stattgefunden. Arbeiter-Vereine schließen Diejenigen von ihrer Gemeinschaft aus, die nicht dem Branntwein entsagen; Hütten- und Grubenaufseher wie Gutsherren rühmen den Fleiß, die Ordnung und Folgsamkeit Derer, die das Gelöbniß abgelegt haben. Da, wo dies bereits seit Wochen oder Monaten geschehen ist, kommen die Weiber zu den Geistlichen, und danken für die Wohlthat, die ihnen und ihren Männern widerfahren, weil jezt Friede im Hause und Arbeitsamkeit eingekehrt sei. Oft genug schließen sich ihnen auch Männer an, zufrieden, daß sie jezt ihren Arbeitslohn nützlich verwenden, ihren Hausstand regeln und verbessern können; ja sie machen sogar den Geistlichen Vorwürfe darüber, daß nicht schon vor zehn Jahren Gelübde abgefordert wurden. Sogar Erzsäufer haben bisher die harte Probe und Verlockungen aller Art glücklich überstanden, ohne wieder zum Branntwein zu greifen. – Das große und folgenreiche Ereigniß hat mit Recht die Aufmerksamkeit aller Welt auf sich gezogen, und Jedermann in Erstaunen gesezt. Ja der Klerus Oberschlesiens ist von dem die kühnsten Hoffnungen weit übersteigenden Erfolge seiner Bemühungen selbst höchlich überrascht, da er sich eine solche Macht über die Gemüther des Volkes kaum zugetraut, und darum erst nach langem Zögern und mit großen Zweifeln zu den ersten Versuchen geschritten ist.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="53"/> jezt dort anzutreffen; das wilde Geschrei hat aufgehört; Hochzeiten haben in aller Stille und ohne Branntweingenuß stattgefunden. Arbeiter-Vereine schließen Diejenigen von ihrer Gemeinschaft aus, die nicht dem Branntwein entsagen; Hütten- und Grubenaufseher wie Gutsherren rühmen den Fleiß, die Ordnung und Folgsamkeit Derer, die das Gelöbniß abgelegt haben. Da, wo dies bereits seit Wochen oder Monaten geschehen ist, kommen die Weiber zu den Geistlichen, und danken für die Wohlthat, die ihnen und ihren Männern widerfahren, weil jezt Friede im Hause und Arbeitsamkeit eingekehrt sei. Oft genug schließen sich ihnen auch Männer an, zufrieden, daß sie jezt ihren Arbeitslohn nützlich verwenden, ihren Hausstand regeln und verbessern können; ja sie machen sogar den Geistlichen Vorwürfe darüber, daß nicht schon vor zehn Jahren Gelübde abgefordert wurden. Sogar Erzsäufer haben bisher die harte Probe und Verlockungen aller Art glücklich überstanden, ohne wieder zum Branntwein zu greifen. – Das große und folgenreiche Ereigniß hat mit Recht die Aufmerksamkeit aller Welt auf sich gezogen, und Jedermann in Erstaunen gesezt. Ja der Klerus Oberschlesiens ist von dem die kühnsten Hoffnungen weit übersteigenden Erfolge seiner Bemühungen selbst höchlich überrascht, da er sich eine solche Macht über die Gemüther des Volkes kaum zugetraut, und darum erst nach langem Zögern und mit großen Zweifeln zu den ersten Versuchen geschritten ist.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0063]
jezt dort anzutreffen; das wilde Geschrei hat aufgehört; Hochzeiten haben in aller Stille und ohne Branntweingenuß stattgefunden. Arbeiter-Vereine schließen Diejenigen von ihrer Gemeinschaft aus, die nicht dem Branntwein entsagen; Hütten- und Grubenaufseher wie Gutsherren rühmen den Fleiß, die Ordnung und Folgsamkeit Derer, die das Gelöbniß abgelegt haben. Da, wo dies bereits seit Wochen oder Monaten geschehen ist, kommen die Weiber zu den Geistlichen, und danken für die Wohlthat, die ihnen und ihren Männern widerfahren, weil jezt Friede im Hause und Arbeitsamkeit eingekehrt sei. Oft genug schließen sich ihnen auch Männer an, zufrieden, daß sie jezt ihren Arbeitslohn nützlich verwenden, ihren Hausstand regeln und verbessern können; ja sie machen sogar den Geistlichen Vorwürfe darüber, daß nicht schon vor zehn Jahren Gelübde abgefordert wurden. Sogar Erzsäufer haben bisher die harte Probe und Verlockungen aller Art glücklich überstanden, ohne wieder zum Branntwein zu greifen. – Das große und folgenreiche Ereigniß hat mit Recht die Aufmerksamkeit aller Welt auf sich gezogen, und Jedermann in Erstaunen gesezt. Ja der Klerus Oberschlesiens ist von dem die kühnsten Hoffnungen weit übersteigenden Erfolge seiner Bemühungen selbst höchlich überrascht, da er sich eine solche Macht über die Gemüther des Volkes kaum zugetraut, und darum erst nach langem Zögern und mit großen Zweifeln zu den ersten Versuchen geschritten ist.“
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