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Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684.

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Lehren vom Gebett
in dem Hertzen besteht/ dannoch weit der gemeine
Mann auß sich selbst nicht wissen kan/ was für Ge-
dancken er von GOtt schöpffen/ vnd auff was Weiß
er jhn anbetten/ loben vnd ehren soll/ darumb hat
so wohl Christns/ als auch die Kirch etliche münd-
liche Gebett verordnet/ mit welchen der Mensch
GOtt ehren vnd loben soll: vnnd dise Gebett seynd
nicht allein für die Einfältige/ sondern auch für die
im Weeg GOttes erfahrne; sonderlich wann sie
bißweilen dürr vnnd drucken im Gemüth seynd:
Dann damal eynd sie jhnen nicht allein nutzlich das
erkalte Hertz/ gleich als das Fewer mit dem Stroh
anzuzünden; sondern auch nothwendig als ein Mit-
tel die Andacht wider zubekommen: so gar daß wann
sie zu solcher Zeit/ da sie kein gute Gedancken oder
Betrachtungen haben können/ auch das mündliche
Gebett nicht brauchen wolten/ sie übel dran thäten
vnd fündigten/ weil sie sich nicht wollen deß Mit-
tels brauchen/ das jhnen GOtt geben hat. Und
ob schon die Betrachtung/ oder das innerliche Ge-
bett vil besser ist als das mündliche; so ist doch dises
auch GOtt sehr angenemb: welches an Christo selbst
zusehen/ als welcher nicht allein seine Apostlen zu-
betten mündlich gelehret; sondern auch vilen Heili-
gen mündliche Gebett offenbahrt. So sehen wirs
auch an der H. Gertruden vnd Mechtilden/ welche
ob sie schon in dem beschawlichen Leben so hoch er-
fahren/ daß sie schier täglich in Himmel verzuckt
wurden; dannoch sich gar sehr deß nundlichen Ge-
betts gebraucht/ vnd für sich etliche kleine Gebett-
lein gemacht/ welche sie bißweilen zwey/ dreyhun-

dert

Lehren vom Gebett
in dem Hertzen beſteht/ dannoch weit der gemeine
Mann auß ſich ſelbſt nicht wiſſen kan/ was für Ge-
dancken er von GOtt ſchöpffen/ vnd auff was Weiß
er jhn anbetten/ loben vnd ehren ſoll/ darumb hat
ſo wohl Chriſtns/ als auch die Kirch etliche münd-
liche Gebett verordnet/ mit welchen der Menſch
GOtt ehren vnd loben ſoll: vnnd diſe Gebett ſeynd
nicht allein für die Einfältige/ ſondern auch für die
im Weeg GOttes erfahrne; ſonderlich wann ſie
bißweilen dürꝛ vnnd drucken im Gemüth ſeynd:
Dann damal eynd ſie jhnen nicht allein nutzlich das
erkalte Hertz/ gleich als das Fewer mit dem Stroh
anzuzünden; ſondern auch nothwendig als ein Mit-
tel die Andacht wider zubekommen: ſo gar daß wann
ſie zu ſolcher Zeit/ da ſie kein gute Gedancken oder
Betrachtungen haben können/ auch das mündliche
Gebett nicht brauchen wolten/ ſie übel dran thäten
vnd fündigten/ weil ſie ſich nicht wollen deß Mit-
tels brauchen/ das jhnen GOtt geben hat. Und
ob ſchon die Betrachtung/ oder das innerliche Ge-
bett vil beſſer iſt als das mündliche; ſo iſt doch diſes
auch GOtt ſehr angenemb: welches an Chriſto ſelbſt
zuſehen/ als welcher nicht allein ſeine Apoſtlen zu-
betten mündlich gelehret; ſondern auch vilen Heili-
gen mündliche Gebett offenbahrt. So ſehen wirs
auch an der H. Gertruden vnd Mechtilden/ welche
ob ſie ſchon in dem beſchawlichen Leben ſo hoch er-
fahren/ daß ſie ſchier täglich in Himmel verzuckt
wurden; dannoch ſich gar ſehr deß nundlichen Ge-
betts gebraucht/ vnd für ſich etliche kleine Gebett-
lein gemacht/ welche ſie bißweilen zwey/ dreyhun-

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[6/0006] Lehren vom Gebett in dem Hertzen beſteht/ dannoch weit der gemeine Mann auß ſich ſelbſt nicht wiſſen kan/ was für Ge- dancken er von GOtt ſchöpffen/ vnd auff was Weiß er jhn anbetten/ loben vnd ehren ſoll/ darumb hat ſo wohl Chriſtns/ als auch die Kirch etliche münd- liche Gebett verordnet/ mit welchen der Menſch GOtt ehren vnd loben ſoll: vnnd diſe Gebett ſeynd nicht allein für die Einfältige/ ſondern auch für die im Weeg GOttes erfahrne; ſonderlich wann ſie bißweilen dürꝛ vnnd drucken im Gemüth ſeynd: Dann damal eynd ſie jhnen nicht allein nutzlich das erkalte Hertz/ gleich als das Fewer mit dem Stroh anzuzünden; ſondern auch nothwendig als ein Mit- tel die Andacht wider zubekommen: ſo gar daß wann ſie zu ſolcher Zeit/ da ſie kein gute Gedancken oder Betrachtungen haben können/ auch das mündliche Gebett nicht brauchen wolten/ ſie übel dran thäten vnd fündigten/ weil ſie ſich nicht wollen deß Mit- tels brauchen/ das jhnen GOtt geben hat. Und ob ſchon die Betrachtung/ oder das innerliche Ge- bett vil beſſer iſt als das mündliche; ſo iſt doch diſes auch GOtt ſehr angenemb: welches an Chriſto ſelbſt zuſehen/ als welcher nicht allein ſeine Apoſtlen zu- betten mündlich gelehret; ſondern auch vilen Heili- gen mündliche Gebett offenbahrt. So ſehen wirs auch an der H. Gertruden vnd Mechtilden/ welche ob ſie ſchon in dem beſchawlichen Leben ſo hoch er- fahren/ daß ſie ſchier täglich in Himmel verzuckt wurden; dannoch ſich gar ſehr deß nundlichen Ge- betts gebraucht/ vnd für ſich etliche kleine Gebett- lein gemacht/ welche ſie bißweilen zwey/ dreyhun- dert

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Zitationshilfe: Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohner_geistliche04_1684/6>, abgerufen am 24.11.2024.