Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett/ wann der arme Sünder auff den Pranger.
bärmlich vnd jämmerlich bist du gestanden vor einem
grossen hauffen Volcks/ daß sich billich ein steineres
Hertz solt über dich erbarmet haben: Du stun-
dest nicht allein mit gebunden Händen/ nicht allein mit
einer schweren Dörnern Kron/ nicht allein beraubet
deiner Kleyder/ sondern auch mit bluttigem Leib/ in ei-
nem zerrissenen Purpurmantel: Dein Angesicht
war geschwollen vnd auffgeloffen/ mit Blut/ Spei-
chel vnd Schweiß übergossen/ mit rothen vnd blauen
Strämen vermängt: O Herr/ hie muß ich die Grös-
se deiner Liebe erkennen/ hie lässt sich sehen dein grosse
Demut/ Gedult/ vnd Barmhertzigkeit: Gib mir dein
Marter vnd Peyn also zu betrachten/ damit ich hie
alle Ungedult ablege/ vnd nach diesem zeitlichen Leben
das ewig Leben erlangen möge/ o demütiger/ o sanfft-
mütiger/ o gedultiger Jesu.

Ein anders/ auß dem H. Augustino.

OHimmlischer Vatter dir stell ich für das gedulti-
ge Lämblein Jesum/ welchem die Juden als ei-
nem Dieb vnd Mörder seine heylige Händ auff das
allerschärpffest zusammen gebunden/ vnd also für den
Gottlosen Rath vnd Gericht gestellt als den grösten
Vbelthäter auff Erden/ daß er vmbgebracht vnd ge-
tödt solte werden.

Was hast du gesündiget du allerliebreichister Hey-
land/ HErr JEsu Christe/ daß du soltest also verur-
theilt werden; was hast du begangen/ o vnschuldiges
Lämblein/ daß man so übel vnd kläglich mit dir hand-
let? was ist doch dein Laster/ vnd Mißhandlung?
was ist die Vrsach deines Todts? wie köndten dich
diese Bößwicht zum Todt verdammen?

O
D d 4

Gebett/ wann der arme Sünder auff den Pranger.
bärmlich vnd jämmerlich biſt du geſtanden vor einem
groſſen hauffen Volcks/ daß ſich billich ein ſteineres
Hertz ſolt über dich erbarmet haben: Du ſtun-
deſt nicht allein mit gebunden Händen/ nicht allein mit
einer ſchweren Dörnern Kron/ nicht allein beraubet
deiner Kleyder/ ſondern auch mit bluttigem Leib/ in ei-
nem zerriſſenen Purpurmantel: Dein Angeſicht
war geſchwollen vnd auffgeloffen/ mit Blut/ Spei-
chel vnd Schweiß übergoſſen/ mit rothen vnd blauen
Strämen vermängt: O Herꝛ/ hie muß ich die Gröſ-
ſe deiner Liebe erkennen/ hie läſſt ſich ſehen dein groſſe
Demut/ Gedult/ vnd Barmhertzigkeit: Gib mir dein
Marter vnd Peyn alſo zu betrachten/ damit ich hie
alle Ungedult ablege/ vnd nach dieſem zeitlichen Leben
das ewig Leben erlangen möge/ o demütiger/ o ſanfft-
mütiger/ o gedultiger Jeſu.

Ein anders/ auß dem H. Auguſtino.

OHimmliſcher Vatter dir ſtell ich für das gedulti-
ge Lämblein Jeſum/ welchem die Juden als ei-
nem Dieb vnd Mörder ſeine heylige Händ auff das
allerſchärpffeſt zuſammen gebunden/ vnd alſo für den
Gottloſen Rath vnd Gericht geſtellt als den gröſten
Vbelthäter auff Erden/ daß er vmbgebracht vnd ge-
tödt ſolte werden.

Was haſt du geſündiget du allerliebreichiſter Hey-
land/ HErꝛ JEſu Chriſte/ daß du ſolteſt alſo verur-
theilt werden; was haſt du begangen/ o vnſchuldiges
Lämblein/ daß man ſo übel vnd kläglich mit dir hand-
let? was iſt doch dein Laſter/ vnd Mißhandlung?
was iſt die Vrſach deines Todts? wie köndten dich
dieſe Bößwicht zum Todt verdammen?

O
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0423" n="423"/><fw place="top" type="header">Gebett/ wann der arme Sünder auff den Pranger.</fw><lb/>
bärmlich vnd jämmerlich bi&#x017F;t du ge&#x017F;tanden vor einem<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en hauffen Volcks/ daß &#x017F;ich billich ein &#x017F;teineres<lb/>
Hertz &#x017F;olt über dich erbarmet haben: Du &#x017F;tun-<lb/>
de&#x017F;t nicht allein mit gebunden Händen/ nicht allein mit<lb/>
einer &#x017F;chweren Dörnern Kron/ nicht allein beraubet<lb/>
deiner Kleyder/ &#x017F;ondern auch mit bluttigem Leib/ in ei-<lb/>
nem zerri&#x017F;&#x017F;enen Purpurmantel: Dein Ange&#x017F;icht<lb/>
war ge&#x017F;chwollen vnd auffgeloffen/ mit Blut/ Spei-<lb/>
chel vnd Schweiß übergo&#x017F;&#x017F;en/ mit rothen vnd blauen<lb/>
Strämen vermängt: O Her&#xA75B;/ hie muß ich die Grö&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e deiner Liebe erkennen/ hie lä&#x017F;&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;ehen dein gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Demut/ Gedult/ vnd Barmhertzigkeit: Gib mir dein<lb/>
Marter vnd Peyn al&#x017F;o zu betrachten/ damit ich hie<lb/>
alle Ungedult ablege/ vnd nach die&#x017F;em zeitlichen Leben<lb/>
das ewig Leben erlangen möge/ o demütiger/ o &#x017F;anfft-<lb/>
mütiger/ o gedultiger Je&#x017F;u.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Ein anders/ auß dem H. Augu&#x017F;tino.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>Himmli&#x017F;cher Vatter dir &#x017F;tell ich für das gedulti-<lb/>
ge Lämblein Je&#x017F;um/ welchem die Juden als ei-<lb/>
nem Dieb vnd Mörder &#x017F;eine heylige Händ auff das<lb/>
aller&#x017F;chärpffe&#x017F;t zu&#x017F;ammen gebunden/ vnd al&#x017F;o für den<lb/>
Gottlo&#x017F;en Rath vnd Gericht ge&#x017F;tellt als den grö&#x017F;ten<lb/>
Vbelthäter auff Erden/ daß er vmbgebracht vnd ge-<lb/>
tödt &#x017F;olte werden.</p><lb/>
            <p>Was ha&#x017F;t du ge&#x017F;ündiget du allerliebreichi&#x017F;ter Hey-<lb/>
land/ HEr&#xA75B; JE&#x017F;u Chri&#x017F;te/ daß du &#x017F;olte&#x017F;t al&#x017F;o verur-<lb/>
theilt werden; was ha&#x017F;t du begangen/ o vn&#x017F;chuldiges<lb/>
Lämblein/ daß man &#x017F;o übel vnd kläglich mit dir hand-<lb/>
let? was i&#x017F;t doch dein La&#x017F;ter/ vnd Mißhandlung?<lb/>
was i&#x017F;t die Vr&#x017F;ach deines Todts? wie köndten dich<lb/>
die&#x017F;e Bößwicht zum Todt verdammen?</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">O</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0423] Gebett/ wann der arme Sünder auff den Pranger. bärmlich vnd jämmerlich biſt du geſtanden vor einem groſſen hauffen Volcks/ daß ſich billich ein ſteineres Hertz ſolt über dich erbarmet haben: Du ſtun- deſt nicht allein mit gebunden Händen/ nicht allein mit einer ſchweren Dörnern Kron/ nicht allein beraubet deiner Kleyder/ ſondern auch mit bluttigem Leib/ in ei- nem zerriſſenen Purpurmantel: Dein Angeſicht war geſchwollen vnd auffgeloffen/ mit Blut/ Spei- chel vnd Schweiß übergoſſen/ mit rothen vnd blauen Strämen vermängt: O Herꝛ/ hie muß ich die Gröſ- ſe deiner Liebe erkennen/ hie läſſt ſich ſehen dein groſſe Demut/ Gedult/ vnd Barmhertzigkeit: Gib mir dein Marter vnd Peyn alſo zu betrachten/ damit ich hie alle Ungedult ablege/ vnd nach dieſem zeitlichen Leben das ewig Leben erlangen möge/ o demütiger/ o ſanfft- mütiger/ o gedultiger Jeſu. Ein anders/ auß dem H. Auguſtino. OHimmliſcher Vatter dir ſtell ich für das gedulti- ge Lämblein Jeſum/ welchem die Juden als ei- nem Dieb vnd Mörder ſeine heylige Händ auff das allerſchärpffeſt zuſammen gebunden/ vnd alſo für den Gottloſen Rath vnd Gericht geſtellt als den gröſten Vbelthäter auff Erden/ daß er vmbgebracht vnd ge- tödt ſolte werden. Was haſt du geſündiget du allerliebreichiſter Hey- land/ HErꝛ JEſu Chriſte/ daß du ſolteſt alſo verur- theilt werden; was haſt du begangen/ o vnſchuldiges Lämblein/ daß man ſo übel vnd kläglich mit dir hand- let? was iſt doch dein Laſter/ vnd Mißhandlung? was iſt die Vrſach deines Todts? wie köndten dich dieſe Bößwicht zum Todt verdammen? O D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohner_geistliche04_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohner_geistliche04_1684/423
Zitationshilfe: Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohner_geistliche04_1684/423>, abgerufen am 26.12.2024.