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Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ans Herz legen. Zwingen kann ich sie nicht; jede Art des Zwanges, in welchem Gewände sie erschiene, wäre gegen mein Gefühl.

Die Thür eines Nebenzimmers war während dieser Unterredung offen gewesen, hierher hatte sich Lottchen mit Gellert's Fabeln geflüchtet, während Justine, durch einen Besuch ihres Gevatters zerstreut, sie am Nähpulte nicht vermißte. Mitten in der anziehenden Lektüre hörte Lottchen Börner's feurige Erklärung, sie schlug das Buch zu, vergaß die kranke Frau mit sammt dem Schneider, der eben zu ihrer Belustigung die Heilung vollzog, und horchte mit gespannter Aufmerksamkeit. Wie sie Alles vernommen hatte und Börnern gehen hörte, schlich auch sie hinaus, suchte Marianen überall und trat endlich zu Justinen ins Zimmer. Da saß der Gevatter Neumann und erzählte so lebhaft und anschaulich, daß Justinens Hände im Schooße ruheten, ihr Auge, weit geöffnet, an seinem Munde hing, und des Mädchens Eintritt sie wie aus einer anderen Welt zurückrief. Ein unwilliger Blick empfing Lottchen, die hastig fragte: Wo ist denn Mariane?

Ausgegangen, war die Antwort. Und wo warst denn du?

Der Gevatter, der sich ungern unterbrechen ließ, überhob Lottchen der Antwort, indem er fortfuhr, die Verheerung von Küstrin zu schildern, wozu er sich der grellsten Farben bediente; besonders entwarf er das Bild der fürchterlichen Kosacken mit aller Uebertreibung einer

ans Herz legen. Zwingen kann ich sie nicht; jede Art des Zwanges, in welchem Gewände sie erschiene, wäre gegen mein Gefühl.

Die Thür eines Nebenzimmers war während dieser Unterredung offen gewesen, hierher hatte sich Lottchen mit Gellert's Fabeln geflüchtet, während Justine, durch einen Besuch ihres Gevatters zerstreut, sie am Nähpulte nicht vermißte. Mitten in der anziehenden Lektüre hörte Lottchen Börner's feurige Erklärung, sie schlug das Buch zu, vergaß die kranke Frau mit sammt dem Schneider, der eben zu ihrer Belustigung die Heilung vollzog, und horchte mit gespannter Aufmerksamkeit. Wie sie Alles vernommen hatte und Börnern gehen hörte, schlich auch sie hinaus, suchte Marianen überall und trat endlich zu Justinen ins Zimmer. Da saß der Gevatter Neumann und erzählte so lebhaft und anschaulich, daß Justinens Hände im Schooße ruheten, ihr Auge, weit geöffnet, an seinem Munde hing, und des Mädchens Eintritt sie wie aus einer anderen Welt zurückrief. Ein unwilliger Blick empfing Lottchen, die hastig fragte: Wo ist denn Mariane?

Ausgegangen, war die Antwort. Und wo warst denn du?

Der Gevatter, der sich ungern unterbrechen ließ, überhob Lottchen der Antwort, indem er fortfuhr, die Verheerung von Küstrin zu schildern, wozu er sich der grellsten Farben bediente; besonders entwarf er das Bild der fürchterlichen Kosacken mit aller Uebertreibung einer

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:20:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:20:58Z)

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Zitationshilfe: Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohmann_hochkirch_1910/39>, abgerufen am 25.11.2024.