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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Nimmt unversehns der Feind mit einer schwachen Schaar/
Die selbst Hiempsal führt/ das Thor ein/ die Gefahr
Hieß mich und andre zwar zur Gegenwehr' uns schicken.
20Doch bald siht man auf uns die gantze Macht losdrücken;
Und als Mandrestal fällt/ Hiarba bleibet todt/
Jch diese Wunden kriegt/ fleucht alles: daß mit Noth
Jch auf die Burg entkam.
Syphax. Jch seh' es: das Verhängnüs
Bestelt Numidien und uns das Leichbegängnüs!
25Auch Hannibal hat schon Carthagens Fall erkennt.
Juba. Ach! Fürst/ die Burg ist schon mit Feinden rings umbrennt.
Ja die Besatzung läßt Thor/ Mauern/ Waffen fahren/
Springt über zu dem Feind! Es sind von allen Schaaren
Nicht hundert/ welche treu in Königs Diensten stehn.

30
Vorm. Laßt uns dem Feinde noch behertzt entgegen gehn.
Sophon. Ja! wir wolln biß in Todt mit euch in Kampfplatz zihen.
Syphax. Umbsonst! Ach könte nur Vermina noch entfliehen!
An dem des Reiches Heil/ Carthagens Hofnung liegt;
Mein Trost/ wenn alles sonst verspielt ist und besiegt.

35
Verm. Wie? und sol ich allein durch Flucht und Furcht mir
rathen?
Syphax. Zeuch an ein Römisch Kleid; und mische den Soldaten
Dich als ein Kriegs-Knecht ein. Der Feind wird/ wenn nur ich
Gefangen/ sich so sehr bekümmern nicht umb dich.
Auch ihr/ ihr Freunde/ fliht/ wo ihr entkommen könnet:
40Weil Syphax/ und das Schiff zerberstet/ jeden gönnet
Daß er ein Brett ergreift/ und Tod' und Ach entschwimmt.
Vermin. Herr Vater/ einen Kuß dem der nun Abschied nimmt;
Die Götter wollen euch mit besserm Glücke segnen!
Himilc. Wir woll'n stehn aus was euch/ Durchlauchste/ wird
begegnen/

45
Micips. Fürst Masinissa selbst bricht nebst des Heeres Kraft
Schon durch das Burg-Thor ein.
Sophon. Laßt was der Him-
mel schaft/
Was das Verhängnüs schickt/ behertzt thun und erfüllen.
Geduld verzuckert auch die Wermuth-bittren Pillen.

Masinis-
B 3
SOPHONISBE.
Nim̃t unverſehns der Feind mit einer ſchwachen Schaar/
Die ſelbſt Hiempſal fuͤhrt/ das Thor ein/ die Gefahr
Hieß mich und andre zwar zur Gegenwehr’ uns ſchicken.
20Doch bald ſiht man auf uns die gantze Macht losdruͤcken;
Und als Mandreſtal faͤllt/ Hiarba bleibet todt/
Jch dieſe Wunden kriegt/ fleucht alles: daß mit Noth
Jch auf die Burg entkam.
Syphax. Jch ſeh’ es: das Verhaͤngnuͤs
Beſtelt Numidien und uns das Leichbegaͤngnuͤs!
25Auch Hannibal hat ſchon Carthagens Fall erkennt.
Juba. Ach! Fuͤrſt/ die Burg iſt ſchon mit Feinden rings umbreñt.
Ja die Beſatzung laͤßt Thor/ Mauern/ Waffen fahren/
Springt uͤber zu dem Feind! Es ſind von allen Schaaren
Nicht hundert/ welche treu in Koͤnigs Dienſten ſtehn.

30
Vorm. Laßt uns dem Feinde noch behertzt entgegen gehn.
Sophon. Ja! wir wolln biß in Todt mit euch in Kampfplatz zihen.
Syphax. Umbſonſt! Ach koͤnte nur Vermina noch entfliehen!
An dem des Reiches Heil/ Carthagens Hofnung liegt;
Mein Troſt/ wenn alles ſonſt verſpielt iſt und beſiegt.

35
Verm. Wie? und ſol ich allein durch Flucht und Furcht mir
rathen?
Syphax. Zeuch an ein Roͤmiſch Kleid; und miſche den Soldaten
Dich als ein Kriegs-Knecht ein. Der Feind wird/ wenn nur ich
Gefangen/ ſich ſo ſehr bekuͤmmern nicht umb dich.
Auch ihr/ ihr Freunde/ fliht/ wo ihr entkommen koͤnnet:
40Weil Syphax/ und das Schiff zerberſtet/ jeden goͤnnet
Daß er ein Brett ergreift/ und Tod’ und Ach entſchwim̃t.
Vermin. Herr Vater/ einen Kuß dem der nun Abſchied nim̃t;
Die Goͤtter wollen euch mit beſſerm Gluͤcke ſegnen!
Himilc. Wir woll’n ſtehn aus was euch/ Durchlauchſte/ wird
begegnen/

45
Micipſ. Fuͤrſt Maſiniſſa ſelbſt bricht nebſt des Heeres Kraft
Schon durch das Burg-Thor ein.
Sophon. Laßt was der Him-
mel ſchaft/
Was das Verhaͤngnuͤs ſchickt/ behertzt thun und erfuͤllen.
Geduld verzuckert auch die Wermuth-bittren Pillen.

Maſiniſ-
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[21/0058] SOPHONISBE. Nim̃t unverſehns der Feind mit einer ſchwachen Schaar/ Die ſelbſt Hiempſal fuͤhrt/ das Thor ein/ die Gefahr Hieß mich und andre zwar zur Gegenwehr’ uns ſchicken. Doch bald ſiht man auf uns die gantze Macht losdruͤcken; Und als Mandreſtal faͤllt/ Hiarba bleibet todt/ Jch dieſe Wunden kriegt/ fleucht alles: daß mit Noth Jch auf die Burg entkam. Syphax. Jch ſeh’ es: das Verhaͤngnuͤs Beſtelt Numidien und uns das Leichbegaͤngnuͤs! Auch Hannibal hat ſchon Carthagens Fall erkennt. Juba. Ach! Fuͤrſt/ die Burg iſt ſchon mit Feinden rings umbreñt. Ja die Beſatzung laͤßt Thor/ Mauern/ Waffen fahren/ Springt uͤber zu dem Feind! Es ſind von allen Schaaren Nicht hundert/ welche treu in Koͤnigs Dienſten ſtehn. Vorm. Laßt uns dem Feinde noch behertzt entgegen gehn. Sophon. Ja! wir wolln biß in Todt mit euch in Kampfplatz zihen. Syphax. Umbſonſt! Ach koͤnte nur Vermina noch entfliehen! An dem des Reiches Heil/ Carthagens Hofnung liegt; Mein Troſt/ wenn alles ſonſt verſpielt iſt und beſiegt. Verm. Wie? und ſol ich allein durch Flucht und Furcht mir rathen? Syphax. Zeuch an ein Roͤmiſch Kleid; und miſche den Soldaten Dich als ein Kriegs-Knecht ein. Der Feind wird/ wenn nur ich Gefangen/ ſich ſo ſehr bekuͤmmern nicht umb dich. Auch ihr/ ihr Freunde/ fliht/ wo ihr entkommen koͤnnet: Weil Syphax/ und das Schiff zerberſtet/ jeden goͤnnet Daß er ein Brett ergreift/ und Tod’ und Ach entſchwim̃t. Vermin. Herr Vater/ einen Kuß dem der nun Abſchied nim̃t; Die Goͤtter wollen euch mit beſſerm Gluͤcke ſegnen! Himilc. Wir woll’n ſtehn aus was euch/ Durchlauchſte/ wird begegnen/ Micipſ. Fuͤrſt Maſiniſſa ſelbſt bricht nebſt des Heeres Kraft Schon durch das Burg-Thor ein. Sophon. Laßt was der Him- mel ſchaft/ Was das Verhaͤngnuͤs ſchickt/ behertzt thun und erfuͤllen. Geduld verzuckert auch die Wermuth-bittren Pillen. Maſiniſ- B 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/58>, abgerufen am 28.11.2024.