Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.Die ein entwafnet Friedens-Bild So sehr nun Megara/ und Patra/ und Corinth/ Micen und Sparta war begierig obzusiegen/ So eifrig war diß holde Volck gesinnt/ Das an der Brust dem Himmel schien zu liegen/ Sich zu verwahren in der Ruh. Wenn jene dort verschantzten ihre Städte Schrieb dieses sein Gelück der Himmels Festung zu. Die Waffen kämpften dort/ hier aber das Gebethe/ Kan dieses Volckes Nahm und Tracht Gleich Schäffern auch verglichen werden/ War doch ihr Thun und die Gebehrden Nicht groben Hirten nachgemacht. Denn einer war aufs eifrigste befliessen Die Heimligkeiten der Natur/ Jn Himmel/ Erde/ Meer und in der Luft zu wissen/ Ein ander folgte nach des flücht'gen Wildes Spur/ Ein ander paßte auf Ein Wald-Schwein mit mehr Ruhm/ und Bären umbzubringen/ Der übte sich zu schnellen Lauf/ Und jener wolte sein unzwingbar in dem Ringen Der warf gekügelt Bley mit Riemen nach den Scheiben/ Ein ander schoß auf das gesteckte Ziel/ Ja jeden sahe man nach seiner Neigung treiben Ein angenehmes Spiel. Doch
Die ein entwafnet Friedens-Bild So ſehr nun Megara/ und Patra/ und Corinth/ Micen und Sparta war begierig obzuſiegen/ So eifrig war diß holde Volck geſinnt/ Das an der Bruſt dem Himmel ſchien zu liegen/ Sich zu verwahren in der Ruh. Wenn jene dort verſchantzten ihre Staͤdte Schrieb dieſes ſein Geluͤck der Himmels Feſtung zu. Die Waffen kaͤmpften dort/ hier aber das Gebethe/ Kan dieſes Volckes Nahm und Tracht Gleich Schaͤffern auch verglichen werden/ War doch ihr Thun und die Gebehrden Nicht groben Hirten nachgemacht. Denn einer war aufs eifrigſte beflieſſen Die Heimligkeiten der Natur/ Jn Himmel/ Erde/ Meer und in der Luft zu wiſſen/ Ein ander folgte nach des fluͤcht’gen Wildes Spur/ Ein ander paßte auf Ein Wald-Schwein mit mehr Ruhm/ und Baͤren umbzubringen/ Der uͤbte ſich zu ſchnellen Lauf/ Und jener wolte ſein unzwingbar in dem Ringen Der warf gekuͤgelt Bley mit Riemen nach den Scheiben/ Ein ander ſchoß auf das geſteckte Ziel/ Ja jeden ſahe man nach ſeiner Neigung treiben Ein angenehmes Spiel. Doch
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Die ein entwafnet Friedens-Bild
Jn Sicher beſitzt/ ſich ohne Wache ſiehet.
Der Unſchuld und der Tugend Schild
War dieſes Volckes Waͤll/ der beſſer konte tauern/
Als Thebens ſtarcke Mauern/
Die von beſeelten Stein hat Orpheus aufgefuͤhrt/
Wenn auch gleich Grichenland vom Kriege ward geruͤhrt/
Arcadien in Brand gerieth/
Sein kriegriſch Volck zu Waffnen war bemuͤht/
So blieb doch dieſes edle Theil
Der Voͤlcker Zuflucht/ Schirm und Heil/
Man hoͤrte nichts von dem Geraͤuſch und Raſen/
Wenn Feind und Freind gleich ließ Trompeten blaſen.
So ſehr nun Megara/ und Patra/ und Corinth/
Micen und Sparta war begierig obzuſiegen/
So eifrig war diß holde Volck geſinnt/
Das an der Bruſt dem Himmel ſchien zu liegen/
Sich zu verwahren in der Ruh.
Wenn jene dort verſchantzten ihre Staͤdte
Schrieb dieſes ſein Geluͤck der Himmels Feſtung zu.
Die Waffen kaͤmpften dort/ hier aber das Gebethe/
Kan dieſes Volckes Nahm und Tracht
Gleich Schaͤffern auch verglichen werden/
War doch ihr Thun und die Gebehrden
Nicht groben Hirten nachgemacht.
Denn einer war aufs eifrigſte beflieſſen
Die Heimligkeiten der Natur/
Jn Himmel/ Erde/ Meer und in der Luft zu wiſſen/
Ein ander folgte nach des fluͤcht’gen Wildes Spur/
Ein ander paßte auf
Ein Wald-Schwein mit mehr Ruhm/ und Baͤren umbzubringen/
Der uͤbte ſich zu ſchnellen Lauf/
Und jener wolte ſein unzwingbar in dem Ringen
Der warf gekuͤgelt Bley mit Riemen nach den Scheiben/
Ein ander ſchoß auf das geſteckte Ziel/
Ja jeden ſahe man nach ſeiner Neigung treiben
Ein angenehmes Spiel.
Doch
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