Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.SOPHONISBE. Ja zwey drey Syphax zwingt. Alcides hat am Riesen290Am Löw und Schlangen nicht mehr Hertz und Kraft erwiesen/ Als da beym Scheideweg' er wiech der Wollust aus. Du tritst/ behertzter Held/ des Syphax Reich in Graus/ Und läßt den Zärtling dich an Spinnenweben leiten? Leg auf die Wage doch die schnöden Uppigkeiten! 295Ein' Handvoll Ehre wigt zwölf Kisten Wollust weg. Besudel deinen Ruhm nicht erst durch diesen Fleck. Mein Beyspiel sey ein Liecht zur Folge Masanissen. Hast du den Scipio ie eine Frau sehn küssen? Hat des Allucius fast Göttlich-schöne Braut 300Mein Finger angerührt/ ein geiler Blick beschaut? Der Sophonisbe doch nicht wird den Schatten reichen. Masan. Wer wil sich/ grosser Held/ dem Scipio vergleichen? Scipio. Jch bin ein Mensch wie du/ doch der Begierden Herr. Masan. Du bist der Götter Blutt/ und stammst vom Jupiter/ 305Dein Thun weißt's. Man hat ihn/ (von dem als einer Schlangen Auch Alexandern hat Olympias empfangen/) Wo deine Mutter schlief/ oft so gestellt verspürt. Scipio. Der ist der Götter Kind recht/ den die Tugend ziert. Masan. Jch bin aus Libyen. Jn unsern Städten blühet 310Nichts/ was nicht feurig ist. Die Sonn' und Liebe glühet Bey uns zur Winters Zeit mit mehrer Krafft und Macht/ Als/ wenn der Hunds-Stern brennt in eurer Mitter-Nacht. Scipio. Es dien' ihm Hannibal zum Beyspiel' und zum Spiegel! Bey dem die Keuschheit ist der Liebe strenger Zügel. 315Er bleibt beym Weine kalt/ und bey der Schönheit Eiß. Masan. Jst er aus Africa/ und nicht im Lieben heiß? Scipio. Doch klug. Drumb lasse dich den Feind nicht scham- roth machen. Ja Caccabe wird sich verstocken/ dich verlachen/ Die Raths-Herrn fordern heim/ die mit bestürtzter Hand 320Die Oel-Zweig' uns verehrn/ und für ihr Vaterland Die Erde bethen an/ und unsre Füsse küssen/ Ja schon mit Thränen uns umb Friede bitten müssen. Dein zehnder Feldzug gibt dir auch den zehnden Ring/ Und du verspielest sie als ein verächtlich Ding/ Weil E 2
SOPHONISBE. Ja zwey drey Syphax zwingt. Alcides hat am Rieſen290Am Loͤw und Schlangen nicht mehr Hertz und Kraft erwieſen/ Als da beym Scheideweg’ er wiech der Wolluſt aus. Du tritſt/ behertzter Held/ des Syphax Reich in Graus/ Und laͤßt den Zaͤrtling dich an Spinnenweben leiten? Leg auf die Wage doch die ſchnoͤden Uppigkeiten! 295Ein’ Handvoll Ehre wigt zwoͤlf Kiſten Wolluſt weg. Beſudel deinen Ruhm nicht erſt durch dieſen Fleck. Mein Beyſpiel ſey ein Liecht zur Folge Maſaniſſen. Haſt du den Scipio ie eine Frau ſehn kuͤſſen? Hat des Allucius faſt Goͤttlich-ſchoͤne Braut 300Mein Finger angeruͤhrt/ ein geiler Blick beſchaut? Der Sophonisbe doch nicht wird den Schatten reichen. Maſan. Wer wil ſich/ groſſer Held/ dem Scipio vergleichen? Scipio. Jch bin ein Menſch wie du/ doch der Begierden Herr. Maſan. Du biſt der Goͤtter Blutt/ und ſtam̃ſt vom Jupiter/ 305Dein Thun weißt’s. Man hat ihn/ (von dem als einer Schlangen Auch Alexandern hat Olympias empfangen/) Wo deine Mutter ſchlief/ oft ſo geſtellt verſpuͤrt. Scipio. Der iſt der Goͤtter Kind recht/ den die Tugend ziert. Maſan. Jch bin aus Libyen. Jn unſern Staͤdten bluͤhet 310Nichts/ was nicht feurig iſt. Die Sonn’ und Liebe gluͤhet Bey uns zur Winters Zeit mit mehrer Krafft und Macht/ Als/ wenn der Hunds-Stern brennt in eurer Mitter-Nacht. Scipio. Es dien’ ihm Hannibal zum Beyſpiel’ und zum Spiegel! Bey dem die Keuſchheit iſt der Liebe ſtrenger Zuͤgel. 315Er bleibt beym Weine kalt/ und bey der Schoͤnheit Eiß. Maſan. Jſt er aus Africa/ und nicht im Lieben heiß? Scipio. Doch klug. Drumb laſſe dich den Feind nicht ſcham- roth machen. Ja Caccabe wird ſich verſtocken/ dich verlachen/ Die Raths-Herrn fordern heim/ die mit beſtuͤrtzter Hand 320Die Oel-Zweig’ uns verehrn/ und fuͤr ihr Vaterland Die Erde bethen an/ und unſre Fuͤſſe kuͤſſen/ Ja ſchon mit Thraͤnen uns umb Friede bitten muͤſſen. Dein zehnder Feldzug gibt dir auch den zehnden Ring/ Und du verſpieleſt ſie als ein veraͤchtlich Ding/ Weil E 2
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SOPHONISBE.
Ja zwey drey Syphax zwingt. Alcides hat am Rieſen
Am Loͤw und Schlangen nicht mehr Hertz und Kraft erwieſen/
Als da beym Scheideweg’ er wiech der Wolluſt aus.
Du tritſt/ behertzter Held/ des Syphax Reich in Graus/
Und laͤßt den Zaͤrtling dich an Spinnenweben leiten?
Leg auf die Wage doch die ſchnoͤden Uppigkeiten!
Ein’ Handvoll Ehre wigt zwoͤlf Kiſten Wolluſt weg.
Beſudel deinen Ruhm nicht erſt durch dieſen Fleck.
Mein Beyſpiel ſey ein Liecht zur Folge Maſaniſſen.
Haſt du den Scipio ie eine Frau ſehn kuͤſſen?
Hat des Allucius faſt Goͤttlich-ſchoͤne Braut
Mein Finger angeruͤhrt/ ein geiler Blick beſchaut?
Der Sophonisbe doch nicht wird den Schatten reichen.
Maſan. Wer wil ſich/ groſſer Held/ dem Scipio vergleichen?
Scipio. Jch bin ein Menſch wie du/ doch der Begierden Herr.
Maſan. Du biſt der Goͤtter Blutt/ und ſtam̃ſt vom Jupiter/
Dein Thun weißt’s. Man hat ihn/ (von dem als einer Schlangen
Auch Alexandern hat Olympias empfangen/)
Wo deine Mutter ſchlief/ oft ſo geſtellt verſpuͤrt.
Scipio. Der iſt der Goͤtter Kind recht/ den die Tugend ziert.
Maſan. Jch bin aus Libyen. Jn unſern Staͤdten bluͤhet
Nichts/ was nicht feurig iſt. Die Sonn’ und Liebe gluͤhet
Bey uns zur Winters Zeit mit mehrer Krafft und Macht/
Als/ wenn der Hunds-Stern brennt in eurer Mitter-Nacht.
Scipio. Es dien’ ihm Hannibal zum Beyſpiel’ und zum Spiegel!
Bey dem die Keuſchheit iſt der Liebe ſtrenger Zuͤgel.
Er bleibt beym Weine kalt/ und bey der Schoͤnheit Eiß.
Maſan. Jſt er aus Africa/ und nicht im Lieben heiß?
Scipio. Doch klug. Drumb laſſe dich den Feind nicht ſcham-
roth machen.
Ja Caccabe wird ſich verſtocken/ dich verlachen/
Die Raths-Herrn fordern heim/ die mit beſtuͤrtzter Hand
Die Oel-Zweig’ uns verehrn/ und fuͤr ihr Vaterland
Die Erde bethen an/ und unſre Fuͤſſe kuͤſſen/
Ja ſchon mit Thraͤnen uns umb Friede bitten muͤſſen.
Dein zehnder Feldzug gibt dir auch den zehnden Ring/
Und du verſpieleſt ſie als ein veraͤchtlich Ding/
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