Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
zwantzig tausend Römer. Daswegen seinerHeiligkeit unbefestigte Eyland Deles/ welches die Griechen der Götter Vaterland hiessen/ und darauf weder ein Weib gebohren/ noch einige Leiche begraben liessen/ nahm Wartenberg ein deutscher Reuter mit seinen Deutschen Hülffs- Völckern ohne einigen Wiederstand ein. Weil nun diese nur einen unsichtbaren GOtt verehr- ten/ nahmen sie alle Schätze aus dem Tempel des Apollo/ und trugen sie in das Heiligthum der Göttlichen Versehung: welche aber hernach theils Metrophanes/ theils Aristion daraus raubte/ und mit selbten so gar Brunnen anfüll- te. Hingegen weil sie an der Grichen Abgöt- tern Abscheu trugen/ warffen sie alle ihre Bil- der zu Boden und machte Wartenberg mit dem grossen für des Apollo Tempel stehen dem ertzte- nen Drachen den Anfang; daraus er tausend Schilde giessen/ und zum Gedächtnüsse an selb- te einen sie umflechtenden Drachen etzen ließ; sie aber hernach in Deutschland schickte. Das berühmte güldene Bild des Apollo/ warff ein Deutscher/ weil es ihm nicht wie für Zeiten der Ptoische Apollo seinem Lands-Manne Myn antworten wolte/ gar ins Meer. Die hierü- ber sich entsetzenden Grichen aber tichteten: daß diß Bild durchs Meer geschwommen/ und im Peloponnesus bey der Stadt Boä angelendet wäre; dahin hernach dem Epidelischen Apollo ein Tempel gebaut ward. Der von Athen beym Mithridates befindliche Gesandte Aristion ließ sich entweder sein Glücke/ oder seine Geschencke bländen; daß er die Stadt Athen durch den thummen Pöfel auf Mithridatens Seite/ und ihre Herrschafft unter sich brachte. Archelaus machte hierauf Athen gleichsam zu seinem Kriegs-Schlosse; und bewegte daraus die A- cheer/ Spartaner/ Thebaner/ und gantz Beo- tien zum Beyfalle; hätte auch mehr ausgerich- tet/ wenn nicht Bruttius Sura ihm die Wage gehalten hätte; und das Glücks-Kind Sylla mit fünff Legionen Römern/ und wol noch so [Spaltenumbruch] viel Hülfs-völckern/ darunter auch drey tausend Deutsche waren/ in Grichenland ankommen wären. Dieser gewann durch seine vorange- hende Obersten Thebe und Beotien ohne Schwerdschlag wieder/ er selbst brach in Attica ein/ und schlug den Feind aus dem Felde; Also: daß Aristion sich nach Athen/ Archelaus in die den Attischen Meer-Hafen bewahrende Fe- stung Pyräeum flüchten muste. Jene umsetz- te er/ um sie durch Hunger zu zwingen; diese aber/ welche Pericles mit einer aus grossen vier- eckichten Steinen erbauten Mauer fast unü- berwindlich gemacht hatte/ belägerte er selbst/ und ließ von Thebe alleine auff zehntausend Maul-Thieren Sturm-Zeug dahin bringen. Weil aber diß noch nicht zulangte/ wurden alle heilige Wälder und Püsche abgehauen/ welche den Göttern geweihet waren/ oder die hohen Schulen der alten Weltweisen ziereten. Sein Armuth/ in dem der zu Rom wütende Cinna und Marius nur auf Abschlachtung der Bürger/ nicht Erlegung der Feinde dachten/ zwang ihn alle Kirchen-Schätze zu Olympia/ Epidaurus und Delphis anzugreiffen; worbey der Aber- glaube oder die Heucheley aus sprengte: daß A- pollo mit einem aus der Delphischen Höle er- schallenden Lauten-Gethöne seinen Raub ge- billiget hätte. Weil nun so wol Sylla zu Be- stürm-als Archelaus zu Vertheidigung des Py- räeum alle Kriegs-Künste hervor suchten/ ja viel neue erfunden/ viel ungeheure Thürme gegen einander erbauten/ und selbte durch Kunst-Feu- er anzündeten/ oder nach dem sie durch Alaun für dem Brande versichert wurden/ durch Un- ter grabungen über einander warffen/ Archelaus auch zur See offt mit frischem Volcke/ und sonderlich tausend außerlesenen Deutschen/ wel- che der Galatische Fürst Toredorich aus Gala- tien dahin schickte/ verstärckt ward/ und die Rö- mer mit unauf hörlichen Ausfällen beunruhig- te; Hinge gen zwey Attische Leibeigene in her- aus geschossenen bleyernen Kugeln alle inwen- dige
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
zwantzig tauſend Roͤmer. Daswegen ſeinerHeiligkeit unbefeſtigte Eyland Deles/ welches die Griechen der Goͤtter Vateꝛland hieſſen/ und darauf weder ein Weib gebohren/ noch einige Leiche begraben lieſſen/ nahm Wartenberg ein deutſcher Reuter mit ſeinen Deutſchen Huͤlffs- Voͤlckern ohne einigen Wiederſtand ein. Weil nun dieſe nur einen unſichtbaren GOtt verehr- ten/ nahmen ſie alle Schaͤtze aus dem Tempel des Apollo/ und trugen ſie in das Heiligthum der Goͤttlichen Verſehung: welche aber hernach theils Metrophanes/ theils Ariſtion daraus raubte/ und mit ſelbten ſo gar Brunnen anfuͤll- te. Hingegen weil ſie an der Grichen Abgoͤt- tern Abſcheu trugen/ warffen ſie alle ihre Bil- der zu Boden und machte Wartenberg mit dem groſſen fuͤr des Apollo Tempel ſtehen dem ertzte- nen Drachen den Anfang; daraus er tauſend Schilde gieſſen/ und zum Gedaͤchtnuͤſſe an ſelb- te einen ſie umflechtenden Drachen etzen ließ; ſie aber hernach in Deutſchland ſchickte. Das beruͤhmte guͤldene Bild des Apollo/ warff ein Deutſcher/ weil es ihm nicht wie fuͤr Zeiten der Ptoiſche Apollo ſeinem Lands-Manne Myn antworten wolte/ gar ins Meer. Die hieruͤ- ber ſich entſetzenden Grichen aber tichteten: daß diß Bild durchs Meer geſchwommen/ und im Peloponneſus bey der Stadt Boaͤ angelendet waͤre; dahin hernach dem Epideliſchen Apollo ein Tempel gebaut ward. Der von Athen beym Mithridates befindliche Geſandte Ariſtion ließ ſich entweder ſein Gluͤcke/ oder ſeine Geſchencke blaͤnden; daß er die Stadt Athen durch den thummen Poͤfel auf Mithridatens Seite/ und ihre Herrſchafft unter ſich brachte. Archelaus machte hierauf Athen gleichſam zu ſeinem Kriegs-Schloſſe; und bewegte daraus die A- cheer/ Spartaner/ Thebaner/ und gantz Beo- tien zum Beyfalle; haͤtte auch mehr ausgerich- tet/ wenn nicht Bruttius Sura ihm die Wage gehalten haͤtte; und das Gluͤcks-Kind Sylla mit fuͤnff Legionen Roͤmern/ und wol noch ſo [Spaltenumbruch] viel Huͤlfs-voͤlckern/ darunter auch drey tauſend Deutſche waren/ in Grichenland ankommen waͤren. Dieſer gewann durch ſeine vorange- hende Oberſten Thebe und Beotien ohne Schwerdſchlag wieder/ er ſelbſt brach in Attica ein/ und ſchlug den Feind aus dem Felde; Alſo: daß Ariſtion ſich nach Athen/ Archelaus in die den Attiſchen Meer-Hafen bewahrende Fe- ſtung Pyraͤeum fluͤchten muſte. Jene umſetz- te er/ um ſie durch Hunger zu zwingen; dieſe aber/ welche Pericles mit einer aus groſſen vier- eckichten Steinen erbauten Mauer faſt unuͤ- berwindlich gemacht hatte/ belaͤgerte er ſelbſt/ und ließ von Thebe alleine auff zehntauſend Maul-Thieren Sturm-Zeug dahin bringen. Weil aber diß noch nicht zulangte/ wurden alle heilige Waͤlder und Puͤſche abgehauen/ welche den Goͤttern geweihet waren/ oder die hohen Schulen der alten Weltweiſen ziereten. Sein Armuth/ in dem der zu Rom wuͤtende Cinna uñ Marius nur auf Abſchlachtung der Buͤrger/ nicht Erlegung der Feinde dachten/ zwang ihn alle Kirchen-Schaͤtze zu Olympia/ Epidaurus und Delphis anzugreiffen; worbey der Aber- glaube oder die Heucheley aus ſprengte: daß A- pollo mit einem aus der Delphiſchen Hoͤle er- ſchallenden Lauten-Gethoͤne ſeinen Raub ge- billiget haͤtte. Weil nun ſo wol Sylla zu Be- ſtuͤrm-als Archelaus zu Vertheidigung des Py- raͤeum alle Kriegs-Kuͤnſte hervor ſuchten/ ja viel neue erfunden/ viel ungeheure Thuͤrme gegen einander erbauten/ und ſelbte durch Kunſt-Feu- er anzuͤndeten/ oder nach dem ſie durch Alaun fuͤr dem Brande verſichert wurden/ durch Un- ter grabungen uͤber einander warffen/ Archelaus auch zur See offt mit friſchem Volcke/ und ſonderlich tauſend außerleſenen Deutſchen/ wel- che der Galatiſche Fuͤrſt Toredorich aus Gala- tien dahin ſchickte/ verſtaͤrckt ward/ und die Roͤ- mer mit unauf hoͤrlichen Ausfaͤllen beunruhig- te; Hinge gen zwey Attiſche Leibeigene in her- aus geſchoſſenen bleyernen Kugeln alle inwen- dige
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Sechſtes Buch
zwantzig tauſend Roͤmer. Daswegen ſeiner
Heiligkeit unbefeſtigte Eyland Deles/ welches
die Griechen der Goͤtter Vateꝛland hieſſen/ und
darauf weder ein Weib gebohren/ noch einige
Leiche begraben lieſſen/ nahm Wartenberg ein
deutſcher Reuter mit ſeinen Deutſchen Huͤlffs-
Voͤlckern ohne einigen Wiederſtand ein. Weil
nun dieſe nur einen unſichtbaren GOtt verehr-
ten/ nahmen ſie alle Schaͤtze aus dem Tempel
des Apollo/ und trugen ſie in das Heiligthum
der Goͤttlichen Verſehung: welche aber hernach
theils Metrophanes/ theils Ariſtion daraus
raubte/ und mit ſelbten ſo gar Brunnen anfuͤll-
te. Hingegen weil ſie an der Grichen Abgoͤt-
tern Abſcheu trugen/ warffen ſie alle ihre Bil-
der zu Boden und machte Wartenberg mit dem
groſſen fuͤr des Apollo Tempel ſtehen dem ertzte-
nen Drachen den Anfang; daraus er tauſend
Schilde gieſſen/ und zum Gedaͤchtnuͤſſe an ſelb-
te einen ſie umflechtenden Drachen etzen ließ;
ſie aber hernach in Deutſchland ſchickte. Das
beruͤhmte guͤldene Bild des Apollo/ warff ein
Deutſcher/ weil es ihm nicht wie fuͤr Zeiten der
Ptoiſche Apollo ſeinem Lands-Manne Myn
antworten wolte/ gar ins Meer. Die hieruͤ-
ber ſich entſetzenden Grichen aber tichteten: daß
diß Bild durchs Meer geſchwommen/ und im
Peloponneſus bey der Stadt Boaͤ angelendet
waͤre; dahin hernach dem Epideliſchen Apollo
ein Tempel gebaut ward. Der von Athen beym
Mithridates befindliche Geſandte Ariſtion ließ
ſich entweder ſein Gluͤcke/ oder ſeine Geſchencke
blaͤnden; daß er die Stadt Athen durch den
thummen Poͤfel auf Mithridatens Seite/ und
ihre Herrſchafft unter ſich brachte. Archelaus
machte hierauf Athen gleichſam zu ſeinem
Kriegs-Schloſſe; und bewegte daraus die A-
cheer/ Spartaner/ Thebaner/ und gantz Beo-
tien zum Beyfalle; haͤtte auch mehr ausgerich-
tet/ wenn nicht Bruttius Sura ihm die Wage
gehalten haͤtte; und das Gluͤcks-Kind Sylla
mit fuͤnff Legionen Roͤmern/ und wol noch ſo
viel Huͤlfs-voͤlckern/ darunter auch drey tauſend
Deutſche waren/ in Grichenland ankommen
waͤren. Dieſer gewann durch ſeine vorange-
hende Oberſten Thebe und Beotien ohne
Schwerdſchlag wieder/ er ſelbſt brach in Attica
ein/ und ſchlug den Feind aus dem Felde; Alſo:
daß Ariſtion ſich nach Athen/ Archelaus in die
den Attiſchen Meer-Hafen bewahrende Fe-
ſtung Pyraͤeum fluͤchten muſte. Jene umſetz-
te er/ um ſie durch Hunger zu zwingen; dieſe
aber/ welche Pericles mit einer aus groſſen vier-
eckichten Steinen erbauten Mauer faſt unuͤ-
berwindlich gemacht hatte/ belaͤgerte er ſelbſt/
und ließ von Thebe alleine auff zehntauſend
Maul-Thieren Sturm-Zeug dahin bringen.
Weil aber diß noch nicht zulangte/ wurden alle
heilige Waͤlder und Puͤſche abgehauen/ welche
den Goͤttern geweihet waren/ oder die hohen
Schulen der alten Weltweiſen ziereten. Sein
Armuth/ in dem der zu Rom wuͤtende Cinna uñ
Marius nur auf Abſchlachtung der Buͤrger/
nicht Erlegung der Feinde dachten/ zwang ihn
alle Kirchen-Schaͤtze zu Olympia/ Epidaurus
und Delphis anzugreiffen; worbey der Aber-
glaube oder die Heucheley aus ſprengte: daß A-
pollo mit einem aus der Delphiſchen Hoͤle er-
ſchallenden Lauten-Gethoͤne ſeinen Raub ge-
billiget haͤtte. Weil nun ſo wol Sylla zu Be-
ſtuͤrm-als Archelaus zu Vertheidigung des Py-
raͤeum alle Kriegs-Kuͤnſte hervor ſuchten/ ja viel
neue erfunden/ viel ungeheure Thuͤrme gegen
einander erbauten/ und ſelbte durch Kunſt-Feu-
er anzuͤndeten/ oder nach dem ſie durch Alaun
fuͤr dem Brande verſichert wurden/ durch Un-
ter grabungen uͤber einander warffen/ Archelaus
auch zur See offt mit friſchem Volcke/ und
ſonderlich tauſend außerleſenen Deutſchen/ wel-
che der Galatiſche Fuͤrſt Toredorich aus Gala-
tien dahin ſchickte/ verſtaͤrckt ward/ und die Roͤ-
mer mit unauf hoͤrlichen Ausfaͤllen beunruhig-
te; Hinge gen zwey Attiſche Leibeigene in her-
aus geſchoſſenen bleyernen Kugeln alle inwen-
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 936[938]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/998>, abgerufen am 22.07.2024. |