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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] Schild ein auffgelehntes Pferd; des Lucius
Helm einen weissen Adler/ der Schild einen
Goldgekrönten Löwen mit einem güldenen
Halsbande auff sich/ die Ritters-Leute auch ins
gesamt hatten sich mit Löwen-Bär-Luchs und
Wolffs-Häuten umhangen/ und ihre geflügel-
ten Helme mit grimmiger Thiere Rachen auß-
geputzt; die Leiber mit Panzern/ die lincken Ar-
men mit weiß-gläntzenden Schilden/ die Hän-
de mit Lantzen/ grossen Schwerdtern/ und zwey-
fach hauenden Aexten ausgerüstet. Das deut-
sche Fußvolck war drey tausend sieben hundert
und funffzig Schritte breit/ und zwar viereckicht
gestellt. Die Helffte der in funffzehn tausend
Mann bestehenden Reuterey/ welche bey denen
Römern in höchstem Ansehen war/ und dersel-
ben zum Gedächtniße auch nach erlangtem Sie-
ge die Stadt Eporedia erbauet ward/ führte Bo-
jorich höchst klüglich nicht gerade auf die Stir-
ne der Römer/ sondern rechtwerts/ die andere
Helffte Cesorich linckwerts ab; um das Römi-
sche Heer gleichsam zu umschlüssen/ und in die
Mitte zu bekommen. Der schlaue Marius
aber merckte bald diese Kriegs-List; daher ruff-
te er den gerade vorwärts dringenden zu: der
Feind fliehe; sie solten ihm also auff der Fer-
sen folgen. Besser aber glückte es dem Ceso-
rich; welcher den Sylla zwischen sich/ und das
deutsche Fußvolck bekam; und so hefftig zusetz-
te: daß wenn ihm nicht die Numidische Reute-
rey mit zwölff Elefanten zu Hülffe kommen wä-
re; welche in der deutschen Reuterey nicht weni-
ge Unordnung verursachten; wäre das Spiel
zweiffelsfrey gantz verkehrt ausgeschlagen. Denn
ob wohl der verschmitzte Bojorich aus zusam-
mengeneheten Ochsenhäuten derogleichen unge-
heure Thiere hatte nachbilden/ selbige durch dar-
unter versteckte Kamele bewegen/ und durch ih-
re Führer gegen die Reuterey anführen lassen/
wormit die Pferde ihrer gewohnten; so über-
traff doch diese Warheit jene Nachaffung; und
insonderheit war der starcke Geruch der Elefan-
[Spaltenumbruch] ten den Pferden zu wider/ und machten sie un-
bändig. Gleichwohl meinten diesem Ubel zwey
Brüder und deutsche Ritter zu begegnen; wel-
che von ihren Voreltern schon wegen einer tapf-
fern Hülffs-leistung den Nahmen Helffenstein
überkommen/ und in dem Jugurthischen Krie-
ge gedienet hatten. Diese sprangen bey dieser
Gefahr von Pferden/ ergriffen zwey daselbst
ungefähr liegende Wipffel von abgehauenen
Baumen/ bländeten damit die ersten zwey Ele-
phanten/ und hieb der ältere dem einen die
Schnautze ab; also: daß er alsofort umkehrte/
unter den Römern selbst Trennung machte.
Der jüngere Helffenstein stach dem andern
sein Schwerd unter dem Schwantze biß ans
Hefft hinein: daß er mit seinem Thurme über
einen Hauffen stürtzte. Dieser Beyspiele folg-
ten zwey Norichische Ritter Dietrichstein und
Wagensberg; welche mit vorwerts/ nach Art
der Wein-Messer oder Sicheln gekrümmten
Degen oder halben Sicheln zwey andern Ele-
fanten die Schnautzen abhackten; derer einer a-
ber von dem ergrimmten Thiere zertreten ward.
Hierüber/ und nachdem etliche Elefanten-Lei-
ter mit Pfeilen erlegt wurden/ kamen diese
Thiere in Verwirrung/ die deutsche Reute-
rey aber wieder in ihre Glieder; das Fußvolck
auch beyderseits an einander; also: daß diese
zwey/ oder vielmehr vier mächtige Heere an-
fangs ein Rauschen des brausenden Meeres/
hernach aber ein Gethöne etlicher hundert
Schmieden und Eisen-Hämmer fürbildeten.
Zwey Stunden währete die Schlacht: da die
streitenden Hauffen für Nebel und Staube
einander kaum erkiesen/ auch ein Flügel/
was in dem andern fürgieng/ schwerlich erfah-
ren konten. Hernach aber drückte die Son-
ne zu grossem Vortheil der Römer den Nebel
gleichsam in einem Augenblicke unter sich/ und
eröffnete beyden Völckern ein jämmerliches
Schauspiel; weil ihnen beyderseits so viel tau-
send blutige Leichen von Menschen und Thie-

ren

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] Schild ein auffgelehntes Pferd; des Lucius
Helm einen weiſſen Adler/ der Schild einen
Goldgekroͤnten Loͤwen mit einem guͤldenen
Halsbande auff ſich/ die Ritters-Leute auch ins
geſamt hatten ſich mit Loͤwen-Baͤr-Luchs und
Wolffs-Haͤuten umhangen/ und ihre gefluͤgel-
ten Helme mit grimmiger Thiere Rachen auß-
geputzt; die Leiber mit Panzern/ die lincken Ar-
men mit weiß-glaͤntzenden Schilden/ die Haͤn-
de mit Lantzen/ groſſen Schwerdtern/ und zwey-
fach hauenden Aexten ausgeruͤſtet. Das deut-
ſche Fußvolck war drey tauſend ſieben hundert
und funffzig Schritte breit/ und zwar viereckicht
geſtellt. Die Helffte der in funffzehn tauſend
Mann beſtehenden Reuterey/ welche bey denen
Roͤmern in hoͤchſtem Anſehen war/ und derſel-
ben zum Gedaͤchtniße auch nach erlangtem Sie-
ge die Stadt Eporedia erbauet ward/ fuͤhrte Bo-
jorich hoͤchſt kluͤglich nicht gerade auf die Stir-
ne der Roͤmer/ ſondern rechtwerts/ die andere
Helffte Ceſorich linckwerts ab; um das Roͤmi-
ſche Heer gleichſam zu umſchluͤſſen/ und in die
Mitte zu bekommen. Der ſchlaue Marius
aber merckte bald dieſe Kriegs-Liſt; daher ruff-
te er den gerade vorwaͤrts dringenden zu: der
Feind fliehe; ſie ſolten ihm alſo auff der Fer-
ſen folgen. Beſſer aber gluͤckte es dem Ceſo-
rich; welcher den Sylla zwiſchen ſich/ und das
deutſche Fußvolck bekam; und ſo hefftig zuſetz-
te: daß wenn ihm nicht die Numidiſche Reute-
rey mit zwoͤlff Elefanten zu Huͤlffe kommen waͤ-
re; welche in der deutſchen Reuterey nicht weni-
ge Unordnung verurſachten; waͤre das Spiel
zweiffelsfrey gantz verkehrt ausgeſchlagen. Deñ
ob wohl der verſchmitzte Bojorich aus zuſam-
mengeneheten Ochſenhaͤuten deꝛogleichen unge-
heure Thiere hatte nachbilden/ ſelbige durch dar-
unter verſteckte Kamele bewegen/ und durch ih-
re Fuͤhrer gegen die Reuterey anfuͤhren laſſen/
wormit die Pferde ihrer gewohnten; ſo uͤber-
traff doch dieſe Warheit jene Nachaffung; und
inſonderheit war der ſtarcke Geruch der Elefan-
[Spaltenumbruch] ten den Pferden zu wider/ und machten ſie un-
baͤndig. Gleichwohl meinten dieſem Ubel zwey
Bruͤder und deutſche Ritter zu begegnen; wel-
che von ihren Voreltern ſchon wegen einer tapf-
fern Huͤlffs-leiſtung den Nahmen Helffenſtein
uͤberkommen/ und in dem Jugurthiſchen Krie-
ge gedienet hatten. Dieſe ſprangen bey dieſer
Gefahr von Pferden/ ergriffen zwey daſelbſt
ungefaͤhr liegende Wipffel von abgehauenen
Baumen/ blaͤndeten damit die erſten zwey Ele-
phanten/ und hieb der aͤltere dem einen die
Schnautze ab; alſo: daß er alſofort umkehrte/
unter den Roͤmern ſelbſt Trennung machte.
Der juͤngere Helffenſtein ſtach dem andern
ſein Schwerd unter dem Schwantze biß ans
Hefft hinein: daß er mit ſeinem Thurme uͤber
einen Hauffen ſtuͤrtzte. Dieſer Beyſpiele folg-
ten zwey Norichiſche Ritter Dietrichſtein und
Wagensberg; welche mit vorwerts/ nach Art
der Wein-Meſſer oder Sicheln gekruͤmmten
Degen oder halben Sicheln zwey andern Ele-
fanten die Schnautzen abhackten; derer einer a-
ber von dem ergrimmten Thiere zertreten ward.
Hieruͤber/ und nachdem etliche Elefanten-Lei-
ter mit Pfeilen erlegt wurden/ kamen dieſe
Thiere in Verwirrung/ die deutſche Reute-
rey aber wieder in ihre Glieder; das Fußvolck
auch beyderſeits an einander; alſo: daß dieſe
zwey/ oder vielmehr vier maͤchtige Heere an-
fangs ein Rauſchen des brauſenden Meeres/
hernach aber ein Gethoͤne etlicher hundert
Schmieden und Eiſen-Haͤmmer fuͤrbildeten.
Zwey Stunden waͤhrete die Schlacht: da die
ſtreitenden Hauffen fuͤr Nebel und Staube
einander kaum erkieſen/ auch ein Fluͤgel/
was in dem andern fuͤrgieng/ ſchwerlich erfah-
ren konten. Hernach aber druͤckte die Son-
ne zu groſſem Vortheil der Roͤmer den Nebel
gleichſam in einem Augenblicke unter ſich/ und
eroͤffnete beyden Voͤlckern ein jaͤmmerliches
Schauſpiel; weil ihnen beyderſeits ſo viel tau-
ſend blutige Leichen von Menſchen und Thie-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 918[920]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/980>, abgerufen am 23.11.2024.