Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
umb diese streitbare Völcker nicht wider sich inHarnisch zu jagen. Der Römer in Jllyris und Griechenland verübte Grausamkeit verursach- te: daß als die Stadt Uscana des Appius Clau- dius Ankunft mit 8000. Kriegsleuten an dem Lycheidischen See auf der Macedonischen Grän- tze vernahm/ sie die benachbarten Scordiskischen Deutschen umb Beschirmung ersuchten/ und 4000. Mann zur Besatzung erhielten. Clau- dius der hiervon nichts wuste/ eilte dahin/ in Meynung sie des Nachts unversehens zu über- fallen. Wie die Römer aber nur einen Bogen- Schuß von der ihrer Einbildung nach eingeschla- fenen Stadt waren; erhob sich auf den Mauern von Geschrey der Weiber/ vom Schwirren des Ertzts ein jämmerliches Getümmel. Die Deut- schen fielen durch 2. Thore auf die so wohl müden als sicheren Römer beraus; brachten sie auch al- sofort in Unordnung und in die Flucht; also: daß Appius nicht für voll 2000. zurück nach Ly- chindus brachte/ die übrigen alle erschlagen oder gefangen/ alle an Rom hängende Städte aber hierdurch in Schrecken gesetzt/ und die Römer ihre Macht in Griechenland zu verstärcken ge- nöthigt wurden. Dessen ungeachtet setzte Ce- phalus der Fürst in Epirus von Rom ab; Cotys eroberte mit Hülffe der Deutschen/ und sonderlich Hertzog Gözonors alles verlohrne in Thracien/ machte daselbst mit seinen Feinden einen vor- theilhaften Frieden. Dem Perses kam gleich- sam die alte Macedonische Tugend wieder in sein Hertze; sintemal er mit dem durch den König Cotys wieder versöhnten Fürsten Gözonor die Dardaner überwand; die von den Jllyriern den Römern verkauffte Stadt Uscana zur Ubergabe zwang/ und darinnen allein viertausend Römer gefangen bekam/ und die fast unüberwindliche Festung Oeneum mit Sturm eroberte. Hier- auf schickte Perses anfangs den Jllyrier Pleu- ratus/ hernach auch nebst ihm den Glaucias über das Skordische Gebürge nach Lissus an den Kö- nig Gentius umb ihn zu einem Bündnüsse wi- der die Römer zu bewegen/ welcher denn auch [Spaltenumbruch] hiezu gute Neigung zeigte; wenn ihm vom Per- ses mit nöthigen Kriegs-Mitteln unter die Ar- men gegriffen würde. Aber der Geitz oder das Verhängnüß band dem Perses die Hände: daß er einen so streitbaren Bunds-Genossen zu er- langen in Wind schlug. Hingegen aber liessen sich die Römer nichts gutes träumen; sonderlich: da Lucius Cölius mit grossem Verlust und Schimpfe von der Stadt Uscana abgeschlagen ward; und die Rhodischen Gesandten zu Rom dem Rathe mit nachdencklichen Dräuungen ei- nen Frieden mit dem Perses zu machen aufdrin- gen wolten. Bey diesen und andern aufziehen- den trüben Wolcken/ und da der Bastarnen Kö- nig mit dem Hertzog Gözonor sich verknüpfte/ fertigten sie von Rom den Aulus Postumius/ Marcus Perpenna/ Lucius Petillius und Mar- cus Pompejus ab. Der erste solte die Darda- ner wider den Perses aufhetzen/ der andere die Bastarner und Dacier in Ruh erhalten/ der dritte die Dalmatier und Thracier gegen ihre Feinde erregen/ der vierdte des Königs Gentius Fürhaben ausforschen. Pompejus brachte den Perpenna und Petilius ohne einige vorher er- langte Geleits-Briefe nach Scodra an den Kö- niglichen Hof. Weil nun der Römische Rath vor- her auf der Jsseer Vergällung des Gentius Botschafft/ sonder ertheilte Verhör schimpflich abgewiesen hatte/ und Gentius erfuhr: daß Pompejus mehr als ein Kundschafter denn ein Botschafter dahin kam/ ließ er den Perpenna und Petilius in Hafft nehmen; den Pompejus aber fragte er bey der Verhör: Zu was Ende und wohin Perpenna und Petilius verschickt wären; weil er selbst aus Rom für ihren gefährlichen Rathschlägen wäre gewarnigt worden. Pompe- jus trat auf diese Befraguug zu dem neben des Königs Stule gesetzten Tische/ hielt seinen Fin- gerin eine der daselbst brennenden Wachsfackeln so lange/ biß er gäntzlich versehrt war. Hernach antwortete er: Die Römer sind gewohnt sich ehe einzuäschern/ als ihre Geheimnüsse zu verra- then. Gentius ward hierüber bestürtzt/ schickte
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
umb dieſe ſtreitbare Voͤlcker nicht wider ſich inHarniſch zu jagen. Der Roͤmer in Jllyris und Griechenland veruͤbte Grauſamkeit verurſach- te: daß als die Stadt Uſcana des Appius Clau- dius Ankunft mit 8000. Kriegsleuten an dem Lycheidiſchẽ See auf der Macedoniſchen Graͤn- tze vernahm/ ſie die benachbarten Scordiskiſchen Deutſchen umb Beſchirmung erſuchten/ und 4000. Mann zur Beſatzung erhielten. Clau- dius der hiervon nichts wuſte/ eilte dahin/ in Meynung ſie des Nachts unverſehens zu uͤber- fallen. Wie die Roͤmer aber nur einen Bogen- Schuß von der ihrer Einbildũg nach eingeſchla- fenen Stadt waren; erhob ſich auf den Mauern von Geſchrey der Weiber/ vom Schwirren des Ertzts ein jaͤmmerliches Getuͤmmel. Die Deut- ſchen fielen durch 2. Thore auf die ſo wohl muͤden als ſicheren Roͤmer beraus; brachten ſie auch al- ſofort in Unordnung und in die Flucht; alſo: daß Appius nicht fuͤr voll 2000. zuruͤck nach Ly- chindus brachte/ die uͤbrigen alle erſchlagen odeꝛ gefangen/ alle an Rom haͤngende Staͤdte aber hierdurch in Schrecken geſetzt/ und die Roͤmer ihre Macht in Griechenland zu verſtaͤrcken ge- noͤthigt wurden. Deſſen ungeachtet ſetzte Ce- phalus der Fuͤrſt in Epirus von Rom ab; Cotys erobeꝛte mit Huͤlffe deꝛ Deutſchen/ und ſonderlich Hertzog Goͤzonors alles verlohrne in Thracien/ machte daſelbſt mit ſeinen Feinden einen vor- theilhaften Frieden. Dem Perſes kam gleich- ſam die alte Macedoniſche Tugend wieder in ſein Hertze; ſintemal er mit dem durch den Koͤnig Cotys wieder verſoͤhnten Fuͤrſten Goͤzonor die Dardaner uͤberwand; die von den Jllyriern den Roͤmern veꝛkauffte Stadt Uſcana zur Ubergabe zwang/ und darinnen allein viertauſend Roͤmer gefangen bekam/ und die faſt unuͤberwindliche Feſtung Oeneum mit Sturm eroberte. Hier- auf ſchickte Perſes anfangs den Jllyrier Pleu- ratus/ hernach auch nebſt ihm den Glaucias uͤbeꝛ das Skordiſche Gebuͤrge nach Liſſus an den Koͤ- nig Gentius umb ihn zu einem Buͤndnuͤſſe wi- der die Roͤmer zu bewegen/ welcher denn auch [Spaltenumbruch] hiezu gute Neigung zeigte; wenn ihm vom Peꝛ- ſes mit noͤthigen Kriegs-Mitteln unter die Ar- men gegriffen wuͤrde. Aber der Geitz oder das Verhaͤngnuͤß band dem Perſes die Haͤnde: daß er einen ſo ſtreitbaren Bunds-Genoſſen zu er- langen in Wind ſchlug. Hingegen aber lieſſen ſich die Roͤmer nichts gutes traͤumen; ſonderlich: da Lucius Coͤlius mit groſſem Verluſt und Schimpfe von der Stadt Uſcana abgeſchlagen ward; und die Rhodiſchen Geſandten zu Rom dem Rathe mit nachdencklichen Draͤuungen ei- nen Frieden mit dem Perſes zu machen aufdrin- gen wolten. Bey dieſen und andern aufziehen- den truͤben Wolcken/ und da der Baſtarnen Koͤ- nig mit dem Hertzog Goͤzonor ſich verknuͤpfte/ fertigten ſie von Rom den Aulus Poſtumius/ Marcus Perpenna/ Lucius Petillius und Mar- cus Pompejus ab. Der erſte ſolte die Darda- ner wider den Perſes aufhetzen/ der andere die Baſtarner und Dacier in Ruh erhalten/ der dritte die Dalmatier und Thracier gegen ihre Feinde erregen/ der vierdte des Koͤnigs Gentius Fuͤrhaben ausforſchen. Pompejus brachte den Perpenna und Petilius ohne einige vorher er- langte Geleits-Briefe nach Scodꝛa an den Koͤ- niglichen Hof. Weil nun der Roͤmiſche Rath voꝛ- her auf der Jſſeer Vergaͤllung des Gentius Botſchafft/ ſonder ertheilte Verhoͤr ſchimpflich abgewieſen hatte/ und Gentius erfuhr: daß Pompejus mehr als ein Kundſchafter denn ein Botſchafter dahin kam/ ließ er den Perpenna und Petilius in Hafft nehmen; den Pompejus aber fragte er bey deꝛ Verhoͤr: Zu was Ende und wohin Perpenna und Petilius verſchickt waͤren; weil er ſelbſt aus Rom fuͤr ihren gefaͤhrlichen Rathſchlaͤgen waͤre gewarnigt worden. Pompe- jus trat auf dieſe Befraguug zu dem neben des Koͤnigs Stule geſetzten Tiſche/ hielt ſeinen Fin- geꝛin eine deꝛ daſelbſt brennenden Wachsfackeln ſo lange/ biß er gaͤntzlich verſehrt war. Hernach antwortete er: Die Roͤmer ſind gewohnt ſich ehe einzuaͤſchern/ als ihre Geheimnuͤſſe zu verra- then. Gentius ward hieruͤber beſtuͤrtzt/ ſchickte
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Sechſtes Buch
umb dieſe ſtreitbare Voͤlcker nicht wider ſich in
Harniſch zu jagen. Der Roͤmer in Jllyris und
Griechenland veruͤbte Grauſamkeit verurſach-
te: daß als die Stadt Uſcana des Appius Clau-
dius Ankunft mit 8000. Kriegsleuten an dem
Lycheidiſchẽ See auf der Macedoniſchen Graͤn-
tze vernahm/ ſie die benachbarten Scordiskiſchen
Deutſchen umb Beſchirmung erſuchten/ und
4000. Mann zur Beſatzung erhielten. Clau-
dius der hiervon nichts wuſte/ eilte dahin/ in
Meynung ſie des Nachts unverſehens zu uͤber-
fallen. Wie die Roͤmer aber nur einen Bogen-
Schuß von der ihrer Einbildũg nach eingeſchla-
fenen Stadt waren; erhob ſich auf den Mauern
von Geſchrey der Weiber/ vom Schwirren des
Ertzts ein jaͤmmerliches Getuͤmmel. Die Deut-
ſchen fielen durch 2. Thore auf die ſo wohl muͤden
als ſicheren Roͤmer beraus; brachten ſie auch al-
ſofort in Unordnung und in die Flucht; alſo:
daß Appius nicht fuͤr voll 2000. zuruͤck nach Ly-
chindus brachte/ die uͤbrigen alle erſchlagen odeꝛ
gefangen/ alle an Rom haͤngende Staͤdte aber
hierdurch in Schrecken geſetzt/ und die Roͤmer
ihre Macht in Griechenland zu verſtaͤrcken ge-
noͤthigt wurden. Deſſen ungeachtet ſetzte Ce-
phalus der Fuͤrſt in Epirus von Rom ab; Cotys
erobeꝛte mit Huͤlffe deꝛ Deutſchen/ und ſonderlich
Hertzog Goͤzonors alles verlohrne in Thracien/
machte daſelbſt mit ſeinen Feinden einen vor-
theilhaften Frieden. Dem Perſes kam gleich-
ſam die alte Macedoniſche Tugend wieder in ſein
Hertze; ſintemal er mit dem durch den Koͤnig
Cotys wieder verſoͤhnten Fuͤrſten Goͤzonor die
Dardaner uͤberwand; die von den Jllyriern den
Roͤmern veꝛkauffte Stadt Uſcana zur Ubergabe
zwang/ und darinnen allein viertauſend Roͤmer
gefangen bekam/ und die faſt unuͤberwindliche
Feſtung Oeneum mit Sturm eroberte. Hier-
auf ſchickte Perſes anfangs den Jllyrier Pleu-
ratus/ hernach auch nebſt ihm den Glaucias uͤbeꝛ
das Skordiſche Gebuͤrge nach Liſſus an den Koͤ-
nig Gentius umb ihn zu einem Buͤndnuͤſſe wi-
der die Roͤmer zu bewegen/ welcher denn auch
hiezu gute Neigung zeigte; wenn ihm vom Peꝛ-
ſes mit noͤthigen Kriegs-Mitteln unter die Ar-
men gegriffen wuͤrde. Aber der Geitz oder das
Verhaͤngnuͤß band dem Perſes die Haͤnde: daß
er einen ſo ſtreitbaren Bunds-Genoſſen zu er-
langen in Wind ſchlug. Hingegen aber lieſſen
ſich die Roͤmer nichts gutes traͤumen; ſonderlich:
da Lucius Coͤlius mit groſſem Verluſt und
Schimpfe von der Stadt Uſcana abgeſchlagen
ward; und die Rhodiſchen Geſandten zu Rom
dem Rathe mit nachdencklichen Draͤuungen ei-
nen Frieden mit dem Perſes zu machen aufdrin-
gen wolten. Bey dieſen und andern aufziehen-
den truͤben Wolcken/ und da der Baſtarnen Koͤ-
nig mit dem Hertzog Goͤzonor ſich verknuͤpfte/
fertigten ſie von Rom den Aulus Poſtumius/
Marcus Perpenna/ Lucius Petillius und Mar-
cus Pompejus ab. Der erſte ſolte die Darda-
ner wider den Perſes aufhetzen/ der andere die
Baſtarner und Dacier in Ruh erhalten/ der
dritte die Dalmatier und Thracier gegen ihre
Feinde erregen/ der vierdte des Koͤnigs Gentius
Fuͤrhaben ausforſchen. Pompejus brachte den
Perpenna und Petilius ohne einige vorher er-
langte Geleits-Briefe nach Scodꝛa an den Koͤ-
niglichen Hof. Weil nun der Roͤmiſche Rath voꝛ-
her auf der Jſſeer Vergaͤllung des Gentius
Botſchafft/ ſonder ertheilte Verhoͤr ſchimpflich
abgewieſen hatte/ und Gentius erfuhr: daß
Pompejus mehr als ein Kundſchafter denn ein
Botſchafter dahin kam/ ließ er den Perpenna
und Petilius in Hafft nehmen; den Pompejus
aber fragte er bey deꝛ Verhoͤr: Zu was Ende und
wohin Perpenna und Petilius verſchickt waͤren;
weil er ſelbſt aus Rom fuͤr ihren gefaͤhrlichen
Rathſchlaͤgen waͤre gewarnigt worden. Pompe-
jus trat auf dieſe Befraguug zu dem neben des
Koͤnigs Stule geſetzten Tiſche/ hielt ſeinen Fin-
geꝛin eine deꝛ daſelbſt brennenden Wachsfackeln
ſo lange/ biß er gaͤntzlich verſehrt war. Hernach
antwortete er: Die Roͤmer ſind gewohnt ſich ehe
einzuaͤſchern/ als ihre Geheimnuͤſſe zu verra-
then. Gentius ward hieruͤber beſtuͤrtzt/
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