Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Amilcar noch diese heilsame Lehre hinterlas-
sen hatte: mit den Römern nicht ehe zu bre-
chen/ biß er gantz Hispaniens Meister wor-
den wäre. Diesemnach stifftete er durch die
dritte und vierdte Hand an: daß seine un-
tergebene viel von der Begierde der Deut-
schen gegen die in Jllyricum abgematteten und
bey selbigen Völckern verhaßten Römer auff-
zuziehen/ von Beschwerde der Sardinier über
das Römische Joch und die Grausamkeit des
Manlius/ von deren rechtmäßigen Ursachen
wider die Römer zu kriegen/ von der erwünsch-
ten Gelegenheit sich der nicht so wohl unerträg-
als schimpfflichen Schatzung zu befreyen. Wel-
ches alles so wohl dem Adel/ als Pöfel lieblich
in Ohren klang. Annibal bestärckte inzwi-
schen diese scheinbare Ursachen mit männlichen
Thaten. Denn er nahm die reiche Stadt Al-
thea stürmender Hand ein; worfür Chlotildis
das Kriegs-Volck auff einer Seite selbst behertzt
anführte. Das gantze Volck der Olcader er-
gab sich hiermit unter Carthago. Hierauff be-
mächtigte er sich der Stadt Salmantica mit
List/ der grossen Stadt Arbucala mit Gewalt/
und folgends des gantzen Vacceischen Landstrichs.
Hundert tausend der mächtigen und so wol vier-
fach stärckern Carpetaner erlegte er/ als sie gegen
ihn durch den Fluß Tagus durch setzten/ auffs
Haupt; machte sie auch kurtz hierauff ihm gar
unterthänig. Und derogestalt war nichts mehr
übrig/ als die von Zazynthiern erbaute/ in der
Gräntze der Jberier und Celtiberier tausend
Schritte vom Meere liegende/ und mit den
Römern verbundene reiche Stadt Saguntus
im Tarraconen sischen Hispanien; welche wegen
für Augen schwebender Gefahr Post über Post
nach Rom um Hülffe schickte. Hannibal/ nach
dem er so glücklich seinen Zweck und hiermit so
grosses Ansehen zu Carthago erlangt/ und sei-
nes Bedünckens den die Tugend sonst unter-
drückenden Nebel des Neides überstiegen hatte/
meinte nunmehr es Zeit zu seyn: daß er sein
[Spaltenumbruch] Vorhaben zu Carthago auff den Teppicht
würffe/ ehe das Gedächtniß seiner Siege und
zugleich derselben Werth veralterte. Denn
wie die Wercke eines Klugen und Thoren nicht
so wohl in ihrem Wesen/ als daß jene zur rech-
ten/ diese zur Unzeit geschehen/ unterschieden
sind; also ist es ein grosser Vortheil sich seiner
Neuigkeit bedienen. Sintemal ein heutiges
Loth unserer Thaten einen jährichten Centner
grosser Verdienste überwieget. Wie er nun
so wohl die Gemüther des Volcks gewonnen/
als selbtem den Eckel für dem Kriege durch die
reichen Beuten verzuckert hatte; schrieb er alle
ersinnliche Ursachen: warum Carthago den Rö-
mern nunmehr auff den Hals gehen/ oder nur
Sagunt antasten solten; wormit Rom für sich
selbst loß schlagen würde; als welches ohne diß die
Hispanier heimlich zum Aufstand verhetzte. Die-
ser Meinung auch einen grössern Nachdruck zu
geben/ reisete seine Gemahlin Chlotildis mit
vielen Nachrichten/ und ihr Vetter Magilus
der Bojen Hertzog um sein und seiner benach-
barten Völcker Gemüther dem Rathe so viel
kräfftiger zu eröffnen selbst nach Carthago; da-
selbst bearbeitete sich auch des Königs Deme-
trius Pharius aus Macedonien Gesandter/ um
ein Bündniß wider die Römer; welche er über
dem Fluße Lissus anzutasten versprach. Amil-
car war kaum drey Tage zu Carthago in sei-
ner Winterrast; da auff einen Tag Chlotildis
und Magilus mit freyer Gewalt für Anni-
baln zurücke kam; wie auch eine Römische
Botsch afft mit Verwarnigung/ weder Sagunt
anzutasten/ noch über den Jberus zu setzen/ bey
ihm sich einfanden. Hannibal gab dieser Both-
schafft auff Chlotildens Einredung zur Ant-
wort: daß die Dräuungen im Kriege nur schäd-
liche Warnigungen wären/ als wie Blitz und
Knall zugleich kommen müste; Gleichwohl be-
schwerte er sich über die Römer: daß sie zu Sagunt
etliche den Carthaginensern verwandte Adeli-
che Geschle chter durch schimpfflichen Tod hin-

gerich-
L l l l l 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Amilcar noch dieſe heilſame Lehre hinterlaſ-
ſen hatte: mit den Roͤmern nicht ehe zu bre-
chen/ biß er gantz Hiſpaniens Meiſter wor-
den waͤre. Dieſemnach ſtifftete er durch die
dritte und vierdte Hand an: daß ſeine un-
tergebene viel von der Begierde der Deut-
ſchen gegen die in Jllyricum abgematteten und
bey ſelbigen Voͤlckern verhaßten Roͤmer auff-
zuziehen/ von Beſchwerde der Sardinier uͤber
das Roͤmiſche Joch und die Grauſamkeit des
Manlius/ von deren rechtmaͤßigen Urſachen
wider die Roͤmer zu kriegen/ von der erwuͤnſch-
ten Gelegenheit ſich der nicht ſo wohl unertraͤg-
als ſchimpfflichen Schatzung zu befreyen. Wel-
ches alles ſo wohl dem Adel/ als Poͤfel lieblich
in Ohren klang. Annibal beſtaͤrckte inzwi-
ſchen dieſe ſcheinbare Urſachen mit maͤnnlichen
Thaten. Denn er nahm die reiche Stadt Al-
thea ſtuͤrmender Hand ein; worfuͤr Chlotildis
das Kriegs-Volck auff einer Seite ſelbſt behertzt
anfuͤhrte. Das gantze Volck der Olcader er-
gab ſich hiermit unter Carthago. Hierauff be-
maͤchtigte er ſich der Stadt Salmantica mit
Liſt/ der groſſen Stadt Arbucala mit Gewalt/
uñ folgends des gantzen Vacceiſchen Landſtrichs.
Hundert tauſend der maͤchtigen und ſo wol vier-
fach ſtaͤrckern Carpetaner erlegte er/ als ſie gegen
ihn durch den Fluß Tagus durch ſetzten/ auffs
Haupt; machte ſie auch kurtz hierauff ihm gar
unterthaͤnig. Und derogeſtalt war nichts mehr
uͤbrig/ als die von Zazynthiern erbaute/ in der
Graͤntze der Jberier und Celtiberier tauſend
Schritte vom Meere liegende/ und mit den
Roͤmern verbundene reiche Stadt Saguntus
im Tarraconen ſiſchen Hiſpanien; welche wegen
fuͤr Augen ſchwebender Gefahr Poſt uͤber Poſt
nach Rom um Huͤlffe ſchickte. Hannibal/ nach
dem er ſo gluͤcklich ſeinen Zweck und hiermit ſo
groſſes Anſehen zu Carthago erlangt/ und ſei-
nes Beduͤnckens den die Tugend ſonſt unter-
druͤckenden Nebel des Neides uͤberſtiegen hatte/
meinte nunmehr es Zeit zu ſeyn: daß er ſein
[Spaltenumbruch] Vorhaben zu Carthago auff den Teppicht
wuͤrffe/ ehe das Gedaͤchtniß ſeiner Siege und
zugleich derſelben Werth veralterte. Denn
wie die Wercke eines Klugen und Thoren nicht
ſo wohl in ihrem Weſen/ als daß jene zur rech-
ten/ dieſe zur Unzeit geſchehen/ unterſchieden
ſind; alſo iſt es ein groſſer Vortheil ſich ſeiner
Neuigkeit bedienen. Sintemal ein heutiges
Loth unſerer Thaten einen jaͤhrichten Centner
groſſer Verdienſte uͤberwieget. Wie er nun
ſo wohl die Gemuͤther des Volcks gewonnen/
als ſelbtem den Eckel fuͤr dem Kriege durch die
reichen Beuten verzuckert hatte; ſchrieb er alle
erſinnliche Urſachen: warum Carthago den Roͤ-
mern nunmehr auff den Hals gehen/ oder nur
Sagunt antaſten ſolten; wormit Rom fuͤr ſich
ſelbſt loß ſchlagen wuͤrde; als welches ohne diß die
Hiſpanier heimlich zum Aufſtand veꝛhetzte. Die-
ſer Meinung auch einen groͤſſern Nachdruck zu
geben/ reiſete ſeine Gemahlin Chlotildis mit
vielen Nachrichten/ und ihr Vetter Magilus
der Bojen Hertzog um ſein und ſeiner benach-
barten Voͤlcker Gemuͤther dem Rathe ſo viel
kraͤfftiger zu eroͤffnen ſelbſt nach Carthago; da-
ſelbſt bearbeitete ſich auch des Koͤnigs Deme-
trius Pharius aus Macedonien Geſandter/ um
ein Buͤndniß wider die Roͤmer; welche er uͤber
dem Fluße Liſſus anzutaſten verſprach. Amil-
car war kaum drey Tage zu Carthago in ſei-
ner Winterraſt; da auff einen Tag Chlotildis
und Magilus mit freyer Gewalt fuͤr Anni-
baln zuruͤcke kam; wie auch eine Roͤmiſche
Botſch afft mit Verwarnigung/ weder Sagunt
anzutaſten/ noch uͤber den Jberus zu ſetzen/ bey
ihm ſich einfanden. Hannibal gab dieſer Both-
ſchafft auff Chlotildens Einredung zur Ant-
wort: daß die Draͤuungen im Kriege nur ſchaͤd-
liche Warnigungen waͤren/ als wie Blitz und
Knall zugleich kommen muͤſte; Gleichwohl be-
ſchweꝛte eꝛ ſich uͤbeꝛ die Roͤmer: daß ſie zu Sagunt
etliche den Carthaginenſern verwandte Adeli-
che Geſchle chter durch ſchimpfflichen Tod hin-

gerich-
L l l l l 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0883" n="821[823]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
Amilcar noch die&#x017F;e heil&#x017F;ame Lehre hinterla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hatte: mit den Ro&#x0364;mern nicht ehe zu bre-<lb/>
chen/ biß er gantz Hi&#x017F;paniens Mei&#x017F;ter wor-<lb/>
den wa&#x0364;re. Die&#x017F;emnach &#x017F;tifftete er durch die<lb/>
dritte und vierdte Hand an: daß &#x017F;eine un-<lb/>
tergebene viel von der Begierde der Deut-<lb/>
&#x017F;chen gegen die in Jllyricum abgematteten und<lb/>
bey &#x017F;elbigen Vo&#x0364;lckern verhaßten Ro&#x0364;mer auff-<lb/>
zuziehen/ von Be&#x017F;chwerde der Sardinier u&#x0364;ber<lb/>
das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Joch und die Grau&#x017F;amkeit des<lb/>
Manlius/ von deren rechtma&#x0364;ßigen Ur&#x017F;achen<lb/>
wider die Ro&#x0364;mer zu kriegen/ von der erwu&#x0364;n&#x017F;ch-<lb/>
ten Gelegenheit &#x017F;ich der nicht &#x017F;o wohl unertra&#x0364;g-<lb/>
als &#x017F;chimpfflichen Schatzung zu befreyen. Wel-<lb/>
ches alles &#x017F;o wohl dem Adel/ als Po&#x0364;fel lieblich<lb/>
in Ohren klang. Annibal be&#x017F;ta&#x0364;rckte inzwi-<lb/>
&#x017F;chen die&#x017F;e &#x017F;cheinbare Ur&#x017F;achen mit ma&#x0364;nnlichen<lb/>
Thaten. Denn er nahm die reiche Stadt Al-<lb/>
thea &#x017F;tu&#x0364;rmender Hand ein; worfu&#x0364;r Chlotildis<lb/>
das Kriegs-Volck auff einer Seite &#x017F;elb&#x017F;t behertzt<lb/>
anfu&#x0364;hrte. Das gantze Volck der Olcader er-<lb/>
gab &#x017F;ich hiermit unter Carthago. Hierauff be-<lb/>
ma&#x0364;chtigte er &#x017F;ich der Stadt Salmantica mit<lb/>
Li&#x017F;t/ der gro&#x017F;&#x017F;en Stadt Arbucala mit Gewalt/<lb/>
un&#x0303; folgends des gantzen Vaccei&#x017F;chen Land&#x017F;trichs.<lb/>
Hundert tau&#x017F;end der ma&#x0364;chtigen und &#x017F;o wol vier-<lb/>
fach &#x017F;ta&#x0364;rckern Carpetaner erlegte er/ als &#x017F;ie gegen<lb/>
ihn durch den Fluß Tagus durch &#x017F;etzten/ auffs<lb/>
Haupt; machte &#x017F;ie auch kurtz hierauff ihm gar<lb/>
untertha&#x0364;nig. Und deroge&#x017F;talt war nichts mehr<lb/>
u&#x0364;brig/ als die von Zazynthiern erbaute/ in der<lb/>
Gra&#x0364;ntze der Jberier und Celtiberier tau&#x017F;end<lb/>
Schritte vom Meere liegende/ und mit den<lb/>
Ro&#x0364;mern verbundene reiche Stadt Saguntus<lb/>
im Tarraconen &#x017F;i&#x017F;chen Hi&#x017F;panien; welche wegen<lb/>
fu&#x0364;r Augen &#x017F;chwebender Gefahr Po&#x017F;t u&#x0364;ber Po&#x017F;t<lb/>
nach Rom um Hu&#x0364;lffe &#x017F;chickte. Hannibal/ nach<lb/>
dem er &#x017F;o glu&#x0364;cklich &#x017F;einen Zweck und hiermit &#x017F;o<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es An&#x017F;ehen zu Carthago erlangt/ und &#x017F;ei-<lb/>
nes Bedu&#x0364;nckens den die Tugend &#x017F;on&#x017F;t unter-<lb/>
dru&#x0364;ckenden Nebel des Neides u&#x0364;ber&#x017F;tiegen hatte/<lb/>
meinte nunmehr es Zeit zu &#x017F;eyn: daß er &#x017F;ein<lb/><cb/>
Vorhaben zu Carthago auff den Teppicht<lb/>
wu&#x0364;rffe/ ehe das Geda&#x0364;chtniß &#x017F;einer Siege und<lb/>
zugleich der&#x017F;elben Werth veralterte. Denn<lb/>
wie die Wercke eines Klugen und Thoren nicht<lb/>
&#x017F;o wohl in ihrem We&#x017F;en/ als daß jene zur rech-<lb/>
ten/ die&#x017F;e zur Unzeit ge&#x017F;chehen/ unter&#x017F;chieden<lb/>
&#x017F;ind; al&#x017F;o i&#x017F;t es ein gro&#x017F;&#x017F;er Vortheil &#x017F;ich &#x017F;einer<lb/>
Neuigkeit bedienen. Sintemal ein heutiges<lb/>
Loth un&#x017F;erer Thaten einen ja&#x0364;hrichten Centner<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Verdien&#x017F;te u&#x0364;berwieget. Wie er nun<lb/>
&#x017F;o wohl die Gemu&#x0364;ther des Volcks gewonnen/<lb/>
als &#x017F;elbtem den Eckel fu&#x0364;r dem Kriege durch die<lb/>
reichen Beuten verzuckert hatte; &#x017F;chrieb er alle<lb/>
er&#x017F;innliche Ur&#x017F;achen: warum Carthago den Ro&#x0364;-<lb/>
mern nunmehr auff den Hals gehen/ oder nur<lb/>
Sagunt anta&#x017F;ten &#x017F;olten; wormit Rom fu&#x0364;r &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t loß &#x017F;chlagen wu&#x0364;rde; als welches ohne diß die<lb/>
Hi&#x017F;panier heimlich zum Auf&#x017F;tand ve&#xA75B;hetzte. Die-<lb/>
&#x017F;er Meinung auch einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Nachdruck zu<lb/>
geben/ rei&#x017F;ete &#x017F;eine Gemahlin Chlotildis mit<lb/>
vielen Nachrichten/ und ihr Vetter Magilus<lb/>
der Bojen Hertzog um &#x017F;ein und &#x017F;einer benach-<lb/>
barten Vo&#x0364;lcker Gemu&#x0364;ther dem Rathe &#x017F;o viel<lb/>
kra&#x0364;fftiger zu ero&#x0364;ffnen &#x017F;elb&#x017F;t nach Carthago; da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t bearbeitete &#x017F;ich auch des Ko&#x0364;nigs Deme-<lb/>
trius Pharius aus Macedonien Ge&#x017F;andter/ um<lb/>
ein Bu&#x0364;ndniß wider die Ro&#x0364;mer; welche er u&#x0364;ber<lb/>
dem Fluße Li&#x017F;&#x017F;us anzuta&#x017F;ten ver&#x017F;prach. Amil-<lb/>
car war kaum drey Tage zu Carthago in &#x017F;ei-<lb/>
ner Winterra&#x017F;t; da auff einen Tag Chlotildis<lb/>
und Magilus mit freyer Gewalt fu&#x0364;r Anni-<lb/>
baln zuru&#x0364;cke kam; wie auch eine Ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Bot&#x017F;ch afft mit Verwarnigung/ weder Sagunt<lb/>
anzuta&#x017F;ten/ noch u&#x0364;ber den Jberus zu &#x017F;etzen/ bey<lb/>
ihm &#x017F;ich einfanden. Hannibal gab die&#x017F;er Both-<lb/>
&#x017F;chafft auff Chlotildens Einredung zur Ant-<lb/>
wort: daß die Dra&#x0364;uungen im Kriege nur &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
liche Warnigungen wa&#x0364;ren/ als wie Blitz und<lb/>
Knall zugleich kommen mu&#x0364;&#x017F;te; Gleichwohl be-<lb/>
&#x017F;chwe&#xA75B;te e&#xA75B; &#x017F;ich u&#x0364;be&#xA75B; die Ro&#x0364;mer: daß &#x017F;ie zu Sagunt<lb/>
etliche den Carthaginen&#x017F;ern verwandte Adeli-<lb/>
che Ge&#x017F;chle chter durch &#x017F;chimpfflichen Tod hin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l l l l 3</fw><fw place="bottom" type="catch">gerich-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[821[823]/0883] Arminius und Thußnelda. Amilcar noch dieſe heilſame Lehre hinterlaſ- ſen hatte: mit den Roͤmern nicht ehe zu bre- chen/ biß er gantz Hiſpaniens Meiſter wor- den waͤre. Dieſemnach ſtifftete er durch die dritte und vierdte Hand an: daß ſeine un- tergebene viel von der Begierde der Deut- ſchen gegen die in Jllyricum abgematteten und bey ſelbigen Voͤlckern verhaßten Roͤmer auff- zuziehen/ von Beſchwerde der Sardinier uͤber das Roͤmiſche Joch und die Grauſamkeit des Manlius/ von deren rechtmaͤßigen Urſachen wider die Roͤmer zu kriegen/ von der erwuͤnſch- ten Gelegenheit ſich der nicht ſo wohl unertraͤg- als ſchimpfflichen Schatzung zu befreyen. Wel- ches alles ſo wohl dem Adel/ als Poͤfel lieblich in Ohren klang. Annibal beſtaͤrckte inzwi- ſchen dieſe ſcheinbare Urſachen mit maͤnnlichen Thaten. Denn er nahm die reiche Stadt Al- thea ſtuͤrmender Hand ein; worfuͤr Chlotildis das Kriegs-Volck auff einer Seite ſelbſt behertzt anfuͤhrte. Das gantze Volck der Olcader er- gab ſich hiermit unter Carthago. Hierauff be- maͤchtigte er ſich der Stadt Salmantica mit Liſt/ der groſſen Stadt Arbucala mit Gewalt/ uñ folgends des gantzen Vacceiſchen Landſtrichs. Hundert tauſend der maͤchtigen und ſo wol vier- fach ſtaͤrckern Carpetaner erlegte er/ als ſie gegen ihn durch den Fluß Tagus durch ſetzten/ auffs Haupt; machte ſie auch kurtz hierauff ihm gar unterthaͤnig. Und derogeſtalt war nichts mehr uͤbrig/ als die von Zazynthiern erbaute/ in der Graͤntze der Jberier und Celtiberier tauſend Schritte vom Meere liegende/ und mit den Roͤmern verbundene reiche Stadt Saguntus im Tarraconen ſiſchen Hiſpanien; welche wegen fuͤr Augen ſchwebender Gefahr Poſt uͤber Poſt nach Rom um Huͤlffe ſchickte. Hannibal/ nach dem er ſo gluͤcklich ſeinen Zweck und hiermit ſo groſſes Anſehen zu Carthago erlangt/ und ſei- nes Beduͤnckens den die Tugend ſonſt unter- druͤckenden Nebel des Neides uͤberſtiegen hatte/ meinte nunmehr es Zeit zu ſeyn: daß er ſein Vorhaben zu Carthago auff den Teppicht wuͤrffe/ ehe das Gedaͤchtniß ſeiner Siege und zugleich derſelben Werth veralterte. Denn wie die Wercke eines Klugen und Thoren nicht ſo wohl in ihrem Weſen/ als daß jene zur rech- ten/ dieſe zur Unzeit geſchehen/ unterſchieden ſind; alſo iſt es ein groſſer Vortheil ſich ſeiner Neuigkeit bedienen. Sintemal ein heutiges Loth unſerer Thaten einen jaͤhrichten Centner groſſer Verdienſte uͤberwieget. Wie er nun ſo wohl die Gemuͤther des Volcks gewonnen/ als ſelbtem den Eckel fuͤr dem Kriege durch die reichen Beuten verzuckert hatte; ſchrieb er alle erſinnliche Urſachen: warum Carthago den Roͤ- mern nunmehr auff den Hals gehen/ oder nur Sagunt antaſten ſolten; wormit Rom fuͤr ſich ſelbſt loß ſchlagen wuͤrde; als welches ohne diß die Hiſpanier heimlich zum Aufſtand veꝛhetzte. Die- ſer Meinung auch einen groͤſſern Nachdruck zu geben/ reiſete ſeine Gemahlin Chlotildis mit vielen Nachrichten/ und ihr Vetter Magilus der Bojen Hertzog um ſein und ſeiner benach- barten Voͤlcker Gemuͤther dem Rathe ſo viel kraͤfftiger zu eroͤffnen ſelbſt nach Carthago; da- ſelbſt bearbeitete ſich auch des Koͤnigs Deme- trius Pharius aus Macedonien Geſandter/ um ein Buͤndniß wider die Roͤmer; welche er uͤber dem Fluße Liſſus anzutaſten verſprach. Amil- car war kaum drey Tage zu Carthago in ſei- ner Winterraſt; da auff einen Tag Chlotildis und Magilus mit freyer Gewalt fuͤr Anni- baln zuruͤcke kam; wie auch eine Roͤmiſche Botſch afft mit Verwarnigung/ weder Sagunt anzutaſten/ noch uͤber den Jberus zu ſetzen/ bey ihm ſich einfanden. Hannibal gab dieſer Both- ſchafft auff Chlotildens Einredung zur Ant- wort: daß die Draͤuungen im Kriege nur ſchaͤd- liche Warnigungen waͤren/ als wie Blitz und Knall zugleich kommen muͤſte; Gleichwohl be- ſchweꝛte eꝛ ſich uͤbeꝛ die Roͤmer: daß ſie zu Sagunt etliche den Carthaginenſern verwandte Adeli- che Geſchle chter durch ſchimpfflichen Tod hin- gerich- L l l l l 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/883
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 821[823]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/883>, abgerufen am 23.11.2024.