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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] Agathocles sein Heer: daß Aphellas ihm mit
Gift nachgestellet hätte; worauf die Cyrener al-
sofort überfallen/ Aphellas getödtet/ die meisten
aber sich unter die Sicilier unterzustellen ge-
zwungen wurden. Mit diesem vereinbarten
Heere rückte er für Utica/ und nahm selbtes stür-
mender Hand ein; weil die Belägerten ihre an
die Spitzen gestellten Mit-Bürger und Bluts-
Freunde/ die Agathocles vorher gefangen be-
kommen hatte/ zu beleidigen eine lange Zeit an-
stunden/ also durch eine unzeitige Barmhertzig-
keit die gantze Stadt ins Verterben stürtzten.
Hierauf ergabe sich des Agathocles Sohne Ar-
chagathus/ und seinem Feldhauptmanne Eu-
machus die grosse Stadt Tocas/ Phellnia/ Mo-
schala/ die Pferde-Burg/ und Acris mit einem
grossen Theile Numidier und Asphodeloder.
Und es wäre alles vollends von den Siciliern
überschwemmet worden/ wenn nicht Fürst Nar-
vas/ welcher inzwischen in die Stadt Miltine
mit einem Theile Celten zur Besatzung war ge-
legt worden/ den hochmüthigen Feind mit über-
aus grossem Verlust abgetrieben hätte. Dieser
glückliche Streich/ und achtzehn aus Hetrurien
mit Semnonischen und Bojischen Hülffs-Völ-
ckern ankommende Schiffe versetzte gantz Afri-
ca in einen andern Zustand/ und ermunterte die
Carthaginenser: daß sie mit dreyen Heeren ge-
gen ihre Feinde aufzohen. Darunter das mit-
lere unter dem Hanno den Sicilischen Feld-
hauptmann Eschrion erlegte; das äuserste aber
führte Jmilco gegen Numidien. Wie nun
Eumachus gegen selbtes anzoh/ rieth der darzu
kommende Fürst Narvas/ er solte die Helffte
jenes Heeres unter ihm zum Hinterhalte lassen/
und bey Zeite sich anstellen/ als wenn er die Flucht
nehme. Als nun hierauf Eumachus den mit
Fleiß weichenden Jmilco unvorsichtig verfolgte/
fiel Fürst Narvas mit der andern Helfte des Hee-
res dem Feinde in den Rücken/ und machte eine so
grosse Niederlage: daß von drey und zwantzig
tausend Mann Fuß-Volck mehr nicht als dreis-
sig/ und von acht hundert Reitern nur viertzig da-
[Spaltenumbruch] von kamen. Mit dem dritten Heere schnitt
Artabas dem Feinde an der Seite gegen das
Meer alle Zufuhr ab. Endlich als in dem
Mohrischen Lager bey ihrem Opfer ein heftiger
Brand entstand/ und viel Carthaginenser ver-
zehrte/ kam des Nachts in der Sicilier Läger ein
unvermuthetes Schrecken: daß sie alle die
Flucht ergriffen/ und hierüber wohl viertzig tau-
send Mann einbüßten. Welches den Agatho-
cles so verzweifelt machte: daß er heimlich ent-
wiech/ und seine Söhne im Stiche ließ/ welche
das Kriegs-Volck ermordete/ den Carthaginen-
sern alle eroberte Städte verkauffte/ und sich
selbst grossen Theils in ihre Dienste begab.
Fürst Narvas aber gerieth inzwischen in einen
kläglichen Zufall; denn als er nach erobertem
Siege wider den Eumachus dem noch feindli-
chen Könige der Numidier und Mohren Erga-
menes einfiel/ dieser aber mit Fleiß den Nar-
vas biß in die innersten Sand-Wüsteneyen ver-
leitet hatte/ besetzten die Mohren alle Pässe; al-
so: daß die Carthaginenser/ welche schon die
Helffte theils vom Durste/ theils von Schlangen
verlohren hatten/ dem zehnmal stärckern Heere
des Ergamenes nur die Stirne bitten musten.
Die Verzweifelung zwang ihnen ungläubliche
Helden-Thaten ab/ und fügte den Mohren
nicht geringen Schaden zu/ indem keiner unge-
rochen starb; endlich aber ward die Menge doch
ihr Meister/ Fürst Narvas nach zwantzig em-
pfangenen Wunden gefangen/ und mit etlichen
wenigen Semnonern und Celten nach Cirtha
gefangen bracht/ endlich gar nach Merve ge-
führt. Zu ihrem grösten Unglücke hatten diese
in der Schlacht zwey Affen umbbracht/ welchen
die Numidier und Pithecusier/ so wie die Egypti-
er den Hunden Göttliche Ehre erweisen/ und
sie als ihre Helffer in alle Schlachten mit neh-
men; die aber/ welche sich an ihnen vergreif-
fen/ unnachläßlich am Leben straffen. Die
Gefangenen wurden von den Numidiern und
Mohren zwar wohl gepflegt/ aber zu ihrem
Tode; welcher ihnen denn auch angesagt ward.

Zu

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] Agathocles ſein Heer: daß Aphellas ihm mit
Gift nachgeſtellet haͤtte; worauf die Cyrener al-
ſofort uͤberfallen/ Aphellas getoͤdtet/ die meiſten
aber ſich unter die Sicilier unterzuſtellen ge-
zwungen wurden. Mit dieſem vereinbarten
Heere ruͤckte er fuͤr Utica/ und nahm ſelbtes ſtuͤr-
mender Hand ein; weil die Belaͤgerten ihre an
die Spitzen geſtellten Mit-Buͤrger und Bluts-
Freunde/ die Agathocles vorher gefangen be-
kommen hatte/ zu beleidigen eine lange Zeit an-
ſtunden/ alſo durch eine unzeitige Barmhertzig-
keit die gantze Stadt ins Verterben ſtuͤrtzten.
Hierauf ergabe ſich des Agathocles Sohne Ar-
chagathus/ und ſeinem Feldhauptmanne Eu-
machus die groſſe Stadt Tocas/ Phellnia/ Mo-
ſchala/ die Pferde-Burg/ und Acris mit einem
groſſen Theile Numidier und Aſphodeloder.
Und es waͤre alles vollends von den Siciliern
uͤberſchwemmet worden/ wenn nicht Fuͤrſt Nar-
vas/ welcher inzwiſchen in die Stadt Miltine
mit einem Theile Celten zur Beſatzung war ge-
legt worden/ den hochmuͤthigen Feind mit uͤber-
aus groſſem Verluſt abgetrieben haͤtte. Dieſer
gluͤckliche Streich/ und achtzehn aus Hetrurien
mit Semnoniſchen und Bojiſchen Huͤlffs-Voͤl-
ckern ankommende Schiffe verſetzte gantz Afri-
ca in einen andern Zuſtand/ und ermunterte die
Carthaginenſer: daß ſie mit dreyen Heeren ge-
gen ihre Feinde aufzohen. Darunter das mit-
lere unter dem Hanno den Siciliſchen Feld-
hauptmann Eſchrion erlegte; das aͤuſerſte aber
fuͤhrte Jmilco gegen Numidien. Wie nun
Eumachus gegen ſelbtes anzoh/ rieth der darzu
kommende Fuͤrſt Narvas/ er ſolte die Helffte
jenes Heeres unter ihm zum Hinterhalte laſſen/
und bey Zeite ſich anſtellen/ als wenn er die Flucht
nehme. Als nun hierauf Eumachus den mit
Fleiß weichenden Jmilco unvorſichtig verfolgte/
fiel Fuͤrſt Narvas mit der andern Helfte des Hee-
res dem Feinde in den Ruͤckẽ/ und machte eine ſo
groſſe Niederlage: daß von drey und zwantzig
tauſend Mann Fuß-Volck mehr nicht als dreiſ-
ſig/ und von acht hundert Reitern nur viertzig da-
[Spaltenumbruch] von kamen. Mit dem dritten Heere ſchnitt
Artabas dem Feinde an der Seite gegen das
Meer alle Zufuhr ab. Endlich als in dem
Mohriſchen Lager bey ihrem Opfer ein heftiger
Brand entſtand/ und viel Carthaginenſer ver-
zehrte/ kam des Nachts in der Sicilier Laͤger ein
unvermuthetes Schrecken: daß ſie alle die
Flucht ergriffen/ und hieruͤber wohl viertzig tau-
ſend Mann einbuͤßten. Welches den Agatho-
cles ſo verzweifelt machte: daß er heimlich ent-
wiech/ und ſeine Soͤhne im Stiche ließ/ welche
das Kriegs-Volck ermordete/ den Carthaginen-
ſern alle eroberte Staͤdte verkauffte/ und ſich
ſelbſt groſſen Theils in ihre Dienſte begab.
Fuͤrſt Narvas aber gerieth inzwiſchen in einen
klaͤglichen Zufall; denn als er nach erobertem
Siege wider den Eumachus dem noch feindli-
chen Koͤnige der Numidier und Mohren Erga-
menes einfiel/ dieſer aber mit Fleiß den Nar-
vas biß in die innerſten Sand-Wuͤſteneyen ver-
leitet hatte/ beſetzten die Mohren alle Paͤſſe; al-
ſo: daß die Carthaginenſer/ welche ſchon die
Helffte theils vom Durſte/ theils von Schlangen
verlohren hatten/ dem zehnmal ſtaͤrckern Heere
des Ergamenes nur die Stirne bitten muſten.
Die Verzweifelung zwang ihnen unglaͤubliche
Helden-Thaten ab/ und fuͤgte den Mohren
nicht geringen Schaden zu/ indem keiner unge-
rochen ſtarb; endlich aber ward die Menge doch
ihr Meiſter/ Fuͤrſt Narvas nach zwantzig em-
pfangenen Wunden gefangen/ und mit etlichen
wenigen Semnonern und Celten nach Cirtha
gefangen bracht/ endlich gar nach Merve ge-
fuͤhrt. Zu ihrem groͤſten Ungluͤcke hatten dieſe
in der Schlacht zwey Affen umbbracht/ welchen
die Numidier und Pithecuſier/ ſo wie die Egypti-
er den Hunden Goͤttliche Ehre erweiſen/ und
ſie als ihre Helffer in alle Schlachten mit neh-
men; die aber/ welche ſich an ihnen vergreif-
fen/ unnachlaͤßlich am Leben ſtraffen. Die
Gefangenen wurden von den Numidiern und
Mohren zwar wohl gepflegt/ aber zu ihrem
Tode; welcher ihnen denn auch angeſagt ward.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 798[802]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/862>, abgerufen am 23.11.2024.