Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] und nach gegen sie bezeugter tieffer Ehrerbie-
tung erkundigten: mit was für Annehmligkeit
sie einander in dieser Einsamkeit unterhielten.
Die holdselige Erato berichtete hierauf: daß sie
ihr die Ankunfftund Beschaffenheit der beyden
Cattischen Hertzoginnen; denen der gantze Hoff
entgegen gezogen wäre/ hätte erzehlen lassen;
und von ihnen so viel gutes vernommen: daß sie
eine grosse Begierde hätte sie nur bald zu umar-
men/ und sich um ihre Gewogenheit zu bewer-
ben. Jhr Vorwitz hätte sie auch ferner getrie-
ben den Uhrsprung der Liebe zwischen dem
Feldherren und der auserwehlten Fürstin
Thußnelda/ wie nichts minder der von ihrem
Vater hierüber geschöpfften Gramschafft zu er-
forschen. Worvon ihr die anwesende Nassauin
zwar ein Theil zu eröfnen Vertröstung/ hier-
nebst aber diese Anweisung gethan hätte: daß sie
alle Umstände von niemanden besser/ als dem
Fürsten Adgandester/ welchem Hertzog Herr-
mann iederzeit sein Hertze mit allen Heimligkei-
ten vertraut hätte/ ja ein treuer Gefärthe seines
Glücks gewest wäre/ vernehmen könte. Aber
sie trüge nicht unbilliches Bedencken ihm nicht
nur eine so beschwerliche Bemühung/ sondern
auch die Eröffnung derselben Heimligkeiten an-
zumuthen; welche die Liebhaber insgemein ver-
borgen wissen wolten; weil sie davon den Aber-
glauben hätten: daß wie die Sonne den Glantz
den Sternen/ also die Wissenschafft den Zucker
der Liebe benehme. Jedoch könte sie ihn wohl
versichern: daß die holdselige Thußnelda ihr
selbst nichts hiervon zu verschweigen Vertrö-
stung gethan hätte. Adgandester bezeugte ge-
gen die Königin ein absonderes Verlangen ihr
zu gehorsamen/ und trüge er selbte zu eröffnen
kein Bedencken. Sintemal er wol wüste: daß
er hierdurch nichts/ was sein Herr und Thuß-
nelde für ihnen verschwiegen haben wolte/ ent-
deckte. Nicht zwar/ weil ihnen vieler Eitelkeit
anklebte/ welche ihre Liebe für unvollkommen/
oder nicht für genung eingezuckert hielten/ wenn
[Spaltenumbruch] nicht auch andere darvon wüsten; und gleichsam
an ihrer Ergetzligkeit theil hätten; sondern viel-
mehr/ weil beyder Liebes-Fackeln alles Rauches
befreyet wären; also: daß sie allen andern Lieb-
habern wol ein Licht/ niemanden aber kein Aer-
gernüß abgeben könten. Und irrete ihn nichts:
daß Segesthes selbst diese reine Gluth nicht nur
auszuleschen/ sondern auch zu schwärtzen sich auf
alle Weise bemühete. Denn wie die von der
Erden aufsteigenden Dünste es die Sonne zu
beflecken nicht endeten/ gleichwol aber durch ih-
re Zerrinnung der angefeuchteten Erde wider
ihr Absehn Nutzen schafften; Also benähme die
Verleumdung denen Stralen der Tugend
nicht den geringsten Funcken; ja sie verursachte
mit ihrem Schatten vielmehr: daß sie desto hel-
ler leuchtete/ und ihren Lauf mit so viel mehr
Ehre vollendete. Hertzog Rhemetalces fiel
ein: Er wolte wol nicht gerne der Königin Ver-
langen/ und ihrem aus Anhörung einer so
merckwürdigen Liebes-Geschichte bereit durch
den Vorschmack der Hoffnung geschöpfften
Vergnügen den minsten Abbruch thun; weil er
aber bereit diese Nachricht hiervon hätte: daß
die Erzehlung in andere wichtige Reichs- und
Kriegs-Begebenheiten Deutschlands einfallen
würde; stellte er zu der Königin Entschlüssung:
Ob nicht Fürst Adgandester zu vermögen wäre/
ihnen vom Uhrsprunge an der Deutschen Ge-
schichte/ und insonderheit die mit denen Römern
und Griechen gehabte Vermengungen vorher
entwerffen/ und dardurch des Feldherrn Herr-
manns Thaten ein Licht geben wolte. Erato
versetzte: sie wäre für diese gute Erinnerung
dem Fürsten Rhemetalces hoch verbunden/ noch
höher aber würde sie es gegen den Fürsten Ad-
gandester seyn; wenn er sie alle mit einer hoch-
verlangten Nachricht zu beglückseligen erbitt-
lich seyn möchte. Adgandester antwortete: Er
wäre so begierig als schuldig hierinnen zu gehor-
samen; Sein einiges Bedencken wäre nur:
daß seine Erzehlung einer so lieblichen Gesell-

schafft
Z z z z 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] und nach gegen ſie bezeugter tieffer Ehrerbie-
tung erkundigten: mit was fuͤr Annehmligkeit
ſie einander in dieſer Einſamkeit unterhielten.
Die holdſelige Erato berichtete hierauf: daß ſie
ihr die Ankunfftund Beſchaffenheit der beyden
Cattiſchen Hertzoginnen; denen der gantze Hoff
entgegen gezogen waͤre/ haͤtte erzehlen laſſen;
und von ihnen ſo viel gutes vernommen: daß ſie
eine groſſe Begierde haͤtte ſie nur bald zu umar-
men/ und ſich um ihre Gewogenheit zu bewer-
ben. Jhr Vorwitz haͤtte ſie auch ferner getrie-
ben den Uhrſprung der Liebe zwiſchen dem
Feldherren und der auserwehlten Fuͤrſtin
Thußnelda/ wie nichts minder der von ihrem
Vater hieruͤber geſchoͤpfften Gramſchafft zu er-
forſchen. Worvon ihr die anweſende Naſſauin
zwar ein Theil zu eroͤfnen Vertroͤſtung/ hier-
nebſt aber dieſe Anweiſung gethan haͤtte: daß ſie
alle Umſtaͤnde von niemanden beſſer/ als dem
Fuͤrſten Adgandeſter/ welchem Hertzog Herr-
mann iederzeit ſein Hertze mit allen Heimligkei-
ten vertraut haͤtte/ ja ein treuer Gefaͤrthe ſeines
Gluͤcks geweſt waͤre/ vernehmen koͤnte. Aber
ſie truͤge nicht unbilliches Bedencken ihm nicht
nur eine ſo beſchwerliche Bemuͤhung/ ſondern
auch die Eroͤffnung derſelben Heimligkeiten an-
zumuthen; welche die Liebhaber insgemein ver-
borgen wiſſen wolten; weil ſie davon den Aber-
glauben haͤtten: daß wie die Sonne den Glantz
den Sternen/ alſo die Wiſſenſchafft den Zucker
der Liebe benehme. Jedoch koͤnte ſie ihn wohl
verſichern: daß die holdſelige Thußnelda ihr
ſelbſt nichts hiervon zu verſchweigen Vertroͤ-
ſtung gethan haͤtte. Adgandeſter bezeugte ge-
gen die Koͤnigin ein abſonderes Verlangen ihr
zu gehorſamen/ und truͤge er ſelbte zu eroͤffnen
kein Bedencken. Sintemal er wol wuͤſte: daß
er hierdurch nichts/ was ſein Herr und Thuß-
nelde fuͤr ihnen verſchwiegen haben wolte/ ent-
deckte. Nicht zwar/ weil ihnen vieler Eitelkeit
anklebte/ welche ihre Liebe fuͤr unvollkommen/
oder nicht fuͤr genung eingezuckert hielten/ wenn
[Spaltenumbruch] nicht auch andere darvon wuͤſten; und gleichſam
an ihrer Ergetzligkeit theil haͤtten; ſondern viel-
mehr/ weil beyder Liebes-Fackeln alles Rauches
befreyet waͤren; alſo: daß ſie allen andern Lieb-
habern wol ein Licht/ niemanden aber kein Aer-
gernuͤß abgeben koͤnten. Und irrete ihn nichts:
daß Segeſthes ſelbſt dieſe reine Gluth nicht nur
auszuleſchen/ ſondern auch zu ſchwaͤrtzen ſich auf
alle Weiſe bemuͤhete. Denn wie die von der
Erden aufſteigenden Duͤnſte es die Sonne zu
beflecken nicht endeten/ gleichwol aber durch ih-
re Zerrinnung der angefeuchteten Erde wider
ihr Abſehn Nutzen ſchafften; Alſo benaͤhme die
Verleumdung denen Stralen der Tugend
nicht den geringſten Funcken; ja ſie verurſachte
mit ihrem Schatten vielmehr: daß ſie deſto hel-
ler leuchtete/ und ihren Lauf mit ſo viel mehr
Ehre vollendete. Hertzog Rhemetalces fiel
ein: Er wolte wol nicht gerne der Koͤnigin Ver-
langen/ und ihrem aus Anhoͤrung einer ſo
merckwuͤrdigen Liebes-Geſchichte bereit durch
den Vorſchmack der Hoffnung geſchoͤpfften
Vergnuͤgen den minſten Abbruch thun; weil er
aber bereit dieſe Nachricht hiervon haͤtte: daß
die Erzehlung in andere wichtige Reichs- und
Kriegs-Begebenheiten Deutſchlands einfallen
wuͤrde; ſtellte er zu der Koͤnigin Entſchluͤſſung:
Ob nicht Fuͤrſt Adgandeſter zu vermoͤgen waͤre/
ihnen vom Uhrſprunge an der Deutſchen Ge-
ſchichte/ und inſonderheit die mit denen Roͤmern
und Griechen gehabte Vermengungen vorher
entwerffen/ und dardurch des Feldherrn Herr-
manns Thaten ein Licht geben wolte. Erato
verſetzte: ſie waͤre fuͤr dieſe gute Erinnerung
dem Fuͤrſten Rhemetalces hoch verbunden/ noch
hoͤher aber wuͤrde ſie es gegen den Fuͤrſten Ad-
gandeſter ſeyn; wenn er ſie alle mit einer hoch-
verlangten Nachricht zu begluͤckſeligen erbitt-
lich ſeyn moͤchte. Adgandeſter antwortete: Er
waͤre ſo begierig als ſchuldig hierinnen zu gehor-
ſamen; Sein einiges Bedencken waͤre nur:
daß ſeine Erzehlung einer ſo lieblichen Geſell-

ſchafft
Z z z z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0793" n="731[733]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
und nach gegen &#x017F;ie bezeugter tieffer Ehrerbie-<lb/>
tung erkundigten: mit was fu&#x0364;r Annehmligkeit<lb/>
&#x017F;ie einander in die&#x017F;er Ein&#x017F;amkeit unterhielten.<lb/>
Die hold&#x017F;elige Erato berichtete hierauf: daß &#x017F;ie<lb/>
ihr die Ankunfftund Be&#x017F;chaffenheit der beyden<lb/>
Catti&#x017F;chen Hertzoginnen; denen der gantze Hoff<lb/>
entgegen gezogen wa&#x0364;re/ ha&#x0364;tte erzehlen la&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
und von ihnen &#x017F;o viel gutes vernommen: daß &#x017F;ie<lb/>
eine gro&#x017F;&#x017F;e Begierde ha&#x0364;tte &#x017F;ie nur bald zu umar-<lb/>
men/ und &#x017F;ich um ihre Gewogenheit zu bewer-<lb/>
ben. Jhr Vorwitz ha&#x0364;tte &#x017F;ie auch ferner getrie-<lb/>
ben den Uhr&#x017F;prung der Liebe zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Feldherren und der auserwehlten Fu&#x0364;r&#x017F;tin<lb/>
Thußnelda/ wie nichts minder der von ihrem<lb/>
Vater hieru&#x0364;ber ge&#x017F;cho&#x0364;pfften Gram&#x017F;chafft zu er-<lb/>
for&#x017F;chen. Worvon ihr die anwe&#x017F;ende Na&#x017F;&#x017F;auin<lb/>
zwar ein Theil zu ero&#x0364;fnen Vertro&#x0364;&#x017F;tung/ hier-<lb/>
neb&#x017F;t aber die&#x017F;e Anwei&#x017F;ung gethan ha&#x0364;tte: daß &#x017F;ie<lb/>
alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde von niemanden be&#x017F;&#x017F;er/ als dem<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten Adgande&#x017F;ter/ welchem Hertzog Herr-<lb/>
mann iederzeit &#x017F;ein Hertze mit allen Heimligkei-<lb/>
ten vertraut ha&#x0364;tte/ ja ein treuer Gefa&#x0364;rthe &#x017F;eines<lb/>
Glu&#x0364;cks gewe&#x017F;t wa&#x0364;re/ vernehmen ko&#x0364;nte. Aber<lb/>
&#x017F;ie tru&#x0364;ge nicht unbilliches Bedencken ihm nicht<lb/>
nur eine &#x017F;o be&#x017F;chwerliche Bemu&#x0364;hung/ &#x017F;ondern<lb/>
auch die Ero&#x0364;ffnung der&#x017F;elben Heimligkeiten an-<lb/>
zumuthen; welche die Liebhaber insgemein ver-<lb/>
borgen wi&#x017F;&#x017F;en wolten; weil &#x017F;ie davon den Aber-<lb/>
glauben ha&#x0364;tten: daß wie die Sonne den Glantz<lb/>
den Sternen/ al&#x017F;o die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft den Zucker<lb/>
der Liebe benehme. Jedoch ko&#x0364;nte &#x017F;ie ihn wohl<lb/>
ver&#x017F;ichern: daß die hold&#x017F;elige Thußnelda ihr<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nichts hiervon zu ver&#x017F;chweigen Vertro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tung gethan ha&#x0364;tte. Adgande&#x017F;ter bezeugte ge-<lb/>
gen die Ko&#x0364;nigin ein ab&#x017F;onderes Verlangen ihr<lb/>
zu gehor&#x017F;amen/ und tru&#x0364;ge er &#x017F;elbte zu ero&#x0364;ffnen<lb/>
kein Bedencken. Sintemal er wol wu&#x0364;&#x017F;te: daß<lb/>
er hierdurch nichts/ was &#x017F;ein Herr und Thuß-<lb/>
nelde fu&#x0364;r ihnen ver&#x017F;chwiegen haben wolte/ ent-<lb/>
deckte. Nicht zwar/ weil ihnen vieler Eitelkeit<lb/>
anklebte/ welche ihre Liebe fu&#x0364;r unvollkommen/<lb/>
oder nicht fu&#x0364;r genung eingezuckert hielten/ wenn<lb/><cb/>
nicht auch andere darvon wu&#x0364;&#x017F;ten; und gleich&#x017F;am<lb/>
an ihrer Ergetzligkeit theil ha&#x0364;tten; &#x017F;ondern viel-<lb/>
mehr/ weil beyder Liebes-Fackeln alles Rauches<lb/>
befreyet wa&#x0364;ren; al&#x017F;o: daß &#x017F;ie allen andern Lieb-<lb/>
habern wol ein Licht/ niemanden aber kein Aer-<lb/>
gernu&#x0364;ß abgeben ko&#x0364;nten. Und irrete ihn nichts:<lb/>
daß Sege&#x017F;thes &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e reine Gluth nicht nur<lb/>
auszule&#x017F;chen/ &#x017F;ondern auch zu &#x017F;chwa&#x0364;rtzen &#x017F;ich auf<lb/>
alle Wei&#x017F;e bemu&#x0364;hete. Denn wie die von der<lb/>
Erden auf&#x017F;teigenden Du&#x0364;n&#x017F;te es die Sonne zu<lb/>
beflecken nicht endeten/ gleichwol aber durch ih-<lb/>
re Zerrinnung der angefeuchteten Erde wider<lb/>
ihr Ab&#x017F;ehn Nutzen &#x017F;chafften; Al&#x017F;o bena&#x0364;hme die<lb/>
Verleumdung denen Stralen der Tugend<lb/>
nicht den gering&#x017F;ten Funcken; ja &#x017F;ie verur&#x017F;achte<lb/>
mit ihrem Schatten vielmehr: daß &#x017F;ie de&#x017F;to hel-<lb/>
ler leuchtete/ und ihren Lauf mit &#x017F;o viel mehr<lb/>
Ehre vollendete. Hertzog Rhemetalces fiel<lb/>
ein: Er wolte wol nicht gerne der Ko&#x0364;nigin Ver-<lb/>
langen/ und ihrem aus Anho&#x0364;rung einer &#x017F;o<lb/>
merckwu&#x0364;rdigen Liebes-Ge&#x017F;chichte bereit durch<lb/>
den Vor&#x017F;chmack der Hoffnung ge&#x017F;cho&#x0364;pfften<lb/>
Vergnu&#x0364;gen den min&#x017F;ten Abbruch thun; weil er<lb/>
aber bereit die&#x017F;e Nachricht hiervon ha&#x0364;tte: daß<lb/>
die Erzehlung in andere wichtige Reichs- und<lb/>
Kriegs-Begebenheiten Deut&#x017F;chlands einfallen<lb/>
wu&#x0364;rde; &#x017F;tellte er zu der Ko&#x0364;nigin Ent&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung:<lb/>
Ob nicht Fu&#x0364;r&#x017F;t Adgande&#x017F;ter zu vermo&#x0364;gen wa&#x0364;re/<lb/>
ihnen vom Uhr&#x017F;prunge an der Deut&#x017F;chen Ge-<lb/>
&#x017F;chichte/ und in&#x017F;onderheit die mit denen Ro&#x0364;mern<lb/>
und Griechen gehabte Vermengungen vorher<lb/>
entwerffen/ und dardurch des Feldherrn Herr-<lb/>
manns Thaten ein Licht geben wolte. Erato<lb/>
ver&#x017F;etzte: &#x017F;ie wa&#x0364;re fu&#x0364;r die&#x017F;e gute Erinnerung<lb/>
dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten Rhemetalces hoch verbunden/ noch<lb/>
ho&#x0364;her aber wu&#x0364;rde &#x017F;ie es gegen den Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ad-<lb/>
gande&#x017F;ter &#x017F;eyn; wenn er &#x017F;ie alle mit einer hoch-<lb/>
verlangten Nachricht zu beglu&#x0364;ck&#x017F;eligen erbitt-<lb/>
lich &#x017F;eyn mo&#x0364;chte. Adgande&#x017F;ter antwortete: Er<lb/>
wa&#x0364;re &#x017F;o begierig als &#x017F;chuldig hierinnen zu gehor-<lb/>
&#x017F;amen; Sein einiges Bedencken wa&#x0364;re nur:<lb/>
daß &#x017F;eine Erzehlung einer &#x017F;o lieblichen Ge&#x017F;ell-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z z z z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chafft</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[731[733]/0793] Arminius und Thußnelda. und nach gegen ſie bezeugter tieffer Ehrerbie- tung erkundigten: mit was fuͤr Annehmligkeit ſie einander in dieſer Einſamkeit unterhielten. Die holdſelige Erato berichtete hierauf: daß ſie ihr die Ankunfftund Beſchaffenheit der beyden Cattiſchen Hertzoginnen; denen der gantze Hoff entgegen gezogen waͤre/ haͤtte erzehlen laſſen; und von ihnen ſo viel gutes vernommen: daß ſie eine groſſe Begierde haͤtte ſie nur bald zu umar- men/ und ſich um ihre Gewogenheit zu bewer- ben. Jhr Vorwitz haͤtte ſie auch ferner getrie- ben den Uhrſprung der Liebe zwiſchen dem Feldherren und der auserwehlten Fuͤrſtin Thußnelda/ wie nichts minder der von ihrem Vater hieruͤber geſchoͤpfften Gramſchafft zu er- forſchen. Worvon ihr die anweſende Naſſauin zwar ein Theil zu eroͤfnen Vertroͤſtung/ hier- nebſt aber dieſe Anweiſung gethan haͤtte: daß ſie alle Umſtaͤnde von niemanden beſſer/ als dem Fuͤrſten Adgandeſter/ welchem Hertzog Herr- mann iederzeit ſein Hertze mit allen Heimligkei- ten vertraut haͤtte/ ja ein treuer Gefaͤrthe ſeines Gluͤcks geweſt waͤre/ vernehmen koͤnte. Aber ſie truͤge nicht unbilliches Bedencken ihm nicht nur eine ſo beſchwerliche Bemuͤhung/ ſondern auch die Eroͤffnung derſelben Heimligkeiten an- zumuthen; welche die Liebhaber insgemein ver- borgen wiſſen wolten; weil ſie davon den Aber- glauben haͤtten: daß wie die Sonne den Glantz den Sternen/ alſo die Wiſſenſchafft den Zucker der Liebe benehme. Jedoch koͤnte ſie ihn wohl verſichern: daß die holdſelige Thußnelda ihr ſelbſt nichts hiervon zu verſchweigen Vertroͤ- ſtung gethan haͤtte. Adgandeſter bezeugte ge- gen die Koͤnigin ein abſonderes Verlangen ihr zu gehorſamen/ und truͤge er ſelbte zu eroͤffnen kein Bedencken. Sintemal er wol wuͤſte: daß er hierdurch nichts/ was ſein Herr und Thuß- nelde fuͤr ihnen verſchwiegen haben wolte/ ent- deckte. Nicht zwar/ weil ihnen vieler Eitelkeit anklebte/ welche ihre Liebe fuͤr unvollkommen/ oder nicht fuͤr genung eingezuckert hielten/ wenn nicht auch andere darvon wuͤſten; und gleichſam an ihrer Ergetzligkeit theil haͤtten; ſondern viel- mehr/ weil beyder Liebes-Fackeln alles Rauches befreyet waͤren; alſo: daß ſie allen andern Lieb- habern wol ein Licht/ niemanden aber kein Aer- gernuͤß abgeben koͤnten. Und irrete ihn nichts: daß Segeſthes ſelbſt dieſe reine Gluth nicht nur auszuleſchen/ ſondern auch zu ſchwaͤrtzen ſich auf alle Weiſe bemuͤhete. Denn wie die von der Erden aufſteigenden Duͤnſte es die Sonne zu beflecken nicht endeten/ gleichwol aber durch ih- re Zerrinnung der angefeuchteten Erde wider ihr Abſehn Nutzen ſchafften; Alſo benaͤhme die Verleumdung denen Stralen der Tugend nicht den geringſten Funcken; ja ſie verurſachte mit ihrem Schatten vielmehr: daß ſie deſto hel- ler leuchtete/ und ihren Lauf mit ſo viel mehr Ehre vollendete. Hertzog Rhemetalces fiel ein: Er wolte wol nicht gerne der Koͤnigin Ver- langen/ und ihrem aus Anhoͤrung einer ſo merckwuͤrdigen Liebes-Geſchichte bereit durch den Vorſchmack der Hoffnung geſchoͤpfften Vergnuͤgen den minſten Abbruch thun; weil er aber bereit dieſe Nachricht hiervon haͤtte: daß die Erzehlung in andere wichtige Reichs- und Kriegs-Begebenheiten Deutſchlands einfallen wuͤrde; ſtellte er zu der Koͤnigin Entſchluͤſſung: Ob nicht Fuͤrſt Adgandeſter zu vermoͤgen waͤre/ ihnen vom Uhrſprunge an der Deutſchen Ge- ſchichte/ und inſonderheit die mit denen Roͤmern und Griechen gehabte Vermengungen vorher entwerffen/ und dardurch des Feldherrn Herr- manns Thaten ein Licht geben wolte. Erato verſetzte: ſie waͤre fuͤr dieſe gute Erinnerung dem Fuͤrſten Rhemetalces hoch verbunden/ noch hoͤher aber wuͤrde ſie es gegen den Fuͤrſten Ad- gandeſter ſeyn; wenn er ſie alle mit einer hoch- verlangten Nachricht zu begluͤckſeligen erbitt- lich ſeyn moͤchte. Adgandeſter antwortete: Er waͤre ſo begierig als ſchuldig hierinnen zu gehor- ſamen; Sein einiges Bedencken waͤre nur: daß ſeine Erzehlung einer ſo lieblichen Geſell- ſchafft Z z z z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/793
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 731[733]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/793>, abgerufen am 03.12.2024.