Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Ey dem andern ähnlich waren. Jch wandtemich hierauf wieder zum Zarmar/ meldende: Jch sehe nunmehr die Ursache deines Unwil- lens; Ob ich nun wohl weder die Geilheit Au- gustens/ noch die Verhängung der blinden Livia entschuldige; so laßt uns doch lieber diese Laster verdecken/ als durch ihre Eröffnung so viel tau- send Einfältige ärgern. Bildnüsse sind ohne diß keine Abdrückungen der nichts leibliches an sich habenden Götter/ sondern nur ein Schatten ihrer Eigenschafften; welche Prometheus er- funden/ die Perser allemal verdammet/ und aus gleichmässigem Aergernüsse Diagoras Melius des Hercules Säule auf einem Holtz-Stosse verbrennet haben soll. Denn da man nicht einst die menschliche Seele mit Ertzt und Stein abzubilden vermag/ wie viel weniger lässet sich Gott/ der über die Seele/ ja über die Natur ist/ derogestalt nachpregen. Daher haben die Grie- chen von den Phöniciern die Bilder ziemlich langsam bekommen/ und Rom hat hundert und sechtzig Jahr ihre Götter ohn einiges Bild ver- ehret. Ja Zenon verdammte die/ welche ausser- halb ihres Hertzens/ Gott zu seiner Wohnung einigen Tempel bauten/ als welche ebenfalls von Anfang aus Grabe-Städten ihren Ur- sprung erhalten. Laß uns daher diesen Alaba- ster-Stein nicht als ein Ebenbild/ sondern als ein blosses Denckmal der Jsis anschauen. Ha- ben doch die Götter nicht nur in Egypten Gestal- ten wilder Thiere/ sondern bey den Brahman- nen selbst habe ich das Bild Göttlicher Weißheit mit einem Elefanten-Kopfe angetroffen. Die Götter sehen ohne diß nicht die Herrligkeit ihrer Götzen/ sondern die Andacht der Betenden an. Wie viel derer haben bey der Anadyomenischen und bey der Gnidischen Venus Hülffe gefun- den; da doch der ersten Bild Apelles nach sein und des grossen Alexanders Buhlschafft Pan- casta gemahlet/ die andern aber Praxiteles nach der üppigen Phryne/ wie selbte an dem Elevsini- schen Feyer sich für dem versammleten Griechen- lande entblössete/ gebildet hat. Die Stadt Ty- [Spaltenumbruch] rus soll denselben Jahrs-Tag an grossen Ale- xander übergegangen seyn/ als die Carthaginen- ser das grosse ertztene Bild des Apollo zu Gala aus dem Tempel geraubet/ und nach Tyrus ge- schickt/ die Tyrier aber/ als wenn es für den Feind kämpfte/ schimpflich verspeyet; ungeach- tet selbtes nach dem Ebenbilde des grossen Wü- terichs Phalaris in Sicilien soll gegossen wor- den seyn. Mit dieser Einredung hielt ich den unwilligen Zarmar so lange auf/ biß das Opfer sich endigte/ und wir also aus dem Tempel zu kommen Gelegenheit bekamen. Gleichwohl blieb Zarmar voller Unwillen/ also; daß er her- aus brach: Er wüntschte und hoffte von der Gottlosen Terentia ein eben so erbärmliches En- de zu erfahren/ als der Spötterin Pharsalia be- gegnet/ welche sich zwar nicht gescheuet die von den Philomelus aus einem Tempel geraubte und ihr als seiner Buhlschafft geschenckte güldene Krone der Daphne zu tragen/ welche die Lampsacer hin- ein gewiedmet hätten; aber hernach von denen darüber unsinnig werdenden Priestern zerrissen worden wäre. Terentia aber wäre ungleich straffbarer/ welche nicht nur einen heiligen Krantz stehle/ sondern sich selbst zu einer Gottheit machte. Beym Abschiede für dem Tempel ersuchte mensch- Erster Theil. U u u u
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Ey dem andern aͤhnlich waren. Jch wandtemich hierauf wieder zum Zarmar/ meldende: Jch ſehe nunmehr die Urſache deines Unwil- lens; Ob ich nun wohl weder die Geilheit Au- guſtens/ noch die Verhaͤngung der blinden Livia entſchuldige; ſo laßt uns doch lieber dieſe Laſter verdecken/ als durch ihre Eroͤffnung ſo viel tau- ſend Einfaͤltige aͤrgern. Bildnuͤſſe ſind ohne diß keine Abdruͤckungen der nichts leibliches an ſich habenden Goͤtter/ ſondern nur ein Schatten ihrer Eigenſchafften; welche Prometheus er- funden/ die Perſer allemal verdammet/ und aus gleichmaͤſſigem Aergernuͤſſe Diagoras Melius des Hercules Saͤule auf einem Holtz-Stoſſe verbrennet haben ſoll. Denn da man nicht einſt die menſchliche Seele mit Ertzt und Stein abzubilden vermag/ wie viel weniger laͤſſet ſich Gott/ der uͤber die Seele/ ja uͤber die Natur iſt/ derogeſtalt nachpregen. Daher haben die Grie- chen von den Phoͤniciern die Bilder ziemlich langſam bekommen/ und Rom hat hundert und ſechtzig Jahr ihre Goͤtter ohn einiges Bild ver- ehret. Ja Zenon verdam̃te die/ welche auſſer- halb ihres Hertzens/ Gott zu ſeiner Wohnung einigen Tempel bauten/ als welche ebenfalls von Anfang aus Grabe-Staͤdten ihren Ur- ſprung erhalten. Laß uns daher dieſen Alaba- ſter-Stein nicht als ein Ebenbild/ ſondern als ein bloſſes Denckmal der Jſis anſchauen. Ha- ben doch die Goͤtteꝛ nicht nur in Egypten Geſtal- ten wilder Thiere/ ſondern bey den Brahman- nen ſelbſt habe ich das Bild Goͤttlicher Weißheit mit einem Elefanten-Kopfe angetroffen. Die Goͤtter ſehen ohne diß nicht die Herrligkeit ihrer Goͤtzen/ ſondern die Andacht der Betenden an. Wie viel derer haben bey der Anadyomeniſchen und bey der Gnidiſchen Venus Huͤlffe gefun- den; da doch der erſten Bild Apelles nach ſein und des groſſen Alexanders Buhlſchafft Pan- caſta gemahlet/ die andern aber Praxiteles nach der uͤppigen Phryne/ wie ſelbte an dem Elevſini- ſchen Feyer ſich fuͤr dem verſam̃leten Griechen- lande entbloͤſſete/ gebildet hat. Die Stadt Ty- [Spaltenumbruch] rus ſoll denſelben Jahrs-Tag an groſſen Ale- xander uͤbergegangen ſeyn/ als die Carthaginen- ſer das groſſe ertztene Bild des Apollo zu Gala aus dem Tempel geraubet/ und nach Tyrus ge- ſchickt/ die Tyrier aber/ als wenn es fuͤr den Feind kaͤmpfte/ ſchimpflich verſpeyet; ungeach- tet ſelbtes nach dem Ebenbilde des groſſen Wuͤ- terichs Phalaris in Sicilien ſoll gegoſſen wor- den ſeyn. Mit dieſer Einredung hielt ich den unwilligen Zarmar ſo lange auf/ biß das Opfer ſich endigte/ und wir alſo aus dem Tempel zu kommen Gelegenheit bekamen. Gleichwohl blieb Zarmar voller Unwillen/ alſo; daß er her- aus brach: Er wuͤntſchte und hoffte von der Gottloſen Terentia ein eben ſo erbaͤrmliches En- de zu erfahren/ als der Spoͤtterin Pharſalia be- gegnet/ welche ſich zwar nicht geſcheuet die von dẽ Philomelus aus einem Tempel geꝛaubte und ihꝛ als ſeiner Buhlſchafft geſchenckte guͤldene Krone der Daphne zu tragen/ welche die Lampſacer hin- ein gewiedmet haͤtten; aber hernach von denen daruͤber unſinnig werdenden Prieſtern zerriſſen worden waͤre. Terentia aber waͤre ungleich ſtraffbarer/ welche nicht nur einen heiligẽ Krantz ſtehle/ ſondern ſich ſelbſt zu einer Gottheit machte. Beym Abſchiede fuͤr dem Tempel erſuchte menſch- Erſter Theil. U u u u
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Arminius und Thußnelda.
Ey dem andern aͤhnlich waren. Jch wandte
mich hierauf wieder zum Zarmar/ meldende:
Jch ſehe nunmehr die Urſache deines Unwil-
lens; Ob ich nun wohl weder die Geilheit Au-
guſtens/ noch die Verhaͤngung der blinden Livia
entſchuldige; ſo laßt uns doch lieber dieſe Laſter
verdecken/ als durch ihre Eroͤffnung ſo viel tau-
ſend Einfaͤltige aͤrgern. Bildnuͤſſe ſind ohne
diß keine Abdruͤckungen der nichts leibliches an
ſich habenden Goͤtter/ ſondern nur ein Schatten
ihrer Eigenſchafften; welche Prometheus er-
funden/ die Perſer allemal verdammet/ und aus
gleichmaͤſſigem Aergernuͤſſe Diagoras Melius
des Hercules Saͤule auf einem Holtz-Stoſſe
verbrennet haben ſoll. Denn da man nicht
einſt die menſchliche Seele mit Ertzt und Stein
abzubilden vermag/ wie viel weniger laͤſſet ſich
Gott/ der uͤber die Seele/ ja uͤber die Natur iſt/
derogeſtalt nachpregen. Daher haben die Grie-
chen von den Phoͤniciern die Bilder ziemlich
langſam bekommen/ und Rom hat hundert und
ſechtzig Jahr ihre Goͤtter ohn einiges Bild ver-
ehret. Ja Zenon verdam̃te die/ welche auſſer-
halb ihres Hertzens/ Gott zu ſeiner Wohnung
einigen Tempel bauten/ als welche ebenfalls
von Anfang aus Grabe-Staͤdten ihren Ur-
ſprung erhalten. Laß uns daher dieſen Alaba-
ſter-Stein nicht als ein Ebenbild/ ſondern als
ein bloſſes Denckmal der Jſis anſchauen. Ha-
ben doch die Goͤtteꝛ nicht nur in Egypten Geſtal-
ten wilder Thiere/ ſondern bey den Brahman-
nen ſelbſt habe ich das Bild Goͤttlicher Weißheit
mit einem Elefanten-Kopfe angetroffen. Die
Goͤtter ſehen ohne diß nicht die Herrligkeit ihrer
Goͤtzen/ ſondern die Andacht der Betenden an.
Wie viel derer haben bey der Anadyomeniſchen
und bey der Gnidiſchen Venus Huͤlffe gefun-
den; da doch der erſten Bild Apelles nach ſein
und des groſſen Alexanders Buhlſchafft Pan-
caſta gemahlet/ die andern aber Praxiteles nach
der uͤppigen Phryne/ wie ſelbte an dem Elevſini-
ſchen Feyer ſich fuͤr dem verſam̃leten Griechen-
lande entbloͤſſete/ gebildet hat. Die Stadt Ty-
rus ſoll denſelben Jahrs-Tag an groſſen Ale-
xander uͤbergegangen ſeyn/ als die Carthaginen-
ſer das groſſe ertztene Bild des Apollo zu Gala
aus dem Tempel geraubet/ und nach Tyrus ge-
ſchickt/ die Tyrier aber/ als wenn es fuͤr den
Feind kaͤmpfte/ ſchimpflich verſpeyet; ungeach-
tet ſelbtes nach dem Ebenbilde des groſſen Wuͤ-
terichs Phalaris in Sicilien ſoll gegoſſen wor-
den ſeyn. Mit dieſer Einredung hielt ich den
unwilligen Zarmar ſo lange auf/ biß das Opfer
ſich endigte/ und wir alſo aus dem Tempel zu
kommen Gelegenheit bekamen. Gleichwohl
blieb Zarmar voller Unwillen/ alſo; daß er her-
aus brach: Er wuͤntſchte und hoffte von der
Gottloſen Terentia ein eben ſo erbaͤrmliches En-
de zu erfahren/ als der Spoͤtterin Pharſalia be-
gegnet/ welche ſich zwar nicht geſcheuet die von dẽ
Philomelus aus einem Tempel geꝛaubte und ihꝛ
als ſeiner Buhlſchafft geſchenckte guͤldene Krone
der Daphne zu tragen/ welche die Lampſacer hin-
ein gewiedmet haͤtten; aber hernach von denen
daruͤber unſinnig werdenden Prieſtern zerriſſen
worden waͤre. Terentia aber waͤre ungleich
ſtraffbarer/ welche nicht nur einen heiligẽ Krantz
ſtehle/ ſondern ſich ſelbſt zu einer Gottheit machte.
Beym Abſchiede fuͤr dem Tempel erſuchte
uns Mecenas/ wir moͤchten folgenden Tag ihm
in Beſchauung der Stadt ferner vergnuͤgliche
Geſellſchafft leiſten. Dieſem zu folge machten
wir uns umb dem hoͤflichen Mecenas vorzukom-
men mit dem Tage auf. Er begegnete uns
aber ſchon an der Ecke/ wo man gegen dem Rich-
ter-Stule des Polemarchus faͤhrt/ von welchem
ſo genennten dritten Raths-Herren vor Zeiten
die Atheniſchen Kriege gefuͤhrt/ und der Aus-
laͤnder Strittigkeiten gerichtet wurden. Nach
einer freundlichen Beſchwerde: daß wir ihm die
Ehre uns abzuholen nicht gegoͤnnet haͤtten/
fuͤhrte er uns alsbald nahe darbey in den Tem-
pel des Lycus/ welcher Pandions Sohn geweſt
war/ und darinnen ein Marmel-Bild in Geſtalt
eines Wolffes hatte. Wie wir uns hieruͤber
verwunderten/ fing der die Wanderung
menſch-
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/761>, abgerufen am 22.07.2024. |