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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] in die Cecropsburg durch die Mauer Cimonia
giengen/ war zwischen dem aus Ertzt gegosse-
nen Medusen-Haupte/ und dem Schilde Ae-
gys ein kostbarer Siegesbogen; auf der einen
Seite stand Neptun/ und rühmte gegen dem
Jupiter den der Stadt Athen verliehenen See-
hafen/ auf der andern Seite striech Minerva ih-
ren der Stadt zum besten erfundenen Oelbaum
heraus; iedes Theil wolte das Recht die Stadt
nach seinem Nahmen zu nennen behaupten.
Jn der Mitte aber zeigte sich Augustus/ dessen
Haupt mit einem Oel-Krantze/ die Hand mit
einem güldenen Apffel gezieret war. Jupiter
sprach über die Streitenden folgendes Urthel
aus:

Der Nahm: Augustus-Stadt gebührt alleine dir;
Denn Gold und Friede geht so Oel/ als Wasser für.

Für dem vom Pericles an statt des von den
Persen eingeäscherten Alten/ durch die berühm-
ten Baumeister Jctinus und Callicratus nach
Dorischer Baukunst aus Marmel auf geführ-
tem Minerven-Tempel hatten sie das Bild der
Livia in Gestalt der Minerva aufgesetzet; nur/
daß sie an statt der Nacht-Eule einen Phenix
auf der Hand sitzen hatte. Unten war in Ertzt
eingeetzt:

Nim nicht für übel auf/ du Pallas unser Stadt/
Daß man nicht Eulen dir allhier gewiedmet hat;
Die Eule bringt nur Leid/
Du aber güldne Zeit;
Wer aber uns beschenckt mit solchen eblen Gaben/
Muß mehr als Pallas seyn/ und einen Phenix haben.

Der Käyser und Livia stiegen allhier vom
Wagen/ und verfügten sich aus wahrer oder an-
gemaster Andacht in Tempel; darinnen bey
dem über die Zeit wundersam brennenden
Leuchter des Callimachus ein Altar aufgerich-
tet/ auf solchem des Käysers Bild/ wie die Son-
ne ausgeschmücket; für diesem aber ein geringes
Feuer zu sehen/ und an dem Fusse des Opffer-
Tisches zu lesen war:

[Spaltenumbruch]
Wie wird man dir/ August/ ein Opffer abgewehren?
Die Glut verliert für dir des Feuers Eigenschafft.
Doch nein! Es ist die Art der Sonnen/ Oel und Safft
Jn Baumen zu vermehrn/ nicht aber zu verzehren.
So sorgenun Athen für dein schlecht Opffer nicht;
Was Sclaven offt verschmähn/ das hebt die Sonn' an's Licht.

Hinter dem sich umkehrenden Bilde der Mi-
nerva/ welch Wunderwerck Phidias aus Gold
und Helffenbein gemacht hatte/ stand Livia aber-
mals wie die Pallas gebildet; nur/ daß sie zu-
gleich einen Reben- und Oel-Krantz auff hatte/
und bey ihren Füssen auf einem Weinstocke zu-
gleich Reben- und Oel-Zweige/ welche beyde
am ersten zu Athen sollen gepflantzt worden
seyn/ mit Früchten wuchsen. An dem Fusse
war in Marmel gegraben:

Warum kehrt Pallas weg von Livien's Gesichte/
Uns aber wieder zu? Diß/ weil des Glückes Schein
Athen lacht wieder an; und jenes/ weil sie Wein
Und Oel beysammen sicht/ sonst zweyer Götter Früchte.
Was sie nun schamroth macht/ das heist uns danckbar seyn/
Und Livien das Hertz/ Minerven's Antlitz weih'n.

Aus diesem Tempel verfügten sich beyde in den
andern der Poliadischen Minerva/ des Schutz-
Gottes Jupiters/ des Neptun/ der Venus/ den
Phedra um sich der gegen den Hippolitus ent-
zündeten Liebe zu befreyen gebaut hatte/ der
Aglaura und des Sieges da denn August als
oberster Priester/ weil in allen auf dem Tritoni-
schen Felsen liegenden Tempeln/ wie auch auff
dem unter freyem Himmel stehenden Altare der
Freundschafft/ der Schamhafftigkeit und Ver-
gessenheit geopffert ward/ in iegliches Feuer eine
Handvoll Weyrauch streute; hernach sich auff
die vorragende Spitze des Felsen setzte/ darauf
Silenus ihm seinen Sitz erkieset haben soll/ als
er mit dem Bacchus diesen heiligen Ort besu-
chet. Jnzwischen leiteten die Priester den
Käyser zu dem für ein grosses Heiligthum ge-
haltenen Oelbaume/ welcher damals soll hervor
geschossen seyn/ als Neptun und Minerva um
das an Athen habende Vorrecht gestritten. Li-
via verfügte sich auch in das Hauß/ worinnen

der

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] in die Cecropsburg durch die Mauer Cimonia
giengen/ war zwiſchen dem aus Ertzt gegoſſe-
nen Meduſen-Haupte/ und dem Schilde Ae-
gys ein koſtbarer Siegesbogen; auf der einen
Seite ſtand Neptun/ und ruͤhmte gegen dem
Jupiter den der Stadt Athen verliehenen See-
hafen/ auf der andern Seite ſtriech Minerva ih-
ren der Stadt zum beſten erfundenen Oelbaum
heraus; iedes Theil wolte das Recht die Stadt
nach ſeinem Nahmen zu nennen behaupten.
Jn der Mitte aber zeigte ſich Auguſtus/ deſſen
Haupt mit einem Oel-Krantze/ die Hand mit
einem guͤldenen Apffel gezieret war. Jupiter
ſprach uͤber die Streitenden folgendes Urthel
aus:

Der Nahm: Auguſtus-Stadt gebuͤhrt alleine dir;
Denn Gold und Friede geht ſo Oel/ als Waſſer fuͤr.

Fuͤr dem vom Pericles an ſtatt des von den
Perſen eingeaͤſcherten Alten/ durch die beruͤhm-
ten Baumeiſter Jctinus und Callicratus nach
Doriſcher Baukunſt aus Marmel auf gefuͤhr-
tem Minerven-Tempel hatten ſie das Bild der
Livia in Geſtalt der Minerva aufgeſetzet; nur/
daß ſie an ſtatt der Nacht-Eule einen Phenix
auf der Hand ſitzen hatte. Unten war in Ertzt
eingeetzt:

Nim nicht fuͤr uͤbel auf/ du Pallas unſer Stadt/
Daß man nicht Eulen dir allhier gewiedmet hat;
Die Eule bringt nur Leid/
Du aber guͤldne Zeit;
Wer aber uns beſchenckt mit ſolchen eblen Gaben/
Muß mehr als Pallas ſeyn/ und einen Phenix haben.

Der Kaͤyſer und Livia ſtiegen allhier vom
Wagen/ und verfuͤgten ſich aus wahrer oder an-
gemaſter Andacht in Tempel; darinnen bey
dem uͤber die Zeit wunderſam brennenden
Leuchter des Callimachus ein Altar aufgerich-
tet/ auf ſolchem des Kaͤyſers Bild/ wie die Son-
ne ausgeſchmuͤcket; fuͤr dieſem aber ein geringes
Feuer zu ſehen/ und an dem Fuſſe des Opffer-
Tiſches zu leſen war:

[Spaltenumbruch]
Wie wird man dir/ Auguſt/ ein Opffer abgewehren?
Die Glut verliert fuͤr dir des Feuers Eigenſchafft.
Doch nein! Es iſt die Art der Sonnen/ Oel und Safft
Jn Baumen zu vermehrn/ nicht aber zu verzehren.
So ſorgenun Athen fuͤr dein ſchlecht Opffer nicht;
Was Sclaven offt verſchmaͤhn/ das hebt die Sonn’ an’s Licht.

Hinter dem ſich umkehrenden Bilde der Mi-
nerva/ welch Wunderwerck Phidias aus Gold
und Helffenbein gemacht hatte/ ſtand Livia aber-
mals wie die Pallas gebildet; nur/ daß ſie zu-
gleich einen Reben- und Oel-Krantz auff hatte/
und bey ihren Fuͤſſen auf einem Weinſtocke zu-
gleich Reben- und Oel-Zweige/ welche beyde
am erſten zu Athen ſollen gepflantzt worden
ſeyn/ mit Fruͤchten wuchſen. An dem Fuſſe
war in Marmel gegraben:

Warum kehrt Pallas weg von Livien’s Geſichte/
Uns aber wieder zu? Diß/ weil des Gluͤckes Schein
Athen lacht wieder an; und jenes/ weil ſie Wein
Und Oel beyſammen ſicht/ ſonſt zweyer Goͤtter Fruͤchte.
Was ſie nun ſchamroth macht/ das heiſt uns danckbar ſeyn/
Und Livien das Hertz/ Minerven’s Antlitz weih’n.

Aus dieſem Tempel verfuͤgten ſich beyde in den
andern der Poliadiſchen Minerva/ des Schutz-
Gottes Jupiters/ des Neptun/ der Venus/ den
Phedra um ſich der gegen den Hippolitus ent-
zuͤndeten Liebe zu befreyen gebaut hatte/ der
Aglaura und des Sieges da denn Auguſt als
oberſter Prieſter/ weil in allen auf dem Tritoni-
ſchen Felſen liegenden Tempeln/ wie auch auff
dem unter freyem Himmel ſtehenden Altare der
Freundſchafft/ der Schamhafftigkeit und Ver-
geſſenheit geopffert ward/ in iegliches Feuer eine
Handvoll Weyrauch ſtreute; hernach ſich auff
die vorragende Spitze des Felſen ſetzte/ darauf
Silenus ihm ſeinen Sitz erkieſet haben ſoll/ als
er mit dem Bacchus dieſen heiligen Ort beſu-
chet. Jnzwiſchen leiteten die Prieſter den
Kaͤyſer zu dem fuͤr ein groſſes Heiligthum ge-
haltenen Oelbaume/ welcher damals ſoll hervor
geſchoſſen ſeyn/ als Neptun und Minerva um
das an Athen habende Vorrecht geſtritten. Li-
via verfuͤgte ſich auch in das Hauß/ worinnen

der
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/743>, abgerufen am 23.11.2024.