Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] die also rüchenden Menschen von dem Gebrau-
che wohlrüchender Dinge nur noch ärger stin-
cken. Hingegen müsten alle Länder den Ara-
bern ihren Weyrauch und Aloe zu ihrer An-
dacht abkauffen/ und Gott darmit einen süssen
Geruch anzünden. Die Fürstin Thußnelda
versetzte: wir müssen Arabien/ und der vom Ze-
no gerühmten Dioscorida ihrer Würtzen und A-
loe halber den Vorzug geben/ und glauben/
daß selbte so wohl als Mosch und Zibeth nur
Kinder des heissen Himmels sind; ich weiß aber
nicht/ ob nicht Deutschlands Blumen so einen
kräfftigen Geruch/ als die Morgen- oder Sud-
ländischen haben. Zum minsten bin ich glaub-
hafft berichtet worden/ daß in dem doch so war-
men Egypten Kräuter und Blum-Werck den
unsrigen am Geruche nicht das Wasser reichen.
Auch habe ich von unsern Blumen eine grössere
Würckung gesehen/ als Zeno von der Arabi-
schen Aloe zu erzehlen gewüst; nehmlich/ daß ei-
nige von dem Geruche ihrer hundert-blätterich-
ten Dorn-Rosen ohnmächtig worden sind. Rhe-
metalces begegnete ihr mit einer höfflichen Ehr-
erbietung; Er wäre zu wenig dem fruchtba-
ren Deutschlande seine Köstligkeiten abzuspre-
chen; auch wolte er nicht behaupten/ daß
diese Rosen nur fremde in diese Nordländer
versetzte Gewächse wären; aber er müste nur
gestehen/ daß alle Blumen in Asien stärcker/
als in seinem doch vielmehr Sudlichen Thraci-
en/ oder auch in Griechenland rüchen. Wie
viel die Hitze den Geruch erhöhete/ würde man
auch in Deutschland wahrnehmen; wo im heis-
sesten Sommer am Mittage und beym Sonnen-
schein iede Blume einen stärckern Geruch von
sich gäbe/ als im Herbste/ des Abends oder
beym Regenwetter. Wie dem aber wäre/ schrie-
be er die seltzame Würckung nicht so wohl der
natürlichen Krafft des Rosen-Geruchs/ als ei-
ner angebohrnen Entsetzung gewisser Men-
schen zu; indem auch die annehmlichsten Dinge
denen Kindern widrig wären/ worfür eine
[Spaltenumbruch] schwangere Mutter Eckel bekäme. Hertzog
Herrma[nn] bestetigte es/ und meldete: Die gesün-
desten Gewächse würden so denn zu Giffte/ also/
daß ein Narsingischer Priester vom Geruche
der Rosen getödtet worden wäre. Eine Bri-
tannische Jungfrau hätte von heimlicher Aufbin-
dung dieser heilsamen Blume Blattern bekom-
men; Und erkennte einen streitbaren Kriegsheld/
den er mit einem Püschel gesunder Raute ehe/
als mit hundert blancken Sebeln in die Flucht
bringen kön[n]e. Jch bin/ sagte Zeno/ eben dieser
Meinung; aber viel rührt auch von der eignen
Krafft des Geruchs her. Wie viel Menschen
werden wegen ihrer Schwäche des Hauptes bey
Persepolis von den vielen Rosen/ in Spanien
von dem häuffigen Rosmarin/ in Taprobana
von der Menge des Gewürtzes mit Hauptweh
geplaget? Und in Warheit diese Holtz-Aloe ge-
het allen Sabeischen wohlrüchenden Gewäch-
sen für; Dahero ihr Wesen auch in Oel/ als wor-
innen der Geruch am beständigsten tauret/ einge-
than/ und in die fernesten Länder verschickt wird.
Am allerschätzbarsten aber hielt Zarmar die Kraft
der Aloe die Leichen für Fäule und Würmern/
derer Zahn sonst so gar der Felsen/ der Corallen
und Jaspiße nicht verschonet/ zu bewahren. Bey
welchem Berichte er uns seuffzende ermahnte
nicht allein nachzudencken: Ob Gottes Hand
unsere Leiber für gäntzlicher Zernichtigung in
der Asche/ in Flammen/ Wellen/ und in dem
Magen der gefräßigen Thiere zu erhalten
mächtig seyn könte; sondern auch zu glauben/
daß der Mensch nichts minder aus seinem an-
dern Begräbniße in den Staub der Erde/ als
aus dem ersten Sarge/ nehmlich der Mütterli-
chen Schooß/ lebendig herfür brechen würde.
Nebst diesem sahen wir auch eine überaus gros-
se Menge dörnrichter Aloen; derer etliche in un-
serer Anwesenheit etliche Schuch hohe Stängel
ausstiessen/ ihrer viel aber auff zwölff Ellen ho-
hen Stengeln mit etlichen tausend rothgelben
Blumen prangeten. Sehet[ ]hier/ sagte Zarmar/

ein

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] die alſo ruͤchenden Menſchen von dem Gebrau-
che wohlruͤchender Dinge nur noch aͤrger ſtin-
cken. Hingegen muͤſten alle Laͤnder den Ara-
bern ihren Weyrauch und Aloe zu ihrer An-
dacht abkauffen/ und Gott darmit einen ſuͤſſen
Geruch anzuͤnden. Die Fuͤrſtin Thußnelda
verſetzte: wir muͤſſen Arabien/ und der vom Ze-
no geruͤhmten Dioſcorida ihrer Wuͤrtzen und A-
loe halber den Vorzug geben/ und glauben/
daß ſelbte ſo wohl als Moſch und Zibeth nur
Kinder des heiſſen Himmels ſind; ich weiß aber
nicht/ ob nicht Deutſchlands Blumen ſo einen
kraͤfftigen Geruch/ als die Morgen- oder Sud-
laͤndiſchen haben. Zum minſten bin ich glaub-
hafft berichtet worden/ daß in dem doch ſo war-
men Egypten Kraͤuter und Blum-Werck den
unſrigen am Geruche nicht das Waſſer reichen.
Auch habe ich von unſern Blumen eine groͤſſere
Wuͤrckung geſehen/ als Zeno von der Arabi-
ſchen Aloe zu erzehlen gewuͤſt; nehmlich/ daß ei-
nige von dem Geruche ihrer hundert-blaͤtterich-
ten Dorn-Roſen ohnmaͤchtig worden ſind. Rhe-
metalces begegnete ihr mit einer hoͤfflichen Ehr-
erbietung; Er waͤre zu wenig dem fruchtba-
ren Deutſchlande ſeine Koͤſtligkeiten abzuſpre-
chen; auch wolte er nicht behaupten/ daß
dieſe Roſen nur fremde in dieſe Nordlaͤnder
verſetzte Gewaͤchſe waͤren; aber er muͤſte nur
geſtehen/ daß alle Blumen in Aſien ſtaͤrcker/
als in ſeinem doch vielmehr Sudlichen Thraci-
en/ oder auch in Griechenland ruͤchen. Wie
viel die Hitze den Geruch erhoͤhete/ wuͤrde man
auch in Deutſchland wahrnehmen; wo im heiſ-
ſeſten Som̃er am Mittage und beym Sonnen-
ſchein iede Blume einen ſtaͤrckern Geruch von
ſich gaͤbe/ als im Herbſte/ des Abends oder
beym Regenwetter. Wie dem aber waͤre/ ſchrie-
be er die ſeltzame Wuͤrckung nicht ſo wohl der
natuͤrlichen Krafft des Roſen-Geruchs/ als ei-
ner angebohrnen Entſetzung gewiſſer Men-
ſchen zu; indem auch die annehmlichſten Dinge
denen Kindern widrig waͤren/ worfuͤr eine
[Spaltenumbruch] ſchwangere Mutter Eckel bekaͤme. Hertzog
Herꝛma[nn] beſtetigte es/ und meldete: Die geſuͤn-
deſten Gewaͤchſe wuͤrden ſo denn zu Giffte/ alſo/
daß ein Narſingiſcher Prieſter vom Geruche
der Roſen getoͤdtet worden waͤre. Eine Bri-
tañiſche Jungfrau haͤtte von heimlicher Aufbin-
dung dieſer heilſamen Blume Blattern bekom-
men; Und erkeñte einen ſtreitbaren Kriegsheld/
den er mit einem Puͤſchel geſunder Raute ehe/
als mit hundert blancken Sebeln in die Flucht
bringen koͤn[n]e. Jch bin/ ſagte Zeno/ eben dieſer
Meinung; aber viel ruͤhrt auch von der eignen
Krafft des Geruchs her. Wie viel Menſchen
werden wegen ihrer Schwaͤche des Hauptes bey
Perſepolis von den vielen Roſen/ in Spanien
von dem haͤuffigen Roſmarin/ in Taprobana
von der Menge des Gewuͤrtzes mit Hauptweh
geplaget? Und in Warheit dieſe Holtz-Aloe ge-
het allen Sabeiſchen wohlruͤchenden Gewaͤch-
ſen fuͤr; Dahero ihr Weſen auch in Oel/ als wor-
iñen der Geruch am beſtaͤndigſten tauret/ einge-
than/ und in die ferneſten Laͤnder verſchickt wird.
Am allerſchaͤtzbarſtẽ aber hielt Zarmar die Kraft
der Aloe die Leichen fuͤr Faͤule und Wuͤrmern/
derer Zahn ſonſt ſo gar der Felſen/ der Corallen
und Jaſpiße nicht verſchonet/ zu bewahren. Bey
welchem Berichte er uns ſeuffzende ermahnte
nicht allein nachzudencken: Ob Gottes Hand
unſere Leiber fuͤr gaͤntzlicher Zernichtigung in
der Aſche/ in Flammen/ Wellen/ und in dem
Magen der gefraͤßigen Thiere zu erhalten
maͤchtig ſeyn koͤnte; ſondern auch zu glauben/
daß der Menſch nichts minder aus ſeinem an-
dern Begraͤbniße in den Staub der Erde/ als
aus dem erſten Sarge/ nehmlich der Muͤtterli-
chen Schooß/ lebendig herfuͤr brechen wuͤrde.
Nebſt dieſem ſahen wir auch eine uͤberaus groſ-
ſe Menge doͤrnrichter Aloen; derer etliche in un-
ſerer Anweſenheit etliche Schuch hohe Staͤngel
ausſtieſſen/ ihrer viel aber auff zwoͤlff Ellen ho-
hen Stengeln mit etlichen tauſend rothgelben
Blumen prangeten. Sehet[ ]hier/ ſagte Zarmar/

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0728" n="672"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfftes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
die al&#x017F;o ru&#x0364;chenden Men&#x017F;chen von dem Gebrau-<lb/>
che wohlru&#x0364;chender Dinge nur noch a&#x0364;rger &#x017F;tin-<lb/>
cken. Hingegen mu&#x0364;&#x017F;ten alle La&#x0364;nder den Ara-<lb/>
bern ihren Weyrauch und Aloe zu ihrer An-<lb/>
dacht abkauffen/ und Gott darmit einen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Geruch anzu&#x0364;nden. Die Fu&#x0364;r&#x017F;tin Thußnelda<lb/>
ver&#x017F;etzte: wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Arabien/ und der vom Ze-<lb/>
no geru&#x0364;hmten Dio&#x017F;corida ihrer Wu&#x0364;rtzen und A-<lb/>
loe halber den Vorzug geben/ und glauben/<lb/>
daß &#x017F;elbte &#x017F;o wohl als Mo&#x017F;ch und Zibeth nur<lb/>
Kinder des hei&#x017F;&#x017F;en Himmels &#x017F;ind; ich weiß aber<lb/>
nicht/ ob nicht Deut&#x017F;chlands Blumen &#x017F;o einen<lb/>
kra&#x0364;fftigen Geruch/ als die Morgen- oder Sud-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;chen haben. Zum min&#x017F;ten bin ich glaub-<lb/>
hafft berichtet worden/ daß in dem doch &#x017F;o war-<lb/>
men Egypten Kra&#x0364;uter und Blum-Werck den<lb/>
un&#x017F;rigen am Geruche nicht das Wa&#x017F;&#x017F;er reichen.<lb/>
Auch habe ich von un&#x017F;ern Blumen eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Wu&#x0364;rckung ge&#x017F;ehen/ als Zeno von der Arabi-<lb/>
&#x017F;chen Aloe zu erzehlen gewu&#x0364;&#x017F;t; nehmlich/ daß ei-<lb/>
nige von dem Geruche ihrer hundert-bla&#x0364;tterich-<lb/>
ten Dorn-Ro&#x017F;en ohnma&#x0364;chtig worden &#x017F;ind. Rhe-<lb/>
metalces begegnete ihr mit einer ho&#x0364;fflichen Ehr-<lb/>
erbietung; Er wa&#x0364;re zu wenig dem fruchtba-<lb/>
ren Deut&#x017F;chlande &#x017F;eine Ko&#x0364;&#x017F;tligkeiten abzu&#x017F;pre-<lb/>
chen; auch wolte er nicht behaupten/ daß<lb/>
die&#x017F;e Ro&#x017F;en nur fremde in die&#x017F;e Nordla&#x0364;nder<lb/>
ver&#x017F;etzte Gewa&#x0364;ch&#x017F;e wa&#x0364;ren; aber er mu&#x0364;&#x017F;te nur<lb/>
ge&#x017F;tehen/ daß alle Blumen in A&#x017F;ien &#x017F;ta&#x0364;rcker/<lb/>
als in &#x017F;einem doch vielmehr Sudlichen Thraci-<lb/>
en/ oder auch in Griechenland ru&#x0364;chen. Wie<lb/>
viel die Hitze den Geruch erho&#x0364;hete/ wu&#x0364;rde man<lb/>
auch in Deut&#x017F;chland wahrnehmen; wo im hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;ten Som&#x0303;er am Mittage und beym Sonnen-<lb/>
&#x017F;chein iede Blume einen &#x017F;ta&#x0364;rckern Geruch von<lb/>
&#x017F;ich ga&#x0364;be/ als im Herb&#x017F;te/ des Abends oder<lb/>
beym Regenwetter. Wie dem aber wa&#x0364;re/ &#x017F;chrie-<lb/>
be er die &#x017F;eltzame Wu&#x0364;rckung nicht &#x017F;o wohl der<lb/>
natu&#x0364;rlichen Krafft des Ro&#x017F;en-Geruchs/ als ei-<lb/>
ner angebohrnen Ent&#x017F;etzung gewi&#x017F;&#x017F;er Men-<lb/>
&#x017F;chen zu; indem auch die annehmlich&#x017F;ten Dinge<lb/>
denen Kindern widrig wa&#x0364;ren/ worfu&#x0364;r eine<lb/><cb/>
&#x017F;chwangere Mutter Eckel beka&#x0364;me. Hertzog<lb/>
Her&#xA75B;ma<supplied>nn</supplied> be&#x017F;tetigte es/ und meldete: Die ge&#x017F;u&#x0364;n-<lb/>
de&#x017F;ten Gewa&#x0364;ch&#x017F;e wu&#x0364;rden &#x017F;o denn zu Giffte/ al&#x017F;o/<lb/>
daß ein Nar&#x017F;ingi&#x017F;cher Prie&#x017F;ter vom Geruche<lb/>
der Ro&#x017F;en geto&#x0364;dtet worden wa&#x0364;re. Eine Bri-<lb/>
tan&#x0303;i&#x017F;che Jungfrau ha&#x0364;tte von heimlicher Aufbin-<lb/>
dung die&#x017F;er heil&#x017F;amen Blume Blattern bekom-<lb/>
men; Und erken&#x0303;te einen &#x017F;treitbaren Kriegsheld/<lb/>
den er mit einem Pu&#x0364;&#x017F;chel ge&#x017F;under Raute ehe/<lb/>
als mit hundert blancken Sebeln in die Flucht<lb/>
bringen ko&#x0364;n<supplied>n</supplied>e. Jch bin/ &#x017F;agte Zeno/ eben die&#x017F;er<lb/>
Meinung; aber viel ru&#x0364;hrt auch von der eignen<lb/>
Krafft des Geruchs her. Wie viel Men&#x017F;chen<lb/>
werden wegen ihrer Schwa&#x0364;che des Hauptes bey<lb/>
Per&#x017F;epolis von den vielen Ro&#x017F;en/ in Spanien<lb/>
von dem ha&#x0364;uffigen Ro&#x017F;marin/ in Taprobana<lb/>
von der Menge des Gewu&#x0364;rtzes mit Hauptweh<lb/>
geplaget? Und in Warheit die&#x017F;e Holtz-Aloe ge-<lb/>
het allen Sabei&#x017F;chen wohlru&#x0364;chenden Gewa&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;en fu&#x0364;r; Dahero ihr We&#x017F;en auch in Oel/ als wor-<lb/>
in&#x0303;en der Geruch am be&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten tauret/ einge-<lb/>
than/ und in die ferne&#x017F;ten La&#x0364;nder ver&#x017F;chickt wird.<lb/>
Am aller&#x017F;cha&#x0364;tzbar&#x017F;te&#x0303; aber hielt Zarmar die Kraft<lb/>
der Aloe die Leichen fu&#x0364;r Fa&#x0364;ule und Wu&#x0364;rmern/<lb/>
derer Zahn &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o gar der Fel&#x017F;en/ der Corallen<lb/>
und Ja&#x017F;piße nicht ver&#x017F;chonet/ zu bewahren. Bey<lb/>
welchem Berichte er uns &#x017F;euffzende ermahnte<lb/>
nicht allein nachzudencken: Ob Gottes Hand<lb/>
un&#x017F;ere Leiber fu&#x0364;r ga&#x0364;ntzlicher Zernichtigung in<lb/>
der A&#x017F;che/ in Flammen/ Wellen/ und in dem<lb/>
Magen der gefra&#x0364;ßigen Thiere zu erhalten<lb/>
ma&#x0364;chtig &#x017F;eyn ko&#x0364;nte; &#x017F;ondern auch zu glauben/<lb/>
daß der Men&#x017F;ch nichts minder aus &#x017F;einem an-<lb/>
dern Begra&#x0364;bniße in den Staub der Erde/ als<lb/>
aus dem er&#x017F;ten Sarge/ nehmlich der Mu&#x0364;tterli-<lb/>
chen Schooß/ lebendig herfu&#x0364;r brechen wu&#x0364;rde.<lb/>
Neb&#x017F;t die&#x017F;em &#x017F;ahen wir auch eine u&#x0364;beraus gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Menge do&#x0364;rnrichter Aloen; derer etliche in un-<lb/>
&#x017F;erer Anwe&#x017F;enheit etliche Schuch hohe Sta&#x0364;ngel<lb/>
aus&#x017F;tie&#x017F;&#x017F;en/ ihrer viel aber auff zwo&#x0364;lff Ellen ho-<lb/>
hen Stengeln mit etlichen tau&#x017F;end rothgelben<lb/>
Blumen prangeten. Sehet<supplied> </supplied>hier/ &#x017F;agte Zarmar/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[672/0728] Fuͤnfftes Buch die alſo ruͤchenden Menſchen von dem Gebrau- che wohlruͤchender Dinge nur noch aͤrger ſtin- cken. Hingegen muͤſten alle Laͤnder den Ara- bern ihren Weyrauch und Aloe zu ihrer An- dacht abkauffen/ und Gott darmit einen ſuͤſſen Geruch anzuͤnden. Die Fuͤrſtin Thußnelda verſetzte: wir muͤſſen Arabien/ und der vom Ze- no geruͤhmten Dioſcorida ihrer Wuͤrtzen und A- loe halber den Vorzug geben/ und glauben/ daß ſelbte ſo wohl als Moſch und Zibeth nur Kinder des heiſſen Himmels ſind; ich weiß aber nicht/ ob nicht Deutſchlands Blumen ſo einen kraͤfftigen Geruch/ als die Morgen- oder Sud- laͤndiſchen haben. Zum minſten bin ich glaub- hafft berichtet worden/ daß in dem doch ſo war- men Egypten Kraͤuter und Blum-Werck den unſrigen am Geruche nicht das Waſſer reichen. Auch habe ich von unſern Blumen eine groͤſſere Wuͤrckung geſehen/ als Zeno von der Arabi- ſchen Aloe zu erzehlen gewuͤſt; nehmlich/ daß ei- nige von dem Geruche ihrer hundert-blaͤtterich- ten Dorn-Roſen ohnmaͤchtig worden ſind. Rhe- metalces begegnete ihr mit einer hoͤfflichen Ehr- erbietung; Er waͤre zu wenig dem fruchtba- ren Deutſchlande ſeine Koͤſtligkeiten abzuſpre- chen; auch wolte er nicht behaupten/ daß dieſe Roſen nur fremde in dieſe Nordlaͤnder verſetzte Gewaͤchſe waͤren; aber er muͤſte nur geſtehen/ daß alle Blumen in Aſien ſtaͤrcker/ als in ſeinem doch vielmehr Sudlichen Thraci- en/ oder auch in Griechenland ruͤchen. Wie viel die Hitze den Geruch erhoͤhete/ wuͤrde man auch in Deutſchland wahrnehmen; wo im heiſ- ſeſten Som̃er am Mittage und beym Sonnen- ſchein iede Blume einen ſtaͤrckern Geruch von ſich gaͤbe/ als im Herbſte/ des Abends oder beym Regenwetter. Wie dem aber waͤre/ ſchrie- be er die ſeltzame Wuͤrckung nicht ſo wohl der natuͤrlichen Krafft des Roſen-Geruchs/ als ei- ner angebohrnen Entſetzung gewiſſer Men- ſchen zu; indem auch die annehmlichſten Dinge denen Kindern widrig waͤren/ worfuͤr eine ſchwangere Mutter Eckel bekaͤme. Hertzog Herꝛmann beſtetigte es/ und meldete: Die geſuͤn- deſten Gewaͤchſe wuͤrden ſo denn zu Giffte/ alſo/ daß ein Narſingiſcher Prieſter vom Geruche der Roſen getoͤdtet worden waͤre. Eine Bri- tañiſche Jungfrau haͤtte von heimlicher Aufbin- dung dieſer heilſamen Blume Blattern bekom- men; Und erkeñte einen ſtreitbaren Kriegsheld/ den er mit einem Puͤſchel geſunder Raute ehe/ als mit hundert blancken Sebeln in die Flucht bringen koͤnne. Jch bin/ ſagte Zeno/ eben dieſer Meinung; aber viel ruͤhrt auch von der eignen Krafft des Geruchs her. Wie viel Menſchen werden wegen ihrer Schwaͤche des Hauptes bey Perſepolis von den vielen Roſen/ in Spanien von dem haͤuffigen Roſmarin/ in Taprobana von der Menge des Gewuͤrtzes mit Hauptweh geplaget? Und in Warheit dieſe Holtz-Aloe ge- het allen Sabeiſchen wohlruͤchenden Gewaͤch- ſen fuͤr; Dahero ihr Weſen auch in Oel/ als wor- iñen der Geruch am beſtaͤndigſten tauret/ einge- than/ und in die ferneſten Laͤnder verſchickt wird. Am allerſchaͤtzbarſtẽ aber hielt Zarmar die Kraft der Aloe die Leichen fuͤr Faͤule und Wuͤrmern/ derer Zahn ſonſt ſo gar der Felſen/ der Corallen und Jaſpiße nicht verſchonet/ zu bewahren. Bey welchem Berichte er uns ſeuffzende ermahnte nicht allein nachzudencken: Ob Gottes Hand unſere Leiber fuͤr gaͤntzlicher Zernichtigung in der Aſche/ in Flammen/ Wellen/ und in dem Magen der gefraͤßigen Thiere zu erhalten maͤchtig ſeyn koͤnte; ſondern auch zu glauben/ daß der Menſch nichts minder aus ſeinem an- dern Begraͤbniße in den Staub der Erde/ als aus dem erſten Sarge/ nehmlich der Muͤtterli- chen Schooß/ lebendig herfuͤr brechen wuͤrde. Nebſt dieſem ſahen wir auch eine uͤberaus groſ- ſe Menge doͤrnrichter Aloen; derer etliche in un- ſerer Anweſenheit etliche Schuch hohe Staͤngel ausſtieſſen/ ihrer viel aber auff zwoͤlff Ellen ho- hen Stengeln mit etlichen tauſend rothgelben Blumen prangeten. Sehet hier/ ſagte Zarmar/ ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/728
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/728>, abgerufen am 03.07.2024.