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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] Zu- und Abnehmen dieses Gestirnes an der
Farbe verändernde Perlen; welche deßhal-
ben auch die Perlen des klaren Monden genen-
net werden/ und von dem Könige Hiaovus
bey dem Eylande Hytan in einem Fisch-Ne-
tze sollen gefangen worden seyn/ nachdem er
vorher auff Anleitung seines Traumes einen
geangelten Fisch frey gelassen. Und in War-
heit wer selbte Perlen gesehen/ wird sie un-
zweiffelbar derselben/ die Julius Cäsar sei-
ner Buhlschafft Servilia des Brutus Mut-
ter theuer erkaufft/ und denen/ welche König
Porus an seinen Ohren getragen/ welche die
verschwenderische Cleopatra um den Antonius
an Kostbarkeit zu übertreffen/ im Eßige zer-
lassen eingeschluckt/ fürziehen; und es dürff-
te selbte nicht nur Lucius Plancus einer noch
reichern Königin aus den Händen reissen;
sondern es würde der wollüstige Clodius/ E-
sopens Sohn bey ihrem Anschauen sein und
seiner Perlen - trinckenden Gäste üppigen
Gaumen mäßigen. Rhemetalces setzte all-
hier bey: Ob er zwar auff die Eitelkeit der
Perlen und Edelgesteine/ welchen weder
Nutz noch Nothdurfft/ sondern allein die
Verschwendung einen so hohen Preiß gesetzt
hätte/ indem die ihnen zugeschriebene Tugen-
den meist ertichtet/ der Demant zu dem gering-
sten nütze/ der so theure Bezoar in der Ar-
tzeney ein blosser Betrug wären/ wenig hiel-
te/ so möchte er doch diese Perlen ihrer Far-
ben Veränderung halber wohl sehen; wo
es anders ohne Zauberey geschehe. Denn ob
er wohl einen Türckis einst zu schauen
kriegt/ der bey seines Besitzers Tode erblas-
set/ und mitten durch einen Ritz bekommen/
bey Uberkommung eines neuen Herrn aber
sich wieder gefärbet und ergäntzet hätte; und
einem zu Rom/ der eines Fürsten in Gallien
gewest/ so glaubte er doch nicht/ daß solches
aus naturlichen Ursachen geschehen sey. Nichts
[Spaltenumbruch] weniger wären ihm verdächtig zwey bey ei-
ner Fürstin aus Gallien gleichfals gesehene
Diamanten/ welche offt andere ihres gleichen
geheckt/ gleich als die Steine auch lebten/ und
sich durch Vermählung vermehrten.

Zeno begegnete ihm: Es wäre an diesen
Perlen so wenig zauberisches/ als an dem sich
ebenfalls mit seinem zugeneigten Gestirne
verwandelnden Monden-Steine; indem er
mit dem leuchtenden Monden nicht nur leuch-
tete/ sondern auch nach dem Ab- und Zuneh-
men seine gantze und halbe Gestalt abbildete/
und denen bey den Serern häuffig wachsen-
den Rosen gleichte/ welche alle Tage bald
schneeweiß/ bald Purpur-färbig sind. Uber
diß findet man in diesem Reiche Xensi noch
andere Steine/ die sich mit dem Monden wie
das Meer vergrössern und verminderen; wie
auch in dem Reiche Kiamsi auff dem Berge
Xangkiu einen Stein in Gestalt eines Men-
schen/ der mit der Lufft seine Farben verwan-
delte/ und die Veränderung des Gewitters
ankündigte. Der Feld-Herr fing an: Jch
bin wohl kein Götzen-Knecht todter Eitelkei-
ten; unterdessen halte ich diese zwey Perlen
für ein Meisterstücke der Sonnen/ ja auch des
Monden/ und glaube/ daß nach derselben
Fischung der Erdbodem mehr Reichthum be-
sitze als das Meer/ dessen Schätze sonst alle
Köstligkeiten der Gebürge wegstechen sollen.
Jch bilde mir auch ein/ daß wenn die Jndia-
ner der alten und neuen Welt diese zwey Wun-
der-Perlen zu Gesichte bekämen/ jene ihren
Affen-Zahn/ diese ihren Schmaragd unange-
betet lassen würden/ ob schon dieser die Grösse
eines Strauß-Eyes haben soll.

Höret aber/ fuhr Zeno fort/ wie das
Kriegs - Spiel auff der andern Seite mit
den Serern verwandelt hatte; indem König
Huhansien/ als er seinem im Gebürge Po-
ching befestigtem Feinde nicht beykommen

können/

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] Zu- und Abnehmen dieſes Geſtirnes an der
Farbe veraͤndernde Perlen; welche deßhal-
ben auch die Perlen des klaren Monden genen-
net werden/ und von dem Koͤnige Hiaovus
bey dem Eylande Hytan in einem Fiſch-Ne-
tze ſollen gefangen worden ſeyn/ nachdem er
vorher auff Anleitung ſeines Traumes einen
geangelten Fiſch frey gelaſſen. Und in War-
heit wer ſelbte Perlen geſehen/ wird ſie un-
zweiffelbar derſelben/ die Julius Caͤſar ſei-
ner Buhlſchafft Servilia des Brutus Mut-
ter theuer erkaufft/ und denen/ welche Koͤnig
Porus an ſeinen Ohren getragen/ welche die
verſchwenderiſche Cleopatra um den Antonius
an Koſtbarkeit zu uͤbertreffen/ im Eßige zer-
laſſen eingeſchluckt/ fuͤrziehen; und es duͤrff-
te ſelbte nicht nur Lucius Plancus einer noch
reichern Koͤnigin aus den Haͤnden reiſſen;
ſondern es wuͤrde der wolluͤſtige Clodius/ E-
ſopens Sohn bey ihrem Anſchauen ſein und
ſeiner Perlen - trinckenden Gaͤſte uͤppigen
Gaumen maͤßigen. Rhemetalces ſetzte all-
hier bey: Ob er zwar auff die Eitelkeit der
Perlen und Edelgeſteine/ welchen weder
Nutz noch Nothdurfft/ ſondern allein die
Verſchwendung einen ſo hohen Preiß geſetzt
haͤtte/ indem die ihnen zugeſchriebene Tugen-
den meiſt ertichtet/ der Demant zu dem gering-
ſten nuͤtze/ der ſo theure Bezoar in der Ar-
tzeney ein bloſſer Betrug waͤren/ wenig hiel-
te/ ſo moͤchte er doch dieſe Perlen ihrer Far-
ben Veraͤnderung halber wohl ſehen; wo
es anders ohne Zauberey geſchehe. Denn ob
er wohl einen Tuͤrckis einſt zu ſchauen
kriegt/ der bey ſeines Beſitzers Tode erblaſ-
ſet/ und mitten durch einen Ritz bekommen/
bey Uberkommung eines neuen Herrn aber
ſich wieder gefaͤrbet und ergaͤntzet haͤtte; und
einem zu Rom/ der eines Fuͤrſten in Gallien
geweſt/ ſo glaubte er doch nicht/ daß ſolches
aus naturlichen Urſachen geſchehen ſey. Nichts
[Spaltenumbruch] weniger waͤren ihm verdaͤchtig zwey bey ei-
ner Fuͤrſtin aus Gallien gleichfals geſehene
Diamanten/ welche offt andere ihres gleichen
geheckt/ gleich als die Steine auch lebten/ und
ſich durch Vermaͤhlung vermehrten.

Zeno begegnete ihm: Es waͤre an dieſen
Perlen ſo wenig zauberiſches/ als an dem ſich
ebenfalls mit ſeinem zugeneigten Geſtirne
verwandelnden Monden-Steine; indem er
mit dem leuchtenden Monden nicht nur leuch-
tete/ ſondern auch nach dem Ab- und Zuneh-
men ſeine gantze und halbe Geſtalt abbildete/
und denen bey den Serern haͤuffig wachſen-
den Roſen gleichte/ welche alle Tage bald
ſchneeweiß/ bald Purpur-faͤrbig ſind. Uber
diß findet man in dieſem Reiche Xenſi noch
andere Steine/ die ſich mit dem Monden wie
das Meer vergroͤſſern und verminderen; wie
auch in dem Reiche Kiamſi auff dem Berge
Xangkiu einen Stein in Geſtalt eines Men-
ſchen/ der mit der Lufft ſeine Farben verwan-
delte/ und die Veraͤnderung des Gewitters
ankuͤndigte. Der Feld-Herr fing an: Jch
bin wohl kein Goͤtzen-Knecht todter Eitelkei-
ten; unterdeſſen halte ich dieſe zwey Perlen
fuͤr ein Meiſterſtuͤcke der Sonnen/ ja auch des
Monden/ und glaube/ daß nach derſelben
Fiſchung der Erdbodem mehr Reichthum be-
ſitze als das Meer/ deſſen Schaͤtze ſonſt alle
Koͤſtligkeiten der Gebuͤrge wegſtechen ſollen.
Jch bilde mir auch ein/ daß wenn die Jndia-
ner der alten und neuen Welt dieſe zwey Wun-
der-Perlen zu Geſichte bekaͤmen/ jene ihren
Affen-Zahn/ dieſe ihren Schmaragd unange-
betet laſſen wuͤrden/ ob ſchon dieſer die Groͤſſe
eines Strauß-Eyes haben ſoll.

Hoͤret aber/ fuhr Zeno fort/ wie das
Kriegs - Spiel auff der andern Seite mit
den Serern verwandelt hatte; indem Koͤnig
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ching befeſtigtem Feinde nicht beykommen

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[632/0688] Fuͤnfftes Buch Zu- und Abnehmen dieſes Geſtirnes an der Farbe veraͤndernde Perlen; welche deßhal- ben auch die Perlen des klaren Monden genen- net werden/ und von dem Koͤnige Hiaovus bey dem Eylande Hytan in einem Fiſch-Ne- tze ſollen gefangen worden ſeyn/ nachdem er vorher auff Anleitung ſeines Traumes einen geangelten Fiſch frey gelaſſen. Und in War- heit wer ſelbte Perlen geſehen/ wird ſie un- zweiffelbar derſelben/ die Julius Caͤſar ſei- ner Buhlſchafft Servilia des Brutus Mut- ter theuer erkaufft/ und denen/ welche Koͤnig Porus an ſeinen Ohren getragen/ welche die verſchwenderiſche Cleopatra um den Antonius an Koſtbarkeit zu uͤbertreffen/ im Eßige zer- laſſen eingeſchluckt/ fuͤrziehen; und es duͤrff- te ſelbte nicht nur Lucius Plancus einer noch reichern Koͤnigin aus den Haͤnden reiſſen; ſondern es wuͤrde der wolluͤſtige Clodius/ E- ſopens Sohn bey ihrem Anſchauen ſein und ſeiner Perlen - trinckenden Gaͤſte uͤppigen Gaumen maͤßigen. Rhemetalces ſetzte all- hier bey: Ob er zwar auff die Eitelkeit der Perlen und Edelgeſteine/ welchen weder Nutz noch Nothdurfft/ ſondern allein die Verſchwendung einen ſo hohen Preiß geſetzt haͤtte/ indem die ihnen zugeſchriebene Tugen- den meiſt ertichtet/ der Demant zu dem gering- ſten nuͤtze/ der ſo theure Bezoar in der Ar- tzeney ein bloſſer Betrug waͤren/ wenig hiel- te/ ſo moͤchte er doch dieſe Perlen ihrer Far- ben Veraͤnderung halber wohl ſehen; wo es anders ohne Zauberey geſchehe. Denn ob er wohl einen Tuͤrckis einſt zu ſchauen kriegt/ der bey ſeines Beſitzers Tode erblaſ- ſet/ und mitten durch einen Ritz bekommen/ bey Uberkommung eines neuen Herrn aber ſich wieder gefaͤrbet und ergaͤntzet haͤtte; und einem zu Rom/ der eines Fuͤrſten in Gallien geweſt/ ſo glaubte er doch nicht/ daß ſolches aus naturlichen Urſachen geſchehen ſey. Nichts weniger waͤren ihm verdaͤchtig zwey bey ei- ner Fuͤrſtin aus Gallien gleichfals geſehene Diamanten/ welche offt andere ihres gleichen geheckt/ gleich als die Steine auch lebten/ und ſich durch Vermaͤhlung vermehrten. Zeno begegnete ihm: Es waͤre an dieſen Perlen ſo wenig zauberiſches/ als an dem ſich ebenfalls mit ſeinem zugeneigten Geſtirne verwandelnden Monden-Steine; indem er mit dem leuchtenden Monden nicht nur leuch- tete/ ſondern auch nach dem Ab- und Zuneh- men ſeine gantze und halbe Geſtalt abbildete/ und denen bey den Serern haͤuffig wachſen- den Roſen gleichte/ welche alle Tage bald ſchneeweiß/ bald Purpur-faͤrbig ſind. Uber diß findet man in dieſem Reiche Xenſi noch andere Steine/ die ſich mit dem Monden wie das Meer vergroͤſſern und verminderen; wie auch in dem Reiche Kiamſi auff dem Berge Xangkiu einen Stein in Geſtalt eines Men- ſchen/ der mit der Lufft ſeine Farben verwan- delte/ und die Veraͤnderung des Gewitters ankuͤndigte. Der Feld-Herr fing an: Jch bin wohl kein Goͤtzen-Knecht todter Eitelkei- ten; unterdeſſen halte ich dieſe zwey Perlen fuͤr ein Meiſterſtuͤcke der Sonnen/ ja auch des Monden/ und glaube/ daß nach derſelben Fiſchung der Erdbodem mehr Reichthum be- ſitze als das Meer/ deſſen Schaͤtze ſonſt alle Koͤſtligkeiten der Gebuͤrge wegſtechen ſollen. Jch bilde mir auch ein/ daß wenn die Jndia- ner der alten und neuen Welt dieſe zwey Wun- der-Perlen zu Geſichte bekaͤmen/ jene ihren Affen-Zahn/ dieſe ihren Schmaragd unange- betet laſſen wuͤrden/ ob ſchon dieſer die Groͤſſe eines Strauß-Eyes haben ſoll. Hoͤret aber/ fuhr Zeno fort/ wie das Kriegs - Spiel auff der andern Seite mit den Serern verwandelt hatte; indem Koͤnig Huhanſien/ als er ſeinem im Gebuͤrge Po- ching befeſtigtem Feinde nicht beykommen koͤnnen/

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/688>, abgerufen am 22.11.2024.