Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Fünftes Buch [Spaltenumbruch]
versetzte ihnen auf dem Berge Jn einen solchenStreich/ als sie noch keinen erlitten hatten. Viertzig tausend Tattern/ und der König in Tanyu mit allen Fürsten blieben todt auf der Wallstatt/ und funfzig tausend wurden gefan- gen. Daher die Tattern auch noch zur Zeit niemals ohne Thränen selbigen Berg übersteigen. Der Serische König kam für Freuden selbst dahin/ und stieg aus Vorwitz auf die hohen Gebürge zwischen Tanyu und Tibet. Auf der Jagt fing er ein grosses Thier mit einem Nasenhorne/ welches die aber- gläubigen Serer für eine Andeutung mehrer Siege hielten; daher auch Hiaovus von dieser Zeit allererst die Jahre seiner Herrschafft zu rechnen anfing/ und des erschlagenen Königs Hirnschale brauchte er zum Trinck-Geschirre. Von dar schickte Hiaovus ein Heer gegen Mitternacht/ welches die Tattern abermals aus dem Felde schlug/ und ihr Land biß an die Berge Yenchi und Kilien achthundert Stadien weit verwüstete/ und den König Hoensieus zwang sich mit seinem Lande den Serern zu unter- werffen. Wordurch die Landschafft Xensi un- ter den vorhin gräntzenden Saffran - Fluß biß an die an der Westlichen Wüsten Xamo liegende schwartze See/ und das Gebürge Kin/ über den Fluß He erweitert und mit der be- rühmten Stadt Socheu verschen ward. Weil nun die Herrschens-Sucht wie das Feuer un- ersättlich/ und ein Sieg des andern Werck- zeug ist/ schickte Hiaovus auf einmal 3. mächtige Heere aus. Queicing brachte auf der Ost-Seite des Berges Jmaus in Barolybien zweytau- send Stadien weit biß an das Gebürge Tien- quen alles unter seine Gewalt; und ob er wohl darüber sich unter die weiten Sandflächen nicht wagen wolte; so erboten sich doch alle Tattersche Fürsten biß an das nordliche Welt- Meer zur Zinsreichung. Kinping drang in das Reich Barrapheliot/ über die Sand-Wü- sten Xamo und den Berg Lankius vier tausend [Spaltenumbruch] Stadien weit/ und kriegte über die erschlage- nen siebentzig tausend Tattern gefangen; bau- te auch daselbst die Städte Jungya und Lieny- ung. Liquang fiel in Nord-Ost hinter das Land Corea gegen Yesso ein; allwo er aber we- gen des grossen Sandes wenig oder nichts aus- richtete/ und aus Eifersucht gegen die andern zwey Sieger ihm selbst die Kehle abschnidt. Hiaovus machte diese 2. Heerführer zu Königen über die eroberten Länder/ welche aber den Kö- nig der Serer für ihr Haupt erkennen musten. Weil aber den Tattern der Knechtischen Serer eiserne Hand unerträglich war/ flüchteten sich viel tausend in das Königreich Tibet/ Usußang/ Kiang/ und andere in Suchuen und Junnan gräntzende Tatterische Länder. Nachdem nun die West-Tattern/ des Hiaovus Verlangen nach/ ihnen nicht den Auffenthalt verwehren wolten/ schickte er anfangs den Gveicing/ her- nach den Cham gegen die Könige U/ und Sum/ mit starcker Heeres-Krafft/ welche ihre/ zwischen den Flüssen Tatu/ Kinxa/ und dem hohen Ge- bürge Umuen liegende Länder eroberten/ und der Landschafft Suchuen biß an das Gebürge Lin einverleibten. Er selbst Hiaovus wendete sich gegen Sud/ führte auf den Flüssen Lukiang und Lonsang 2. Heere mit sich/ bemächtigte sich des Reiches Laos/ und erweiterte sein Reich nicht nur mit Eroberung des Landes Tungking biß an das grosse Sud-Meer/ sondern nahm auch das Eyland Hainan ein/ und kam mit einem grossen Schatze von Perlen durch Fokien siegs- prangende zurücke. Diese grosse Siege veran- laßten den König Hieutu in Tibet/ daß er sich ebenfalls dem Serischen Reiche unterwarff. Dessen Sohn Geli Hiaovus an seinen Hof nahm/ ihn anfangs zu seinem obersten Stall- meister/ hernach zu seinem fürnehmsten Rathe machte/ und ihn für einen Eingebohrnen erklär- te/ und den Nahmen Kin gab. Hingegen stelen die geflüchteten Tattern aus dem Reiche Samahan täglich den Serern in Tanyu ein/ worvon Hiao- vus
Fuͤnftes Buch [Spaltenumbruch]
verſetzte ihnen auf dem Berge Jn einen ſolchenStreich/ als ſie noch keinen erlitten hatten. Viertzig tauſend Tattern/ und der Koͤnig in Tanyu mit allen Fuͤrſten blieben todt auf der Wallſtatt/ und funfzig tauſend wurden gefan- gen. Daher die Tattern auch noch zur Zeit niemals ohne Thraͤnen ſelbigen Berg uͤberſteigen. Der Seriſche Koͤnig kam fuͤr Freuden ſelbſt dahin/ und ſtieg aus Vorwitz auf die hohen Gebuͤrge zwiſchen Tanyu und Tibet. Auf der Jagt fing er ein groſſes Thier mit einem Naſenhorne/ welches die aber- glaͤubigen Serer fuͤr eine Andeutung mehrer Siege hielten; daher auch Hiaovus von dieſer Zeit allererſt die Jahre ſeiner Herrſchafft zu rechnen anfing/ und des erſchlagenen Koͤnigs Hirnſchale brauchte er zum Trinck-Geſchirre. Von dar ſchickte Hiaovus ein Heer gegen Mitternacht/ welches die Tattern abermals aus dem Felde ſchlug/ und ihr Land biß an die Berge Yenchi und Kilien achthundert Stadien weit verwuͤſtete/ und dẽ Koͤnig Hoenſieus zwang ſich mit ſeinem Lande den Serern zu unter- werffen. Wordurch die Landſchafft Xenſi un- ter den vorhin graͤntzenden Saffran - Fluß biß an die an der Weſtlichen Wuͤſten Xamo liegende ſchwartze See/ und das Gebuͤrge Kin/ uͤber den Fluß He erweitert und mit der be- ruͤhmten Stadt Socheu verſchen ward. Weil nun die Herrſchens-Sucht wie das Feuer un- erſaͤttlich/ und ein Sieg des andern Werck- zeug iſt/ ſchickte Hiaovus auf einmal 3. maͤchtige Heere aus. Queicing brachte auf der Oſt-Seite des Berges Jmaus in Barolybien zweytau- ſend Stadien weit biß an das Gebuͤrge Tien- quen alles unter ſeine Gewalt; und ob er wohl daruͤber ſich unter die weiten Sandflaͤchen nicht wagen wolte; ſo erboten ſich doch alle Tatterſche Fuͤrſten biß an das nordliche Welt- Meer zur Zinsreichung. Kinping drang in das Reich Barrapheliot/ uͤber die Sand-Wuͤ- ſten Xamo und den Berg Lankius vier tauſend [Spaltenumbruch] Stadien weit/ und kriegte uͤber die erſchlage- nen ſiebentzig tauſend Tattern gefangen; bau- te auch daſelbſt die Staͤdte Jungya und Lieny- ung. Liquang fiel in Nord-Oſt hinter das Land Corea gegen Yeſſo ein; allwo er aber we- gen des groſſen Sandes wenig oder nichts aus- richtete/ und aus Eiferſucht gegen die andern zwey Sieger ihm ſelbſt die Kehle abſchnidt. Hiaovus machte dieſe 2. Heerfuͤhrer zu Koͤnigen uͤber die eroberten Laͤnder/ welche aber den Koͤ- nig der Serer fuͤr ihr Haupt erkennen muſten. Weil aber den Tattern der Knechtiſchen Serer eiſerne Hand unertraͤglich war/ fluͤchteten ſich viel tauſend in das Koͤnigreich Tibet/ Uſußang/ Kiang/ und andere in Suchuen und Junnan graͤntzende Tatteriſche Laͤnder. Nachdem nun die Weſt-Tattern/ des Hiaovus Verlangen nach/ ihnen nicht den Auffenthalt verwehren wolten/ ſchickte er anfangs den Gveicing/ her- nach den Cham gegen die Koͤnige U/ und Sum/ mit ſtarcker Heeres-Krafft/ welche ihre/ zwiſchen den Fluͤſſen Tatu/ Kinxa/ und dem hohen Ge- buͤrge Umuen liegende Laͤnder eroberten/ und der Landſchafft Suchuen biß an das Gebuͤrge Lin einverleibten. Er ſelbſt Hiaovus wendete ſich gegen Sud/ fuͤhrte auf den Fluͤſſen Lukiang und Lonſang 2. Heere mit ſich/ bemaͤchtigte ſich des Reiches Laos/ und erweiterte ſein Reich nicht nur mit Eroberung des Landes Tungking biß an das groſſe Sud-Meer/ ſondern nahm auch das Eyland Hainan ein/ und kam mit einem groſſen Schatze von Perlen durch Fokien ſiegs- prangende zuruͤcke. Dieſe groſſe Siege veran- laßten den Koͤnig Hieutu in Tibet/ daß er ſich ebenfalls dem Seriſchen Reiche unterwarff. Deſſen Sohn Geli Hiaovus an ſeinen Hof nahm/ ihn anfangs zu ſeinem oberſten Stall- meiſter/ hernach zu ſeinem fuͤrnehmſten Rathe machte/ und ihn fuͤr einen Eingebohrnen erklaͤr- te/ und den Nahmen Kin gab. Hingegen ſtelen die gefluͤchtetẽ Tattern aus dem Reiche Samahã taͤglich den Serern in Tanyu ein/ worvon Hiao- vus
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Fuͤnftes Buch
verſetzte ihnen auf dem Berge Jn einen ſolchen
Streich/ als ſie noch keinen erlitten hatten.
Viertzig tauſend Tattern/ und der Koͤnig in
Tanyu mit allen Fuͤrſten blieben todt auf der
Wallſtatt/ und funfzig tauſend wurden gefan-
gen. Daher die Tattern auch noch zur
Zeit niemals ohne Thraͤnen ſelbigen Berg
uͤberſteigen. Der Seriſche Koͤnig kam fuͤr
Freuden ſelbſt dahin/ und ſtieg aus Vorwitz
auf die hohen Gebuͤrge zwiſchen Tanyu und
Tibet. Auf der Jagt fing er ein groſſes
Thier mit einem Naſenhorne/ welches die aber-
glaͤubigen Serer fuͤr eine Andeutung mehrer
Siege hielten; daher auch Hiaovus von dieſer
Zeit allererſt die Jahre ſeiner Herrſchafft zu
rechnen anfing/ und des erſchlagenen Koͤnigs
Hirnſchale brauchte er zum Trinck-Geſchirre.
Von dar ſchickte Hiaovus ein Heer gegen
Mitternacht/ welches die Tattern abermals
aus dem Felde ſchlug/ und ihr Land biß an die
Berge Yenchi und Kilien achthundert Stadien
weit verwuͤſtete/ und dẽ Koͤnig Hoenſieus zwang
ſich mit ſeinem Lande den Serern zu unter-
werffen. Wordurch die Landſchafft Xenſi un-
ter den vorhin graͤntzenden Saffran - Fluß
biß an die an der Weſtlichen Wuͤſten Xamo
liegende ſchwartze See/ und das Gebuͤrge Kin/
uͤber den Fluß He erweitert und mit der be-
ruͤhmten Stadt Socheu verſchen ward. Weil
nun die Herrſchens-Sucht wie das Feuer un-
erſaͤttlich/ und ein Sieg des andern Werck-
zeug iſt/ ſchickte Hiaovus auf einmal 3. maͤchtige
Heere aus. Queicing brachte auf der Oſt-Seite
des Berges Jmaus in Barolybien zweytau-
ſend Stadien weit biß an das Gebuͤrge Tien-
quen alles unter ſeine Gewalt; und ob er wohl
daruͤber ſich unter die weiten Sandflaͤchen
nicht wagen wolte; ſo erboten ſich doch alle
Tatterſche Fuͤrſten biß an das nordliche Welt-
Meer zur Zinsreichung. Kinping drang in
das Reich Barrapheliot/ uͤber die Sand-Wuͤ-
ſten Xamo und den Berg Lankius vier tauſend
Stadien weit/ und kriegte uͤber die erſchlage-
nen ſiebentzig tauſend Tattern gefangen; bau-
te auch daſelbſt die Staͤdte Jungya und Lieny-
ung. Liquang fiel in Nord-Oſt hinter das
Land Corea gegen Yeſſo ein; allwo er aber we-
gen des groſſen Sandes wenig oder nichts aus-
richtete/ und aus Eiferſucht gegen die andern
zwey Sieger ihm ſelbſt die Kehle abſchnidt.
Hiaovus machte dieſe 2. Heerfuͤhrer zu Koͤnigen
uͤber die eroberten Laͤnder/ welche aber den Koͤ-
nig der Serer fuͤr ihr Haupt erkennen muſten.
Weil aber den Tattern der Knechtiſchen Serer
eiſerne Hand unertraͤglich war/ fluͤchteten ſich
viel tauſend in das Koͤnigreich Tibet/ Uſußang/
Kiang/ und andere in Suchuen und Junnan
graͤntzende Tatteriſche Laͤnder. Nachdem nun
die Weſt-Tattern/ des Hiaovus Verlangen
nach/ ihnen nicht den Auffenthalt verwehren
wolten/ ſchickte er anfangs den Gveicing/ her-
nach den Cham gegen die Koͤnige U/ und Sum/
mit ſtarcker Heeres-Krafft/ welche ihre/ zwiſchen
den Fluͤſſen Tatu/ Kinxa/ und dem hohen Ge-
buͤrge Umuen liegende Laͤnder eroberten/ und
der Landſchafft Suchuen biß an das Gebuͤrge
Lin einverleibten. Er ſelbſt Hiaovus wendete ſich
gegen Sud/ fuͤhrte auf den Fluͤſſen Lukiang und
Lonſang 2. Heere mit ſich/ bemaͤchtigte ſich des
Reiches Laos/ und erweiterte ſein Reich nicht
nur mit Eroberung des Landes Tungking biß
an das groſſe Sud-Meer/ ſondern nahm auch
das Eyland Hainan ein/ und kam mit einem
groſſen Schatze von Perlen durch Fokien ſiegs-
prangende zuruͤcke. Dieſe groſſe Siege veran-
laßten den Koͤnig Hieutu in Tibet/ daß er ſich
ebenfalls dem Seriſchen Reiche unterwarff.
Deſſen Sohn Geli Hiaovus an ſeinen Hof
nahm/ ihn anfangs zu ſeinem oberſten Stall-
meiſter/ hernach zu ſeinem fuͤrnehmſten Rathe
machte/ und ihn fuͤr einen Eingebohrnen erklaͤr-
te/ und den Nahmen Kin gab. Hingegen ſtelen
die gefluͤchtetẽ Tattern aus dem Reiche Samahã
taͤglich den Serern in Tanyu ein/ worvon Hiao-
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/660>, abgerufen am 03.07.2024. |