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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Getischen Könige Syrmus vermittelte/ auch
ihm unter Augen sagte/ daß die Deutschen
sich für nichts als für Einfallung des Himmels
fürchteten. Weil nun dieser junge Fürst
Anthyr grosse Gewogenheit von Alexandern
genossen/ und unter einem so grossen Helden
durch tapffere Thaten sich berühmt zu machen
begierig war; zohe er mit drey hundert deut-
schen Edelleuten ihm in Asien nach/ und er-
langte durch seine Hertzhafftigkeit nicht min-
dern Ruhm/ als des Königs Gewogenheit.
Welcher denn auch/ als ihm Anthyr sein An-
liegen eröffnete/ bey der Fürstin Syeda ihre
Gegen-Liebe/ und endlich eine Heyrath zwi-
schen beyden Deutschen Fürstlichen Personen
zu wege brachte. Anthyr aber ward bald nach
dem Beylager von denen Herulen und Va-
rinen zur Herrschafft beruffen/ weil seines Va-
tern Todt ihm diese eröffnet hatte; welcher
denn mit denen Amazonen nach genommenem
Urlaub von Alexandern unter einer Beglei-
tung zwey tausend Macedonier biß an unsers
Reiches Gräntze/ bey der Königin Thalestris
glücklich ankam/ von dar aber mit seiner Ge-
mahlin Syeda durch Sarmatien und über
das Venedische Meer in ihr Vaterland ver-
reisete. Ob nun diese zwey/ fuhr Zeno fort/
in Deutschland ankommen/ wuste mir Pen-
thasilea nicht zu sagen; Jch solte aber vielleicht
allhier hiervon einigen Grund erlangen.
Es ist wahr/ antwortete die Fürstin Thußnel-
da alsofort: Denn dieser zwey Helden-Leute
wird Deutschland nimmermehr vergessen;
weil sie nicht nur Stargard/ und andere Städ-
te gebauet/ sondern durch ihre Thaten ver-
dienet/ daß die Heruler ihnen zwey steinerne
Ehrenbilder aufgerichtet; Welche noch als An-
reitzungen zu rühmlicher Nachfolge von denen
Deutschen in hohen Ehren gehalten werden.
Des Anthyrs Bild ist in Riesen-Grösse/ hat
auff dem Helme einen güldenen Greiff. Der
[Spaltenumbruch] Schild aber bildet halb einen Ochsen/ halb
einen Pferde-Kopff ab/ welchen ihm der gros-
se Alexander aus köstlichem Ertzte etzen lassen/
und zum Gedächtnüsse verehret/ weil er den
Marden das abgenommene Pferd Bucephal
wieder abgeschlagen. An dem Bilde der
Königin Syeda hencken die Haare biß an die
Waden herab/ beyde Hände hält sie hinter
dem Rücken/ in einer einen güldenen Apffel/
in der andern grüne Wein-Reben mit Trau-
ben. Weil sie diese Früchte mit aus Asien
gebracht/ und zum ersten in Deutschland an
der Donau zu pflantzen gelehrt haben soll.
Dahero sie von den Herulen fast als eine Ce-
res verehret/ und jährlich ihr geopffert wird.
Diesen seinen Eltern folgte ihr Sohn/ Anar/
nicht nur im Reiche/ sondern auch in Tu-
genden nach; welcher die Sarmatische Für-
stin Oraja zur Ehe nahm/ und mit ihr nicht
geringere Ehren-Säulen verdiente. Ja
dieses Geblüte und Tugenden leben noch itzt
in dem Helden-Stamme der Herulischen/
Rugischen und Varinischen Hertzoge/ welche
noch alle obigen Bucephals Kopff in ihren
Schilden führen. Diese gute Nachricht/ sag-
te Zeno/ bekräfftigt mir gewaltig Penthasi-
leens gantze Erzehlung; welche denn mir zu-
gleich vermeldete/ daß Alexander der Fürstin
Syeda an die Königin Thalestris einen freund-
lichen Brieff überschickt/ und sie zu sich be-
weglich eingeladen hätte. Aus dieser Ver-
anlassung wäre die Königin Thalestris/ welche
doch vorher seinen Feld-Obristen Sopyrion
mit seinem gantzen Heere in Albanien erschla-
gen hatte/ mit drey hundert Amazonen dem
grossen Alexander biß in Hircanien nachge-
zogen/ und dreyzehen Tage/ biß sie sich von
ihm schwanger befunden/ bey ihm verhar-
ret. Von dieser Thalestris wäre sie und
ihre Schwester die Königin Minothea des
Jberischen Königs Pharnabazes Tochter

noch
X x x 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Getiſchen Koͤnige Syrmus vermittelte/ auch
ihm unter Augen ſagte/ daß die Deutſchen
ſich fuͤr nichts als fuͤr Einfallung des Himmels
fuͤrchteten. Weil nun dieſer junge Fuͤrſt
Anthyr groſſe Gewogenheit von Alexandern
genoſſen/ und unter einem ſo groſſen Helden
durch tapffere Thaten ſich beruͤhmt zu machen
begierig war; zohe er mit drey hundert deut-
ſchen Edelleuten ihm in Aſien nach/ und er-
langte durch ſeine Hertzhafftigkeit nicht min-
dern Ruhm/ als des Koͤnigs Gewogenheit.
Welcher denn auch/ als ihm Anthyr ſein An-
liegen eroͤffnete/ bey der Fuͤrſtin Syeda ihre
Gegen-Liebe/ und endlich eine Heyrath zwi-
ſchen beyden Deutſchen Fuͤrſtlichen Perſonen
zu wege brachte. Anthyr aber ward bald nach
dem Beylager von denen Herulen und Va-
rinen zur Herrſchafft beruffen/ weil ſeines Va-
tern Todt ihm dieſe eroͤffnet hatte; welcher
denn mit denen Amazonen nach genommenem
Urlaub von Alexandern unter einer Beglei-
tung zwey tauſend Macedonier biß an unſers
Reiches Graͤntze/ bey der Koͤnigin Thaleſtris
gluͤcklich ankam/ von dar aber mit ſeiner Ge-
mahlin Syeda durch Sarmatien und uͤber
das Venediſche Meer in ihr Vaterland ver-
reiſete. Ob nun dieſe zwey/ fuhr Zeno fort/
in Deutſchland ankommen/ wuſte mir Pen-
thaſilea nicht zu ſagen; Jch ſolte aber vielleicht
allhier hiervon einigen Grund erlangen.
Es iſt wahr/ antwortete die Fuͤrſtin Thußnel-
da alſofort: Denn dieſer zwey Helden-Leute
wird Deutſchland nimmermehr vergeſſen;
weil ſie nicht nur Stargard/ und andere Staͤd-
te gebauet/ ſondern durch ihre Thaten ver-
dienet/ daß die Heruler ihnen zwey ſteinerne
Ehrenbilder aufgerichtet; Welche noch als An-
reitzungen zu ruͤhmlicher Nachfolge von denen
Deutſchen in hohen Ehren gehalten werden.
Des Anthyrs Bild iſt in Rieſen-Groͤſſe/ hat
auff dem Helme einen guͤldenen Greiff. Der
[Spaltenumbruch] Schild aber bildet halb einen Ochſen/ halb
einen Pferde-Kopff ab/ welchen ihm der groſ-
ſe Alexander aus koͤſtlichem Ertzte etzen laſſen/
und zum Gedaͤchtnuͤſſe verehret/ weil er den
Marden das abgenommene Pferd Bucephal
wieder abgeſchlagen. An dem Bilde der
Koͤnigin Syeda hencken die Haare biß an die
Waden herab/ beyde Haͤnde haͤlt ſie hinter
dem Ruͤcken/ in einer einen guͤldenen Apffel/
in der andern gruͤne Wein-Reben mit Trau-
ben. Weil ſie dieſe Fruͤchte mit aus Aſien
gebracht/ und zum erſten in Deutſchland an
der Donau zu pflantzen gelehrt haben ſoll.
Dahero ſie von den Herulen faſt als eine Ce-
res verehret/ und jaͤhrlich ihr geopffert wird.
Dieſen ſeinen Eltern folgte ihr Sohn/ Anar/
nicht nur im Reiche/ ſondern auch in Tu-
genden nach; welcher die Sarmatiſche Fuͤr-
ſtin Oraja zur Ehe nahm/ und mit ihr nicht
geringere Ehren-Saͤulen verdiente. Ja
dieſes Gebluͤte und Tugenden leben noch itzt
in dem Helden-Stamme der Heruliſchen/
Rugiſchen und Variniſchen Hertzoge/ welche
noch alle obigen Bucephals Kopff in ihren
Schilden fuͤhren. Dieſe gute Nachricht/ ſag-
te Zeno/ bekraͤfftigt mir gewaltig Penthaſi-
leens gantze Erzehlung; welche denn mir zu-
gleich vermeldete/ daß Alexander der Fuͤrſtin
Syeda an die Koͤnigin Thaleſtris einen freund-
lichen Brieff uͤberſchickt/ und ſie zu ſich be-
weglich eingeladen haͤtte. Aus dieſer Ver-
anlaſſung waͤre die Koͤnigin Thaleſtris/ welche
doch vorher ſeinen Feld-Obriſten Sopyrion
mit ſeinem gantzen Heere in Albanien erſchla-
gen hatte/ mit drey hundert Amazonen dem
groſſen Alexander biß in Hircanien nachge-
zogen/ und dreyzehen Tage/ biß ſie ſich von
ihm ſchwanger befunden/ bey ihm verhar-
ret. Von dieſer Thaleſtris waͤre ſie und
ihre Schweſter die Koͤnigin Minothea des
Jberiſchen Koͤnigs Pharnabazes Tochter

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/587>, abgerufen am 25.11.2024.