Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch
[Spaltenumbruch] wachsender Eich-Bäume gepflantzet/ und wie
dieses gantze Thal/ also auch insonderheit den in
der Mitte gelegenen Hügel/ und die in selbtem
von der Natur gemachte Höle/ als auch den
darauß entspringenden Brunnen für eines der
grössesten Heiligthümer Deutschlands vereh-
ret/ auch den Glauben: daß in selbtem die An-
dacht der Opfernden durch einen Göttlichen
Trieb geflügelt/ und das Gebete von den Göt-
tern ehe als anderwerts erhöhet würde/ von
mehr als tausend Jahren her auf ihre Nach-
kommen fortgepflantzet. Denn die alten an-
dächtigen Deutschen waren bekümmerter Gott
recht zu verehren/ als durch Erbauung köstlicher
Tempel die Gebürge ihres Marmeis zu berau-
ben und ihre Ertzt-Adern arm zu machen. Die-
semnach sie für eine der grösten Thorheiten hiel-
ten Affen/ Katzen und Crocodilen/ ja Knobloch
und Zwibeln mit Weyrauch zu räuchern; wel-
che bey den Egyptiern mehr die auß Jaspis und
Porphyr erbaueten/ oder auß einem gantzen
Felsen gehauene Wunder-Tempel vorstellten/
als durch derselben Pracht einiges Ansehen ih-
rer schnöden Heßligkeit erlangeten. Nichts
minder verlachten sie die zu Rom angebetete
Furcht und das Fieber/ als welche Kranckheiten
wol unvergöttert/ ja abscheulich bleiben/ wenn
gleich zu Uberfirnßung ihrer Bilder und Hey-
ligthümer alle Meere ihr Schnecken-Blut/
und gantz Morgen-Land seine Perlen und
Edel-Gesteine dahin zinset. Da hingegen
eine wahre Gottheit eben so ein auß schlechtem
Rasen erhöhetes Altar/ und ein mehr einem sin-
stern Grabe als einem Tempel ähnliches/ aber
von dem Feuer andächtiger Seelen erleuchte-
tes Heyligthum; wie die Sonne alle düstere
Wohnungen mit ihrem eigenen Glantze er-
leuchtet und herrlich macht; also daß ohne die
Gegenwart des grossen Auges der Welt alle
gestirnte Himmels-Kreyse düstern/ in Abwesen-
heit einer wesentlichen Gottheit alle von Rubin
und loderndem Weyrauch schimmernde Tem-
[Spaltenumbruch] pel irrdisch sind. Denn ob wol GOtt in und
ausser aller Dinge ist/ seine Macht und Herr-
schafft sonder einige Beunruhigung sich über
alle Geschöpfe erstrecket/ seine Liebe ohne Er-
müdung allen durch ihre Erhaltung die Hände
unterlegt/ ob er gleich ohne Außdehnung alles
außwendig umbschleust/ alles innwendig ohne
seine Verkleinerung durchdringet; und er also
in/ über/ unter und neben allen Sachen/ iedoch
an keinen Ort angebunden/ noch nach einigem
Maasse der Höhe/ Tieffe und Breite zu messen/
seine Grösse nirgends ein - sein Wesen nir gends
außzuschlüssen ist; so ist doch unwidersprechlich:
daß GOtt seiner Offenbarung nach/ und wegen
der von denen Sterblichen erfoderten Andacht
einen Ort für dem andern/ nicht etwan wegen
seiner absonderlichen Herrligkeit/ sondern auß
einer unerforschlichen Zuneigung/ ihm belieben
lasse/ ja mehrmals selbst erkieset habe.

Uber dem Eingange nun dieser ebenfals für
andern erwehlten Höle waren nachfolgende
Reymen in einen lebendigen Stein-Fels ge-
graben/ iedoch gar schwer zu lesen; weil sie nicht
allein mit denen vom Tuisco erfundenen Buch-
staben geschrieben/ sondern auch vom Regen
abgewaschen und vom Mooß verstellet wa-
ren:

Jhr Eiteln weicht von hier! der Anfang aller Dinge/
Der ch als dieser Fels und dieser Brunn-Quell war/
Hat hier sein Heyligthum/ sein Wohn-Haus/ sein Altar;
Der wil: daß man ihm nur zum Opfer Andacht bringe.
Die ist das Eigenthum der Menschen. Weyrauch/ Blut/
Gold/ Weitzen/ Oel und Vieh ist sein selbsteigen Gut.
Die Opfer die ihr ihm auf tausend Tischen schlachtet/
Die machen ihn nicht feist/ und keine Gabe reich.
Jhr selbst genüsset es/ wenn ihr den Schöpfer gleich
Durch eure Erstlingen hier zu beschencken trachtet.
Euch scheint der Fackeln Licht/ ihr rücht des Zimmets Brand;
Ja/ was ihr gebt/ bleibt euch mit Wucher in der Hand.
GOtt heischt diß zwar/ doch nicht aus lüsterner Begierde.
Denn was er geitzt das Meer ihm an der armen Flut
Des Thaues? welcher Stern wüntscht ihm der Würmer Glut/
Die bey den Nächten scheint/ und der Rubinen Zierde?
Jhr weyht GOtt nur das Hertz zum Zeichen euer Pflicht;
Euch selbst zu eurem Nutz/ ihm zur Bergnügung nicht.
So

Erſtes Buch
[Spaltenumbruch] wachſender Eich-Baͤume gepflantzet/ und wie
dieſes gantze Thal/ alſo auch inſonderheit den in
der Mitte gelegenen Huͤgel/ und die in ſelbtem
von der Natur gemachte Hoͤle/ als auch den
darauß entſpringenden Brunnen fuͤr eines der
groͤſſeſten Heiligthuͤmer Deutſchlands vereh-
ret/ auch den Glauben: daß in ſelbtem die An-
dacht der Opfernden durch einen Goͤttlichen
Trieb gefluͤgelt/ und das Gebete von den Goͤt-
tern ehe als anderwerts erhoͤhet wuͤrde/ von
mehr als tauſend Jahren her auf ihre Nach-
kommen fortgepflantzet. Denn die alten an-
daͤchtigen Deutſchen waren bekuͤmmerter Gott
recht zu verehren/ als durch Erbauung koͤſtlicher
Tempel die Gebuͤrge ihres Marmeis zu berau-
ben und ihre Ertzt-Adern arm zu machen. Die-
ſemnach ſie fuͤr eine der groͤſten Thorheiten hiel-
ten Affen/ Katzen und Crocodilen/ ja Knobloch
und Zwibeln mit Weyrauch zu raͤuchern; wel-
che bey den Egyptiern mehr die auß Jaſpis und
Porphyr erbaueten/ oder auß einem gantzen
Felſen gehauene Wunder-Tempel vorſtellten/
als durch derſelben Pracht einiges Anſehen ih-
rer ſchnoͤden Heßligkeit erlangeten. Nichts
minder verlachten ſie die zu Rom angebetete
Furcht und das Fieber/ als welche Kranckheiten
wol unvergoͤttert/ ja abſcheulich bleiben/ wenn
gleich zu Uberfirnßung ihrer Bilder und Hey-
ligthuͤmer alle Meere ihr Schnecken-Blut/
und gantz Morgen-Land ſeine Perlen und
Edel-Geſteine dahin zinſet. Da hingegen
eine wahre Gottheit eben ſo ein auß ſchlechtem
Raſen erhoͤhetes Altar/ und ein mehr einem ſin-
ſtern Grabe als einem Tempel aͤhnliches/ aber
von dem Feuer andaͤchtiger Seelen erleuchte-
tes Heyligthum; wie die Sonne alle duͤſtere
Wohnungen mit ihrem eigenen Glantze er-
leuchtet und herrlich macht; alſo daß ohne die
Gegenwart des groſſen Auges der Welt alle
geſtirnte Himmels-Kreyſe duͤſtern/ in Abweſen-
heit einer weſentlichen Gottheit alle von Rubin
und loderndem Weyrauch ſchimmernde Tem-
[Spaltenumbruch] pel irrdiſch ſind. Denn ob wol GOtt in und
auſſer aller Dinge iſt/ ſeine Macht und Herr-
ſchafft ſonder einige Beunruhigung ſich uͤber
alle Geſchoͤpfe erſtrecket/ ſeine Liebe ohne Er-
muͤdung allen durch ihre Erhaltung die Haͤnde
unterlegt/ ob er gleich ohne Außdehnung alles
außwendig umbſchleuſt/ alles innwendig ohne
ſeine Verkleinerung durchdringet; und er alſo
in/ uͤber/ unter und neben allen Sachen/ iedoch
an keinen Ort angebunden/ noch nach einigem
Maaſſe der Hoͤhe/ Tieffe und Breite zu meſſen/
ſeine Groͤſſe nirgends ein - ſein Weſen nir gends
außzuſchluͤſſen iſt; ſo iſt doch unwiderſprechlich:
daß GOtt ſeiner Offenbarung nach/ und wegen
der von denen Sterblichen erfoderten Andacht
einen Ort fuͤr dem andern/ nicht etwan wegen
ſeiner abſonderlichen Herrligkeit/ ſondern auß
einer unerforſchlichen Zuneigung/ ihm belieben
laſſe/ ja mehrmals ſelbſt erkieſet habe.

Uber dem Eingange nun dieſer ebenfals fuͤr
andern erwehlten Hoͤle waren nachfolgende
Reymen in einen lebendigen Stein-Fels ge-
graben/ iedoch gar ſchwer zu leſen; weil ſie nicht
allein mit denen vom Tuiſco erfundenen Buch-
ſtaben geſchrieben/ ſondern auch vom Regen
abgewaſchen und vom Mooß verſtellet wa-
ren:

Jhr Eiteln weicht von hier! der Anfang aller Dinge/
Der ch als dieſer Fels und dieſer Brunn-Quell war/
Hat hier ſein Heyligthum/ ſein Wohn-Haus/ ſein Altar;
Der wil: daß man ihm nur zum Opfer Andacht bringe.
Die iſt das Eigenthum der Menſchen. Weyrauch/ Blut/
Gold/ Weitzen/ Oel und Vieh iſt ſein ſelbſteigen Gut.
Die Opfer die ihr ihm auf tauſend Tiſchen ſchlachtet/
Die machen ihn nicht feiſt/ und keine Gabe reich.
Jhr ſelbſt genuͤſſet es/ wenn ihr den Schoͤpfer gleich
Durch eure Erſtlingen hier zu beſchencken trachtet.
Euch ſcheint der Fackeln Licht/ ihr ruͤcht des Zimmets Brand;
Ja/ was ihr gebt/ bleibt euch mit Wucher in der Hand.
GOtt heiſcht diß zwar/ doch nicht aus luͤſterner Begierde.
Denn was er geitzt das Meer ihm an der armen Flut
Des Thaues? welcher Stern wuͤntſcht ihm der Wuͤrmer Glut/
Die bey den Naͤchten ſcheint/ und der Rubinen Zierde?
Jhr weyht GOtt nur das Hertz zum Zeichen euer Pflicht;
Euch ſelbſt zu eurem Nutz/ ihm zur Bergnuͤgung nicht.
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0056" n="7[8]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
wach&#x017F;ender Eich-Ba&#x0364;ume gepflantzet/ und wie<lb/>
die&#x017F;es gantze Thal/ al&#x017F;o auch in&#x017F;onderheit den in<lb/>
der Mitte gelegenen Hu&#x0364;gel/ und die in &#x017F;elbtem<lb/>
von der Natur gemachte Ho&#x0364;le/ als auch den<lb/>
darauß ent&#x017F;pringenden Brunnen fu&#x0364;r eines der<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Heiligthu&#x0364;mer Deut&#x017F;chlands vereh-<lb/>
ret/ auch den Glauben: daß in &#x017F;elbtem die An-<lb/>
dacht der Opfernden durch einen Go&#x0364;ttlichen<lb/>
Trieb geflu&#x0364;gelt/ und das Gebete von den Go&#x0364;t-<lb/>
tern ehe als anderwerts erho&#x0364;het wu&#x0364;rde/ von<lb/>
mehr als tau&#x017F;end Jahren her auf ihre Nach-<lb/>
kommen fortgepflantzet. Denn die alten an-<lb/>
da&#x0364;chtigen Deut&#x017F;chen waren beku&#x0364;mmerter Gott<lb/>
recht zu verehren/ als durch Erbauung ko&#x0364;&#x017F;tlicher<lb/>
Tempel die Gebu&#x0364;rge ihres Marmeis zu berau-<lb/>
ben und ihre Ertzt-Adern arm zu machen. Die-<lb/>
&#x017F;emnach &#x017F;ie fu&#x0364;r eine der gro&#x0364;&#x017F;ten Thorheiten hiel-<lb/>
ten Affen/ Katzen und Crocodilen/ ja Knobloch<lb/>
und Zwibeln mit Weyrauch zu ra&#x0364;uchern; wel-<lb/>
che bey den Egyptiern mehr die auß Ja&#x017F;pis und<lb/>
Porphyr erbaueten/ oder auß einem gantzen<lb/>
Fel&#x017F;en gehauene Wunder-Tempel vor&#x017F;tellten/<lb/>
als durch der&#x017F;elben Pracht einiges An&#x017F;ehen ih-<lb/>
rer &#x017F;chno&#x0364;den Heßligkeit erlangeten. Nichts<lb/>
minder verlachten &#x017F;ie die zu Rom angebetete<lb/>
Furcht und das Fieber/ als welche Kranckheiten<lb/>
wol unvergo&#x0364;ttert/ ja ab&#x017F;cheulich bleiben/ wenn<lb/>
gleich zu Uberfirnßung ihrer Bilder und Hey-<lb/>
ligthu&#x0364;mer alle Meere ihr Schnecken-Blut/<lb/>
und gantz Morgen-Land &#x017F;eine Perlen und<lb/>
Edel-Ge&#x017F;teine dahin zin&#x017F;et. Da hingegen<lb/>
eine wahre Gottheit eben &#x017F;o ein auß &#x017F;chlechtem<lb/>
Ra&#x017F;en erho&#x0364;hetes Altar/ und ein mehr einem &#x017F;in-<lb/>
&#x017F;tern Grabe als einem Tempel a&#x0364;hnliches/ aber<lb/>
von dem Feuer anda&#x0364;chtiger Seelen erleuchte-<lb/>
tes Heyligthum; wie die Sonne alle du&#x0364;&#x017F;tere<lb/>
Wohnungen mit ihrem eigenen Glantze er-<lb/>
leuchtet und herrlich macht; al&#x017F;o daß ohne die<lb/>
Gegenwart des gro&#x017F;&#x017F;en Auges der Welt alle<lb/>
ge&#x017F;tirnte Himmels-Krey&#x017F;e du&#x0364;&#x017F;tern/ in Abwe&#x017F;en-<lb/>
heit einer we&#x017F;entlichen Gottheit alle von Rubin<lb/>
und loderndem Weyrauch &#x017F;chimmernde Tem-<lb/><cb/>
pel irrdi&#x017F;ch &#x017F;ind. Denn ob wol GOtt in und<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er aller Dinge i&#x017F;t/ &#x017F;eine Macht und Herr-<lb/>
&#x017F;chafft &#x017F;onder einige Beunruhigung &#x017F;ich u&#x0364;ber<lb/>
alle Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe er&#x017F;trecket/ &#x017F;eine Liebe ohne Er-<lb/>
mu&#x0364;dung allen durch ihre Erhaltung die Ha&#x0364;nde<lb/>
unterlegt/ ob er gleich ohne Außdehnung alles<lb/>
außwendig umb&#x017F;chleu&#x017F;t/ alles innwendig ohne<lb/>
&#x017F;eine Verkleinerung durchdringet; und er al&#x017F;o<lb/>
in/ u&#x0364;ber/ unter und neben allen Sachen/ iedoch<lb/>
an keinen Ort angebunden/ noch nach einigem<lb/>
Maa&#x017F;&#x017F;e der Ho&#x0364;he/ Tieffe und Breite zu me&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;eine Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nirgends ein - &#x017F;ein We&#x017F;en nir gends<lb/>
außzu&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t; &#x017F;o i&#x017F;t doch unwider&#x017F;prechlich:<lb/>
daß GOtt &#x017F;einer Offenbarung nach/ und wegen<lb/>
der von denen Sterblichen erfoderten Andacht<lb/>
einen Ort fu&#x0364;r dem andern/ nicht etwan wegen<lb/>
&#x017F;einer ab&#x017F;onderlichen Herrligkeit/ &#x017F;ondern auß<lb/>
einer unerfor&#x017F;chlichen Zuneigung/ ihm belieben<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e/ ja mehrmals &#x017F;elb&#x017F;t erkie&#x017F;et habe.</p><lb/>
          <p>Uber dem Eingange nun die&#x017F;er ebenfals fu&#x0364;r<lb/>
andern erwehlten Ho&#x0364;le waren nachfolgende<lb/>
Reymen in einen lebendigen Stein-Fels ge-<lb/>
graben/ iedoch gar &#x017F;chwer zu le&#x017F;en; weil &#x017F;ie nicht<lb/>
allein mit denen vom Tui&#x017F;co erfundenen Buch-<lb/>
&#x017F;taben ge&#x017F;chrieben/ &#x017F;ondern auch vom Regen<lb/>
abgewa&#x017F;chen und vom Mooß ver&#x017F;tellet wa-<lb/>
ren:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Jhr Eiteln weicht von hier! der Anfang aller Dinge/</l><lb/>
              <l>Der ch als die&#x017F;er Fels und die&#x017F;er Brunn-Quell war/</l><lb/>
              <l>Hat hier &#x017F;ein Heyligthum/ &#x017F;ein Wohn-Haus/ &#x017F;ein Altar;</l><lb/>
              <l>Der wil: daß man ihm nur zum Opfer Andacht bringe.</l><lb/>
              <l>Die i&#x017F;t das Eigenthum der Men&#x017F;chen. Weyrauch/ Blut/</l><lb/>
              <l>Gold/ Weitzen/ Oel und Vieh i&#x017F;t &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;teigen Gut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Opfer die ihr ihm auf tau&#x017F;end Ti&#x017F;chen &#x017F;chlachtet/</l><lb/>
              <l>Die machen ihn nicht fei&#x017F;t/ und keine Gabe reich.</l><lb/>
              <l>Jhr &#x017F;elb&#x017F;t genu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et es/ wenn ihr den Scho&#x0364;pfer gleich</l><lb/>
              <l>Durch eure Er&#x017F;tlingen hier zu be&#x017F;chencken trachtet.</l><lb/>
              <l>Euch &#x017F;cheint der Fackeln Licht/ ihr ru&#x0364;cht des Zimmets Brand;</l><lb/>
              <l>Ja/ was ihr gebt/ bleibt euch mit Wucher in der Hand.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>GOtt hei&#x017F;cht diß zwar/ doch nicht aus lu&#x0364;&#x017F;terner Begierde.</l><lb/>
              <l>Denn was er geitzt das Meer ihm an der armen Flut</l><lb/>
              <l>Des Thaues? welcher Stern wu&#x0364;nt&#x017F;cht ihm der Wu&#x0364;rmer Glut/</l><lb/>
              <l>Die bey den Na&#x0364;chten &#x017F;cheint/ und der Rubinen Zierde?</l><lb/>
              <l>Jhr weyht GOtt nur das Hertz zum Zeichen euer Pflicht;</l><lb/>
              <l>Euch &#x017F;elb&#x017F;t zu eurem Nutz/ ihm zur Bergnu&#x0364;gung nicht.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7[8]/0056] Erſtes Buch wachſender Eich-Baͤume gepflantzet/ und wie dieſes gantze Thal/ alſo auch inſonderheit den in der Mitte gelegenen Huͤgel/ und die in ſelbtem von der Natur gemachte Hoͤle/ als auch den darauß entſpringenden Brunnen fuͤr eines der groͤſſeſten Heiligthuͤmer Deutſchlands vereh- ret/ auch den Glauben: daß in ſelbtem die An- dacht der Opfernden durch einen Goͤttlichen Trieb gefluͤgelt/ und das Gebete von den Goͤt- tern ehe als anderwerts erhoͤhet wuͤrde/ von mehr als tauſend Jahren her auf ihre Nach- kommen fortgepflantzet. Denn die alten an- daͤchtigen Deutſchen waren bekuͤmmerter Gott recht zu verehren/ als durch Erbauung koͤſtlicher Tempel die Gebuͤrge ihres Marmeis zu berau- ben und ihre Ertzt-Adern arm zu machen. Die- ſemnach ſie fuͤr eine der groͤſten Thorheiten hiel- ten Affen/ Katzen und Crocodilen/ ja Knobloch und Zwibeln mit Weyrauch zu raͤuchern; wel- che bey den Egyptiern mehr die auß Jaſpis und Porphyr erbaueten/ oder auß einem gantzen Felſen gehauene Wunder-Tempel vorſtellten/ als durch derſelben Pracht einiges Anſehen ih- rer ſchnoͤden Heßligkeit erlangeten. Nichts minder verlachten ſie die zu Rom angebetete Furcht und das Fieber/ als welche Kranckheiten wol unvergoͤttert/ ja abſcheulich bleiben/ wenn gleich zu Uberfirnßung ihrer Bilder und Hey- ligthuͤmer alle Meere ihr Schnecken-Blut/ und gantz Morgen-Land ſeine Perlen und Edel-Geſteine dahin zinſet. Da hingegen eine wahre Gottheit eben ſo ein auß ſchlechtem Raſen erhoͤhetes Altar/ und ein mehr einem ſin- ſtern Grabe als einem Tempel aͤhnliches/ aber von dem Feuer andaͤchtiger Seelen erleuchte- tes Heyligthum; wie die Sonne alle duͤſtere Wohnungen mit ihrem eigenen Glantze er- leuchtet und herrlich macht; alſo daß ohne die Gegenwart des groſſen Auges der Welt alle geſtirnte Himmels-Kreyſe duͤſtern/ in Abweſen- heit einer weſentlichen Gottheit alle von Rubin und loderndem Weyrauch ſchimmernde Tem- pel irrdiſch ſind. Denn ob wol GOtt in und auſſer aller Dinge iſt/ ſeine Macht und Herr- ſchafft ſonder einige Beunruhigung ſich uͤber alle Geſchoͤpfe erſtrecket/ ſeine Liebe ohne Er- muͤdung allen durch ihre Erhaltung die Haͤnde unterlegt/ ob er gleich ohne Außdehnung alles außwendig umbſchleuſt/ alles innwendig ohne ſeine Verkleinerung durchdringet; und er alſo in/ uͤber/ unter und neben allen Sachen/ iedoch an keinen Ort angebunden/ noch nach einigem Maaſſe der Hoͤhe/ Tieffe und Breite zu meſſen/ ſeine Groͤſſe nirgends ein - ſein Weſen nir gends außzuſchluͤſſen iſt; ſo iſt doch unwiderſprechlich: daß GOtt ſeiner Offenbarung nach/ und wegen der von denen Sterblichen erfoderten Andacht einen Ort fuͤr dem andern/ nicht etwan wegen ſeiner abſonderlichen Herrligkeit/ ſondern auß einer unerforſchlichen Zuneigung/ ihm belieben laſſe/ ja mehrmals ſelbſt erkieſet habe. Uber dem Eingange nun dieſer ebenfals fuͤr andern erwehlten Hoͤle waren nachfolgende Reymen in einen lebendigen Stein-Fels ge- graben/ iedoch gar ſchwer zu leſen; weil ſie nicht allein mit denen vom Tuiſco erfundenen Buch- ſtaben geſchrieben/ ſondern auch vom Regen abgewaſchen und vom Mooß verſtellet wa- ren: Jhr Eiteln weicht von hier! der Anfang aller Dinge/ Der ch als dieſer Fels und dieſer Brunn-Quell war/ Hat hier ſein Heyligthum/ ſein Wohn-Haus/ ſein Altar; Der wil: daß man ihm nur zum Opfer Andacht bringe. Die iſt das Eigenthum der Menſchen. Weyrauch/ Blut/ Gold/ Weitzen/ Oel und Vieh iſt ſein ſelbſteigen Gut. Die Opfer die ihr ihm auf tauſend Tiſchen ſchlachtet/ Die machen ihn nicht feiſt/ und keine Gabe reich. Jhr ſelbſt genuͤſſet es/ wenn ihr den Schoͤpfer gleich Durch eure Erſtlingen hier zu beſchencken trachtet. Euch ſcheint der Fackeln Licht/ ihr ruͤcht des Zimmets Brand; Ja/ was ihr gebt/ bleibt euch mit Wucher in der Hand. GOtt heiſcht diß zwar/ doch nicht aus luͤſterner Begierde. Denn was er geitzt das Meer ihm an der armen Flut Des Thaues? welcher Stern wuͤntſcht ihm der Wuͤrmer Glut/ Die bey den Naͤchten ſcheint/ und der Rubinen Zierde? Jhr weyht GOtt nur das Hertz zum Zeichen euer Pflicht; Euch ſelbſt zu eurem Nutz/ ihm zur Bergnuͤgung nicht. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/56
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 7[8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/56>, abgerufen am 24.11.2024.