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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
Kennzeichen vor die Weltberühmte Tochter des Königs Catisons urtheilet/ versetzet/ sie
auch alsbald der Landes-Art nach auf entblösten und geschrenckten Scythischen Sebeln
vor die Königl. Braut ausruffen/ wie nicht weniger den Getischen König durch Ge-
sandten insonderheit den Oropastes um die Einwilligung ansuchen läst. Huhansien
vergist bey der Liebe nicht seine Siege; er erobert die fast unüberwindliche Stadt Ham-
fung durch Sturm/ den Fürst Zeno krönet er wegen der ersten Ersteigung und Tödtung
des Serischen Helden Pingli mit Lorbern/ welche ihm aber von den verzweiffelten
Serern bald hier auf mit Blute gefärbet/ Huhansien und Syrmanis auch selbst dabey/
iedoch mit erhaltener Wahlstatt verwundet werden. Diese beyde kommen nebst dem
Zeno bey Betrachtung des Wunder- oder Frauen-Berges Yonin auf die in Stein und
Holtz befindlichen seltzamen Bildungen der Natur/ insonderheit macht dieser letzte auf
Befehl des Königs mit seinen bey sich habenden Scythen ihm Berg/ Klippen und Steine
wegsam/ daß sie die Feinde auch mehr für Götter als Menschen ansehen. Hertzog Her-
mann lobet am Zeno die Mäßigung seiner hierdurch erlangten Ehren-Maale/ weil ein
vernünfftiger Diener niemals aus seinen Thaten ihm einen Ruhm erzwingen/ sondern
alles der Leitung seines Fürsten zuschreiben solle. Mit Eroberung der Stadt Qvan-
chung wird ihnen auch der alle andere der gantzen Welt übersteigende Königliche Schatz
zu Theil. Jvens Leiche auf Königs Huhansiens Befehl nebst einer in Jaspis gegrabe-
nen herrlichen Grabschrifft nach der Serer Art in ihrer Ahnen Grufft prächtig beyge-
setzt/ um zu zeigen: daß sich auch die gerechteste Rache nicht über eines Feindes Tod er-
strecken solle. Huhansien wird um Frieden angeflehet/ solcher auch durch den hierzu
Gevollmächtigten Zeno mit erwüntscheten Bedingungen beschlossen. Fürst Zeno und
Hertzog Herrmann halten an der ungemeinen Frucht barkeit des Gebürges Lie/ welches
wegen des frommen Xuno weder Dornen noch Unkraut tragen soll/ wahr zu seyn: daß
die Frömmigkeit der Fürsten einem gantzen Lande Seegen/ seine Laster aber Göttliche
Straffen zuziehe. Der weltweise Cheucung wird wegen seiner sonderbaren Geheim-
nüße/ insonderheit wegen der entdeckten Krafft des Magnets/ den sie den Hercules.
Stein nennen/ bey den Seerern Göttlich verehret/ das Bild des Flußes Kiang aber
gleich dem Rhodischen Sonnen-Colossus nebst seinen denckwürdigen Uberschrifften der
Haupt-Stadt Suchem/ des Königlichen Sitzes Moling und Porcellanenem Thurme
vom Zeno mit gröster Verwunderung betrachtet/ seine öffentliche Verhör aufs präch-
tigste vorgenommen/ und der auf seidenes Pappir geschriebene Friedens-Schluß vom
Serischen Könige ihrer Art nach beschworen/ endlich der Gesandte mit vielen Geschen-
cken an den König Huhansien wieder abgefertiget. Seine Zurückreise über die reiche
Handelstadt Uching und Schlangen-Gebürge Kutien an die von ihm mit Sturm ero-
berte feste Stadt Junchhang/ und endlich wiederum ins Königl. Lager Huhansiens.
Luckiang der weißen Elephanten Enthaltniß/ dieser ihre Kämpffens-Art/ und von diesen
dem Zeno zugestossene Gefahr; Seine eingewurtzelte Liebe gegen die Königin Erato
vertreibet alle vom Huhansten und denen Jndianern ihm angetragene Glücks- und Eh-
ren-Strahlen. Perimals gefangene Gemahlin wird durch vielmal sie überwiegende
Perlen und Edelgesteine von ihren Unterthanen ausgelöset/ auch noch so viel ihrer Er-
lösung wegen von den Früchten dieses unschätzbaren Landes ihren Göttern und den

Armen

Arminius und Thußnelda.
Kennzeichen vor die Weltberuͤhmte Tochter des Koͤnigs Catiſons urtheilet/ verſetzet/ ſie
auch alsbald der Landes-Art nach auf entbloͤſten und geſchrenckten Scythiſchen Sebeln
vor die Koͤnigl. Braut ausruffen/ wie nicht weniger den Getiſchen Koͤnig durch Ge-
ſandten inſonderheit den Oropaſtes um die Einwilligung anſuchen laͤſt. Huhanſien
vergiſt bey der Liebe nicht ſeine Siege; er erobert die faſt unuͤberwindliche Stadt Ham-
fung durch Sturm/ den Fuͤrſt Zeno kroͤnet er wegen der erſten Erſteigung und Toͤdtung
des Seriſchen Helden Pingli mit Lorbern/ welche ihm aber von den verzweiffelten
Serern bald hier auf mit Blute gefaͤrbet/ Huhanſien und Syrmanis auch ſelbſt dabey/
iedoch mit erhaltener Wahlſtatt verwundet werden. Dieſe beyde kommen nebſt dem
Zeno bey Betrachtung des Wunder- oder Frauen-Berges Yonin auf die in Stein und
Holtz befindlichen ſeltzamen Bildungen der Natur/ inſonderheit macht dieſer letzte auf
Befehl des Koͤnigs mit ſeinen bey ſich habenden Scythen ihm Berg/ Klippen und Steine
wegſam/ daß ſie die Feinde auch mehr fuͤr Goͤtter als Menſchen anſehen. Hertzog Her-
mann lobet am Zeno die Maͤßigung ſeiner hierdurch erlangten Ehren-Maale/ weil ein
vernuͤnfftiger Diener niemals aus ſeinen Thaten ihm einen Ruhm erzwingen/ ſondern
alles der Leitung ſeines Fuͤrſten zuſchreiben ſolle. Mit Eroberung der Stadt Qvan-
chung wird ihnen auch der alle andere der gantzen Welt uͤberſteigende Koͤnigliche Schatz
zu Theil. Jvens Leiche auf Koͤnigs Huhanſiens Befehl nebſt einer in Jaſpis gegrabe-
nen herrlichen Grabſchrifft nach der Serer Art in ihrer Ahnen Grufft praͤchtig beyge-
ſetzt/ um zu zeigen: daß ſich auch die gerechteſte Rache nicht uͤber eines Feindes Tod er-
ſtrecken ſolle. Huhanſien wird um Frieden angeflehet/ ſolcher auch durch den hierzu
Gevollmaͤchtigten Zeno mit erwuͤntſcheten Bedingungen beſchloſſen. Fuͤrſt Zeno und
Hertzog Herrmann halten an der ungemeinen Frucht barkeit des Gebuͤrges Lie/ welches
wegen des frommen Xuno weder Dornen noch Unkraut tragen ſoll/ wahr zu ſeyn: daß
die Froͤmmigkeit der Fuͤrſten einem gantzen Lande Seegen/ ſeine Laſter aber Goͤttliche
Straffen zuziehe. Der weltweiſe Cheucung wird wegen ſeiner ſonderbaren Geheim-
nuͤße/ inſonderheit wegen der entdeckten Krafft des Magnets/ den ſie den Hercules.
Stein nennen/ bey den Seerern Goͤttlich verehret/ das Bild des Flußes Kiang aber
gleich dem Rhodiſchen Sonnen-Coloſſus nebſt ſeinen denckwuͤrdigen Uberſchrifften der
Haupt-Stadt Suchem/ des Koͤniglichen Sitzes Moling und Porcellanenem Thurme
vom Zeno mit groͤſter Verwunderung betrachtet/ ſeine oͤffentliche Verhoͤr aufs praͤch-
tigſte vorgenommen/ und der auf ſeidenes Pappir geſchriebene Friedens-Schluß vom
Seriſchen Koͤnige ihrer Art nach beſchworen/ endlich der Geſandte mit vielen Geſchen-
cken an den Koͤnig Huhanſien wieder abgefertiget. Seine Zuruͤckreiſe uͤber die reiche
Handelſtadt Uching und Schlangen-Gebuͤrge Kutien an die von ihm mit Sturm ero-
berte feſte Stadt Junchhang/ und endlich wiederum ins Koͤnigl. Lager Huhanſiens.
Luckiang der weißen Elephanten Enthaltniß/ dieſer ihre Kaͤmpffens-Art/ und von dieſen
dem Zeno zugeſtoſſene Gefahr; Seine eingewurtzelte Liebe gegen die Koͤnigin Erato
vertreibet alle vom Huhanſten und denen Jndianern ihm angetragene Gluͤcks- und Eh-
ren-Strahlen. Perimals gefangene Gemahlin wird durch vielmal ſie uͤberwiegende
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[503/0559] Arminius und Thußnelda. Kennzeichen vor die Weltberuͤhmte Tochter des Koͤnigs Catiſons urtheilet/ verſetzet/ ſie auch alsbald der Landes-Art nach auf entbloͤſten und geſchrenckten Scythiſchen Sebeln vor die Koͤnigl. Braut ausruffen/ wie nicht weniger den Getiſchen Koͤnig durch Ge- ſandten inſonderheit den Oropaſtes um die Einwilligung anſuchen laͤſt. Huhanſien vergiſt bey der Liebe nicht ſeine Siege; er erobert die faſt unuͤberwindliche Stadt Ham- fung durch Sturm/ den Fuͤrſt Zeno kroͤnet er wegen der erſten Erſteigung und Toͤdtung des Seriſchen Helden Pingli mit Lorbern/ welche ihm aber von den verzweiffelten Serern bald hier auf mit Blute gefaͤrbet/ Huhanſien und Syrmanis auch ſelbſt dabey/ iedoch mit erhaltener Wahlſtatt verwundet werden. Dieſe beyde kommen nebſt dem Zeno bey Betrachtung des Wunder- oder Frauen-Berges Yonin auf die in Stein und Holtz befindlichen ſeltzamen Bildungen der Natur/ inſonderheit macht dieſer letzte auf Befehl des Koͤnigs mit ſeinen bey ſich habenden Scythen ihm Berg/ Klippen und Steine wegſam/ daß ſie die Feinde auch mehr fuͤr Goͤtter als Menſchen anſehen. Hertzog Her- mann lobet am Zeno die Maͤßigung ſeiner hierdurch erlangten Ehren-Maale/ weil ein vernuͤnfftiger Diener niemals aus ſeinen Thaten ihm einen Ruhm erzwingen/ ſondern alles der Leitung ſeines Fuͤrſten zuſchreiben ſolle. Mit Eroberung der Stadt Qvan- chung wird ihnen auch der alle andere der gantzen Welt uͤberſteigende Koͤnigliche Schatz zu Theil. Jvens Leiche auf Koͤnigs Huhanſiens Befehl nebſt einer in Jaſpis gegrabe- nen herrlichen Grabſchrifft nach der Serer Art in ihrer Ahnen Grufft praͤchtig beyge- ſetzt/ um zu zeigen: daß ſich auch die gerechteſte Rache nicht uͤber eines Feindes Tod er- ſtrecken ſolle. Huhanſien wird um Frieden angeflehet/ ſolcher auch durch den hierzu Gevollmaͤchtigten Zeno mit erwuͤntſcheten Bedingungen beſchloſſen. Fuͤrſt Zeno und Hertzog Herrmann halten an der ungemeinen Frucht barkeit des Gebuͤrges Lie/ welches wegen des frommen Xuno weder Dornen noch Unkraut tragen ſoll/ wahr zu ſeyn: daß die Froͤmmigkeit der Fuͤrſten einem gantzen Lande Seegen/ ſeine Laſter aber Goͤttliche Straffen zuziehe. Der weltweiſe Cheucung wird wegen ſeiner ſonderbaren Geheim- nuͤße/ inſonderheit wegen der entdeckten Krafft des Magnets/ den ſie den Hercules. Stein nennen/ bey den Seerern Goͤttlich verehret/ das Bild des Flußes Kiang aber gleich dem Rhodiſchen Sonnen-Coloſſus nebſt ſeinen denckwuͤrdigen Uberſchrifften der Haupt-Stadt Suchem/ des Koͤniglichen Sitzes Moling und Porcellanenem Thurme vom Zeno mit groͤſter Verwunderung betrachtet/ ſeine oͤffentliche Verhoͤr aufs praͤch- tigſte vorgenommen/ und der auf ſeidenes Pappir geſchriebene Friedens-Schluß vom Seriſchen Koͤnige ihrer Art nach beſchworen/ endlich der Geſandte mit vielen Geſchen- cken an den Koͤnig Huhanſien wieder abgefertiget. Seine Zuruͤckreiſe uͤber die reiche Handelſtadt Uching und Schlangen-Gebuͤrge Kutien an die von ihm mit Sturm ero- berte feſte Stadt Junchhang/ und endlich wiederum ins Koͤnigl. Lager Huhanſiens. Luckiang der weißen Elephanten Enthaltniß/ dieſer ihre Kaͤmpffens-Art/ und von dieſen dem Zeno zugeſtoſſene Gefahr; Seine eingewurtzelte Liebe gegen die Koͤnigin Erato vertreibet alle vom Huhanſten und denen Jndianern ihm angetragene Gluͤcks- und Eh- ren-Strahlen. Perimals gefangene Gemahlin wird durch vielmal ſie uͤberwiegende Perlen und Edelgeſteine von ihren Unterthanen ausgeloͤſet/ auch noch ſo viel ihrer Er- loͤſung wegen von den Fruͤchten dieſes unſchaͤtzbaren Landes ihren Goͤttern und den Armen

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/559>, abgerufen am 23.11.2024.