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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
lis von denen Amazonen insonderheit der Königin Minothea empfangen/ mit aller-
hand Lustbarkeiten und Jägereyen ergetzet worden/ rühmet zugleich ihre Tugenden
und grossen Reichthum. Der Königin Minothea und Panthasilea Liebe gegen den
gefangenen Fürsten Oropastes/ und dessen wiederum gegen den verkleideten Zeno. O-
ropastes lehnet der Königin Minothea Liebe durch ein der Göttin Diane gethanes Ge-
lübde höfflich ab/ verfällt aber durch der einen Hirsch verfolgenden Panthasilea nach-
denckliche Antwort in das gröste Unglück/ durch welches er seine Mannheit/ wie Pan-
thasilea die Augen/ von der erzürnten Königin Minothea verlieren soll. Hertzog Herrmann
Jubil und Flavius nehmen hierbey Anlaß auf die Schönheit und Vortreff ligkeit der
Augen zu kommen. Fürst Zeno eröffnet dem Dropastes sein bevorstehendes Unglück
und fliehet nebst der Schwester Syrmanis über die höchsten Gebürge. Sie finden in
dieser ihrer Flucht allerhand Seltzamkeiten/ ja vermöge der in Stein und Felßen alldar
eingegrabenen Reimen und Lob-Sprüche gleichsam ein irrdisches Paradieß; daß auch
Oropastes und seine Schwester Syrmanis ihr Leben allda zuzubringen sich entschlüssen.
Diesen Fremdlingen erzehlet der Priester Meherdates ihren Gottesdienst/ und sein der
Königlichen Würde gleichendes Priesterthum. Fürst Zeno kommt wiederum auf sei-
ne zurück gebliebene Rede: wie er mit dem Oropastes und Syrmants auf die Spitze
des Berges Caucasus zu dem Tempel des Prometheus gereiset/ wie hoch solcher sey/ und
was sie allda angetroffen/ auch wie weit sie dar auf ihr Augenmaaß getragen; was vor
Herrligkeiten und Kunststücke sie in solchem Tempel angetroffen/ und wie endlich sie der
Priester in seine Höle zu einer köstlichen Blumen- und Kräuter-Mahlzeit eingeladen.
Hier auf den Augenblick auch dem Hertzog Herrmann die bereitete Tafel angekündiget/
dem noch schwachen Zeno zu Liebe aber in seinem Zimmer auf Römische Art nicht so wol
der Schwelgerey als Beqvemligkeit wegen iedem auf einem Bette bey der Tafel zu spei-
sen Anschaffung geschiehet. Dabey kommt der Deutschen Speise-Art nicht weniger
auf den Teppich als die Speisen auf die Tafel/ und die aufgetragenen fremden Fische ge-
ben zu mehrer Verwunderung Anlaß: daß gewisse Völcker Würmer/ Heuschrecken/
Nattern/ Schlangen vor die besten Leckerbißichen halten. Die Tafel wird mit aller-
hand fremden Köstlichkeiten besetzet/ die sie mit herrlichem Weine wie auch sonst aller-
hand Gesundheits-Wässern begiessen/ und dabey von dem Gebrauch und Mißbrauch
der starcken Geträncke denen darinnen Meister spielenden Völckern/ von dem Unter-
scheid gekochter und ungekochter auch anderer Wässer/ zu reden Gelegenheit nehmen.
Diesen langwirigen Wortwechsel unter bricht bey aufgehobener Tafel das so gar unge-
meine und von seiner Natur des Holtzes wunderbar gebildete Tischblat. Zeno kommt
wieder auf den Priester Meher dates und den von ihm genommenen Abschied/ auch/
daß er wegen des zersprungenen Caucasus und des erst bewunderten Tempels Abstür-
zung nebst seiner Gefährten bald um sein Leben kommen/ wie hiervon nichts mehr/ als
des Prometheus beschriebener und an einer Seite zerschlagener Leichenstein/ zu Verfüh-
rung ihrer Reise aber wegen zerfallener Klippen fast kein Ausgang mehr übrig gewesen;
nach ihren mühsamen und gefährlichen Auswickelung sie zum grausamen Strudel
kommen/ welcher das schwartze und Caspische Meer unsichtbar vereinigen/ und solches
Wunder ein vom Mithridates beschriebener Fisch/ wie ein Delphin zwischen dem Cas-

pisch-
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Arminius und Thußnelda.
lis von denen Amazonen inſonderheit der Koͤnigin Minothea empfangen/ mit aller-
hand Luſtbarkeiten und Jaͤgereyen ergetzet worden/ ruͤhmet zugleich ihre Tugenden
und groſſen Reichthum. Der Koͤnigin Minothea und Panthaſilea Liebe gegen den
gefangenen Fuͤrſten Oropaſtes/ und deſſen wiederum gegen den verkleideten Zeno. O-
ropaſtes lehnet der Koͤnigin Minothea Liebe durch ein der Goͤttin Diane gethanes Ge-
luͤbde hoͤfflich ab/ verfaͤllt aber durch der einen Hirſch verfolgenden Panthaſilea nach-
denckliche Antwort in das groͤſte Ungluͤck/ durch welches er ſeine Mannheit/ wie Pan-
thaſilea die Augen/ von der erzuͤrnten Koͤnigin Minothea verlieren ſoll. Hertzog Herꝛmañ
Jubil und Flavius nehmen hierbey Anlaß auf die Schoͤnheit und Vortreff ligkeit der
Augen zu kommen. Fuͤrſt Zeno eroͤffnet dem Dropaſtes ſein bevorſtehendes Ungluͤck
und fliehet nebſt der Schweſter Syrmanis uͤber die hoͤchſten Gebuͤrge. Sie finden in
dieſer ihrer Flucht allerhand Seltzamkeiten/ ja vermoͤge der in Stein und Felßen alldar
eingegrabenen Reimen und Lob-Spruͤche gleichſam ein irrdiſches Paradieß; daß auch
Oropaſtes und ſeine Schweſter Syrmanis ihr Leben allda zuzubringen ſich entſchluͤſſen.
Dieſen Fremdlingen erzehlet der Prieſter Meherdates ihren Gottesdienſt/ und ſein der
Koͤniglichen Wuͤrde gleichendes Prieſterthum. Fuͤrſt Zeno kommt wiederum auf ſei-
ne zuruͤck gebliebene Rede: wie er mit dem Oropaſtes und Syrmants auf die Spitze
des Berges Caucaſus zu dem Tempel des Prometheus gereiſet/ wie hoch ſolcher ſey/ und
was ſie allda angetroffen/ auch wie weit ſie dar auf ihr Augenmaaß getragen; was vor
Herrligkeiten und Kunſtſtuͤcke ſie in ſolchem Tempel angetroffen/ und wie endlich ſie der
Prieſter in ſeine Hoͤle zu einer koͤſtlichen Blumen- und Kraͤuter-Mahlzeit eingeladen.
Hier auf den Augenblick auch dem Hertzog Herrmann die bereitete Tafel angekuͤndiget/
dem noch ſchwachen Zeno zu Liebe aber in ſeinem Zimmer auf Roͤmiſche Art nicht ſo wol
der Schwelgerey als Beqvemligkeit wegen iedem auf einem Bette bey der Tafel zu ſpei-
ſen Anſchaffung geſchiehet. Dabey kommt der Deutſchen Speiſe-Art nicht weniger
auf den Teppich als die Speiſen auf die Tafel/ und die aufgetragenen fremden Fiſche ge-
ben zu mehrer Verwunderung Anlaß: daß gewiſſe Voͤlcker Wuͤrmer/ Heuſchrecken/
Nattern/ Schlangen vor die beſten Leckerbißichen halten. Die Tafel wird mit aller-
hand fremden Koͤſtlichkeiten beſetzet/ die ſie mit herrlichem Weine wie auch ſonſt aller-
hand Geſundheits-Waͤſſern begieſſen/ und dabey von dem Gebrauch und Mißbrauch
der ſtarcken Getraͤncke denen darinnen Meiſter ſpielenden Voͤlckern/ von dem Unter-
ſcheid gekochter und ungekochter auch anderer Waͤſſer/ zu reden Gelegenheit nehmen.
Dieſen langwirigen Wortwechſel unter bricht bey aufgehobener Tafel das ſo gar unge-
meine und von ſeiner Natur des Holtzes wunderbar gebildete Tiſchblat. Zeno kommt
wieder auf den Prieſter Meher dates und den von ihm genommenen Abſchied/ auch/
daß er wegen des zerſprungenen Caucaſus und des erſt bewunderten Tempels Abſtuͤr-
zung nebſt ſeiner Gefaͤhrten bald um ſein Leben kommen/ wie hiervon nichts mehr/ als
des Prometheus beſchriebener und an einer Seite zerſchlagener Leichenſtein/ zu Verfuͤh-
rung ihrer Reiſe aber wegen zerfallener Klippen faſt kein Ausgang mehr uͤbrig geweſen;
nach ihren muͤhſamen und gefaͤhrlichen Auswickelung ſie zum grauſamen Strudel
kommen/ welcher das ſchwartze und Caſpiſche Meer unſichtbar vereinigen/ und ſolches
Wunder ein vom Mithridates beſchriebener Fiſch/ wie ein Delphin zwiſchen dem Caſ-

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[501/0557] Arminius und Thußnelda. lis von denen Amazonen inſonderheit der Koͤnigin Minothea empfangen/ mit aller- hand Luſtbarkeiten und Jaͤgereyen ergetzet worden/ ruͤhmet zugleich ihre Tugenden und groſſen Reichthum. Der Koͤnigin Minothea und Panthaſilea Liebe gegen den gefangenen Fuͤrſten Oropaſtes/ und deſſen wiederum gegen den verkleideten Zeno. O- ropaſtes lehnet der Koͤnigin Minothea Liebe durch ein der Goͤttin Diane gethanes Ge- luͤbde hoͤfflich ab/ verfaͤllt aber durch der einen Hirſch verfolgenden Panthaſilea nach- denckliche Antwort in das groͤſte Ungluͤck/ durch welches er ſeine Mannheit/ wie Pan- thaſilea die Augen/ von der erzuͤrnten Koͤnigin Minothea verlieren ſoll. Hertzog Herꝛmañ Jubil und Flavius nehmen hierbey Anlaß auf die Schoͤnheit und Vortreff ligkeit der Augen zu kommen. Fuͤrſt Zeno eroͤffnet dem Dropaſtes ſein bevorſtehendes Ungluͤck und fliehet nebſt der Schweſter Syrmanis uͤber die hoͤchſten Gebuͤrge. Sie finden in dieſer ihrer Flucht allerhand Seltzamkeiten/ ja vermoͤge der in Stein und Felßen alldar eingegrabenen Reimen und Lob-Spruͤche gleichſam ein irrdiſches Paradieß; daß auch Oropaſtes und ſeine Schweſter Syrmanis ihr Leben allda zuzubringen ſich entſchluͤſſen. Dieſen Fremdlingen erzehlet der Prieſter Meherdates ihren Gottesdienſt/ und ſein der Koͤniglichen Wuͤrde gleichendes Prieſterthum. Fuͤrſt Zeno kommt wiederum auf ſei- ne zuruͤck gebliebene Rede: wie er mit dem Oropaſtes und Syrmants auf die Spitze des Berges Caucaſus zu dem Tempel des Prometheus gereiſet/ wie hoch ſolcher ſey/ und was ſie allda angetroffen/ auch wie weit ſie dar auf ihr Augenmaaß getragen; was vor Herrligkeiten und Kunſtſtuͤcke ſie in ſolchem Tempel angetroffen/ und wie endlich ſie der Prieſter in ſeine Hoͤle zu einer koͤſtlichen Blumen- und Kraͤuter-Mahlzeit eingeladen. Hier auf den Augenblick auch dem Hertzog Herrmann die bereitete Tafel angekuͤndiget/ dem noch ſchwachen Zeno zu Liebe aber in ſeinem Zimmer auf Roͤmiſche Art nicht ſo wol der Schwelgerey als Beqvemligkeit wegen iedem auf einem Bette bey der Tafel zu ſpei- ſen Anſchaffung geſchiehet. Dabey kommt der Deutſchen Speiſe-Art nicht weniger auf den Teppich als die Speiſen auf die Tafel/ und die aufgetragenen fremden Fiſche ge- ben zu mehrer Verwunderung Anlaß: daß gewiſſe Voͤlcker Wuͤrmer/ Heuſchrecken/ Nattern/ Schlangen vor die beſten Leckerbißichen halten. Die Tafel wird mit aller- hand fremden Koͤſtlichkeiten beſetzet/ die ſie mit herrlichem Weine wie auch ſonſt aller- hand Geſundheits-Waͤſſern begieſſen/ und dabey von dem Gebrauch und Mißbrauch der ſtarcken Getraͤncke denen darinnen Meiſter ſpielenden Voͤlckern/ von dem Unter- ſcheid gekochter und ungekochter auch anderer Waͤſſer/ zu reden Gelegenheit nehmen. Dieſen langwirigen Wortwechſel unter bricht bey aufgehobener Tafel das ſo gar unge- meine und von ſeiner Natur des Holtzes wunderbar gebildete Tiſchblat. Zeno kommt wieder auf den Prieſter Meher dates und den von ihm genommenen Abſchied/ auch/ daß er wegen des zerſprungenen Caucaſus und des erſt bewunderten Tempels Abſtuͤr- zung nebſt ſeiner Gefaͤhrten bald um ſein Leben kommen/ wie hiervon nichts mehr/ als des Prometheus beſchriebener und an einer Seite zerſchlagener Leichenſtein/ zu Verfuͤh- rung ihrer Reiſe aber wegen zerfallener Klippen faſt kein Ausgang mehr uͤbrig geweſen; nach ihren muͤhſamen und gefaͤhrlichen Auswickelung ſie zum grauſamen Strudel kommen/ welcher das ſchwartze und Caſpiſche Meer unſichtbar vereinigen/ und ſolches Wunder ein vom Mithridates beſchriebener Fiſch/ wie ein Delphin zwiſchen dem Caſ- piſch- R r r 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/557>, abgerufen am 20.05.2024.