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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] über sich zuleiden. Der König/ welchem ent-
weder von seinen Land-Vögten die geklagte
Bedrängung ausgeredet ward/ oder weil er ei-
ne umschrenckte Gewalt nicht für Königlich
hielt/ verwieß die Bataver an statt verhoffter
Erleichterung zu der Schuldigkeit ihres Ge-
horsams. Dieses jagte nicht nur die Bataver
in den Harnisch/ sondern Eganor bewegte alle
denen Britanniern unterthänige Gallier zum
Aufstande. Wiewol nun der kluge und tapf-
fere Eganor Meuchelmörderisch hingerichtet
ward; verfolgte doch sein Sohn Eisenhertz den
Krieg wider die Britannier so glückselig/ daß
diese jene für freye Leute erkennen musten. Die
Bataver/ wie ein kleines Antheil Galliens sie
gleich besassen/ erlangten hierdurch ein grosses
Ansehen/ und den Ruhm/ daß sie nicht nur un-
ter den Galliern/ sondern allen an dem Rheine
wohnenden Völckern die tapffersten wären.
Weil nun ihr Eyland endlich so wohl ihrer
Mannschafft zum Unterhalte/ als ihrer Tugend
zur Gräntze viel zu enge war/ lagen sie täglich
denen benachbarten Galliern in Eisen/ und
machten sie durch stete Uberfallung zinßbar.
Jn denen Nord-Völckern ging zu sagen kein
Rauch auf/ da sie nicht als Mittler erbeten wor-
den/ oder sie sich selbst zu Schieds-Richtern auf-
warffen/ und denen hartnäckichten einen Frie-
den vorschrieben. Durch Schiffarthen und
Handlung machten sie sich nichts minder ver-
mögend/ als in der gantzen Welt bekandt. Ob
auch wol hernach Käyser Julius gantz Gallien
einnahm/ wagte er sich doch nicht/ die Bataver
in ihrem Lande anzutasten. Ja weil sie für die
besten Schwimmer/ und die fürtrefflichsten
Reuter berühmt waren/ suchte er nicht alleine
durch Gesandschafft und Geschencke ihre
Freundschafft; sondern brauchte sie auch in sei-
nem Britannischen und Bürgerlichen Kriegen
um zweyfachen Sold für Hülffs-Völcker. Un-
ter dem Käyser August stiegen sie so hoch/ daß
Agrippa im Nahmen des Käysers sie nicht nur
[Spaltenumbruch] für Freunde und Brüder der Römer aufnahm/
und zum Gedächtnüsse dieser Verbindung an
dem Ufer/ wo der Rhein ins Meer fällt/ eine von
Rom übersendete Marmelne Säule mit der
Uberschrifft: Das Volck der Bataver/
der Brüder des Römischen Reichs/

aufgerichtet ward; sondern August erkiesete sie
auch zu seiner Leibwache. Derogestalt schienen
die Bataver an den höchsten Gipffel der Ehre
und Glückseligkeit gelanget zu seyn; Ob zwar
im Wercke bey ihnen wahr war/ daß Herr-
schafften offt mehr dem Ruffe/ als dem Wesen
nach auf festen Füssen stehen. Denn wie dem
Britannischen Könige ein Reichs-Rath diesen
schlauen Anschlag gegeben hatte/ daß die Bata-
ver/ wie ihre unbewegliche Pfützen/ durch Ruhe
verderben müsten; Also ereignete sich freylich/
daß die Bataver theils durch Sicherheit/ in dem
sie ihre Macht so feste beraset zu seyn vermein-
ten/ daß sie allen Nachbarn die Spitze bieten
könten/ theils durch die vortheilhaffte Kauff-
mannschafft guten Theils der Waffen und ih-
rer streitbaren Art ver gassen. Worzu sie nicht
allein die Süßigkeit des Gewinns/ sondern die
von denen listigen Britanniern an die Hand ge-
gebene Gelegenheiten; ja der Batavischen
Fürsten eigne Anleitungen verführten; als
welche ebenfalls durch Verzärtelung der Ba-
taver ihre vorhin mercklich verschrenckte Ge-
walt zu vergrössern anzielten. Jnsonderheit
gab Hertzog Waldan durch Einführung ge-
wisser Handlungs-Gesellschafften auch dem A-
del Anlaß/ sich in die Handlung zu verwickeln.
Und ob wohl der Catten Gesandter dem Bata-
vischen Adel die Gewohnheit ihrer Vor-El-
tern/ welche alle Kauffmannschafft bey Verlust
des Kopffes aus ihren Gräntzen verbanneten/
wie auch daß das Gewerbe die hertzhafftesten
Gemüther verzagt/ und nach der Süßigkeit
auch eines unanständigen Friedens lüstern
machte/ einbielt; so setzten doch die Werck zeuge

des
Z z 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] uͤber ſich zuleiden. Der Koͤnig/ welchem ent-
weder von ſeinen Land-Voͤgten die geklagte
Bedraͤngung ausgeredet ward/ oder weil er ei-
ne umſchrenckte Gewalt nicht fuͤr Koͤniglich
hielt/ verwieß die Bataver an ſtatt verhoffter
Erleichterung zu der Schuldigkeit ihres Ge-
horſams. Dieſes jagte nicht nur die Bataver
in den Harniſch/ ſondern Eganor bewegte alle
denen Britanniern unterthaͤnige Gallier zum
Aufſtande. Wiewol nun der kluge und tapf-
fere Eganor Meuchelmoͤrderiſch hingerichtet
ward; verfolgte doch ſein Sohn Eiſenhertz den
Krieg wider die Britannier ſo gluͤckſelig/ daß
dieſe jene fuͤr freye Leute erkennen muſten. Die
Bataver/ wie ein kleines Antheil Galliens ſie
gleich beſaſſen/ erlangten hierdurch ein groſſes
Anſehen/ und den Ruhm/ daß ſie nicht nur un-
ter den Galliern/ ſondern allen an dem Rheine
wohnenden Voͤlckern die tapfferſten waͤren.
Weil nun ihr Eyland endlich ſo wohl ihrer
Mannſchafft zum Unterhalte/ als ihrer Tugend
zur Graͤntze viel zu enge war/ lagen ſie taͤglich
denen benachbarten Galliern in Eiſen/ und
machten ſie durch ſtete Uberfallung zinßbar.
Jn denen Nord-Voͤlckern ging zu ſagen kein
Rauch auf/ da ſie nicht als Mittler erbeten wor-
den/ oder ſie ſich ſelbſt zu Schieds-Richtern auf-
warffen/ und denen hartnaͤckichten einen Frie-
den vorſchrieben. Durch Schiffarthen und
Handlung machten ſie ſich nichts minder ver-
moͤgend/ als in der gantzen Welt bekandt. Ob
auch wol hernach Kaͤyſer Julius gantz Gallien
einnahm/ wagte er ſich doch nicht/ die Bataver
in ihrem Lande anzutaſten. Ja weil ſie fuͤr die
beſten Schwimmer/ und die fuͤrtrefflichſten
Reuter beruͤhmt waren/ ſuchte er nicht alleine
durch Geſandſchafft und Geſchencke ihre
Freundſchafft; ſondern brauchte ſie auch in ſei-
nem Britanniſchen und Buͤrgerlichen Kriegen
um zweyfachen Sold fuͤr Huͤlffs-Voͤlcker. Un-
ter dem Kaͤyſer Auguſt ſtiegen ſie ſo hoch/ daß
Agrippa im Nahmen des Kaͤyſers ſie nicht nur
[Spaltenumbruch] fuͤr Freunde und Bruͤder der Roͤmer aufnahm/
und zum Gedaͤchtnuͤſſe dieſer Verbindung an
dem Ufer/ wo der Rhein ins Meer faͤllt/ eine von
Rom uͤberſendete Marmelne Saͤule mit der
Uberſchrifft: Das Volck der Bataver/
der Bruͤder des Roͤmiſchen Reichs/

aufgerichtet ward; ſondern Auguſt erkieſete ſie
auch zu ſeiner Leibwache. Derogeſtalt ſchienen
die Bataver an den hoͤchſten Gipffel der Ehre
und Gluͤckſeligkeit gelanget zu ſeyn; Ob zwar
im Wercke bey ihnen wahr war/ daß Herr-
ſchafften offt mehr dem Ruffe/ als dem Weſen
nach auf feſten Fuͤſſen ſtehen. Denn wie dem
Britanniſchen Koͤnige ein Reichs-Rath dieſen
ſchlauen Anſchlag gegeben hatte/ daß die Bata-
ver/ wie ihre unbewegliche Pfuͤtzen/ durch Ruhe
verderben muͤſten; Alſo ereignete ſich freylich/
daß die Bataver theils durch Sicherheit/ in dem
ſie ihre Macht ſo feſte beraſet zu ſeyn vermein-
ten/ daß ſie allen Nachbarn die Spitze bieten
koͤnten/ theils durch die vortheilhaffte Kauff-
mannſchafft guten Theils der Waffen und ih-
rer ſtreitbaren Art ver gaſſen. Worzu ſie nicht
allein die Suͤßigkeit des Gewinns/ ſondern die
von denen liſtigen Britanniern an die Hand ge-
gebene Gelegenheiten; ja der Bataviſchen
Fuͤrſten eigne Anleitungen verfuͤhrten; als
welche ebenfalls durch Verzaͤrtelung der Ba-
taver ihre vorhin mercklich verſchrenckte Ge-
walt zu vergroͤſſern anzielten. Jnſonderheit
gab Hertzog Waldan durch Einfuͤhrung ge-
wiſſer Handlungs-Geſellſchafften auch dem A-
del Anlaß/ ſich in die Handlung zu verwickeln.
Und ob wohl der Catten Geſandter dem Bata-
viſchen Adel die Gewohnheit ihrer Vor-El-
tern/ welche alle Kauffmannſchafft bey Verluſt
des Kopffes aus ihren Graͤntzen verbanneten/
wie auch daß das Gewerbe die hertzhaffteſten
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/417>, abgerufen am 12.05.2024.