Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] landes nur des Raths Vorsorge billigte; welche
meinte/ daß durch diese Künste dem Römischen
Reiche ein Ansehn zuwüchse; und die Welt sich
weniger einem Gotte als Menschen unterthä-
nig zu seyn schämen würde. Die Persen und
des Atlantischen Eylandes Jnwohner bezeug-
ten gegen ihrem Könige nur deßhalben einen so
blinden Gehorsam/ weil jene gläubten/ daß er
die Stütze des Himmels und der Erde/ sein
Fußwasser aber eine heilige Artzney wider viel
Kranckheiten wäre; Diese aber daß er liesse
Sonne und Monde scheinen. Malovend fiel
ein: Er könte einen frommen Betrug der
Staats-Klugheit nicht verwerffen/ als durch
welchen Numa/ Scipio/ Lucius Sylla/ Ser-
torius/ Minos und Pisistratus ihrem Thun
und Gesetzen gleichsam ein göttliches Ansehn
gemacht; Er verargte den Griechen nicht die
Aufrichtung des Trojanischen Pferdes/ denen
Phöniciern und Zazinthiern den von den Göt-
tern ihrem Fürgeben nach im Traume befohl-
nen Tempel- oder vielmehr Festungs-Bau/
daraus sie sich gantz Hispaniens bemächtigt;
Aber Gott die Würde der Gottheit/ und die
Ehre der Anruffung abstehlen/ wäre eine ver-
dammlichere Boßheit/ als ein ärgerlicher Jrr-
thum/ daß der Gottesdienst nur eine Erfin-
dung der Staats-Klugheit wäre. Denn die-
se steckten nur in dem Finsternüsse der Unwis-
senheit; jene aber wären die wahrhafftesten Rie-
sen/ die den Himmel vorsetzlich stürmeten/ und
der Salmoneus/ der mit seinem Donner den
Jupiter zum Streit ausforderte. Diesem-
nach auch sie von der göttlichen Rache durch
Blitz eingeäschert zu werden verdienten; und
hätten alle vernünfftige Weisen solche eitele
Vergötterung verspottet/ der Rath zu Athen
auch den Demas gar recht mit einer Geld-Bus-
se belegt/ weil von ihm der sterbliche Alexander
bey denen Olympischen Spielen als ein GOtt
eingeschrieben worden wäre. Ja Leonnatus
hätte sich nicht gescheuet/ einen den Alexander
[Spaltenumbruch] anbetenden Persen ins Antlitz zu verhöhnen;
und Hermolaus hätte nebst denen andern Edel-
Knaben deßhalben den eitelen Alexander zu er-
würgen sich verbunden. Gleichwol aber/ ver-
setzte Zeno/ ist der Delphische Apollo selbst so ei-
versüchtig nicht gewest/ in dem er den Griechen
gerathen den Hercules zu vergöttern. Adgan-
dester begegnete ihm: Es hat der Delphische
Wahrsager-Geist wol eher dem Könige Phi-
lip und andern liebgekoset. Weil aber August
selbst wol ehender mit dem Agrippa/ Alexander
mit seinem Hephestion wegen allzu grossen An-
sehens geeivert hat; und kein Stern in Anwe-
senheit der Sonne sich einigen Glantz von sich
zu geben erkühnet; möchten die armen Sterb-
lichen sich wol selbst bescheiden/ daß sie gegen
GOtt Spreue/ und keiner Göttligkeit fähig
sind; der angebetete Darius/ Xerxes und Ar-
taxerxes auch leider ein Gelächter der ohnmäch-
tigsten Menschen worden/ als den ersten die
Scythen/ den andern zwey Griechische Städ-
te/ den dritten Clearchus und Xenophon gleich-
sam in ein Bocks-Horn gejaget.

Hertzog Zeno merckte/ daß die Eitelkeit der
Vergötterung allen Deutschen ein Dorn in
Augen wäre; also brach er von derselben Ent-
schuldigung ab/ und ersuchte den Fürsten Ad-
gandester in seiner annehmlichern Erzehlung
fortzufahren. Dieser verfolgte sie dergestalt:
Das Bündnüß ward zwischen denen durch des
Agrippa strenge Verfahrung/ und des Licin-
nius Geitz und unmenschliche Schinderey ohne
diß vorher verbitterten Gallier dem Sicambri-
schen Hertzoge Anthario und den Fürsten der
Ubier Beer-Muth ins geheim/ und insonder-
heit durch Unterhandlung der über des Augu-
stus Vergötterung eivernden Druyden beschlos-
sen. Alleine die Römer kriegten hiervon zeit-
lich Kundschafft; und der zu Beobachtung der
Deutschen und Gallier zurück gelassenen Dru-
sus beruffte unter dem Scheine des Augustus
Feyer abermahls zu begehen/ die Fürsten der

Gal-
Erster Theil. Z z

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] landes nur des Raths Vorſorge billigte; welche
meinte/ daß durch dieſe Kuͤnſte dem Roͤmiſchen
Reiche ein Anſehn zuwuͤchſe; und die Welt ſich
weniger einem Gotte als Menſchen unterthaͤ-
nig zu ſeyn ſchaͤmen wuͤrde. Die Perſen und
des Atlantiſchen Eylandes Jnwohner bezeug-
ten gegen ihrem Koͤnige nur deßhalben einen ſo
blinden Gehorſam/ weil jene glaͤubten/ daß er
die Stuͤtze des Himmels und der Erde/ ſein
Fußwaſſer aber eine heilige Artzney wider viel
Kranckheiten waͤre; Dieſe aber daß er lieſſe
Sonne und Monde ſcheinen. Malovend fiel
ein: Er koͤnte einen frommen Betrug der
Staats-Klugheit nicht verwerffen/ als durch
welchen Numa/ Scipio/ Lucius Sylla/ Ser-
torius/ Minos und Piſiſtratus ihrem Thun
und Geſetzen gleichſam ein goͤttliches Anſehn
gemacht; Er verargte den Griechen nicht die
Aufrichtung des Trojaniſchen Pferdes/ denen
Phoͤniciern und Zazinthiern den von den Goͤt-
tern ihrem Fuͤrgeben nach im Traume befohl-
nen Tempel- oder vielmehr Feſtungs-Bau/
daraus ſie ſich gantz Hiſpaniens bemaͤchtigt;
Aber Gott die Wuͤrde der Gottheit/ und die
Ehre der Anruffung abſtehlen/ waͤre eine ver-
dammlichere Boßheit/ als ein aͤrgerlicher Jrr-
thum/ daß der Gottesdienſt nur eine Erfin-
dung der Staats-Klugheit waͤre. Denn die-
ſe ſteckten nur in dem Finſternuͤſſe der Unwiſ-
ſenheit; jene aber waͤren die wahrhaffteſten Rie-
ſen/ die den Himmel vorſetzlich ſtuͤrmeten/ und
der Salmoneus/ der mit ſeinem Donner den
Jupiter zum Streit ausforderte. Dieſem-
nach auch ſie von der goͤttlichen Rache durch
Blitz eingeaͤſchert zu werden verdienten; und
haͤtten alle vernuͤnfftige Weiſen ſolche eitele
Vergoͤtterung verſpottet/ der Rath zu Athen
auch den Demas gar recht mit einer Geld-Buſ-
ſe belegt/ weil von ihm der ſterbliche Alexander
bey denen Olympiſchen Spielen als ein GOtt
eingeſchrieben worden waͤre. Ja Leonnatus
haͤtte ſich nicht geſcheuet/ einen den Alexander
[Spaltenumbruch] anbetenden Perſen ins Antlitz zu verhoͤhnen;
und Hermolaus haͤtte nebſt denen andern Edel-
Knaben deßhalben den eitelen Alexander zu er-
wuͤrgen ſich verbunden. Gleichwol aber/ ver-
ſetzte Zeno/ iſt der Delphiſche Apollo ſelbſt ſo ei-
verſuͤchtig nicht geweſt/ in dem er den Griechen
gerathen den Hercules zu vergoͤttern. Adgan-
deſter begegnete ihm: Es hat der Delphiſche
Wahrſager-Geiſt wol eher dem Koͤnige Phi-
lip und andern liebgekoſet. Weil aber Auguſt
ſelbſt wol ehender mit dem Agrippa/ Alexander
mit ſeinem Hepheſtion wegen allzu groſſen An-
ſehens geeivert hat; und kein Stern in Anwe-
ſenheit der Sonne ſich einigen Glantz von ſich
zu geben erkuͤhnet; moͤchten die armen Sterb-
lichen ſich wol ſelbſt beſcheiden/ daß ſie gegen
GOtt Spreue/ und keiner Goͤttligkeit faͤhig
ſind; der angebetete Darius/ Xerxes und Ar-
taxerxes auch leider ein Gelaͤchter der ohnmaͤch-
tigſten Menſchen worden/ als den erſten die
Scythen/ den andern zwey Griechiſche Staͤd-
te/ den dritten Clearchus und Xenophon gleich-
ſam in ein Bocks-Horn gejaget.

Hertzog Zeno merckte/ daß die Eitelkeit der
Vergoͤtterung allen Deutſchen ein Dorn in
Augen waͤre; alſo brach er von derſelben Ent-
ſchuldigung ab/ und erſuchte den Fuͤrſten Ad-
gandeſter in ſeiner annehmlichern Erzehlung
fortzufahren. Dieſer verfolgte ſie dergeſtalt:
Das Buͤndnuͤß ward zwiſchen denen durch des
Agrippa ſtrenge Verfahrung/ und des Licin-
nius Geitz und unmenſchliche Schinderey ohne
diß vorher verbitterten Gallier dem Sicambri-
ſchen Hertzoge Anthario und den Fuͤrſten der
Ubier Beer-Muth ins geheim/ und inſonder-
heit durch Unterhandlung der uͤber des Augu-
ſtus Vergoͤtterung eivernden Druyden beſchloſ-
ſen. Alleine die Roͤmer kriegten hiervon zeit-
lich Kundſchafft; und der zu Beobachtung der
Deutſchen und Gallier zuruͤck gelaſſenen Dru-
ſus beruffte unter dem Scheine des Auguſtus
Feyer abermahls zu begehen/ die Fuͤrſten der

Gal-
Erſter Theil. Z z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0415" n="361"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
landes nur des Raths Vor&#x017F;orge billigte; welche<lb/>
meinte/ daß durch die&#x017F;e Ku&#x0364;n&#x017F;te dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Reiche ein An&#x017F;ehn zuwu&#x0364;ch&#x017F;e; und die Welt &#x017F;ich<lb/>
weniger einem Gotte als Men&#x017F;chen untertha&#x0364;-<lb/>
nig zu &#x017F;eyn &#x017F;cha&#x0364;men wu&#x0364;rde. Die Per&#x017F;en und<lb/>
des Atlanti&#x017F;chen Eylandes Jnwohner bezeug-<lb/>
ten gegen ihrem Ko&#x0364;nige nur deßhalben einen &#x017F;o<lb/>
blinden Gehor&#x017F;am/ weil jene gla&#x0364;ubten/ daß er<lb/>
die Stu&#x0364;tze des Himmels und der Erde/ &#x017F;ein<lb/>
Fußwa&#x017F;&#x017F;er aber eine heilige Artzney wider viel<lb/>
Kranckheiten wa&#x0364;re; Die&#x017F;e aber daß er lie&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Sonne und Monde &#x017F;cheinen. Malovend fiel<lb/>
ein: Er ko&#x0364;nte einen frommen Betrug der<lb/>
Staats-Klugheit nicht verwerffen/ als durch<lb/>
welchen Numa/ Scipio/ Lucius Sylla/ Ser-<lb/>
torius/ Minos und Pi&#x017F;i&#x017F;tratus ihrem Thun<lb/>
und Ge&#x017F;etzen gleich&#x017F;am ein go&#x0364;ttliches An&#x017F;ehn<lb/>
gemacht; Er verargte den Griechen nicht die<lb/>
Aufrichtung des Trojani&#x017F;chen Pferdes/ denen<lb/>
Pho&#x0364;niciern und Zazinthiern den von den Go&#x0364;t-<lb/>
tern ihrem Fu&#x0364;rgeben nach im Traume befohl-<lb/>
nen Tempel- oder vielmehr Fe&#x017F;tungs-Bau/<lb/>
daraus &#x017F;ie &#x017F;ich gantz Hi&#x017F;paniens bema&#x0364;chtigt;<lb/>
Aber Gott die Wu&#x0364;rde der Gottheit/ und die<lb/>
Ehre der Anruffung ab&#x017F;tehlen/ wa&#x0364;re eine ver-<lb/>
dammlichere Boßheit/ als ein a&#x0364;rgerlicher Jrr-<lb/>
thum/ daß der Gottesdien&#x017F;t nur eine Erfin-<lb/>
dung der Staats-Klugheit wa&#x0364;re. Denn die-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;teckten nur in dem Fin&#x017F;ternu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Unwi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enheit; jene aber wa&#x0364;ren die wahrhaffte&#x017F;ten Rie-<lb/>
&#x017F;en/ die den Himmel vor&#x017F;etzlich &#x017F;tu&#x0364;rmeten/ und<lb/>
der Salmoneus/ der mit &#x017F;einem Donner den<lb/>
Jupiter zum Streit ausforderte. Die&#x017F;em-<lb/>
nach auch &#x017F;ie von der go&#x0364;ttlichen Rache durch<lb/>
Blitz eingea&#x0364;&#x017F;chert zu werden verdienten; und<lb/>
ha&#x0364;tten alle vernu&#x0364;nfftige Wei&#x017F;en &#x017F;olche eitele<lb/>
Vergo&#x0364;tterung ver&#x017F;pottet/ der Rath zu Athen<lb/>
auch den Demas gar recht mit einer Geld-Bu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e belegt/ weil von ihm der &#x017F;terbliche Alexander<lb/>
bey denen Olympi&#x017F;chen Spielen als ein GOtt<lb/>
einge&#x017F;chrieben worden wa&#x0364;re. Ja Leonnatus<lb/>
ha&#x0364;tte &#x017F;ich nicht ge&#x017F;cheuet/ einen den Alexander<lb/><cb/>
anbetenden Per&#x017F;en ins Antlitz zu verho&#x0364;hnen;<lb/>
und Hermolaus ha&#x0364;tte neb&#x017F;t denen andern Edel-<lb/>
Knaben deßhalben den eitelen Alexander zu er-<lb/>
wu&#x0364;rgen &#x017F;ich verbunden. Gleichwol aber/ ver-<lb/>
&#x017F;etzte Zeno/ i&#x017F;t der Delphi&#x017F;che Apollo &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o ei-<lb/>
ver&#x017F;u&#x0364;chtig nicht gewe&#x017F;t/ in dem er den Griechen<lb/>
gerathen den Hercules zu vergo&#x0364;ttern. Adgan-<lb/>
de&#x017F;ter begegnete ihm: Es hat der Delphi&#x017F;che<lb/>
Wahr&#x017F;ager-Gei&#x017F;t wol eher dem Ko&#x0364;nige Phi-<lb/>
lip und andern liebgeko&#x017F;et. Weil aber Augu&#x017F;t<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t wol ehender mit dem Agrippa/ Alexander<lb/>
mit &#x017F;einem Hephe&#x017F;tion wegen allzu gro&#x017F;&#x017F;en An-<lb/>
&#x017F;ehens geeivert hat; und kein Stern in Anwe-<lb/>
&#x017F;enheit der Sonne &#x017F;ich einigen Glantz von &#x017F;ich<lb/>
zu geben erku&#x0364;hnet; mo&#x0364;chten die armen Sterb-<lb/>
lichen &#x017F;ich wol &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;cheiden/ daß &#x017F;ie gegen<lb/>
GOtt Spreue/ und keiner Go&#x0364;ttligkeit fa&#x0364;hig<lb/>
&#x017F;ind; der angebetete Darius/ Xerxes und Ar-<lb/>
taxerxes auch leider ein Gela&#x0364;chter der ohnma&#x0364;ch-<lb/>
tig&#x017F;ten Men&#x017F;chen worden/ als den er&#x017F;ten die<lb/>
Scythen/ den andern zwey Griechi&#x017F;che Sta&#x0364;d-<lb/>
te/ den dritten Clearchus und Xenophon gleich-<lb/>
&#x017F;am in ein Bocks-Horn gejaget.</p><lb/>
          <p>Hertzog Zeno merckte/ daß die Eitelkeit der<lb/>
Vergo&#x0364;tterung allen Deut&#x017F;chen ein Dorn in<lb/>
Augen wa&#x0364;re; al&#x017F;o brach er von der&#x017F;elben Ent-<lb/>
&#x017F;chuldigung ab/ und er&#x017F;uchte den Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ad-<lb/>
gande&#x017F;ter in &#x017F;einer annehmlichern Erzehlung<lb/>
fortzufahren. Die&#x017F;er verfolgte &#x017F;ie derge&#x017F;talt:<lb/>
Das Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß ward zwi&#x017F;chen denen durch des<lb/>
Agrippa &#x017F;trenge Verfahrung/ und des Licin-<lb/>
nius Geitz und unmen&#x017F;chliche Schinderey ohne<lb/>
diß vorher verbitterten Gallier dem Sicambri-<lb/>
&#x017F;chen Hertzoge Anthario und den Fu&#x0364;r&#x017F;ten der<lb/>
Ubier Beer-Muth ins geheim/ und in&#x017F;onder-<lb/>
heit durch Unterhandlung der u&#x0364;ber des Augu-<lb/>
&#x017F;tus Vergo&#x0364;tterung eivernden Druyden be&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Alleine die Ro&#x0364;mer kriegten hiervon zeit-<lb/>
lich Kund&#x017F;chafft; und der zu Beobachtung der<lb/>
Deut&#x017F;chen und Gallier zuru&#x0364;ck gela&#x017F;&#x017F;enen Dru-<lb/>
&#x017F;us beruffte unter dem Scheine des Augu&#x017F;tus<lb/>
Feyer abermahls zu begehen/ die Fu&#x0364;r&#x017F;ten der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;ter Theil. Z z</fw><fw place="bottom" type="catch">Gal-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0415] Arminius und Thußnelda. landes nur des Raths Vorſorge billigte; welche meinte/ daß durch dieſe Kuͤnſte dem Roͤmiſchen Reiche ein Anſehn zuwuͤchſe; und die Welt ſich weniger einem Gotte als Menſchen unterthaͤ- nig zu ſeyn ſchaͤmen wuͤrde. Die Perſen und des Atlantiſchen Eylandes Jnwohner bezeug- ten gegen ihrem Koͤnige nur deßhalben einen ſo blinden Gehorſam/ weil jene glaͤubten/ daß er die Stuͤtze des Himmels und der Erde/ ſein Fußwaſſer aber eine heilige Artzney wider viel Kranckheiten waͤre; Dieſe aber daß er lieſſe Sonne und Monde ſcheinen. Malovend fiel ein: Er koͤnte einen frommen Betrug der Staats-Klugheit nicht verwerffen/ als durch welchen Numa/ Scipio/ Lucius Sylla/ Ser- torius/ Minos und Piſiſtratus ihrem Thun und Geſetzen gleichſam ein goͤttliches Anſehn gemacht; Er verargte den Griechen nicht die Aufrichtung des Trojaniſchen Pferdes/ denen Phoͤniciern und Zazinthiern den von den Goͤt- tern ihrem Fuͤrgeben nach im Traume befohl- nen Tempel- oder vielmehr Feſtungs-Bau/ daraus ſie ſich gantz Hiſpaniens bemaͤchtigt; Aber Gott die Wuͤrde der Gottheit/ und die Ehre der Anruffung abſtehlen/ waͤre eine ver- dammlichere Boßheit/ als ein aͤrgerlicher Jrr- thum/ daß der Gottesdienſt nur eine Erfin- dung der Staats-Klugheit waͤre. Denn die- ſe ſteckten nur in dem Finſternuͤſſe der Unwiſ- ſenheit; jene aber waͤren die wahrhaffteſten Rie- ſen/ die den Himmel vorſetzlich ſtuͤrmeten/ und der Salmoneus/ der mit ſeinem Donner den Jupiter zum Streit ausforderte. Dieſem- nach auch ſie von der goͤttlichen Rache durch Blitz eingeaͤſchert zu werden verdienten; und haͤtten alle vernuͤnfftige Weiſen ſolche eitele Vergoͤtterung verſpottet/ der Rath zu Athen auch den Demas gar recht mit einer Geld-Buſ- ſe belegt/ weil von ihm der ſterbliche Alexander bey denen Olympiſchen Spielen als ein GOtt eingeſchrieben worden waͤre. Ja Leonnatus haͤtte ſich nicht geſcheuet/ einen den Alexander anbetenden Perſen ins Antlitz zu verhoͤhnen; und Hermolaus haͤtte nebſt denen andern Edel- Knaben deßhalben den eitelen Alexander zu er- wuͤrgen ſich verbunden. Gleichwol aber/ ver- ſetzte Zeno/ iſt der Delphiſche Apollo ſelbſt ſo ei- verſuͤchtig nicht geweſt/ in dem er den Griechen gerathen den Hercules zu vergoͤttern. Adgan- deſter begegnete ihm: Es hat der Delphiſche Wahrſager-Geiſt wol eher dem Koͤnige Phi- lip und andern liebgekoſet. Weil aber Auguſt ſelbſt wol ehender mit dem Agrippa/ Alexander mit ſeinem Hepheſtion wegen allzu groſſen An- ſehens geeivert hat; und kein Stern in Anwe- ſenheit der Sonne ſich einigen Glantz von ſich zu geben erkuͤhnet; moͤchten die armen Sterb- lichen ſich wol ſelbſt beſcheiden/ daß ſie gegen GOtt Spreue/ und keiner Goͤttligkeit faͤhig ſind; der angebetete Darius/ Xerxes und Ar- taxerxes auch leider ein Gelaͤchter der ohnmaͤch- tigſten Menſchen worden/ als den erſten die Scythen/ den andern zwey Griechiſche Staͤd- te/ den dritten Clearchus und Xenophon gleich- ſam in ein Bocks-Horn gejaget. Hertzog Zeno merckte/ daß die Eitelkeit der Vergoͤtterung allen Deutſchen ein Dorn in Augen waͤre; alſo brach er von derſelben Ent- ſchuldigung ab/ und erſuchte den Fuͤrſten Ad- gandeſter in ſeiner annehmlichern Erzehlung fortzufahren. Dieſer verfolgte ſie dergeſtalt: Das Buͤndnuͤß ward zwiſchen denen durch des Agrippa ſtrenge Verfahrung/ und des Licin- nius Geitz und unmenſchliche Schinderey ohne diß vorher verbitterten Gallier dem Sicambri- ſchen Hertzoge Anthario und den Fuͤrſten der Ubier Beer-Muth ins geheim/ und inſonder- heit durch Unterhandlung der uͤber des Augu- ſtus Vergoͤtterung eivernden Druyden beſchloſ- ſen. Alleine die Roͤmer kriegten hiervon zeit- lich Kundſchafft; und der zu Beobachtung der Deutſchen und Gallier zuruͤck gelaſſenen Dru- ſus beruffte unter dem Scheine des Auguſtus Feyer abermahls zu begehen/ die Fuͤrſten der Gal- Erſter Theil. Z z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/415
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/415>, abgerufen am 22.11.2024.