Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch
[Spaltenumbruch] Alexander nachzuthun/ der nach Eroberung
der Stadt Hamatelia dem Meere opfferte/
oder aus einer wahrhafften Andacht/ nachdem
nicht nur die Messenischen Könige den Fluß
Pamisus/ die Phrygier den Meander und
Marsyas/ die Egyptier den Nil göttlich ver-
ehrten/ sondern auch die Römer glaubten/
daß die Götter und die Gestirne sich von de-
nen aus dem Meere und den Flüssen dämpf-
fenden Feuchtigkeiten nähreten. Uber der
Pforte des Tempels stand in eine ertztene Ta-
fel gepreget: Denen zwey Göttern der
vier Gallien.
Der Tempel war nach Art
des Tugend- und Ehren-Tempels zu Rom
in zwey Theile abgetheilet. Jn dem ersten
stand des Cajus Julius Bild zu Pferde aus
Ertzt gegossen in der Mitten. Unter dem
Pferde lagen allerhand in Ertzt gleichfalls ge-
etzte Kriegs-Waffen; und an einem Marmel-
nen Fußbodeme war zu lesen:

Als Mars in Gallien nahm Cäsars Thaten wahr/
Sprach er. Jch sehe nun/ wo ich den Krieg sol lernen.
Nahm also über sich sein Thun/ Amt und Gefahr/
Und Cäsars Seele ward der Kriegs-Gott bey den Sternen.

Auff der einen Seiten des viereckichten Tem-
pels stand das Bildnis des Belgischen Galli-
ens. Die Wand war in zwey Felder abge-
theilet. Jm ersten war des Julius mit dem
Könige Ariovist gehaltene Schlacht zwischen
der Araris und dem Rheine/ und insonder-
heit wie der verwundete Ariovist in einem
kleinen Nachen sich über den Rhein flüchtete/
und zwey Gemahlinnen nebst einer Tochter
im Stiche/ die andere dienstbar machen ließ/
abgebildet. Darunter war in Stein gehauen:

Arioviften trifft mein erster Donnerschlag;
Der Deutschland zitternd macht und Gallien ertäubet.
So kan ein Helden-Arm ausüben einen Tag/
Was ewig eingepregt in Ertzt und Sternen bleibet.

Jm andern Felde war die hefftige Schlacht
mit den Nerviern zu sehen/ da diese gantz ver-
[Spaltenumbruch] zweiffelt fochten/ aus den todten Leichnamen
Brustwehren machten/ und das Römische Heer
zu weichen nöthigten/ Käyser Julius aber einem
gemeinen Kriegs-Knechte den Schild vom Ar-
me riß/ an die Spitze sich stellte/ den Sieg des
Feindes hemmte/ ja fast den Nahmen der Ner-
vier vertilgte. Darbey war auffgezeich-
net:

Sind Persens und sein Schild als Sterne zu erhöhen/
Weil Atlas und ein Fisch verwandelt wird in Stein;
Muß Cäsar und sein Schild verkehrt in Sonnen seyn/
Weil tausend Nervier für ihm wie Marmel stehen.

Auff der andern Seite war das Bild des A-
qvitanischen Galliens auffgerichtet/ und an dem
ersten Felde der Wand künstlich eingeetzt das ho-
he mit sechs Füsse tieffem Schnee bedeckte Ge-
bennische Gebürge/ über welches Käyser Juli-
us die Arverner wider alle menschliche Einbil-
dung überfiel. Darunter stand:

Verkreuch dich Hannibal mit deinem Alpen steigen/
Weil Mensch und Sommer dir dort einen Fuß-Pfad zeigen;
Gebennens Schnee-Gebürg' ist Grmsen auch zu boch/
Doch findet Julius durch Klipp' und Schnee ein Loch.

Jn dem andern Felde stand die Eroberung
der überaus festen Stadt Uxellodun; da Käyser
Julius nach vergebens gebrauchtem Schwerdt
und Feuer einem starcken Brunnen das Was-
ser entzoh/ und durch Durst die Belägerten zur
Ubergabe zwang/ hernach aber allen/ die
Waffen getragen hatten/ die Hände abhauen
ließ. Die Beyschrifft war:

Jn dem Uxellodun in Cäsars Hände fällt/
Als er dem ew'gen Qvell die Adern abgeschnitten;
Erweist der Kävser sich mehr einen Gott als Held/
Denn Götter können ja nur der Natur gebieten.

An der dritten Seite des Tempels stand das
Bild des Celtischen Galliens/ und im ersten
Felde der Mauer war zu sehen Cäsars wunder-
würdige Belägerung der unüberwindlichen
Festung Alexia/ und derselben Auffgabe. Die
Schrifft dabey war:

Kein

Drittes Buch
[Spaltenumbruch] Alexander nachzuthun/ der nach Eroberung
der Stadt Hamatelia dem Meere opfferte/
oder aus einer wahrhafften Andacht/ nachdem
nicht nur die Meſſeniſchen Koͤnige den Fluß
Pamiſus/ die Phrygier den Meander und
Marſyas/ die Egyptier den Nil goͤttlich ver-
ehrten/ ſondern auch die Roͤmer glaubten/
daß die Goͤtter und die Geſtirne ſich von de-
nen aus dem Meere und den Fluͤſſen daͤmpf-
fenden Feuchtigkeiten naͤhreten. Uber der
Pforte des Tempels ſtand in eine ertztene Ta-
fel gepreget: Denen zwey Goͤttern der
vier Gallien.
Der Tempel war nach Art
des Tugend- und Ehren-Tempels zu Rom
in zwey Theile abgetheilet. Jn dem erſten
ſtand des Cajus Julius Bild zu Pferde aus
Ertzt gegoſſen in der Mitten. Unter dem
Pferde lagen allerhand in Ertzt gleichfalls ge-
etzte Kriegs-Waffen; und an einem Marmel-
nen Fußbodeme war zu leſen:

Als Mars in Gallien nahm Caͤſars Thaten wahr/
Sprach er. Jch ſehe nun/ wo ich den Krieg ſol lernen.
Nahm alſo uͤber ſich ſein Thun/ Amt und Gefahr/
Und Caͤſars Seele ward der Kriegs-Gott bey den Sternen.

Auff der einen Seiten des viereckichten Tem-
pels ſtand das Bildnis des Belgiſchen Galli-
ens. Die Wand war in zwey Felder abge-
theilet. Jm erſten war des Julius mit dem
Koͤnige Arioviſt gehaltene Schlacht zwiſchen
der Araris und dem Rheine/ und inſonder-
heit wie der verwundete Arioviſt in einem
kleinen Nachen ſich uͤber den Rhein fluͤchtete/
und zwey Gemahlinnen nebſt einer Tochter
im Stiche/ die andere dienſtbar machen ließ/
abgebildet. Darunter war in Stein gehauen:

Arioviften trifft mein erſter Donnerſchlag;
Der Deutſchland zitternd macht und Gallien ertaͤubet.
So kan ein Helden-Arm ausuͤben einen Tag/
Was ewig eingepregt in Ertzt und Sternen bleibet.

Jm andern Felde war die hefftige Schlacht
mit den Nerviern zu ſehen/ da dieſe gantz ver-
[Spaltenumbruch] zweiffelt fochten/ aus den todten Leichnamen
Bruſtwehren machten/ und das Roͤmiſche Heer
zu weichen noͤthigten/ Kaͤyſer Julius aber einem
gemeinen Kriegs-Knechte den Schild vom Ar-
me riß/ an die Spitze ſich ſtellte/ den Sieg des
Feindes hemmte/ ja faſt den Nahmen der Ner-
vier vertilgte. Darbey war auffgezeich-
net:

Sind Perſens und ſein Schild als Sterne zu erhoͤhen/
Weil Atlas und ein Fiſch verwandelt wird in Stein;
Muß Caͤſar und ſein Schild verkehrt in Sonnen ſeyn/
Weil tauſend Nervier fuͤr ihm wie Marmel ſtehen.

Auff der andern Seite war das Bild des A-
qvitaniſchen Galliens auffgerichtet/ und an dem
erſten Felde der Wand kuͤnſtlich eingeetzt das ho-
he mit ſechs Fuͤſſe tieffem Schnee bedeckte Ge-
benniſche Gebuͤrge/ uͤber welches Kaͤyſer Juli-
us die Arverner wider alle menſchliche Einbil-
dung uͤberfiel. Darunter ſtand:

Verkreuch dich Hannibal mit deinem Alpen ſteigen/
Weil Menſch und Sommer dir dort einen Fuß-Pfad zeigen;
Gebennens Schnee-Gebuͤrg’ iſt Gꝛmſen auch zu boch/
Doch findet Julius durch Klipp’ und Schnee ein Loch.

Jn dem andern Felde ſtand die Eroberung
der uͤberaus feſten Stadt Uxellodun; da Kaͤyſer
Julius nach vergebens gebrauchtem Schwerdt
und Feuer einem ſtarcken Brunnen das Waſ-
ſer entzoh/ und durch Durſt die Belaͤgerten zur
Ubergabe zwang/ hernach aber allen/ die
Waffen getragen hatten/ die Haͤnde abhauen
ließ. Die Beyſchrifft war:

Jn dem Uxellodun in Caͤſars Haͤnde faͤllt/
Als er dem ew’gen Qvell die Adern abgeſchnitten;
Erweiſt der Kaͤvſer ſich mehr einen Gott als Held/
Denn Goͤtter koͤnnen ja nur der Natur gebieten.

An der dritten Seite des Tempels ſtand das
Bild des Celtiſchen Galliens/ und im erſten
Felde der Mauer war zu ſehen Caͤſars wunder-
wuͤrdige Belaͤgerung der unuͤberwindlichen
Feſtung Alexia/ und derſelben Auffgabe. Die
Schrifft dabey war:

Kein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0410" n="356"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
Alexander nachzuthun/ der nach Eroberung<lb/>
der Stadt Hamatelia dem Meere opfferte/<lb/>
oder aus einer wahrhafften Andacht/ nachdem<lb/>
nicht nur die Me&#x017F;&#x017F;eni&#x017F;chen Ko&#x0364;nige den Fluß<lb/>
Pami&#x017F;us/ die Phrygier den Meander und<lb/>
Mar&#x017F;yas/ die Egyptier den Nil go&#x0364;ttlich ver-<lb/>
ehrten/ &#x017F;ondern auch die Ro&#x0364;mer glaubten/<lb/>
daß die Go&#x0364;tter und die Ge&#x017F;tirne &#x017F;ich von de-<lb/>
nen aus dem Meere und den Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en da&#x0364;mpf-<lb/>
fenden Feuchtigkeiten na&#x0364;hreten. Uber der<lb/>
Pforte des Tempels &#x017F;tand in eine ertztene Ta-<lb/>
fel gepreget: <hi rendition="#fr">Denen zwey Go&#x0364;ttern der<lb/>
vier Gallien.</hi> Der Tempel war nach Art<lb/>
des Tugend- und Ehren-Tempels zu Rom<lb/>
in zwey Theile abgetheilet. Jn dem er&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;tand des Cajus Julius Bild zu Pferde aus<lb/>
Ertzt gego&#x017F;&#x017F;en in der Mitten. Unter dem<lb/>
Pferde lagen allerhand in Ertzt gleichfalls ge-<lb/>
etzte Kriegs-Waffen; und an einem Marmel-<lb/>
nen Fußbodeme war zu le&#x017F;en:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Als Mars in Gallien nahm Ca&#x0364;&#x017F;ars Thaten wahr/</l><lb/>
            <l>Sprach er. Jch &#x017F;ehe nun/ wo ich den Krieg &#x017F;ol lernen.</l><lb/>
            <l>Nahm al&#x017F;o u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;ein Thun/ Amt und Gefahr/</l><lb/>
            <l>Und Ca&#x0364;&#x017F;ars Seele ward der Kriegs-Gott bey den Sternen.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Auff der einen Seiten des viereckichten Tem-<lb/>
pels &#x017F;tand das Bildnis des Belgi&#x017F;chen Galli-<lb/>
ens. Die Wand war in zwey Felder abge-<lb/>
theilet. Jm er&#x017F;ten war des Julius mit dem<lb/>
Ko&#x0364;nige Ariovi&#x017F;t gehaltene Schlacht zwi&#x017F;chen<lb/>
der Araris und dem Rheine/ und in&#x017F;onder-<lb/>
heit wie der verwundete Ariovi&#x017F;t in einem<lb/>
kleinen Nachen &#x017F;ich u&#x0364;ber den Rhein flu&#x0364;chtete/<lb/>
und zwey Gemahlinnen neb&#x017F;t einer Tochter<lb/>
im Stiche/ die andere dien&#x017F;tbar machen ließ/<lb/>
abgebildet. Darunter war in Stein gehauen:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Arioviften trifft mein er&#x017F;ter Donner&#x017F;chlag;</l><lb/>
            <l>Der Deut&#x017F;chland zitternd macht und Gallien erta&#x0364;ubet.</l><lb/>
            <l>So kan ein Helden-Arm ausu&#x0364;ben einen Tag/</l><lb/>
            <l>Was ewig eingepregt in Ertzt und Sternen bleibet.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Jm andern Felde war die hefftige Schlacht<lb/>
mit den Nerviern zu &#x017F;ehen/ da die&#x017F;e gantz ver-<lb/><cb/>
zweiffelt fochten/ aus den todten Leichnamen<lb/>
Bru&#x017F;twehren machten/ und das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Heer<lb/>
zu weichen no&#x0364;thigten/ Ka&#x0364;y&#x017F;er Julius aber einem<lb/>
gemeinen Kriegs-Knechte den Schild vom Ar-<lb/>
me riß/ an die Spitze &#x017F;ich &#x017F;tellte/ den Sieg des<lb/>
Feindes hemmte/ ja fa&#x017F;t den Nahmen der Ner-<lb/>
vier vertilgte. Darbey war auffgezeich-<lb/>
net:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Sind Per&#x017F;ens und &#x017F;ein Schild als Sterne zu erho&#x0364;hen/</l><lb/>
            <l>Weil Atlas und ein Fi&#x017F;ch verwandelt wird in Stein;</l><lb/>
            <l>Muß Ca&#x0364;&#x017F;ar und &#x017F;ein Schild verkehrt in Sonnen &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Weil tau&#x017F;end Nervier fu&#x0364;r ihm wie Marmel &#x017F;tehen.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Auff der andern Seite war das Bild des A-<lb/>
qvitani&#x017F;chen Galliens auffgerichtet/ und an dem<lb/>
er&#x017F;ten Felde der Wand ku&#x0364;n&#x017F;tlich eingeetzt das ho-<lb/>
he mit &#x017F;echs Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e tieffem Schnee bedeckte Ge-<lb/>
benni&#x017F;che Gebu&#x0364;rge/ u&#x0364;ber welches Ka&#x0364;y&#x017F;er Juli-<lb/>
us die Arverner wider alle men&#x017F;chliche Einbil-<lb/>
dung u&#x0364;berfiel. Darunter &#x017F;tand:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Verkreuch dich Hannibal mit deinem Alpen &#x017F;teigen/</l><lb/>
            <l>Weil Men&#x017F;ch und Sommer dir dort einen Fuß-Pfad zeigen;</l><lb/>
            <l>Gebennens Schnee-Gebu&#x0364;rg&#x2019; i&#x017F;t G&#xA75B;m&#x017F;en auch zu boch/</l><lb/>
            <l>Doch findet Julius durch Klipp&#x2019; und Schnee ein Loch.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Jn dem andern Felde &#x017F;tand die Eroberung<lb/>
der u&#x0364;beraus fe&#x017F;ten Stadt Uxellodun; da Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/>
Julius nach vergebens gebrauchtem Schwerdt<lb/>
und Feuer einem &#x017F;tarcken Brunnen das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er entzoh/ und durch Dur&#x017F;t die Bela&#x0364;gerten zur<lb/>
Ubergabe zwang/ hernach aber allen/ die<lb/>
Waffen getragen hatten/ die Ha&#x0364;nde abhauen<lb/>
ließ. Die Bey&#x017F;chrifft war:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jn dem Uxellodun in Ca&#x0364;&#x017F;ars Ha&#x0364;nde fa&#x0364;llt/</l><lb/>
            <l>Als er dem ew&#x2019;gen Qvell die Adern abge&#x017F;chnitten;</l><lb/>
            <l>Erwei&#x017F;t der Ka&#x0364;v&#x017F;er &#x017F;ich mehr einen Gott als Held/</l><lb/>
            <l>Denn Go&#x0364;tter ko&#x0364;nnen ja nur der Natur gebieten.</l>
          </lg><lb/>
          <p>An der dritten Seite des Tempels &#x017F;tand das<lb/>
Bild des Celti&#x017F;chen Galliens/ und im er&#x017F;ten<lb/>
Felde der Mauer war zu &#x017F;ehen Ca&#x0364;&#x017F;ars wunder-<lb/>
wu&#x0364;rdige Bela&#x0364;gerung der unu&#x0364;berwindlichen<lb/>
Fe&#x017F;tung Alexia/ und der&#x017F;elben Auffgabe. Die<lb/>
Schrifft dabey war:</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Kein</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[356/0410] Drittes Buch Alexander nachzuthun/ der nach Eroberung der Stadt Hamatelia dem Meere opfferte/ oder aus einer wahrhafften Andacht/ nachdem nicht nur die Meſſeniſchen Koͤnige den Fluß Pamiſus/ die Phrygier den Meander und Marſyas/ die Egyptier den Nil goͤttlich ver- ehrten/ ſondern auch die Roͤmer glaubten/ daß die Goͤtter und die Geſtirne ſich von de- nen aus dem Meere und den Fluͤſſen daͤmpf- fenden Feuchtigkeiten naͤhreten. Uber der Pforte des Tempels ſtand in eine ertztene Ta- fel gepreget: Denen zwey Goͤttern der vier Gallien. Der Tempel war nach Art des Tugend- und Ehren-Tempels zu Rom in zwey Theile abgetheilet. Jn dem erſten ſtand des Cajus Julius Bild zu Pferde aus Ertzt gegoſſen in der Mitten. Unter dem Pferde lagen allerhand in Ertzt gleichfalls ge- etzte Kriegs-Waffen; und an einem Marmel- nen Fußbodeme war zu leſen: Als Mars in Gallien nahm Caͤſars Thaten wahr/ Sprach er. Jch ſehe nun/ wo ich den Krieg ſol lernen. Nahm alſo uͤber ſich ſein Thun/ Amt und Gefahr/ Und Caͤſars Seele ward der Kriegs-Gott bey den Sternen. Auff der einen Seiten des viereckichten Tem- pels ſtand das Bildnis des Belgiſchen Galli- ens. Die Wand war in zwey Felder abge- theilet. Jm erſten war des Julius mit dem Koͤnige Arioviſt gehaltene Schlacht zwiſchen der Araris und dem Rheine/ und inſonder- heit wie der verwundete Arioviſt in einem kleinen Nachen ſich uͤber den Rhein fluͤchtete/ und zwey Gemahlinnen nebſt einer Tochter im Stiche/ die andere dienſtbar machen ließ/ abgebildet. Darunter war in Stein gehauen: Arioviften trifft mein erſter Donnerſchlag; Der Deutſchland zitternd macht und Gallien ertaͤubet. So kan ein Helden-Arm ausuͤben einen Tag/ Was ewig eingepregt in Ertzt und Sternen bleibet. Jm andern Felde war die hefftige Schlacht mit den Nerviern zu ſehen/ da dieſe gantz ver- zweiffelt fochten/ aus den todten Leichnamen Bruſtwehren machten/ und das Roͤmiſche Heer zu weichen noͤthigten/ Kaͤyſer Julius aber einem gemeinen Kriegs-Knechte den Schild vom Ar- me riß/ an die Spitze ſich ſtellte/ den Sieg des Feindes hemmte/ ja faſt den Nahmen der Ner- vier vertilgte. Darbey war auffgezeich- net: Sind Perſens und ſein Schild als Sterne zu erhoͤhen/ Weil Atlas und ein Fiſch verwandelt wird in Stein; Muß Caͤſar und ſein Schild verkehrt in Sonnen ſeyn/ Weil tauſend Nervier fuͤr ihm wie Marmel ſtehen. Auff der andern Seite war das Bild des A- qvitaniſchen Galliens auffgerichtet/ und an dem erſten Felde der Wand kuͤnſtlich eingeetzt das ho- he mit ſechs Fuͤſſe tieffem Schnee bedeckte Ge- benniſche Gebuͤrge/ uͤber welches Kaͤyſer Juli- us die Arverner wider alle menſchliche Einbil- dung uͤberfiel. Darunter ſtand: Verkreuch dich Hannibal mit deinem Alpen ſteigen/ Weil Menſch und Sommer dir dort einen Fuß-Pfad zeigen; Gebennens Schnee-Gebuͤrg’ iſt Gꝛmſen auch zu boch/ Doch findet Julius durch Klipp’ und Schnee ein Loch. Jn dem andern Felde ſtand die Eroberung der uͤberaus feſten Stadt Uxellodun; da Kaͤyſer Julius nach vergebens gebrauchtem Schwerdt und Feuer einem ſtarcken Brunnen das Waſ- ſer entzoh/ und durch Durſt die Belaͤgerten zur Ubergabe zwang/ hernach aber allen/ die Waffen getragen hatten/ die Haͤnde abhauen ließ. Die Beyſchrifft war: Jn dem Uxellodun in Caͤſars Haͤnde faͤllt/ Als er dem ew’gen Qvell die Adern abgeſchnitten; Erweiſt der Kaͤvſer ſich mehr einen Gott als Held/ Denn Goͤtter koͤnnen ja nur der Natur gebieten. An der dritten Seite des Tempels ſtand das Bild des Celtiſchen Galliens/ und im erſten Felde der Mauer war zu ſehen Caͤſars wunder- wuͤrdige Belaͤgerung der unuͤberwindlichen Feſtung Alexia/ und derſelben Auffgabe. Die Schrifft dabey war: Kein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/410
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/410>, abgerufen am 23.11.2024.