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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
der Friesen gantz krafftloß wieder nach Rom schicken/ von dar ihn Eifer und Rache bald
wieder zurücke diesen und den Usipetern auff den Hals ziehen/ welche erstern
sich auch nach hertzhaffter Gegenwehr dennoch dem Römischen Joche unterwerffen/
und durch plötzlichen Uberfall des Cherustischen Gebiets zu Deutschburg des Feldherrn
Segimers zwey Söhne mit ihrer Mutter Asblaste dem Drusus zur Beute werden müs-
sen. Der Feldherr Segimer der Sicambrische Hertzog Melo ziehen die Catten in ihr in
einem heiligen Häyne mit der Römer Blute gleichsam bezeichnetes Bündniß/ schneiden
dem an die Weser gerückten Drusus/ welcher Fluß seiner eigenen in Stein gegrabenen
Worte nach der Zweck seiner Siege war/ die Rückkehr ab/ in welchem blutigen Fechten
die Römer 12. Fahnen der Nervier/ 8. der Friesen/ 20. der Gallier nebst einem Römi-
schen Adler einbüßen/ Anectius vom Arxus/ Senectius vom Melo erlegt und Drusus
vom Segimer verwundet wird/ so/ daß er sich nach Alison flüchten muste/ von dar er
nach Rom zum Siegs-Gepränge beruffen/ und vor ihm her des Feldherrn Gemahlin
Asblaste mit ihren zwey Kindern auff einem goldnen Wagen mit 4. weissen Pferden ge-
führet wird. Von dieses des Drusus mehr den Deutschen zum Schimpff als ihm zu
Ehren gereichenden Siegs-Gepränge kommt Adgandester auff Rhemet alces und ande-
rer Fürsten inständiges Anhalten auff der Octavie des Käysers Schwester Tochter die
schöne in einen Edelmann Nahmens Murena verliebte dem Drusus aber von der Livia
und Augustus zugedachte Antonia/ wie diese ihre Liebe unter einer in dem ihr verehrten
Vorwerg bey Baje zahm gemachten Fisch Murene so klüglich verstecket. Wie sehr sich
beyde gleich vor der auffsichtigen Octavie und schlauen Livie in acht nehmen/ so muß doch
eine im Saal des Weihers gefundene stumme Taffel/ und bald darauff die durch widri-
gen Zufall erfolgte Verwechselung der Brieffe ihrer Liebe Verräther seyn. Octavia
und Antonia gerathen durch Umstürtzung des Schiffes in Lebens-Gefahr/ werden aber
vom Murena wunderbar errettet; Die verwechselten Brieffe zwischen Julien und An-
tonien gegen einander ausgewechselt/ diese auch von jener bey bevorstehenden zu Pu-
teoli angestellten Schau-Spielen/ wobey Hertzogs Segimers Gesandter der Ritter von
der Lippe das beste gethan/ alles Vorschubs in ihrer geheimen Liebe zwar versichert/ un-
ter dem vermeinten Murena aber dem Drusus fälschlich in die Hände gespielet/ wor-
über sie in halbe Verzweiffelung gesetzet wird. Jnzwischen wird Drusus in der am so
genannten Spiegel-See der Göttin Diane gelegenen Höhle Egenia von seiner Mutter
wegen eines an die Julia gefertigten Brieffs gerechtfertiget/ diese Stadtkündige La-
ster nebst andern ihrer Ehe verhinderlichen Geheimnissen/ dagegen die wunder wür di-
ge und mit allen Tugenden vergesellschafftete Schönheit der Antonie/ die ihm mit der
Zeit den Käyserlichen Thron zum Braut-Schatze zu bringen würde/ ihm vor Augen
gestellet/ endlich auff des Käysers vorgezeigten Befehl zu der letztern Entschlüssung
auch bewogen/ und diese wenige Tage darauff nach denen der Diane geschlachteten
Opffern zu Rom durch ordentliches Beylager mehr mit Liviens und Juliens/ als der
Vermählten Freude prächtig vollzogen wird. Dem Drusus steckt Juliens Liebe noch
immer im Kopffe; Julia dagegen der Zeither in Kummer und Einsamkeit vergrabe-
nen Murena zu geniessen dencket auff alle ersinnliche Mittel/ wird aber von der be-

gleich-
Erster Theil. T t

Arminius und Thußnelda.
der Frieſen gantz krafftloß wieder nach Rom ſchicken/ von dar ihn Eifer und Rache bald
wieder zuruͤcke dieſen und den Uſipetern auff den Hals ziehen/ welche erſtern
ſich auch nach hertzhaffter Gegenwehr dennoch dem Roͤmiſchen Joche unterwerffen/
und durch ploͤtzlichen Uberfall des Cheruſtiſchen Gebiets zu Deutſchburg des Feldherrn
Segimers zwey Soͤhne mit ihrer Mutter Asblaſte dem Druſus zur Beute werden muͤſ-
ſen. Der Feldherr Segimer der Sicambriſche Hertzog Melo ziehen die Catten in ihr in
einem heiligen Haͤyne mit der Roͤmer Blute gleichſam bezeichnetes Buͤndniß/ ſchneiden
dem an die Weſer geruͤckten Druſus/ welcher Fluß ſeiner eigenen in Stein gegrabenen
Worte nach der Zweck ſeiner Siege war/ die Ruͤckkehr ab/ in welchem blutigen Fechten
die Roͤmer 12. Fahnen der Nervier/ 8. der Frieſen/ 20. der Gallier nebſt einem Roͤmi-
ſchen Adler einbuͤßen/ Anectius vom Arxus/ Senectius vom Melo erlegt und Druſus
vom Segimer verwundet wird/ ſo/ daß er ſich nach Aliſon fluͤchten muſte/ von dar er
nach Rom zum Siegs-Gepraͤnge beruffen/ und vor ihm her des Feldherrn Gemahlin
Asblaſte mit ihren zwey Kindern auff einem goldnen Wagen mit 4. weiſſen Pferden ge-
fuͤhret wird. Von dieſes des Druſus mehr den Deutſchen zum Schimpff als ihm zu
Ehren gereichenden Siegs-Gepraͤnge kommt Adgandeſter auff Rhemet alces und ande-
rer Fuͤrſten inſtaͤndiges Anhalten auff der Octavie des Kaͤyſers Schweſter Tochter die
ſchoͤne in einen Edelmann Nahmens Murena verliebte dem Druſus aber von der Livia
und Auguſtus zugedachte Antonia/ wie dieſe ihre Liebe unter einer in dem ihr verehrten
Vorwerg bey Baje zahm gemachten Fiſch Murene ſo kluͤglich verſtecket. Wie ſehr ſich
beyde gleich vor der auffſichtigen Octavie und ſchlauen Livie in acht nehmen/ ſo muß doch
eine im Saal des Weihers gefundene ſtumme Taffel/ und bald darauff die durch widri-
gen Zufall erfolgte Verwechſelung der Brieffe ihrer Liebe Verraͤther ſeyn. Octavia
und Antonia gerathen durch Umſtuͤrtzung des Schiffes in Lebens-Gefahr/ werden aber
vom Murena wunderbar errettet; Die verwechſelten Brieffe zwiſchen Julien und An-
tonien gegen einander ausgewechſelt/ dieſe auch von jener bey bevorſtehenden zu Pu-
teoli angeſtellten Schau-Spielen/ wobey Hertzogs Segimers Geſandter der Ritter von
der Lippe das beſte gethan/ alles Vorſchubs in ihrer geheimen Liebe zwar verſichert/ un-
ter dem vermeinten Murena aber dem Druſus faͤlſchlich in die Haͤnde geſpielet/ wor-
uͤber ſie in halbe Verzweiffelung geſetzet wird. Jnzwiſchen wird Druſus in der am ſo
genannten Spiegel-See der Goͤttin Diane gelegenen Hoͤhle Egenia von ſeiner Mutter
wegen eines an die Julia gefertigten Brieffs gerechtfertiget/ dieſe Stadtkuͤndige La-
ſter nebſt andern ihrer Ehe verhinderlichen Geheimniſſen/ dagegen die wunder wuͤr di-
ge und mit allen Tugenden vergeſellſchafftete Schoͤnheit der Antonie/ die ihm mit der
Zeit den Kaͤyſerlichen Thron zum Braut-Schatze zu bringen wuͤrde/ ihm vor Augen
geſtellet/ endlich auff des Kaͤyſers vorgezeigten Befehl zu der letztern Entſchluͤſſung
auch bewogen/ und dieſe wenige Tage darauff nach denen der Diane geſchlachteten
Opffern zu Rom durch ordentliches Beylager mehr mit Liviens und Juliens/ als der
Vermaͤhlten Freude praͤchtig vollzogen wird. Dem Druſus ſteckt Juliens Liebe noch
immer im Kopffe; Julia dagegen der Zeither in Kummer und Einſamkeit vergrabe-
nen Murena zu genieſſen dencket auff alle erſinnliche Mittel/ wird aber von der be-

gleich-
Erſter Theil. T t
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[329/0383] Arminius und Thußnelda. der Frieſen gantz krafftloß wieder nach Rom ſchicken/ von dar ihn Eifer und Rache bald wieder zuruͤcke dieſen und den Uſipetern auff den Hals ziehen/ welche erſtern ſich auch nach hertzhaffter Gegenwehr dennoch dem Roͤmiſchen Joche unterwerffen/ und durch ploͤtzlichen Uberfall des Cheruſtiſchen Gebiets zu Deutſchburg des Feldherrn Segimers zwey Soͤhne mit ihrer Mutter Asblaſte dem Druſus zur Beute werden muͤſ- ſen. Der Feldherr Segimer der Sicambriſche Hertzog Melo ziehen die Catten in ihr in einem heiligen Haͤyne mit der Roͤmer Blute gleichſam bezeichnetes Buͤndniß/ ſchneiden dem an die Weſer geruͤckten Druſus/ welcher Fluß ſeiner eigenen in Stein gegrabenen Worte nach der Zweck ſeiner Siege war/ die Ruͤckkehr ab/ in welchem blutigen Fechten die Roͤmer 12. Fahnen der Nervier/ 8. der Frieſen/ 20. der Gallier nebſt einem Roͤmi- ſchen Adler einbuͤßen/ Anectius vom Arxus/ Senectius vom Melo erlegt und Druſus vom Segimer verwundet wird/ ſo/ daß er ſich nach Aliſon fluͤchten muſte/ von dar er nach Rom zum Siegs-Gepraͤnge beruffen/ und vor ihm her des Feldherrn Gemahlin Asblaſte mit ihren zwey Kindern auff einem goldnen Wagen mit 4. weiſſen Pferden ge- fuͤhret wird. Von dieſes des Druſus mehr den Deutſchen zum Schimpff als ihm zu Ehren gereichenden Siegs-Gepraͤnge kommt Adgandeſter auff Rhemet alces und ande- rer Fuͤrſten inſtaͤndiges Anhalten auff der Octavie des Kaͤyſers Schweſter Tochter die ſchoͤne in einen Edelmann Nahmens Murena verliebte dem Druſus aber von der Livia und Auguſtus zugedachte Antonia/ wie dieſe ihre Liebe unter einer in dem ihr verehrten Vorwerg bey Baje zahm gemachten Fiſch Murene ſo kluͤglich verſtecket. Wie ſehr ſich beyde gleich vor der auffſichtigen Octavie und ſchlauen Livie in acht nehmen/ ſo muß doch eine im Saal des Weihers gefundene ſtumme Taffel/ und bald darauff die durch widri- gen Zufall erfolgte Verwechſelung der Brieffe ihrer Liebe Verraͤther ſeyn. Octavia und Antonia gerathen durch Umſtuͤrtzung des Schiffes in Lebens-Gefahr/ werden aber vom Murena wunderbar errettet; Die verwechſelten Brieffe zwiſchen Julien und An- tonien gegen einander ausgewechſelt/ dieſe auch von jener bey bevorſtehenden zu Pu- teoli angeſtellten Schau-Spielen/ wobey Hertzogs Segimers Geſandter der Ritter von der Lippe das beſte gethan/ alles Vorſchubs in ihrer geheimen Liebe zwar verſichert/ un- ter dem vermeinten Murena aber dem Druſus faͤlſchlich in die Haͤnde geſpielet/ wor- uͤber ſie in halbe Verzweiffelung geſetzet wird. Jnzwiſchen wird Druſus in der am ſo genannten Spiegel-See der Goͤttin Diane gelegenen Hoͤhle Egenia von ſeiner Mutter wegen eines an die Julia gefertigten Brieffs gerechtfertiget/ dieſe Stadtkuͤndige La- ſter nebſt andern ihrer Ehe verhinderlichen Geheimniſſen/ dagegen die wunder wuͤr di- ge und mit allen Tugenden vergeſellſchafftete Schoͤnheit der Antonie/ die ihm mit der Zeit den Kaͤyſerlichen Thron zum Braut-Schatze zu bringen wuͤrde/ ihm vor Augen geſtellet/ endlich auff des Kaͤyſers vorgezeigten Befehl zu der letztern Entſchluͤſſung auch bewogen/ und dieſe wenige Tage darauff nach denen der Diane geſchlachteten Opffern zu Rom durch ordentliches Beylager mehr mit Liviens und Juliens/ als der Vermaͤhlten Freude praͤchtig vollzogen wird. Dem Druſus ſteckt Juliens Liebe noch immer im Kopffe; Julia dagegen der Zeither in Kummer und Einſamkeit vergrabe- nen Murena zu genieſſen dencket auff alle erſinnliche Mittel/ wird aber von der be- gleich- Erſter Theil. T t

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/383>, abgerufen am 22.11.2024.