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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Drittes Buch
[Spaltenumbruch] liebenden Alten Ermahnung/ die ich so wenig
als Göttliche Weissagungen niemals in Wind
geschlagen/ bewegte mich dir/ Polemon/ Frie-
dens Vorschläge zu thun. Und wisse/ liebster
Pharasmanes/ wir zwey kamen alleine zwischen
beyden in voller Schlacht-Ordnung haltenden
Heeren zusammen/ wir waren auch schon bey
nahe eines/ als zwischen unsere Füsse eine
Schlange gelauffen kam/ welche uns nöthigte
unsere Sebeln zu blössen/ und/ umb uns ihrer
zu erwehren/ auf selbte zu hauen. Unsere zum
Streit begierige Heere bildeten ihnen ein/ wir
tasteten einander an/ fielen daher Augenblicks
als der Blitz an einander/ und/ weil der Grimm
weder Augen noch Ohren hat/ mochten wir we-
der mit Zureden noch Zeichen sie zurücke halten/
sondern/ nachdem dieser Sturm schon unmöglich
zu hemmen war/ muste ieder nur auf seiner Sei-
te das beste thun. Pharasmanes fing überlaut
an zu ruffen: Jhr grimmigen Götter! Habt
ihr/ oder die höllischen Unholden diese Schlange
dißmal ausgeschickt? Habt ihr diesem unfüssig-
tem Thiere dessenthalben solche Geschwindigkeit
gegeben/ mir aber entzogen/ wormit jenes das Gift
der Zwytracht unter euch streuen/ ich aber durch
meinen Bericht nicht den abscheulichen Vater-
Mord verhüten möchte! Wormit mich aber
niemand eines Getichtes beschuldige/ so ver-
schweige/ Polemon/ dem hiervon nichts wissen-
den Ariobarzanes nicht/ daß dir die Königin
Dynamis auf einmal einen Sohn und Tochter
gebohren? Jst es nicht wahr/ daß dir die Götter
wahrgesagt: Du würdest von deines Sohnes
Händen sterben? Sage/ hat dich diß nicht be-
wegt diß Kind von deinem Hofe zu schaffen/ nach-
dem die Mutter ihm kaum das Leben erbitten
konte? Hat dir aber Dynamis mitlerzeit nicht
offenbaret/ so wird sie es noch thun müssen/ daß
sie diß Söhnlein der Pythodoris einer nicht weit
von hier wohnenden Frauen zum erziehen anver-
trauet? Hat sie dich nicht berichtet/ daß/ als du zu
Rom gewest/ dein Töchterlein Arsinoe verstor-
[Spaltenumbruch] ben/ sie aber das verstossene Söhnlein wieder
nach Hofe genommen/ und unter dem Nahmen
Arsinoe auferzogen habe? Polemon verwun-
derte sich/ wie Pharasmanes in allem so genau
eintreffe; gestand auch/ daß Dynamis ihm letzt-
hin/ als Ariobarzanes Heyrath eben deßwegen
rückgängig worden/ diese Umbwechselung eben
so zugestanden hätte. Pharasmanes fuhr hier-
auf fort: Aber so wol du/ als Dynamis/ stecken
in einem grossen Jrrthume/ wenn ihr glaubet/
daß das von der Dynamis zurück genommene
Kind das eurige gewest sey. Höret nun den
wahrhafftigen Lauff der Dinge:Als der berühm-
te König der Meden Artavasdes von dem Ar-
menischen Könige Artaxias und seinen Parthi-
schen Hülffs-Völckern aus Armenien verjagt/
und nach Verlust der Städte Arsacia/ Cyropolis/
Europus/ biß an die Stadt Ecbatana ins Ge-
dränge getrieben ward/ trug er in Mangel selb-
eigener Söhne/ für seinen kaum jährichten Enckel
Ariobarzanes/ welchen seine den jungen Alexander
des Antonius und der Cleopatra verheyrathete
Tochter Jotape zu Alexandria geboren/ der Kaiser
ihm aber mit ihr zurück in Meden geschikt hatte/
grosse Sorge; befahl daher mir diß Kind auf alle
Weise und Wege aus den Händen der Feinde zu
retten. Jch nahm meine Zuflucht alsofort in
des Königs Polemons Geviete/ und ließ mich
in der Haupt-Stadt des kleinern Armeniens
Satala nieder. Daselbst ward ich bekant mit
oberwehntem Pythodoris/ derer Ehherr ein Jahr
vorher verstorben war/ und/ weil gantz Meden
frembde Dienstbarkeit trug/ verlohr ich alle
Begierde in mein Vaterland zu kehren/ hey-
rathete also diese edle Armeniern. Wenige Wo-
chen darnach starb das mir vom Artavasdes an-
vertraute Kind/ worüber ich in Trost-loses Trau-
ren versanck. Dieses ward vergrössert durch
einen Befehl von der Königin Jotape/ daß ich
von Stund[-]an mit dem jungen Ariobarzanes
nach Antiochia kommen solte/ weil der Kaiser
sie mit ihrem Kinde in Schutz genommen hätte.

Jch

Drittes Buch
[Spaltenumbruch] liebenden Alten Ermahnung/ die ich ſo wenig
als Goͤttliche Weiſſagungen niemals in Wind
geſchlagen/ bewegte mich dir/ Polemon/ Frie-
dens Vorſchlaͤge zu thun. Und wiſſe/ liebſter
Pharaſmanes/ wir zwey kamen alleine zwiſchen
beyden in voller Schlacht-Ordnung haltenden
Heeren zuſammen/ wir waren auch ſchon bey
nahe eines/ als zwiſchen unſere Fuͤſſe eine
Schlange gelauffen kam/ welche uns noͤthigte
unſere Sebeln zu bloͤſſen/ und/ umb uns ihrer
zu erwehren/ auf ſelbte zu hauen. Unſere zum
Streit begierige Heere bildeten ihnen ein/ wir
taſteten einander an/ fielen daher Augenblicks
als der Blitz an einander/ und/ weil der Grimm
weder Augen noch Ohren hat/ mochten wir we-
der mit Zureden noch Zeichen ſie zuruͤcke halten/
ſondern/ nachdem dieſer Sturm ſchon unmoͤglich
zu hemmen war/ muſte ieder nur auf ſeiner Sei-
te das beſte thun. Pharaſmanes fing uͤberlaut
an zu ruffen: Jhr grimmigen Goͤtter! Habt
ihr/ oder die hoͤlliſchen Unholden dieſe Schlange
dißmal ausgeſchickt? Habt ihr dieſem unfuͤſſig-
tem Thiere deſſenthalben ſolche Geſchwindigkeit
gegebẽ/ mir aber entzogẽ/ wormit jenes das Gift
der Zwytracht unter euch ſtreuen/ ich aber durch
meinen Bericht nicht den abſcheulichen Vater-
Mord verhuͤten moͤchte! Wormit mich aber
niemand eines Getichtes beſchuldige/ ſo ver-
ſchweige/ Polemon/ dem hiervon nichts wiſſen-
den Ariobarzanes nicht/ daß dir die Koͤnigin
Dynamis auf einmal einen Sohn und Tochter
gebohren? Jſt es nicht wahr/ daß dir die Goͤtter
wahrgeſagt: Du wuͤrdeſt von deines Sohnes
Haͤnden ſterben? Sage/ hat dich diß nicht be-
wegt diß Kind von deinem Hofe zu ſchaffen/ nach-
dem die Mutter ihm kaum das Leben erbitten
konte? Hat dir aber Dynamis mitlerzeit nicht
offenbaret/ ſo wird ſie es noch thun muͤſſen/ daß
ſie diß Soͤhnlein der Pythodoris einer nicht weit
von hier wohnenden Frauen zum erziehẽ anver-
trauet? Hat ſie dich nicht berichtet/ daß/ als du zu
Rom geweſt/ dein Toͤchterlein Arſinoe verſtor-
[Spaltenumbruch] ben/ ſie aber das verſtoſſene Soͤhnlein wieder
nach Hofe genommen/ und unter dem Nahmen
Arſinoe auferzogen habe? Polemon verwun-
derte ſich/ wie Pharaſmanes in allem ſo genau
eintreffe; geſtand auch/ daß Dynamis ihm letzt-
hin/ als Ariobarzanes Heyrath eben deßwegen
ruͤckgaͤngig worden/ dieſe Umbwechſelung eben
ſo zugeſtanden haͤtte. Pharaſmanes fuhr hier-
auf fort: Aber ſo wol du/ als Dynamis/ ſtecken
in einem groſſen Jrrthume/ wenn ihr glaubet/
daß das von der Dynamis zuruͤck genommene
Kind das eurige geweſt ſey. Hoͤret nun den
wahrhafftigen Lauff der Dinge:Als der beruͤhm-
te Koͤnig der Meden Artavasdes von dem Ar-
meniſchen Koͤnige Artaxias und ſeinen Parthi-
ſchen Huͤlffs-Voͤlckern aus Armenien verjagt/
und nach Verluſt der Staͤdte Arſacia/ Cyropolis/
Europus/ biß an die Stadt Ecbatana ins Ge-
draͤnge getrieben ward/ trug er in Mangel ſelb-
eigener Soͤhne/ fuͤr ſeinen kaum jaͤhrichtẽ Enckel
Ariobarzanes/ welchen ſeine dẽ jungẽ Alexander
des Antonius und der Cleopatra verheyrathete
Tochter Jotape zu Alexandria geborẽ/ der Kaiſer
ihm aber mit ihr zuruͤck in Meden geſchikt hatte/
groſſe Sorge; befahl daher mir diß Kind auf alle
Weiſe und Wege aus den Haͤnden der Feinde zu
retten. Jch nahm meine Zuflucht alſofort in
des Koͤnigs Polemons Geviete/ und ließ mich
in der Haupt-Stadt des kleinern Armeniens
Satala nieder. Daſelbſt ward ich bekant mit
oberwehntem Pythodoris/ derer Ehherꝛ ein Jahr
vorher verſtorben war/ und/ weil gantz Meden
frembde Dienſtbarkeit trug/ verlohr ich alle
Begierde in mein Vaterland zu kehren/ hey-
rathete alſo dieſe edle Armeniern. Wenige Wo-
chen darnach ſtarb das mir vom Artavasdes an-
vertraute Kind/ woruͤber ich in Troſt-loſes Trau-
ren verſanck. Dieſes ward vergroͤſſert durch
einen Befehl von der Koͤnigin Jotape/ daß ich
von Stund[-]an mit dem jungen Ariobarzanes
nach Antiochia kommen ſolte/ weil der Kaiſer
ſie mit ihrem Kinde in Schutz genommen haͤtte.

Jch
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[292/0344] Drittes Buch liebenden Alten Ermahnung/ die ich ſo wenig als Goͤttliche Weiſſagungen niemals in Wind geſchlagen/ bewegte mich dir/ Polemon/ Frie- dens Vorſchlaͤge zu thun. Und wiſſe/ liebſter Pharaſmanes/ wir zwey kamen alleine zwiſchen beyden in voller Schlacht-Ordnung haltenden Heeren zuſammen/ wir waren auch ſchon bey nahe eines/ als zwiſchen unſere Fuͤſſe eine Schlange gelauffen kam/ welche uns noͤthigte unſere Sebeln zu bloͤſſen/ und/ umb uns ihrer zu erwehren/ auf ſelbte zu hauen. Unſere zum Streit begierige Heere bildeten ihnen ein/ wir taſteten einander an/ fielen daher Augenblicks als der Blitz an einander/ und/ weil der Grimm weder Augen noch Ohren hat/ mochten wir we- der mit Zureden noch Zeichen ſie zuruͤcke halten/ ſondern/ nachdem dieſer Sturm ſchon unmoͤglich zu hemmen war/ muſte ieder nur auf ſeiner Sei- te das beſte thun. Pharaſmanes fing uͤberlaut an zu ruffen: Jhr grimmigen Goͤtter! Habt ihr/ oder die hoͤlliſchen Unholden dieſe Schlange dißmal ausgeſchickt? Habt ihr dieſem unfuͤſſig- tem Thiere deſſenthalben ſolche Geſchwindigkeit gegebẽ/ mir aber entzogẽ/ wormit jenes das Gift der Zwytracht unter euch ſtreuen/ ich aber durch meinen Bericht nicht den abſcheulichen Vater- Mord verhuͤten moͤchte! Wormit mich aber niemand eines Getichtes beſchuldige/ ſo ver- ſchweige/ Polemon/ dem hiervon nichts wiſſen- den Ariobarzanes nicht/ daß dir die Koͤnigin Dynamis auf einmal einen Sohn und Tochter gebohren? Jſt es nicht wahr/ daß dir die Goͤtter wahrgeſagt: Du wuͤrdeſt von deines Sohnes Haͤnden ſterben? Sage/ hat dich diß nicht be- wegt diß Kind von deinem Hofe zu ſchaffen/ nach- dem die Mutter ihm kaum das Leben erbitten konte? Hat dir aber Dynamis mitlerzeit nicht offenbaret/ ſo wird ſie es noch thun muͤſſen/ daß ſie diß Soͤhnlein der Pythodoris einer nicht weit von hier wohnenden Frauen zum erziehẽ anver- trauet? Hat ſie dich nicht berichtet/ daß/ als du zu Rom geweſt/ dein Toͤchterlein Arſinoe verſtor- ben/ ſie aber das verſtoſſene Soͤhnlein wieder nach Hofe genommen/ und unter dem Nahmen Arſinoe auferzogen habe? Polemon verwun- derte ſich/ wie Pharaſmanes in allem ſo genau eintreffe; geſtand auch/ daß Dynamis ihm letzt- hin/ als Ariobarzanes Heyrath eben deßwegen ruͤckgaͤngig worden/ dieſe Umbwechſelung eben ſo zugeſtanden haͤtte. Pharaſmanes fuhr hier- auf fort: Aber ſo wol du/ als Dynamis/ ſtecken in einem groſſen Jrrthume/ wenn ihr glaubet/ daß das von der Dynamis zuruͤck genommene Kind das eurige geweſt ſey. Hoͤret nun den wahrhafftigen Lauff der Dinge:Als der beruͤhm- te Koͤnig der Meden Artavasdes von dem Ar- meniſchen Koͤnige Artaxias und ſeinen Parthi- ſchen Huͤlffs-Voͤlckern aus Armenien verjagt/ und nach Verluſt der Staͤdte Arſacia/ Cyropolis/ Europus/ biß an die Stadt Ecbatana ins Ge- draͤnge getrieben ward/ trug er in Mangel ſelb- eigener Soͤhne/ fuͤr ſeinen kaum jaͤhrichtẽ Enckel Ariobarzanes/ welchen ſeine dẽ jungẽ Alexander des Antonius und der Cleopatra verheyrathete Tochter Jotape zu Alexandria geborẽ/ der Kaiſer ihm aber mit ihr zuruͤck in Meden geſchikt hatte/ groſſe Sorge; befahl daher mir diß Kind auf alle Weiſe und Wege aus den Haͤnden der Feinde zu retten. Jch nahm meine Zuflucht alſofort in des Koͤnigs Polemons Geviete/ und ließ mich in der Haupt-Stadt des kleinern Armeniens Satala nieder. Daſelbſt ward ich bekant mit oberwehntem Pythodoris/ derer Ehherꝛ ein Jahr vorher verſtorben war/ und/ weil gantz Meden frembde Dienſtbarkeit trug/ verlohr ich alle Begierde in mein Vaterland zu kehren/ hey- rathete alſo dieſe edle Armeniern. Wenige Wo- chen darnach ſtarb das mir vom Artavasdes an- vertraute Kind/ woruͤber ich in Troſt-loſes Trau- ren verſanck. Dieſes ward vergroͤſſert durch einen Befehl von der Koͤnigin Jotape/ daß ich von Stund-an mit dem jungen Ariobarzanes nach Antiochia kommen ſolte/ weil der Kaiſer ſie mit ihrem Kinde in Schutz genommen haͤtte. Jch

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/344>, abgerufen am 22.11.2024.